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Iris Hefets gewann Prozess gegen
die Berliner Jüdische Gemeinde
Von Arn Strohmeyer
16.6.2010
Die Geschichte begann in Bremen. Die in Berlin lebende
Israelin Iris Hefets hielt am 23. April auf Einladung
verschiedener Friedens- und Nahostgruppen im Bremer
Überseemuseum einen Vortrag mit dem Titel: "Boykott von
Waren aus den besetzten Gebieten?". Frau Hefets gehört der
"Jüdischen Stimme für gerechten Frieden im Nahen Osten" an
und gilt als scharfe Kritikerin der israelischen Politik
gegenüber den Palästinensern. Ihr Vortrag kam bei der
Mehrheit der Anwesenden auch ausgesprochen gut an. Nur zwei
Antideutsche witterten einen Abgrund von Antisemitismus. Frau
Hefets befürwortete angesichts der völkerrechtswidrigen
Besatzungspolitik Israels ausdrücklich Boykottaktionen gegen
israelische Waren aus den besetzten Gebieten und auch aus
Israel. Sie erzählte bei dieser Gelegenheit ein Beispiel. In
der Türkei hätten neulich junge Türken in einem Stadion
gegen eine israelische Fußballmannschaft, die dort spielen
sollte, demonstriert und sie nicht aus ihren Umkleidekabinen
gelassen. Frau Hefets bezeichnete diese Demonstration, die
ausdrücklich gegen Israels Palästinenser-Politik gerichtet
war, als "legitim". Darauf hakten die beiden antideutschen
Israelfreunde nach: "Halten Sie wirklich solche
Demonstrationen gegen Juden für 'legitim'?" Darauf Frau
Hefets: "Das war keine Demonstration gegen Juden, sondern
gegen die israelische Politik. Die jungen Türken haben gegen
eine israelische Institution demonstriert, denn auch eine
israelische Fußballmannschaft repräsentiert im Ausland
Israel. Insofern war die Demonstration legitim. "
Eine andere Bremer Israel-Freundin, Elisabeth Lahusen,
wollte aber offenbar nur hören, was ihr in den Kram passte.
Sie verbreitete die falsche Version (dass Iris Hefets gesagt
habe, dass das eine legitime Demonstration gegen Juden
gewesen sei.) Diese Version kam so auch bei der Jüdischen
Gemeinde in Berlin an. Dort gab es inzwischen große
Aufregung, weil Iris Hefets inzwischen in der TAZ einen
Artikel geschrieben hatte, in dem sie verschiedene Aspekte
der israelischen Politik kritisiert hatte, was ihr bei
Vertretern der Jüdischen Gemeinde den Titel "jüdische
Antisemitin" einbrachte.
Die Vorsitzende der Gemeinde, Lala Süsskind, berief eine Podiumsdiskussion mit Berliner
Medien-Vertretern ein, darunter auch die TAZ-Chefredakteurin
Ines Pohl. Das Thema sollte sein: "Zunehmender
Antisemitismus in deutschen Medien". In ihrer Einleitung
machte Frau Süsskind äußerst abfällige Bemerkungen über Iris
Hefets. Unter anderem zitierte sie auch, was ihr Frau Lahusen aus Bremen berichtet hatte. Nur eine fehlte bei der
Diskussion: Iris Hefets. Die Hauptbetroffene war gar nicht
erst eingeladen worden, sie sollte ihren Artikel nicht
verteidigen können.
Als die taz-Chefredakteurin aber sehr
resolut verlangte, dass Iris Hefets nach einem Protest
israelischer Friedensaktivisten auf das Podium gerufen
werden sollte, lehnte Lala Süssmuth dies ab. Es muss hier
noch erwähnt werden, dass die Veranstaltung daraufhin im
Chaos endete. Die Sympathisanten von Iris Hefets - alle
Juden oder Israelis - standen auf und hielten Transparente
hoch mit der Aufschrift: "Wir sind alle Iris Hefets!" Die
Anhänger von Lala Süsskind hielten dagegen und beschimpften
die Hefets-Anhänger als "Nazis".
Iris Hefets wollte verständlicherweise die beleidigenden
Äußerungen von Lala Süsskind, die Frau Lahusen ihr gesteckt
hatte, nicht auf sich sitzen lassen und forderte eine
Unterlassungserklärung. Drei Bremer, die bei der
Veranstaltung mit ihr anwesend waren, gaben eine
eidesstattliche Versicherung ab, was Iris Hefets wirklich
über die Demonstration der Türken gegen die israelische
Fußballmannschaft gesagt hatte. Am Mittwoch hat das
Landgericht Berlin in erster Instanz entschieden: Iris
Hefets hat das Verfahren gewonnen! Frau Süsskind muss eine
Unterlassungserklärung abgeben, dass sie das Zitat nicht
wiederholt und ähnliches nicht mehr behauptet. Außerdem muss
die Jüdische Gemeinde in Berlin die Kosten des Verfahrens
tragen.
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