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Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
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Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
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Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
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Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
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Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
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Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
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BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
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Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
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Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
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Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
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Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
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Skandalöse Geschichtsklitterung
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Heiko Maas - Kniefall nach Israel
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Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
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Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
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Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
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Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
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Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
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Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
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Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

Offener Brief an den Redakteur der Süddeutschen Zeitung Dr. Nils Minkmar, der die Schlussveranstaltung der Berlinale als „antisemitischen Skandal“ bezeichnet hat

Arn Strohmeyer

Sehr geehrter Herr Dr. Minkmar, Sie haben in der Süddeutschen Zeitung die Macher des Filme No other land, den Palästinenser Basel Adra und den Israeli Yuval Abraham, sowie den Amerikaner Ben Russell (Diret action) als Antisemiten bezeichnet, ihren Auftritt am Abschlussabend der Berlinale als „Skandal“ und „Schauergeschichte“.

Was haben diese drei Filmemacher aber verbrochen? Sie haben einen Waffenstillstand für den Gazastreifen gefordert sowie ein Ende der Waffenlieferungen an Israel. Außerdem sind Begriffe „Apartheid“ und „Genozid“ gefallen. Nun kann man sich darüber streiten, ob es sich im Gazastreifen um einen Genozid handelt. Ich will Ihnen auf Ihre Kritik mit den Aussagen zweier prominenter Juden antworten.

Der frühere UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechte in den von Israel besetzten Gebieten, der Völkerrechtler Richard Falk (Princeton University, New Jersey), hat im Jahr 2007 geschrieben, also 17 Jahre vor den jetzigen blutigen Ereignissen dort, dass es in diesem Gebiet einen „Holocaust-am-Entstehen“ gebe. Er führte aus: „Die jüngsten Entwicklungen in Gaza sind besonders beunruhigend, weil sie so deutlich eine bewusste Absicht auf der Seite Israels und seiner Verbündeten ausdrücken, eine ganze menschliche Gemeinschaft lebensbedrohlichen Bedingungen von äußerster Grausamkeit zu unterwerfen. Der Vorschlag, dass dieses Verhaltensmuster ein Holocaust-am-Entstehen sei, stellt vielmehr einen Appell an die Regierungen der Welt und die Weltöffentlichkeit dar, dringend zu handeln, um zu verhindern, dass die gegenwärtigen genozidalen Tendenzen in einer kollektiven Tragödie kulminieren.“

Und der israelische Historiker Ilan Pappe (früher Universität Tel Aviv, jetzt Universität Exeter) sprach schon 2006 in Bezug auf den Gazastreifen von einem „Genozid“ und einer auf „Völkermord abzielenden Politik“ Israels. Er benutzte in diesem Zusammenhang auch das Wort „Eliminierung“, die Israel dort betreibe. Angesichts von jetzt über 30 000 Toten im Gazastreifen (die unter den Trümmern noch ungeborgenen Toten nicht mitgerechnet) und über 72 000 Verletzten (davon sehr viele Frauen und Kinder) sowie angesichts der fast vollständigen Zerstörung des Gebietes muss man die Sätze von Falk und Pappe als prophetisch bezeichnen.

Der russisch-jüdische Jurist Raphael Lemkin hat den Begriff „Genozid“ geprägt, er war auch 1948 der Initiator der UN-Genozid-Konvention. Er bezeichnete Genozid als die organisierte Zerstörung einer Bevölkerung durch ein breites Spektrum von sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Maßnahmen plus Gewalt. Wenn man bedenkt, dass die Israelis den Gazastreifen seit 2006 vollständig abgeriegelt und jeden Außenkontakt und damit jede Weiterentwicklung des Gebietes verhindert haben, und wenn man das jetzige kriegerische Vorgehen Israels dazu nimmt, ist der Begriff Genozid durchaus angebracht. Die Israelis setzen ja auch ganz bewusst Hunger, Mangel an Wasser und Medizingütern als Kampfmittel ein.

Von zentraler Bedeutung war für Lemkin beim Genozid auch die Zerstörung der Kultur der einheimischen Bevölkerung, weil Kultur die Basis des sozialen Zusammenhalts und der gemeinsamen Identität ist. Genau deshalb hat Israel im Gazastreifen jetzt alle kulturellen und religiösen Einrichtungen zerstört: Universitäten, Schulen, Bibliotheken, Archive, Moscheen und sogar die Friedhöfe. Jede Erinnerung an die eigene palästinensische Geschichte soll offensichtlich ausgelöscht werden. Genauso sind die Zionisten im Übrigen bei der Nakba 1948 – der Vertreibung der Palästinenser aus ihrer Heimat – vorgegangen.

Sie bezeichnen auch den Begriff Apartheid als antisemitisch. Wahrscheinlich sind Sie wie der deutsche Antisemitismusbeauftragte Dr. Felix Klein der Meinung, dass Apartheid ein anti-jüdischer Begriff ist. So etwas könne es also im Judentum gar nicht geben. Ich will Ihnen ein Zitat angeben, wie der israelische Holocaustforscher Amos Goldberg auf Klein geantwortet hat. Dieser [also Klein] zeichne sich durch „ideologisches Denken“ aus, indem er „unabhängig von aller Erfahrung“, sozusagen von der Wirklichkeit emanzipiert argumentiere. Er sei ein Ideologe, der die Augen vor der Realität verschließe.

Denn Klein erkläre, dass Apartheid dem ideologischen Verständnis eines „jüdischen Staates“ zuwiderlaufe und entsprechende Vorwürfe deshalb antisemitisch seien. Die politische Realität in den besetzten Gebieten und in Israel selbst entsprächen aber den Kriterien für Apartheid, wie sie im Völkerrecht und im Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofes definiert werde, so Goldberg. Aber alles das interessiere Klein nicht. Die Realität habe keinen Einfluss auf seine Positionen.

Goldberg schließt seine Kritik an Klein so: „Felix Klein tut die Vorwürfe als antisemitisch ab, weil sie den jüdischen Charakter Israels in Frage stellten. Wie schräg. Wie realitätsfremd. Wie ideologisch. Klein mag für die Realität nicht empfänglich sein, doch die Realität ist stärker, und immer mehr Menschen auf der Welt und in Israel beginnen das zu erkennen.

Israel Apartheid vorzuwerfen ist nicht antisemitisch. Es beschreibt die Realität. Die israelische Regierung kämpft gegen Menschenrechte, Demokratie, Gleichheit und propagiert das Gegenteil: Autoritarismus, Diskriminierung, Rassismus und Apartheid. Felix Klein und alle anständigen Menschen müssen sich entscheiden, auf welcher Seite der Geschichte sie stehen wollen im Kampf gegen den Antisemitismus.“

Goldbergs Replik auf Felix Klein ist nicht nur eine sehr gelungene Widerlegung von Kleins Ideologie, sie ist auch ein anschauliches Beispiel für deutsche Überheblichkeit, denn der Antisemitismusbeauftragte behauptet besser zu wissen, was „jüdisch“ ist, als ein renommierter jüdischer Wissenschaftler.

Sie gehen sehr ausführlich auf das Hamas-Massaker vom 7.Oktober ein und zeigen große Anteilnahe für die israelischen Opfer. Kein Mensch, der seine moralischen Kategorien noch beisammenhat, leugnet, dass es sich dabei um ein schreckliches Kriegsverbrechen gehandelt hat, und die Empathie für die Opfer und ihre Angehörigen völlig selbstverständlich ist. Aber Ihre Anteilnahme gehört nur den israelischen Opfern und nicht auch den Tausenden Toten und ihren Angehörigen im Gazastreifen. Das unendliche Leid das Israel dort anrichtet, interessiert Sie offenbar nicht.

Natürlich muss man auch das Leid der israelischen Geiseln ansprechen und alles für ihre Freilassung tun. Aber haben Sie schon mal daran gedacht, dass ständig Tausende von Palästinensern (darunter auch einige hundert Kinder!) unter furchtbaren Bedingungen in israelischen Gefängnissen sitzen, weil sie Widerstand gegen die grausame Besatzung geleistet haben oder im Verdacht stehen, dies zu tun. [Widerstand gegen eine Besatzungsmacht ist im Übrigen nach dem Völkerrecht erlaubt.] Palästinenser unterliegen im Westjordanland nicht dem liberalen israelischen Recht, sondern Militärrecht, das auch Folter an den Gefangenen erlaubt. Für Palästinenser gibt es auch das Rechtsmittel der Administrativhaft, das heißt, sie können ohne Prozess und Zugang zu einem Anwalt Jahre lang festgehalten werden. Im Grunde sind diese Gefangenen auch Geiseln.

Was das Hamas-Massaker angeht, weisen selbst israelische Historiker und Publizisten darauf hin, dass dieses Verbrechen nichts mit dem Holocaust zu tun hat, sondern es in die Kontinuität des Konflikts Israels mit den Palästinensern eingeordnet werden muss. Allein während der Nakba 1948 hat es 68 an Palästinensern verübte Massaker gegeben, die die Absicht verfolgten, Panik zu erzeugen, damit die Palästinenser das Land verlassen. Das furchtbarste verübte die zionistische Terrorgruppe Irgun im April 1948 in dem Dorf Deir Jassin mir etwa 240 Toten. Der Anführer bei diesem Mordgeschehen war der spätere Ministerpräsident Menachem Begin, der später behauptete, ohne dieses Massaker gäbe es den Staat Israel nicht. Vielleicht ist Ihnen auch das berühmt-berüchtigte Massaker in dem Palästinenser-Lager Sabra & Schatila in Beirut 1982 in Erinnerung, bei dem die israelische Armee zusammen mit maronitischen Milizen Tausende von Palästinensern umbrachte. Der damalige israelische Verteidigungsminister Ariel Sharon, der den Befehl zu dem Massaker gegeben hatte, musste deshalb zurücktreten. Er konnte aber später trotzdem noch Ministerpräsident werden.

Ich will Ihnen zu dem Hamas-Massaker ein Zitat Ihrer Kollegin Amira Hass von der israelischen Tageszeitung Haaretz nicht vorenthalten. Sie schrieb drei Tage nach dem Anschlag der Hamas: „In wenigen Tagen erlebten die Israelis das, was die Palästinenser seit Jahrzehnten routinemäßig erlebten und noch immer erleben – militärische Übergriffe, Tod, Grausamkeit, getötete Kinder, auf der Straße aufgetürmte Leichen, Belagerung, Angst, Sorge um Angehörige, Gefangenschaft, Ziel von Rache sein, wahlloses tödliches Feuer auf Beteiligte (Soldaten) und Unbeteiligte (Zivilisten), eine Position der Unterlegenheit, die Zerstörung von Gebäuden, ruinierte Feiertage oder Feste, Schwäche und Hilflosigkeit angesichts allmächtiger bewaffneter Männer.“

Sie haben sicher auch gehört, dass der israelische Filmemacher Yuval Abraham sich nicht traut, in seine Heimat zurückzukehren, weil ein rechtsradikaler Mob ihn dort nals „Antisemiten“ anprangerte und schon sein Elternhaus heimgesucht hat. Da Sie ihn auch als „Antisemiten“ angegriffen haben, haben Sie sich in gefährliche Nähe zu diesen rechtsradikalen israelischen Fanatikern begeben. Ich habe überhaupt ein großes Problem mit Ihrem Antisemitismus-Begriff. Sie scheinen jede Kritik an Israels Politik und jeden Einsatz für die Rechte der Palästinenser für Antisemitismus zu halten. Ich habe von israelischen Intellektuellen gelernt, wie wichtig die Unterscheidung von Judentum und Zionismus ist, die für Sie offenbar identische Begriffe sind. Denn bei einer Nichtunterscheidung kommt man im Umgang mit Antisemitismus bzw. Antizionismus zu völlig falschen Ergebnissen. Ich will ein Beispiel nennen.

Der Antisemitismus-Begriff hat sich seit der Entstehung des Staates Israel sehr verändert. Es gibt natürlich in rechtsradikalen Kreisen noch den alten, „klassischen“ auf Rasse gegründeten Judenhass, der im 19. Jahrhundert entwickelt wurde und bei den Nazis bis zum Holocaust führte. Es gibt aber auch einen „neuen“ Antisemitismus-Begriff, den das zionistische Israel entwickelt hat, um seine Politik vor Kritik zu schützen. Das ist keine Erfindung von mir.
Der israelische Holocaust-Historiker Daniel Blatman hat den Begriff des funktionalen Antisemitismus geprägt. Er erinnert zunächst an die Geschichte des Judenhasses: „Der traditionelle, vertraute Antisemitismus war gekennzeichnet durch eine vielfältige Feindseligkeit gegenüber Juden und Judentum, die Dämonisierung der Juden, die Beschäftigung mit ihren kollektiven Eigenschaften und ihren Geschäftsbeziehungen sowie Mythen und Stereotypen, die den Juden als den inkarnierten Teufel darstellten. Den neuen Antisemitismus der heutigen europäischen nationalistischen Populisten – deren Definitionen Deutschland übernommen habe – bezeichnet er als funktionalen Antisemitismus. Es basiere auf dem Prinzip, dass jeder, den bestimmte Juden als antisemitisch definieren wollten, als solcher definiert werde.“

Mit anderen Worten, es handelt sich dabei nicht mehr um einen Antisemitismus, der zwischen Juden und Nichtjuden nach Kriterien wie Religion, Kultur, Nationalität oder Rasse unterscheidet – , sondern um einen, der zwischen Antisemiten und Nicht-Antisemiten unterscheidet, nach Kriterien, die von der israelischen Regierung und von Juden und Nichtjuden, die Israel unterstützen, in Deutschland und anderen Ländern aufgestellt wurde.

Er fährt dann fort: „Was hier geschieht, ist nicht weniger als eine historische Revolution im Verständnis des Antisemitismus: Antisemitische Deutsche definieren nicht mehr, wer ein Jude ist, der aus der Gesellschaft verbannt werden muss, sondern bestimmte Juden definieren, wer ein Antisemit oder ein Philosemit ist, und die Deutschen nehmen ihre Meinung an. Funktionaler Antisemitismus definiert Juden und Nichtjuden gleichermaßen als Antisemiten, basierend auf einer Reihe von Spezifikationen und Eigenschaften, die dem aktuellen Nationalismus Israels entsprechen.“ Dieser „neue Antisemitismus“ wird also von den Interessen der israelischen Politik bestimmt und hat vor allem die Funktion, Israels Politik vor Kritik zu immunisieren. Dieser Antisemitismus-Begriff gilt auch in Deutschland.

Israelische Bürger, die diesen Antisemitismus-Begriff nicht teilen und sogar für die Einhaltung der universellen Menschrechte eintreten, werden dort als „Verräter“ tituliert. Auch das ist keine Erfindung von mir. Die israelisch Soziologin Eva Illouz (Universität Jerusalem) schreibt in ihrem Buch Israel genau das: Wer in Israel die Menschenrechte verteidigt, wird als „Verräter“ angeprangert. (Quelle: Eva Illouz: Israel, Suhrkamp-Verlag, S. 10). Sie müssen also wissen, mit wem Sie sich einlassen, wenn Sie sich zu sehr mit dem offiziellen Israel und seinem Antisemitismus-Begriff identifizieren!

Ich möchte Ihnen zum Schluss eine Aussage präsentieren, die der israelische Historiker und Sozialwissenschaftler Moshe Zuckermann (vor seiner Pensionierung Universität Tel Aviv) über den Staat Israel getroffen hat. Zuckermann war ein Adorno-Schüler in Frankfurt und ist dann nach Israel ausgewandert, weil er damals an den Zionismus geglaubt hat.

Er schreibt: „Zu fragen gilt es gleichwohl, ob man in Deutschland wirklich weiß, mit was für einem Staat man sich solidarisiert, wenn man Israel gegenüber eine solch beharrliche Loyalität bezeugt. Oder lässt man sich etwa durch die Pathosformel der Zufluchtsstätte dermaßen blenden, dass man die Realität dieses Staates gleichsam ausblendet, um sich ungestört und bar jeglicher Wirklichkeitsrelevanz der längst schon zum verdinglichten Fetisch mutierten Sühnearbeit hingeben zu können?

Weiß man in Deutschlands politischer Klasse wirklich nichts von der jahrzehntelangen Barbarei des israelischen Okkupationsregimes und seinen Auswirkungen auf Palästinenser und jüdische Israelis? Weiß man nicht, dass man sich mit einem Land solidarisiert, das Kriegsverbrechen begeht, das Völker- und Menschenrechte systematisch übertritt, das schon längst zu einem Apartheidstaat verkommen ist? Und wenn man das weiß, meint man nicht, die notwendige Verurteilung dieser barbarischen Praxis in irgendeiner Weise artikulieren zu sollen?“ (aus dem Buch: Denk ich an Deutschland in der Nacht…Mitautor: Moshe Zimmermann, Westend-Verlag Frankfurt 2023)

Wenn Ich Ihre Maßstäbe anlege, die Sie in Ihrem Artikel über den Abschlussabend der Berlinale geäußert haben, dann muss ich feststellen, dass in Israel die schlimmsten Antisemiten leben – und sie sind sogar renommierte Wissenschaftler an den dortigen Universitäten!

Mi den besten Grüßen nach München
Ihr Arn Strohmeyer
 


 

           

 

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