Brutal und
demütigend
Bericht vom 22.7. 05 von CWJP*
Ein neuer Fall von
Brutalität gegen palästinensische Zivilisten durch israelische Polizei,
als die Armee harte Taktiken einführte und in vielen Teilen der
Westbank wieder neue Straßensperren errichtete.
Der letzte Fall von
Brutalität durch die Polizei fand vor kurzem am 21.7.05 an einer
behelfsmäßigen Straßensperre westlich von Hebron durch fünf israelische
paramilitärische Soldaten statt: ein palästinensischer Taxifahrer wurde
schwer geschlagen, gefesselt, gedemütigt und mit Urin beschmutzt,
nachdem er mit vorgehaltener Waffe gezwungen wurde, sich auszuziehen.
Der unschuldige
Fahrer, 35, Ibrahim Fouad Rayyan bezeugte vor al-Jazeera.net, dass er
von fünf israelischen Soldaten am Eingang des Dorfes Dir Samet – 23 km
westlich von Hebron - gestoppt wurde. Es war 1.30 nachts, als er auf dem
Weg in die nahe Stadt Dura war.
Die Soldaten
hätten ihn mit allen möglichen Arten von Demütigung und Grausamkeiten
behandelt, sagte er.
„Zunächst befahlen
die Soldaten, ich solle den Motor ausschalten. Als ich dann die Tür
öffnete, weil ich glaubte, sie wollten meinen Ausweis sehen, begannen
mich drei auf den Kopf, ins Gesicht und überall auf den Körper zu
schlagen, bis ich fast bewusstlos war.
Dann befahlen sie
mir mit vorgehaltener Waffe, mich bis auf die Unterwäsche auszuziehen .
danach zwangen sie mich, mich hinzukauern, mein Gesicht von den Jeeps
abgewandt, wahrscheinlich damit ich die Autonummer nicht sehen
konnte“.
Einige Minuten
später urinierte einer der Soldaten auf seinen Rücken, während andere
Soldaten ihre Gewehre auf mein Gesicht und auf mein Herz zielten.
Während einer der Soldaten auf ihn urinierte, lachten die anderen laut.
„Als ich
protestierte, begann einer den Abzug seines Gewehres zu drücken. Ich
dachte, ich müsse gleich sterben.“
Währenddessen
zerbrachen zwei andere Soldaten das Windschutzschild von Rayyans Wagen,
einem Ford Transit-98, stahlen sein Mobiltelefon und außerdem 490
Shekel aus dem Wagen.
Nach einer halben
Stunde ließen die Soldaten Rayyan gehen, ohne dass er sich vorher wieder
anziehen durfte. Nachdem er Dura erreicht hatte, wollte er sich bei der
örtlichen Abteilung der palästinensischen Sicherheitsbehörde melden, um
eine Klage aufzugeben. Dort sagte man ihm, sie könnten außer einer
Dokumentation dieses Falles nichts für ihn tun. Als man ihn fragte, was
er denkt, warum sich die Soldaten ihm gegenüber so benommen hätten,
sagte er – noch immer unter Schock stehend – dass die Soldaten es
gewöhnt seien, zu schlagen, zu demütigen und Palästinenser zu
misshandeln. „Vielleicht denken sie, dass wir keine menschlichen Wesen
sind. Vielleicht haben sie eine rassistische Erziehung gehabt. Ich weiß
es nicht, vielleicht könnt ihr sie fragen.“
Ein israelischer
Armeesprecher, Eitan Arusi, sagte zu al-Jazeera.net, dass die
israelische Armee dafür nicht verantwortlich sei. Es sei die
Grenzpolizei mit nicht regulären Soldaten, die sich damit befasse.
Al-Jazeera
telefonierte dann mit dem Hauptquartier, um sich nach dem Vorfall zu
erkundigen. Doch die sagte, sie wüsste gar nichts davon.
Die israelische
Grenzpolizei ist dafür bekannt, immer häufiger palästinensische
Zivilisten zu demütigen und zu misshandeln.
Nach Quellen von
Menschenrechtsorganisationen sind zahlreiche Fälle von sadistischer
Brutalität durch Grenzpolizisten und Polizistinnen gegen
palästinensische Zivilisten gesammelt worden, besonders seit Beginn der
2. Intifada..
Im vergangenen Jahr
hatten Polizisten, die außerhalb von Abu Dis stationiert waren, einen
palästinensischen Arbeiter bei vorgehaltener Waffen gezwungen,
menschlichen Urin zu trinken.
Als dieser Vorfall
später in den Medien gebracht wurde, sagten die Polizisten den
Vernehmungsbeamten, sie hätten nur ihre Frustration ausgelebt.
Menschenrechtsaktivisten behaupten, dass über die meisten Fälle von
Misshandlungen nicht berichtet wird, weil die Palästinenser kein
Vertrauen zum israelischen Rechtssystem hätten.
Und wenn Fälle von
Misshandlung tatsächlich das Gericht erreichen, erhalten die Täter
gewöhnlich nur symbolische oder äußerst leichte Gefängnis- oder
Geldstrafen. Menschenrechtsgruppen wie die israelische B’tselem reden
von der Schlaffheit im israelischen Rechtssystem gegenüber solchen
Verbrechen, besonders wenn die Opfer Palästinenser sind.
* CWJP
= Coalition of ( Israeli) Women for a Just Peace
(dt. Ellen Rohlfs) |