Israelische und jüdische Stimmen
"Gerade weil uns der
Holocaust im Bewusstsein bleibt, können wir nicht zulassen,
dass die Millionen Opfer eines Volkes, des jüdischen Volkes,
als Rechtfertigung für die Unterdrückung, die Opfer und das
Einsperren bzw. die beabsichtigte Vertreibung eines anderen
Volkes, des palästinensischen, dienten und dienen." -
JÜDISCHE STIMME FÜR GERECHTEN FRIEDEN IN NAHOST
(ÖSTERREICH)" - ERKLÄRUNG - Wir wenden uns an alle Menschen,
unabhängig von Konfession und politischer Richtung an, die
für einen gerechten Frieden in Nahost eintreten. ...
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Leserbrief von Prof. Rolf Verleger
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Zur "Außenansicht" vom 25.1.08 ("Sonntagsreden
und Montagstaten") Süddeutsche Zeitung
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Opfer immer, Täter nimmer -
Mein Vater hatte Auschwitz überlebt, meine
Mutter die KZs im Baltikum. Sie zogen mich in
der Erkenntnis auf, dass es die Wahl zwischen
Gut und Böse gibt und jeder Mensch für seine
Taten verantwortlich ist: Sie erzogen mich in
der Ethik der jüdischen Religion.
In seiner "Außenansicht"
propagierte der Präsident des Jüdischen
Weltkongresses eine alternative Ethik. Wir Juden
seien vor allem eines: Opfer. Daran solle der
Gedenktag 27.1. erinnern. Aktuell sei unser
Staat Israel das Opfer unverständlicher
Hassausbrüche von Arabern und von "selbst
ernannten Gutmenschen".
Ich würde gern Herrn Lauder
fragen:
Die Tatsache, dass keiner
meiner Großeltern das Dritte Reich überlebt hat,
- gab sie 1947/48 den jüdischen Freischärlern
und der israelischen Armee das Recht,
Hunderttausende Araber aus Israel zu vertreiben?
Die "Arisierung" des Berliner
Grundstücks meines Urgroßvaters - gab sie dem
Staat Israel das Recht, Anfang der 50er Jahre
den Boden und Besitz der arabischen Vertriebenen
zu konfiszieren?
Die Ermordung meiner Onkel
und Tanten durch die SS - gibt sie dem Staat
Israel das Recht, seit 40 Jahren die Diktatur
eines Besatzungsregimes auszuüben?
Die Erschießung meiner Großmutter Hanna dafür,
dass sie in Berlin ohne Gelben Stern zum Friseur
ging - gibt sie dem Staat Israel aktuell das
Recht, die Bevölkerung Gasas auszuhungern? ...
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Gedichte von Erich Fried
"Schwierige
Aufgabe
Den Mitschuldigen
ihre Mitschuld
predigen
so
daß sie überzeugt sind
ist schwer
denn sie haben
immer
die einleuchtendsten Beweise
für ihre völlige
oder
(denn sie wollen
nicht selbstgerecht sein)
so gut wie völlige Unschuld
Sie kennen sich
weil sie in alles
genauestens eingeweiht sind
auch viel besser aus
als zum Beispiel der Fremde
der sich herausnimmt
zu ihnen
von Mitschuld zu sprechen
Um wirklich
so überzeugend
wie sie
seine Unschuld
beweisen zu können
muß einer schon
mitschuldig sein"
Ein Jude an die
zionistischen Kämpfer
1988
was wollt ihr eigentlich?
Wollt ihr wirklich die übertreffen
die euch niedergetreten haben
vor einem Menschenalter
in euer eigenes Blut
und in euren eigenen Kot?
Wollt ihr die alten Foltern
jetzt an die anderen weitergeben
mit allen blutigen
dreckigen Einzelheiten
mit allem brutalen Genuss
der Folterknechte
wie unsere Väter sie damals
erlitten haben?
Wollt jetzt wirklich ihr
die neue Gestapo sein
die neue Wehrmacht
die neue SA und S.S.
und aus den Palästinensern
die neuen Juden machen?
Aber dann will auch ich
weil ich damals vor fünfzig Jahren
selbst als ein Judenkind
gepeinigt wurde
von euren Peinigern
ein neuer Jude sein
mit diesen neuen Juden
zu denen ihr
die Palästinenser macht
Und ich will sie zurückführen helfen
als freie Menschen
in ihr eigenes Land Palästina
aus dem ihr sie vertrieben habt
oder in dem ihr sie quält
ihr Hakenkreuzlehrlinge
ihr Narren und Wechselbälge
der Weltgeschichte
denen der Davidstern
auf euren Fahnen
sich immer schneller verwandelt
in das verfluchte Zeichen
mit den vier Füßen das
ihr nun nicht sehen wollt
aber dessen Weg ihr heut geht!
Erich
Fried
Höre, Israel!
Als wir verfolgt wurden,
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?
Eure Sehnsucht war,
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.
Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?
Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
"Zieht eure Schuhe aus".
Wie den Sündenbock habt ihr sie
in die Wüste getrieben
in die große Moschee des Todes
deren Sandalen Sand sind
doch sie nahmen die Sünde nicht an
die ihr ihnen auflegen wolltet.
Der Eindruck der nackten Füße
im Wüstensand
überdauert die Spuren
eurer Bomben und Panzer.
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