Warum
Israels Apartheid und Südafrikas Apartheid so ähnlich sind
Mohamed El Masri,/ Uri Davis 28.März 2006
„Israel baut schnell ein
paralleles Straßennetzwerk in der Westbank für die Palästinenser, die von den
vielen vorhandenen besseren Straßen ausgesperrt sind, da diese nur für
Juden sind. B’tselem ,die israelische Menschenrechtsgruppe, beschreibt dieses
System als eines, das große Ähnlichkeit zum exklusiven Apartheid-Straßensystem
hat, wie es im rassistischen Südafrika bestand.
Prof. Uri Davis stellt sich
gern als palästinensischer Jude vor. Er ist ein Bürger Israels. Er wurde
1943 in Jerusalem geboren und seine Autobiographie, die 1995 veröffentlich
wurde, hat den Titel: „Die Grenze überschreiten“. Es ist die Autobiographie
eines anti-zionistischen palästinensischen Juden.“ Er ist der Gründer von MAIAP
( die Bewegung gegen die israelische Apartheid in Palästina).
Ich traf ihn zweimal: das
erste Mal vor einem Jahr und dann noch einmal Anfang dieses Jahres. Sein
Engagement für Gerechtigkeit hat mich und viele andere, die ihn sprechen hörten
oder sein Werk studierten, sehr beeindruckt.
1987 schrieb er „Israel, ein
Apartheidstaat“, das ich mit großem Interesse las. 2003 veröffentlichte er eine
bearbeitete Fassung : „Apartheid Israel“ und gab mir ein signiertes
Exemplar.
Prof. Davis ist
Anthropologe, hat aber außerdem noch akademische Grade in Arabisch
und Philosophie. Er ist ein anerkannter Wissenschaftler in England ( Universität
des Durham-Institut für Nahost- und islamische Studien und Universität in
Exeter...)
Seit fast dreißig Jahren
versucht Prof. Davis, die Wahrheit über Israels sog. „Demokratie“
herauszufinden. In seinen eben erwähnten beiden Büchern gibt er konkrete
Beispiele, wie klar es für jede denkende Person sein sollte, dass die Apartheid
Israels und die Apartheid Südafrikas bemerkenswert ähnlich sind. Aber Israel als
einen Apartheidstaat bezeichnen, heißt nicht, Israel mit Südafrika gleich zu
setzen. Die israelische Apartheid ist ziemlich anders, schrieb er in seinem Buch
von 2003.
Das Folgende sind frei
wiedergegebene Beobachtungen von Dr. Davis, die zum Nachdenken anregen sollen.
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Israel: Die Apartheidmauer ( die von der Regierung als Sicherheitsmauer
bezeichnet wird) zwingt die Gemeinschaften, getrennt zu leben und
raubt illegal Land.
Südafrika:
Abgetrennte Bantustans, offiziell ( aber fälschlicherweise) „Unabhängige
Homelands“ genannt, zwang Millionen von Schwarzafrikanern
zusammengepfercht in künstliche Reservate ohne Zugang zum Meer.
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Israel: die jüdischen Bewohner West-Jerusalems, die ein Anliegen an die
Verwaltung
haben, warten kurze Zeit in einem Raum mit Klimaanlage. In Ost-Jerusalem stellen
sich die Palästinenser schon mitten in der Nacht an oder bezahlen jemanden
dafür, um die Chance zu haben, am nächsten Tag dran zu kommen. Nach
Sonnenaufgang stehen sie stundenlang in der Hitze vor einem eisernen Tor: wegen
Routineangelegenheiten: Ausweisdokumenten, Geburtsregister, Sterbeurkunde usw.
Oft gehen sie mit leeren Händen heim.
Südafrika:
In Johannesburg werden Weiße, Schwarze und Farbige in
Regierungs-
gebäuden , wie dem Wohnungsministerium zu getrennten Eingängen geleitet, wo sie
beraten werden oder auch nicht – je nach ihrer Hautfarbe...
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Israel: Ost-Jerusalem schreibt genaue territoriale Klassifikationen für die
Palästinenser
vor, wer wen
heiraten , wo er oder sie leben, wo man zur Schule gehen,
sogar wo er oder sie ins Krankenhaus gehen kann – wenn
überhaupt.
Südafrika: SA hat
ähnliche Klassifikationen, die sich nach der Hautfarbe richten: wer
wen heiraten , wo er oder sie leben, wo er oder sie zur
Schule oder in welches
Krankenhaus gehen kann.
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Israel: Palästinenser, die in Ost-Jerusalem leben, das oft auch ihr
Geburtsort ist, werden trotzdem nur als Immigranten mit „permanentem
Einwohner-Status“ bezeichnet – und nicht als Bürger mit ihren
selbstverständlichen Rechten
Südafrika: Der
größte Teil der schwarzen Bevölkerung wird nicht als Bürger der Städte und
Stadt/Dorfgemeinden, in denen sie geboren wurden, angesehen, sondern als Bürger
entfernter Homelands, aus denen ihre Vorfahren stammen, die aber von vielen nie(
auch nicht von ihren Eltern oder Großeltern) besucht wurden.
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Israel: Es ist jetzt die einzige westliche Gesellschaft, die Baugenehmigungen
nur auf Grund der Rassenzugehörigkeit genehmigt oder verweigert.
Südafrika: Unter
dem Apartheidregime wurden Baugenehmigungen auf Grund der Rassenzugehörigkeit
genehmigt oder verweigert.
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Israel: Die Stadtplanung war bewusst nach politischen Zielen ausgerichtet, um
die palästinensische Präsenz aus der städtischen Landschaft zu entfernen,
besonders in Jerusalem, wo die Ungleichheit des jüdischen und
palästinensischen Sektors mit jedem Jahr größer wird.
Südafrika: Unter
der Apartheid behandelte das „Group area“ Planungssystem die Schwarzen in
ähnlicher Weise mit dem Ziel, sie unsichtbar zu machen, weit weg von den
Bevölkerungszentren der Weißen.
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Israel: Durch den jüdischen Nationalfond und die Israelische Landbehörde
haben die israelischen Regierungen 93% des Landes nur für Juden reserviert;
der größte Teil des Landes war vom Staat von den ursprünglich arabischen
Besitzern ohne Kompensation enteignet worden.
Südafrika: Im
kolonialen und Apartheid-Südafrika waren 87% des Landes für die Weißen
reserviert. Die Bevölkerungsregistrierungsakte teilte die Südafrikaner
nach rassistischen Bestimmungen in Gruppen ein, die u.a. bestimmten, wem es
erlaubt war, in dem für Weiße bestimmten Land zu leben.
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Israel: Israel hält getrennte Schulen für Araber und Juden aufrecht
angeblich wegen der Sprachunterschiede, aber viele
israelisch-arabische Eltern hinterfragen dieses getrennte System und sehen
es als einen Vorwand für systematische staats-sanktionierte Diskriminierung.
Südafrika:
Getrennte und ungleiche Bildungssysteme waren ein zentraler Teil der Strategie
des Apartheid –Regimes, um die schwarzen Kinder auf ein untergeordnetes
Leben mit körperlicher Arbeit in den Bergwerken, Fabriken und in der
Landwirtschaft zu beschränken. In vielen Teilen Südafrikas hat sich nach
der Apartheid-Ära das Bildungssystem davon noch nicht erholt.
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Israel: Israelis, die Palästinenser heiraten, dürfen ihren Ehepartner nicht
in den nur für Juden bestimmten Teil des Landes bringen.
Südafrika:
Während der 80er-Jahre focht der Komani-Fall erfolgreich die Apartheid-„Pass-
Gesetze“ an, nach denen schwarze Familien zerbrachen, weil Ehepartner vom Lande
nicht bei ihren Partnern, die in der Stadt arbeiteten, leben durften.
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Israel: Die meisten Israelis glauben, sie gehören zum „Auserwählten Volk“,
sie seien Gottes Auserwählte, und behaupten, dass die Torah (hebräische
Bibel oder AT) ihren Rassismus und ihre zionistische Exklusivität
rechtfertigt.
Südafrika: die
holländisch- reformierte Kirche instrumentalisierte das AT auch, um
die Apartheid zu legitimieren und meinte so, die Überlegenheit der Afrikaaner zu
behaupten. Und auf Grund des Sieges der holländischen Kolonisten über die Zulus
bei der Schlacht am Blutfluss glaubten sie weiter, dass Gott auf Seiten
der Weißen stünde.
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In Israel und
Südafrika: unter beiden Regimen wurden die
unterdrückten Bevölkerungen als „Terroristen“ dämonisiert, um immer größere
Menschen- und Bürgerrechtsverletzungen zu rechtfertigen. Beide Regime haben
versucht, den Rest der Welt von der absurd falschen Logik zu überzeugen,
dass die Opfer an der vom Staat gegen sie angewandten Gewalt selbst
die Schuld tragen.
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Das weiße Südafrika und
Israel bezeichnen sich selbst als Enklaven demokratischer Zivilisation,
die die westlichen Werte verteidigen. Seltsamerweise verlangen jedoch beide
Staaten, dass der Rest der Welt sie nach dem Standard der Nachbarländer
beurteilen, vor denen sie doch die „freie Welt“ schützen würden.
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Israel ist dabei, auf der Westbank schnell ein paralleles Straßennetzwerk
für die Palästinenser zu bauen, die daran gehindert werden, die vorhandenen
und besseren Straßen zu benützen, die nur für Juden sind. B’tselem, die
israelische Menschenrechtsgruppe beschreibt dieses System: es habe
große Ähnlichkeit mit dem exklusiven und abgesonderten Straßensystem,
das im rassistischen Südafrika bestanden habe.
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Israel: die sog. Sicherheitsanlage (in Wirklichkeit eine Apartheidmauer) ist
ein weiterer Landraub, um den Palästinensern noch mehr von den besetzten
Gebieten auf Dauer wegzunehmen und ihnen noch mehr Lebensunterhalt, Bildung
und Ressourcen zu nehmen.
Südafrika: der
Apartheid ging es vor allem darum, das beste Land für die Weißen zu reservieren.
Die Schwarzen sollten auf den weniger bewohnbaren, weniger
wünschenswerten und weniger gut ( mit Strom und Wasser) versorgten
Teilen des Landes leben.
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Israel und Südafrika: in Israel werden fast täglich Palästinenser enteignet: Häuser,
Felder, Fruchtbäume werden mit Bulldozern auf
Staatsbefehl zerstört. Während der Blütezeit der südafrikanischen Apartheid gab
es auch Umsiedlungsprogramme, während dieser Eigentum zerstört
wurde, wenn auch nicht in dem Ausmaße, wie es Palästinensern gegenüber
praktiziert wird.
(dt. Ellen Rohlfs)
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