oo


Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

Archiv - Themen - LinksFacebook  - Sponsern Sie  -  Aktuelle TermineSuchen

 

Kostenlos  IST nicht
Kostenfrei

Unterstützen Sie
unsere Arbeit

Texte von Arn Strohmeyer

Die Israel-Verteidiger in der Klemme:
Über 100 Jahre Widerstand gegen Zionismus
Getreu der zionistischen Weltanschauung
Partnerschaft zwischen Südafrika + Israel
Brief an den  Dr. Nils Minkmar - SZ
Antwort auf Aleida Assmanns Versuch - Judenhass
Habeck - Apostel der doppelten Moral
Die israelische Tragödie
Tamar Amar-Dahl - "Siegeszug des Neozionismus"
Weltbild von Mathias Döpfner
Gerechtigkeit für Roger Waters!
Israel-Politik radikal überdenken
Andenken an Toten des Holocaust missbraucht
Omri Boehm ein antisemitisches Buch?
Zionistenschreiben vor, wie an Holocaust zu erinnern.
Tragödie des Zionismus
Palästinenser dürfen in Erinnerungspolitik nicht vorkommen
Genozid wäre besser gewesen
Deutsche Erinnerungspolitik ohne Palästinenser
Plädoyer Ungleichheit der Menschen
Deutschland eine Bananenrepublik?
Situation derPalaestinenser unter zionistischer Besatzung
Ist Banksy ein Antisemit?
Israel ein Apartheidstaat wie Südafrika?
Streit um die Kasseler Documenta
Rezension - Abraham Melzer-  Ich bin (k)ein Antisemit!
Afghanische Sanndalentraeger besiegten USA
Gemeinsame Werte mit einem Apartheidstaat?
Der Welt droht ein neuer Kalter Krieg
Die Antideutschen
Chefs des Springer-Konzerns Mathias Döpfner
„Apeirogon“ des irischen Autors Colum McCann
Lapid - Imagpflege, neue Einsichten?
„1984“ - israelische Cyber-Software“
BDS -  Hoffnung der Palästinenser“
Das Ende einer Illusion
Kampf gegen Windmühlenflügel
Die grüne Kanzlerkandidatin
Palästina in israelischen Schulbüchern
Die Nakba soll zu Ende gebracht werden
Westliche Propaganda - Aufteilung der Welt in Gut+ Böse
Die Jerusalemer Erklärung - Antwort auf die IHRA
Werder Bremen übernimmt die IHRA-Definition
Joseph Melzer - Ich habe neun Leben gelebt.
Holocaustgedenktag 2021
Inhalt der BDS-Resolution nicht erwähnen
Bücher - Positionen zum israelbezogenen Antisemitismus
Kariere von Sawsan Chebli
Martialisches Erinnern
Das zynische Angebot
Omri Boehms - liberaler und humaner Zionismus!
Omri Bohm - Israel - eine Utopie
Darstellung des Zionismus  für Israels Politik Problem
Zionismus untergräbt Werte des Judentums
Gaza ist Überall!
Israel und das Apartheid-Südafrika
Fall Achille Mbembe kein Einzelfall
Eine deutsche Debatte im Jahr 2020
Achille Mbembe - Eigentor von Felix Klein
Was trägt Israel  zum Judenhass bei?
Antideutsche - Antisemitismus und Nahostkonflikt
Nirit Sommerfeld - Stimme des anderen Israel
Symbol für den Freiheitskampf
Krieg gegen das palästinensische Volk
Treueschwüre für einen Besatzerstaat
Zur Kriegsgefahr im Nahen Osten
Der  ideologische Blick auf Israels Geschichte
Kein Friedensstern über Bethlehem
G. Hanloser - Abgesang auf die Antideutschen
Bundesregierung will Hisbollah verbieten
Jürgen Todenhöfer - Die große Heuchelei
Spiegel - zu Israel-kritischer Positionen kein Wort
Gegenwärtige Hexenjagd auf „Antisemiten“
Hungert sie aus!
Das Beispiel Dr. Dr. Marcus Ermler
Hans-Jürgen Abromeit sagt die Wahrheit
Israel zieht belastende Dokumente aus dem Verkehr
Definiert Israels Regierung was Antisemitismus ist
Der Kushner-Plan -Totgeburt
Israels Politik -  zynisch, autoritär und reaktionär
Bremen verweigert Kritik an Israel
Wahlen ohne Opposition und Alternative…
Man unterscheidet zwischen "guten" und "bösen" Juden
BDS-Aktivisten auf „Krawall“ reduziert
Israel Siedlungen auf dem Mond?
Die Mauer als Symbol des Scheiterns
Wider den Mainstream
Triumph des moralischen Nihilismus
Mythos - Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern
Frieden auf Erden“ –  nicht in Palästina
Zensur der evangelischen Kirche
Lehrer nach Yad Vashem
Evangelische Kirche und Israels Unrechtspolitik
Hysterie bis zur Paranoia
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Bremer Innensenator Mäurer hat Recht
Die „Israelisierung der Welt“
Trumps "Deal" Verrat an Palästina
Wikipedia ist der Manipulation überführt
Klassischer Fall von Geschichtsfälschung
Juden und Muslime in Auschwitz
Israels Sanktionen - Iran
Zum Tod von Felicia Langer
„WerteInitiative“  - Schlag gegen Bettina Marx
Stopp gegen Antisemitismus-Hysterie
Palästina - Realität wird zum Tabu
Tom Segevs Ben Gurion-Biographie
Deutschland, Israel + der Antisemitismus:
Präsident Abbas‘ missverständliche Rede
Unterstützung Arbeit Antisemitismus-Beauftragten
Die inszenierte Hysterie
Entstehung Israels als Heldenepos
70 Jahre Israel – 70 Jahre Siedlerkolonialismus
Skandalöse Geschichtsklitterung
Heiko Maas  in Israel
Was für ein Staat!
Heiko Maas - Kniefall nach Israel
Meinungsfreiheit für Palästinenser in Bremen
Rolf Verleger - Hundert Jahre Heimat_Land
Israel hat den Frieden nie gewollt.
Weihnachten 2017
Gefängnisstrafen und Sippenhaft
Nimmt der Antisemitismus zu?
Stramm hinter Trump
Hermann Kuhn demonstriert  Nichtwissen
Deutsche Kampfflieger über Israel
„Sie weichen den wirklichen Problemen aus“
Rezension - Abraham Melzer: Die Antisemiten-Macher
Rezension - Abraham Melzer: Mit Feuer und Blut
Die kopernikanische Wende
Martin Schulz Kotau vor der Israel-Lobby
„1984“ auf israelisch
Rückfall in die Vormoderne
Michael Wolffsohn hat sich disqualifiziert
Rezension - M. Peled - Der Sohn des Generals
Analysen des antizionistischen Isaac Deutscher
Film - Der Hass auf Juden in Europa
14. Dokumenta - Ahlam Shibli
Michael Lüders Buch „Die den Sturm ernten“
Jenseits aller Wirklichkeit
„Im Gefängnis, weil  Palästinenser“
Das Lehrbeispiel BDS
DIG Aufruf gegen Kritiker
Broder - BDS + die Endlösung
Zwischen „Lügen- “ und „Lückenpresse“
Frieden auf Erden... nicht im Heiligen Land
Ist Deutschland eine Bananenrepublik?
Hat Jakob Augstein der Mut verlassen?
Israel-Berichterstattung - doppelte Standards
Propaganda-Lügen gegen den Frieden
Antisemitismus – „Missverständnis der Geschichte“?
Wann ist Kritik an Israels antisemitisch
Die Lobby schlägt zu
Geheimsache Heron TP
Claude Lanzmann -  Palästina-Konflikt
Die Israel-Lobby und die HAWK
Ein Humanist?
„Die Hamas ist an allem schuld“
Ein Krieger und Verächter des Völkerrechts
Proteste und Demonstrationen nicht Antisemitisch
Der Streit um Israels „Existenzrecht“
„Journalismus“ á la Benjamin Weinthal
„Methodisch betriebener Wahnsinn“
Dank an Benjamin Weinthal
Albert Einstein muß als Zeuge herhalten
Wenn Weinthal wieder einmal zuschlägt ...
Rezension von  Kurt O. Wyss
Noch mehr Israel-Kritiker geschafft
Interview mit Abdallah Frangi
Benjamin Weinthal verhindert Vortrag Arn Strohmeyer
„Lügenpresse“ oder kritikloser Philosemitismus?
Ein Weihnachtswunsch
Abraham Melzers Buch „Israel vor Gericht“
Rezension - Petra Wild: Die Krise des Zionismus
Gipfel der Absurdität
Daniel Killy diffamierte seinen früheren Arbeitgeber
Rezension - Die Hölle von Gaza - Spiewak
Rote Karte für Israel!
Der Antisemitismus-Vorwurf als Rufmord
Ist Israel ein verrückter Staat?
„Oslo war ein Kapitulationsabkommen“
Rezension - Ilan Pappe -  „Die Idee Israel"
Wenn eine Jüdin den Zionismus kritisiert...
Leseprobe 3 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 2 - Antisemitismus – Philosemitismus
Leseprobe 1 - Antisemitismus – Philosemitismus
Inhalt - Antisemitismus – Philosemitismus
Buch - Antisemitismus – Philosemitismus
Kontrolle über Israels Atomwaffen?
Rezension - Sven Severin: Shalom ist nicht Frieden.
Werte der USA und Europas Doppelmoral
Antwort auf Uri Avnerys Artikel Die wirkliche Nakba
Rezension - Israel – Im permanenten Kriegszustand
Zwischen Doppelmoral und Lebenslügen
Die Herren über Leben und Tod
Dauerbrenner Antisemitismus
Weglassen, vertuschen und manipulieren
Napoleoni - Die Rückkehr des Kalifats.
Presseboykott gegen  Nakba-Ausstellung Bremen?
Der Streit um die historische Wahrheit
Am besten das Völkerrecht abschaffen.
Anschläge Paris - Stunde der Heuchler
Die Legenden von den vertriebenen Juden
Linkspartei und die Verletzer der Völkerrechte
Für Israel Frieden unmöglich.
Zionismus vor seinem historischen Ende?
Antisemitismus-Gefahr als politische Waffe
Eine genau kalkulierte Kampagne
„Ein Massaker schlimmsten Ausmaßes!“
Dieter Graumann und die westlichen Werte
Willkommener Anlass
Die EU als zahnloser Papiertiger
Antisemiten überall
Uri Avnery relativiert die Nakba
H. Baumgarten - Kampf um Palästina
Ein bedeutender Schritt zur Versöhnung
Bremer Evangelische Kirche -  Frieden Nah Ost
„Warum provoziert Ihr Israel immer so?“
Interview mit  Reuven Moskowitz
Israels große Propagandainszenierung
Unkritische Unterstützung Israels.
Tumulte in der Knesset
Rezension - Israel kontrovers
Ariel Sharons brutale Gewaltpolitik
Neuerscheinung Ilan Pappes Buch?
Ilan Pappe - „Eethnische Säuberung Palästinas
Schweigen der Christen im Nahen Osten
Feldmans Film „The Lab“
Mythos - Vertreibung der Juden
Rezension - Viktoria Waltz -  „Monopoly“
Shlomo Sand - Ich steige aus.
Palästinenser Testpersonen für Rüstungsindustrie
Israel steht unter Verdacht
Rezension - Buch Ekkehart Drost
3. Israelkongress in Berlin
Die Angst vor der Wahrheit
Was kommt nach dem Zionismus?
Führt Obama Israels Krieg?
Haben nur Palästinenser „Blut an den Händen“?
Ein Bantustan-Staat für die Palästinenser?
Zionismus + arabischer Antisemitismus
Ethnische Säuberungen
Juden unerwünscht?
Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen!“
Nachruf auf Stéphane Hessel
Streit um Augsteins „Antisemitismus“ geht weiter
Zerstört Israel sich selbst?
Broders taktischer Rückzieher
Solidarität mit Jakob Augstein!
Sollen Patriot-Raketen Israel schützen?
Von der Macht der Denunzianten
Rezension Rudolph Bauer - Wer rettet Israel
Netanjau in Berlin zum völlig falschen Zeitpunkt
Mit der UNO auf Kriegsfuß
Generalangriff auf die Mythen des Zionismus
Gaza - Schweigen die Waffen?
"Sicht der Armee  kein ethisches Problem“
Erwiderung auf Charlotte Knobloch
Atmosphäre der Angst
Keine Chance für die Vernunft?
These vom Mord an Arafat
„Hier wird Israel pauschal diffamiert“
D. Barenboim:„Nur ein Psychiater kann  helfen!“
In Nibelungentreue an Israels Seite?
Merkels abenteuerlicher Kriegskurs
Der Dichter, Israel und die Denkverbote
Genug der Heuchelei! - Günther Grass
Auf Mythen keinen Frieden aufbauen
Brief an Ralph Giordano
Ilan Pappe -  Wissenschaft als Herrschaftsdienst
Nazi-Analogien in Israel
Interview mit Abdallah Frangi
Abdallah Frangi - Der Gesandte
Israeltag 2011 - Bremer Schulen
Ein Akt historischer Gerechtigkeit
Israel-Propaganda an deutschen Schulen ?
„Boykott ist eine absolute Notwendigkeit“
Rezension - Finkelstein „Israels Invasion in Gaza“
Die Partei „Die Linke“ + das Existenzrechts Israels
„Wir wollen die ganze Region befreien“
Ergänzung - Brief Bürgermeister Jens Böhrnsen
Offener Brief - Bürgermeister Jens Böhrnsen
Helmut Schmidt + R. von Weizsäcker Antisemiten?
Sind Boykottaktionen antisemitisch?
Boykott gegen Früchte aus Israel
Stéphane Hessel - Empört Euch!
Todenhöfer - Warum tötest Du, Zaid?
Arabische Aufstände düpieren den Westen + Israel
Verzweifeln an Israel
In der Falle der Stammesideologie
Wer glaubt an Friedensbotschaften
Kotau vor Merkels Nahost-Politik
Wie man Antisemiten produziert
Im Gleichschritt mit Israel?
Was ist Antisemitismus
Gibt es  "neuen" Antisemitismus? - Klug Brian
Was sind "jüdische Gene"? - Thilo Sarrazin
Zionistischer Angriff auf Wikipedia
Moshe Zimmermann: Angst vor Frieden
Verwirrung der Begriffe?
Offener Brief  Weser-Kurier-Artikel - 16. 06. 2010
Iris Hefets gewann Prozess gegen Lala Süsskind
Mordaktion nach Piratenmanier
Israel will keinen Frieden
Solidarität mit Iris Hefets!
Sieg der Spermien und Gebärmütter
Hajo Meyer - Radikale Kritik am Zionismus
Interview mit Norman G. Finkelstein
Gespräch mit Yehuda Shaul
Interview mit Yahav Zohar
Broder - Aufklärung + Untergang
„Israel streut der Welt Sand in die Augen“
„Hitler besiegen“
Interview mit Moshe Zuckermann
Bethlehem 2008
Volk ohne Hoffnung
Brief Präsidium J. G. Bremen
Interview Felicia Langer

 

 

 

Zu schön, um wahr zu sein: ein liberaler und humaner Zionismus!

Omri Boehms Vision von einer schönen neuen Israel-Palästina Welt möchte man vorbehaltlos zustimmen, allein es fehlt der Glaube

Arn Strohmeyer - 8.7.2020

 

Boehm, Omri:
 Israel – eine Utopie
Propyläen-Verlag Berlin 2020,
ISBN 978-3-549-10007-3
20 Euro

Von dem israelischen Philosophen Omri Boehm stammt der Satz, dass Zionismus und Humanismus unvereinbar seien (Interview DLF 8.2.2015). Inzwischen hat er seine Meinung aber offenbar wenigstens zum Teil revidiert, denn er gewinnt den frühen Zionisten (er meint den Zeitraum bis Ende der 30er Jahre) doch eine gewisse Menschlichkeit gegenüber den Palästinensern ab. Wenn er Namen wie Achad Ha’am oder Martin Buber nennt, dann stimmt das sicherlich – aber bei Wladimir Jabotinsky und Ben Gurion?

Auch der Begründer des Zionismus Theodor Herzl sei für eine humane Lösung eingetreten: eine binationale Autonomie sollte mit den Palästinensern hergestellt werden, die Schaffung einer vollständigen jüdischen Souveränität sei ihm vollständig fremd gewesen. Warum dann aber Herzls berühmt gewordene Tagebucheintragung, dass man die einheimischen Araber diskret über die Grenze bringen – also vertreiben – müsse? Wie ist dann Israel Zangwills ebenso berühmter Satz „das Land ohne Volk für das Volk ohne Land“ zu verstehen? Denn auch dieser frühe Zionist wusste sehr genau, dass Palästina nicht „leer“ war, dass es dort eine indigene Bevölkerung gab, aber für die interessierten sich die zionistischen Ideologen nicht, diese Menschen existierten für sie gar nicht.

Natürlich kann Boehm seine These, dass die frühen Zionisten eine binationale Lösung anstrebten, gut belegen: dass etwa Wladimir Jabotinsky sich sein Leben lang für die Idee eines „Nationalitätenstaates“, also die Konzeption einer multinationalen Föderation, im Gegensatz zu einem jüdischen Nationalstaat, eingesetzt habe. Warum dann aber seine Idee einer „Eisernen Mauer“, die er als Vorposten der Zivilisation gegen die asiatischen Barbaren errichten wollte, womit ja zweifellos die Araber einschließlich der Palästinenser gemeint waren?

Auch Ben Gurion engagierte sich ursprünglich (1926) für ein jeweils autonomes Gebiet, das sei das geeignetste Modell sowohl für die jüdische wie auch die palästinensische Selbstbestimmung. Er fügte sogar hinzu: da autonome Gebiete die Selbstbestimmung sicherten, mache es keinen Unterschied, ob es dort eine jüdische oder palästinensische Mehrheit gebe. Ihm schwebte also eine jüdische Selbstbestimmung innerhalb einer binationalen Föderation vor, die aus selbstverwalteten Kantonen oder Staaten innerhalb eines Bundesstaates Palästina bestehen sollte. (Boehm fügt dieser Idee Ben Gurion die Bemerkung hinzu: „Seine Prophezeiung, dass jede andere Art von Politik unsere Existenz in Palästina untergraben würde, kann sich noch bewahrheiten.“)

Der Prozess eines radikalen Umdenkens bei den Zionisten setzte aber sofort ein, als 1937 die im Auftrag der britischen Regierung eingesetzte Peel-Kommission forderte, dass Palästina in zwei separate Staaten geteilt werden sollte. Ihr Konzept sah auch vor, dass Teile der palästinensischen Bevölkerung aus den jüdischen Territorien „umgesiedelt“ (das heißt vertrieben) werden sollten. Ben Gurion und die Zionisten gingen sofort auf dieses Angebot ein, denn plötzlich war die Schaffung eines souveränen jüdischen Nationalstaates möglich – etwas, das Ben Gurion „in seinen kühnsten Fantasien nicht zu träumen gewagt hatte“, wie er in seinem Tagebuch schrieb. Da nahm dann auch die Vorstellung von der „Zwangsumsiedlung“, das heißt Vertreibung der Palästinenser konkrete Formen an.

An weiteren Äußerungen von Ben Gurion lässt sich gut belegen, dass die Schaffung einer binationalen Föderation nie das angestrebte Endziel des Zionismus war, sondern bestenfalls nur ein Zwischenschritt. Anlässlich der Vorschläge der Peel-Kommission, schrieb er zudem „mit glühender Begeisterung“ in sein Tagebuch: „Ich sehe in der Umsetzung dieses Plans ein fast schon entscheidendes Stadium am Anfang unserer vollen Erlösung und als unvergleichlich starken Hebel zur schrittweisen Eroberung des ganzen Landes Israel.“ Das war das wirkliche Ziel des Zionismus und nicht ein Zusammenleben mit den Palästinensern.

Die Entwicklung zeigt, wie sehr die politische Planung der Zionisten nicht von humanen Ideen abhängig war, sondern von den jeweiligen Zeitumständen – ein Punkt, den Boehm nicht deutlich genug herausarbeitet. Mit anderen Worten: Die angebliche Humanität, die er den frühen Zionisten unterstellt, war kein echter Antrieb ihrer Politik, sondern war den politischen Entwicklungen der Zeit geschuldet. Die Ansprüche der Zionisten steigerten sich mit der Gunst der jeweiligen historischen Gelegenheiten: Am Anfang wollte man mit den Arabern friedlich zusammen leben (1897), nach der Balfour-Deklaration war das Ziel die Errichtung der „jüdischen nationalen Heimstätte“ (1917/1918), dann trat die Forderung nach einem binationalem Staat auf die zionistische Agenda (1929) und wurde von der Postulierung eines eigenen Staates (1942) abgelöst, der dann 1948 errichtet wurde. Mit der Eskalation der Ansprüche gingen die Eliminierung der arabischen Bevölkerung (ab 1948) und die Vergrößerung des israelischen Territoriums einher (1948, 1956,1967).

Die Erwähnung dieser Vorgeschichte ist deshalb so wichtig, weil Omri Boehm seine Vision oder Utopie einer jüdisch-palästinensischen Zusammenarbeit auf dem Vermächtnis der frühen Zionisten aufbaut. Er bezieht sogar Menachem Begins Autonomie-Plan von 1979 in diese humane Geschichte des Zionismus mit ein, des Mannes, der als Irgun-Führer an den schrecklichsten Massakern (King David-Hotel und Deir Jassin) beteiligt war, als Ministerpräsident den Massenmord 1982 in Sabra und Schatila mit zu verantworten hatte und Palästinenser grundsätzlich als „Tiere auf zwei Beinen“ bezeichnete.

Dieser Plan Begins enthielt für Boehm dennoch einige positive Eckpunkte: Selbstverwaltung der Palästinenser, das Angebot die israelische Staatsbürgerschaft zu erlangen sowie die Ausübung des aktiven wie passiven Wahlrechts bei Wahlen zur Knesset. Die Kritik der Palästinenser war dennoch berechtigt: Die Selbstbestimmung in Verwaltungsangelegenheiten war eben keine Souveränität und die militärische Kontrolle über die Palästinenser sollte erhalten bleiben. Israel behielt sich zudem das Veto-Recht bei jedweder Vereinbarung vor. Edward Said nannte den Vorschlag, der auf Drängen von US-Präsident Jimmy Carter und Ägyptens Präsident Anwar-as-Sadat zustande gekommen war, eine „Kombination aus Theologie, juristischer Raffinesse und purer Kasuistik“. Said fügte hinzu, dass Begin, wenn er von Autonomie für die palästinensische Bevölkerung spreche, natürlich nicht das Land meinte, auf dem diese Menschen lebten, das sollte weiter den Israelis gehören.

Auch Omri Boehm gesteht die Mängel des Begin-Plans ein, sieht in ihm wie auch in den Oslo-Verträgen aber das Potenzial des Übergangs zu einer binationalen Föderation zwischen Israelis und Palästinensern als Ersatz für das durch die israelische Landnahme-Politik unmöglich gewordene und deshalb überlebte Zwei-Staaten-Konzept. Boehms Utopie, die ein gewandelter „liberaler“ Zionismus herbeiführen soll, umfasst – kurz zusammengefasst – folgende Elemente: Vereinigung der zwei Staaten Israel und Palästina in einem binationalen Zusammenschluss; jeweilige kulturelle und nationale Selbstbestimmung; gemeinsame Verfassung, die die Menschenrechte und Grundrechte garantiert; Freizügigkeit mit offenen Grenzen; wirtschaftliche Freiheit; jeweilige Verantwortung für die eigene Sicherheit; Wahlrecht zu den jeweiligen Parlamenten sowie die Anerkennung von Arabisch und Hebräisch als gleichrangigen Amtssprachen.

Eine Bedingung gehört als unabdingbare Voraussetzung zu Realisierung dieser Vision: Israel darf erstens seine Identität nicht weiter auf dem Holocaust aufbauen, muss ihn „vergessen“, ohne ihn zu verdrängen, denn eine Zukunft lasse sich nicht auf der Asche der Toten aufbauen. Und zweitens darf Israel nicht weiter die Nakba verdrängen oder sogar gutheißen. Juden und Palästinenser müssten gemeinsam des Holocaust und der Nakba als Menschheitsverbrechen gedenken.

 

 

Boehm merkt zu seiner Vision an: „Der Wert des vorliegenden Vorschlags besteht darin, dass er einen Weg aufzeigt, wie sich die Menschen- und Bürgerrechte im gesamten Territorium sichern lassen, ohne mit den historischen Ambitionen von Juden und Palästinensern zu brechen – der Ausübung nationaler Selbstbestimmung und nationaler Rechte. Er entspringt der Überzeugung, dass der Zionismus, das Verlangen nach jüdischer Selbstbestimmung, im 21. Jahrhundert als ein realistisches, erstrebenswertes Ziel bewahrt werden kann, aber nur, wenn er grundlegend verändert werden wird, wenn er in einer aus seiner Vergangenheit bekannten Form neu erfunden wird. Wäre Israel zu diesem Wandel nicht fähig, so würde es zu einem Rhodesien des 21. Jahrhunderts herabsinken.“

Boehm beschreibt hier die Sackgasse, in die Israel sich durch die Verweigerung der Zwei-Staaten-Lösung manövriert hat. Die Fortsetzung seiner bisherigen Politik plus die Realisierung des Trumpschen „Jahrhundert-Deals“ können nur zu einem Apartheidstaat führen (der Israel jetzt eigentlich schon ist) und damit die Existenz und das Überleben Israels in Frage stellen. Denn eine Apartheid mit menschlichem Antlitz gibt es nicht.

Insofern ist eine Konzeption, wie Boehm sie darstellt, der einzige Ausweg aus der Misere. Aber genau da setzen die Zweifel ein. Denn Boehms Utopie setzt die „Transformation“ des Zionismus voraus, also einen Bewusstseinswandel von einer inhumanen Ideologie zu einer humanen Weltanschauung. Und dafür gibt es im heutigen Israel nicht die geringsten Anzeichen. Es gibt großartige human denkende Menschen dort, aber sie sind eine verschwindend kleine Minderheit. Der jüdische Auschwitz-Überlebende Hajo G. Meier sagte zum Verfasser dieser Zeilen in einem Gespräch: „Die Israelis haben mit ihrer inhumanen Erziehung zum Zionismus schon drei Generationen geprägt. Wie soll man das aus den Köpfen wieder herausbekommen?“

 

 

In vielen Medienkommentaren ist immer wieder der Satz zu finden: Israel braucht einen Willy Brandt. Das ist richtig, aber man darf das Pferd nicht von hinten aufzäumen. Erst muss ein Mentalitätswandel, ein Prozess des Umdenkens, in einem Großteil der Bevölkerung stattfinden, erst dann kann ein Willy Brandt die politische Bühne betreten und politisch wirken. Davon ist in Israel nichts zu sehen, der politische Prozess bewegt sich stramm in die andere Richtung. Viele Beobachter (auch in Israel) nehmen sogar das Wort „Faschismus“ in den Mund.

Das heißt aber nicht, dass Omri Boehm ein schlechtes oder unsinniges Buch geschrieben hat. Er geht hart und unerbittlich mit der israelischen Realität ins Gericht und bietet Aufklärung im besten Sinne. Auch die Vorstellung seiner Utopie ist völlig legitim, sie ist ja auch die einzige humane Alternative, die Israel noch hat. Aber angesichts der politischen Realitäten in diesem Staat fehlt schlicht der Glaube, dass Israel diesen Weg gehen wird.

Omri Boehm: Israel – eine Utopie, Propyläen Verlag Berlin, 2020, ISBN 978-3-549-10007-3, 20 Euro

8.7.2020

 

Zurück | Weiter      Start | oben

 Impressum           Haftungsausschluss        KONTAKT           Datenschutzerklärung             facebook