seit vielen
Jahren kämpfe
ich für die
Durchsetzung
der Menschenrechte
und des Völkerrechtes
im Konflikt
zwischen Israel
und Palästina.
Als menschenrechtspolitische
Sprecherin der
Linksfraktion
sind diese unveräußerlichen
Rechte der Völkergemeinschaft
mein alleiniger
Maßstab. Ich
bin der festen
Überzeugung,
dass nur mittels
des Rechtes
und der Absage
an jegliche
Form der Gewalt
ein dauerhafter
Friede in Nahost
und die Beendigung
der Besatzungspolitik
möglich werden
kann. Die wichtigsten
Partner sind
mir und den
vielen Engagierten
in aller Welt
dabei die Friedensbewegungen
und zahllosen
MenschenrechtsverteidigerInnen
auf beiden Seiten
der Grenzen.
Sowohl die Blockade
Gazas, als auch
die militärischen
Interventionen
seitens des
israelischen
Militärs wie
auch der Hamas,
sind nicht zu
akzeptieren.
Sie verursachen
unermessliches
Leid und ein
Klima der Angst
in der Zivilbevölkerung
und machen eine
Annäherung unmöglich.
Besonders dramatisch
ist jedoch die
humanitäre Situation
der PalästinenserInnen
im Gazastreifen.
Deshalb habe
ich 2010 an
der Free-Gaza-Mission
teilgenommen,
um auf die völkerrechtswidrige
Abriegelung
Gazas und die
dramatische
Versorgungslage
hinzuweisen.
Die blutige
Erstürmung der
„Mavi Marmara“
durch das israelische
Militär hat
weltweit für
Empörung gesorgt.
Nun wird seit
geraumer Zeit
aus unterschiedlichen
Kreisen der
Versuch unternommen,
die Kritik an
der israelischen
Politik und
konkrete Aktionsformen
wie die Free-Gaza-Mission
mit Antisemitismus
gleichzusetzen.
Bei unseren
politischen
Gegnern fällt
diese ungeheuerliche
Argumentation
auf fruchtbaren
Boden. Höhepunkt
dieser Hetze
gegen DIE LINKE
war eine aktuelle
Stunde im Bundestag
zu vermeintlichen
antisemitischen
Tendenzen in
der LINKEN.
Hier wurde der
Versuch unternommen,
einen diffusen
Begriff von
Antisemitismus
gegen DIE LINKE
zu instrumentalisieren.
Nun jedoch wurde
in der Fraktion
ein Beschluss
durchgesetzt,
der die Diskussion
über eine Ein-Staaten-Lösung
oder die humanitäre
Free-Gaza-Flotille
verbietet. Ich
habe mich in
einer persönlichen
Erklärung gegen
diese Abstimmung
positioniert
(Erklärung).
Ein Verbot unterschiedlicher
Denk- und Aktionsansätze,
um einen dauerhaften
Frieden für
alle Menschen
in Nahost durchzusetzen,
darf es nicht
geben. DIE LINKE
stand und steht
immer für internationale
Solidarität
mit linken Parteien
und Organisationen.
Diese Solidarität
darf nicht aufgekündigt
werden.
Eure Annette
Groth
15.6.2011 -
Klarstellung
von Stefan Ziefle, Mitarbeiter
der LINKEN Bundestagsabgeordneten
Christine Buchholz zu Vorwürfen,
die gegen ihn in Blogs und Stellungnahmen
zum „Antisemitismus“- Fraktionsbeschluss
erhoben wurden
12. Juni 2011
Ist Kritik an Israel antisemitisch?
Eine Antwort auf die Vorwürfe
gegen meinen Vortrag
In der Debatte über das Verhältnis
der LINKEN zum Nahostkonflikt
sind in mehreren Blogs schwerwiegende
Vorwürfe gegen mein Referat
vom November 2010 erhoben worden.
Ich möchte auf diese Vorwürfe
antworten.
Ich gehe auf die Vorwürfe ein,
weil es der Ernst des Themas
verlangt, obwohl es meinem Kritiker
offensichtlich darum ging, mich
zu verleumden und er dafür meine
Position bewusst und systematisch
entstellt hat. Der Kritiker
gibt im selben Text auch seine
Sicht auf den Nahostkonflikt
zu erkennen.
Er schreibt wörtlich von der
„angeblichen Unterdrückung durch
den israelischen Staat“. Wer
angesichts der Lage der PalästinenserInnen
in den seit Jahrzehnten besetzten
Gebieten und in den Flüchtlingslagern
von einer „angeblichen Unterdrückung“
sprechen kann, kann meine Position
nicht verstehen.
Teilweise werden mir frei erfundene
Aussagen untergeschoben. Ein
Beispiel: Ich hätte gesagt,
Kritik an Israel könne niemals
antisemitisch sein. Nirgends
in meiner Rede habe ich derartiges
behauptet; es wird auch kein
Beleg dafür genannt. Selbstverständlich
kann Kritik an Israel antisemitisch
sein. Sie ist es, wenn sie aus
der Motivation heraus geäußert
wird, den Nahostkonflikt zu
nutzen, um gegen Jüdinnen und
Juden zu hetzen. Das ist etwas
anderes als eine Kritik am Staat
oder der Regierung Israels,
die der Sache selbst wegen geäußert
wird.
Ich möchte nun auf die Vorwürfe
im Einzelnen eingehen.
Der gravierendste Vorwurf ist
folgender: „Gegen Ende seines
Referats, das mit dem Wort Hetze
noch fast verharmlosend umschrieben
wäre, ging Ziefle aufs Ganze
und rief zur Solidarität mit
den antisemitischen Mordbanden
auf."
Dieser Vorwurf bezieht sich
auf das Ende meines Schlusswortes.
Der Vorwurf verdreht mein Anliegen
in das glatte Gegenteil. Ich
rufe in diesem Schlusswort zur
Solidarität mit der globalen
Bewegung auf und beziehe mich
dabei ausdrücklich auf zwei
Aktionen zivilen Ungehorsams:
Die Free Gaza-Flottille und
die internationalen Demonstrationen
von Anfang 2010, als 1500 Aktivistinnen
und Aktivisten friedlich die
Grenze nach Gaza überwinden
wollten und von Mubaraks Truppen
gestoppt wurden. Es geht also
nicht um antisemitische Mordbanden.
Zuvor hatte ich ausdrücklich
festgestellt, dass Selbstmordanschläge
der Sache der PalästinenserInnen
geschadet haben und beschrieben,
dass die Free Gaza-Flottille
bei den Aktivistinnen und Aktivisten
in den besetzten Gebieten zu
einem Umdenken geführt hat,
weil sie merken, dass durch
solche gewaltfreien Aktionen
und die weltweite Solidarität
viel mehr erreicht werden kann.
Ein anderer Vorwurf lautet,
ich hätte einen „flammenden
Appell [...] für die antisemitische
Hamas“ gehalten.
Das habe ich definitiv nicht,
mein Referat enthielt einige
Kritik an der Hamas, die ich
auch mehrfach an anderer Stelle
geäußert habe; die Hamas ist
keine linke Organisation und
ich habe mir ihr Programm an
keiner Stelle zu eigen gemacht.
Allerdings habe ich die Position
vertreten, dass man auch mit
der Hamas zusammenarbeiten muss.
Das hat einen einfachen Grund:
Die Hamas hat dieWahlen von
2006 in den besetzten Gebieten
gewonnen, sie regiert im Gaza-Streifen
und ist die gewählte legitime
politische Vertretung der PalästinenserInnen.
Frieden kann es nur unter Einbeziehung
der PalästinenserInnen geben.
Ihre politischen VertreterInnen
bestimmen sie schon selbst,
sie können nicht vom Westen
oder von Israel eingesetzt werden.
Solange die Hamas im Gazastreifen
an der Macht ist, wird jede
Aktivität zur Unterstützung
der Bevölkerung an der einen
oder anderen Stelle eine Zusammenarbeit
oder zumindest Absprache mit
Hamas erfordern. Das ist bis
weit ins bürgerliche Lager unumstritten:
Das UN-Hilfswerk UNRWA wie auch
andere Hilfsorganisationen arbeiten
beispielsweise mit der Hamas
in den besetzten Gebieten zusammen.
Das haben auch ehemalige Regierungschefs,
Außenminister und Vermittler,
inklusive einem ehemaligen israelischen
Außenministers, in einer Erklärung
letzte Woche deutlich gemacht:
„Ein dauerhafter Frieden mit
Israel ist ohne Unterstützung
durch die Hamas nicht möglich.“
(http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,767757,00.html)
Solange die Vertreibung und
Entrechtung der PalästinenserInnen
durch die Siedlungspolitik des
israelischen Staates weitergeht,
ist es ein auch völkerrechtlich
anerkanntes Recht der PalästinenserInnen,
gegen diese Besatzung und Vertreibung
Widerstand zu leisten. Dafür
sollten Linke einstehen. Für
welche Art von Widerstand ich
eintrete, habe ich oben bereits
unmissverständlich deutlich
gemacht.
Sodann wird mir vorgeworfen,
den Antisemitismus zu leugnen:
„Aber zu sagen, die Juden haben
das Land geklaut (…) ist nicht
antisemitisch“, behauptete der
wissenschaftliche Mitarbeiter.
Ebenso sei die Forderung „alle
Juden ins Meer zu schmeißen“
kein Antisemitismus.“
Die Kritik an mir ist in verleumderischer
Absicht geschrieben. Das wird
an dieser Stelle besonders deutlich,
denn ein Missverständnis ist
ausgeschlossen. An keiner Stelle
habe ich gesagt, „alle Juden
ins Meer treiben“ zu wollen,
sei kein Antisemitismus. Nicht
nur das, ich habe einen großen
Teil meines Vortrags darauf
verwendet, zu erläutern, dass
der Nahost-Konflikt eben nicht
als Konflikt zwischen Juden
und Nicht-Juden, zwischen Religionen
oder gar Rassen verstanden werden
kann (wir wissen, dass es nur
eine menschliche Rasse gibt),
sondern dass er als politischer
und geostrategischer Konflikt
aufgefasst werden muss. Es geht
um die Verteilung von Land,
um die Kontrolle des erdölreichen
Nahen Ostens und um die politischen
Rechte der PalästinenserInnen.
Ich habe deutlich gemacht, dass
es falsch ist, von „den Juden“
zu sprechen, was eine unzulässige
Verallgemeinerung wäre. Bei
einer Lösung des Konfliktes
geht es darum, für alle Menschen
im Nahen Osten, egal welcher
Religion oder Abstammung, ein
Leben in Frieden, Wohlstand
und Würde zu sichern.
Die Vertreibung und Unterdrückung
der PalästinenserInnen durch
Israel ist real. Ich habe darauf
aufmerksam gemacht, dass es
einen fundamentalen Unterschied
gibt zwischen dem Antisemitismus
der Nazis, die eine jüdische
Weltverschwörung zusammenphantasiert
haben, die jüdische Bolschewisten
und New Yorker Banker umfassen
sollte und die jeglicher faktischer
Grundlagen entbehrte, und einer
Kritik an Israel, die Israels
systematische Verstöße gegen
die Menschenrechte der PalästinenserInnen
„den Juden“ zuschreibt. Der
Antisemitismus der Nazis bezog
sich nicht auf ein reales gesellschaftliches
Problem, sondern lenkte von
den realen gesellschaftlichen
Problemen ab. Die Unterdrückung
der PalästinenserInnen dagegen
ist real, allerdings wird sie
nicht von „den Juden“ verübt,
sondern von Israel, mit Unterstützung
der westlichen Staaten (und
auch mit Duldung oder Mitwirkung
der umliegenden arabischen Staaten).
Auch die Bedeutung der westlichen
Staaten habe ich in meinem Referat
dargestellt. Deshalb trifft
der Vorwurf ebenfalls nicht
zu, ich würde Israel für alles
Unrecht in der Region verantwortlich
machen.
Viele PalästinenserInnen formulieren
Kritik an Israel, aus offensichtlichen
Gründen. Einige, nicht alle,
schreiben dabei das Handeln
Israels „den Juden“ zu. Unterstützend
wirkt dabei, dass israelische
PolitikerInnen selber für sich
in Anspruch nehmen, für alle
Jüdinnen und Juden zu handeln
und das auch so formulieren.
Wie oben bereits gesagt, halte
ich eine solche Sichtweise,
egal von welcher Seite, für
falsch, kritikwürdig und kontraproduktiv.
Mein Argument war jedoch, dass
manMenschen, nur weil sie ihre
Kritik an Vertreibung und Unterdrückung
in den falschen Kategorien formulieren,
nicht pauschal als Antisemiten
einordnen kann.
Schließlich wird mir auch vorgeworfen,
Zionismus und Nationalsozialismus
gleichzusetzen: „Ziefle behauptete
unter anderem, dass der ‚Zionismus
eine völkische Ideologie‘ darstellen
würde und verglich diesen mit
dem Nationalsozialismus, der
angeblich auf die gleichen Traditionslinien
zurückblicken könne.“
Hier kann es hilfreich sein,
zum Duden zu greifen. „Völkisch“
ist ein Synonym zu „national“.
Der Zionismus ist historisch
die jüdische Nationalbewegung.
Er versteht die Jüdinnen und
Juden nicht als Religionsgemeinschaft,
sondern als Volk. Ich habe das
anhand von Aussagen zionistischer
Vordenker der Zeit belegt. In
meinem Referat habe ich ausgeführt,
dass dies keine Besonderheit
des Zionismus war, sondern dass
zum Zeitpunkt der Entstehung
des Zionismus sehr viele bedeutende
Nationalbewegungen entstanden
sind, wie die serbische, ungarische
und deutsche Nationalbewegung.
Eine Erscheinungsform des Nationalismus
des späten 19. und frühen 20.
Jahrhunderts, wenngleich auch
nicht die einzige, war der biologische
Rassismus. Ein Ausdruck des
biologischen Rassismus war auch
der rassistisch begründete Antisemitismus.
Ich habe darauf hingewiesen,
dass der biologische Rassismus
eine der wesentlichen Quellen
für den Nationalsozialismus
und in der Konsequenz für den
Holocaust gewesen ist.
Der Zionismus, der als eine
Antwort auf den Antisemitismus
am Ende des 19. Jahrhunderts
entstanden ist, war ein Kind
seiner Zeit und wies historisch
ebenfalls rassistische Argumentationen
auf. Ich habe dazu eindeutige
Belege in meinem Referat angeführt.
So bezeichnete einer der bedeutendsten
Vertreter des Zionismus in den
USA, der Richter Louis D. Brandeis,
in einer Rede 1915 das Jüdischsein
als eine „Frage des Blutes“.
Nahum Sokolow behauptete gar,
die Jüdinnen und Juden wären
die reinste aller Rassen. Ein
anderer führender Zionist, Arthur
Ruppin, verurteilte Heiraten
mit Nicht- Jüdinnen und Juden,
weil dadurch „der Rassencharakter
verloren“ gehe.
Mir war es wichtig, klarzumachen,
dass der Zionismus keine linke
Ideologie ist und dass es einen
Unterschied macht, ob man Jüdischsein
als Frage der Religion oder
als Frage der biologischen Abstammung
versteht. Eine Relativierung
des Nationalsozialismus durch
Bezug auf den Zionismus oder
gar eine Gleichsetzung von Zionismus
und Nationalsozialismus liegen
mir völlig fern, deswegen habe
ich sie auch in meinem Referat
nicht vorgenommen.
Soweit zu den Vorwürfen. Ich
empfehle denjenigen, die an
einer ernsthaften Auseinandersetzung
interessiert sind, sich anhand
von ungekürzten Dokumenten eine
Meinung zu bilden, weil es auf
die Argumentationskette ankommt,
und sich nicht ihr Urteil zu
bilden anhand der zusammengeschnittenen
9-minütigen Kurzfassung meiner
vierzigminütigen Rede, die in
der Absicht zusammengestellt
worden ist, meine Position zu
entstellen. Vor wenigen Tagen
hielt ich auf dem Kongress „Marx
is muss 2011“ ein Referat zum
selben Thema, das hier nachgelesen
werden kann: http://marx21.de/images/MIM2011/ist%20kritik%20an%20israel%20antisemitisch.pdf
26. Mai 2011
- Eine
Liebeserklärung an
Annette
Groth, Inge Höger, Christine
Buchholz, Norman Peach und Wolfgang Gehrcke und all die anderen,
die auch gemeint waren in der
Partei DIE LINKE. -
Dorothea Hartung Renate und Frank Doerfel - Ihr
lieben Freundinnen, liebe Freunde,
gestern sahen wir am Nachmittag
die Aktuelle Stunde im Deutschen
Bundestag, die hauptsächlich
dafür anberaumt wurde, um ganz
speziell Euch zu beschimpfen.
Ihr seid angeblich Antisemiten,
undemokratisch, unüberlegt,
Ihr seid angeblich schlimm.
Und nun möchten wir Euch eine
Liebeserklärung machen: Die
meisten von uns sind keine Mitglieder
Eurer Partei, aber wir kennen
Euch alle Fünf persönlich oder
von den Parlamentsdebatten,
von Demonstrationen und auch
durch Eure Veröffentlichungen.
Ihr habt vielen Menschen, die
sich früher nur außerparlamentarisch
politisch verwirklichen konnten
und wollten, ein Gefühl für
Parlamentarismus wiedergegeben,
daß es sich lohnt, im Parlament
um Meinungen, um Standpunkte
zu kämpfen.
Durch Euch haben wir gelernt,
daß Menschenrechte nicht nur
Worthülsen sind, sondern daß
sie zur Sprache kommen, erkämpft
werden, gefordert werden auf
allen Ebenen und für viele Gruppen:
Jugend bei uns, Flüchtlinge,
Ausgegrenzte. Natürlich wollen
wir diejenigen, die diesmal
nicht am Pranger standen, wie
Ulla Jelpke und andere, nicht
vergessen zu loben für ihre
Arbeit speziell für Ausländer
und Flüchtlinge.
Ihr habt wichtige Menschen nach
Berlin eingeladen, denen wir
zuhören durften, um zu lernen.
Ihr habt uns das "Parlamentarische
Schutzprogramm" erklärt, durch
das in Not geratene Parlamentarier
auf der ganzen Welt vor Willkür
und Unterdrückung geschützt
werden sollen wie die Schriftsteller
sich im Rahmen des PEN mit "Writers
in Prison" um ihre Kollegen
kümmern.
So hörten wir, daß Ihr die palästinensische
Knesset-Abgeordnete Haneen Zouabi
schützt, die seit ihrer Beteiligung
an der Friedensflotte nach Gaza
in Israel in Schwierigkeiten
ist, Knesset-Abgeordnete haben
sie bedroht, sie hat parlamentarische
Rechte verloren, wenige haben
sie geehrt dafür, daß sie auf
der Mavi Marmara war.
Wir wollen Euch, Annette Groth,
Inge Höger und Norman Paech,
ganz besonders dafür danken,
daß Ihr an unserer statt auf
der Mavi Marmara wart. Es hat
uns das Herz zerrissen zu lesen
und zu hören, was Ihr auf dem
Schiff erlebt habt: Neun Menschen
wurden durch Schüsse getötet
und über 50 verletzt, einige
verbluteten, weil sie ohne medizinische
Hilfe blíeben, alle auf den
Schiffen waren Pazifisten, die
von israelischen Militärs in
internationalen Gewässern überfallen
wurden.
Zusehen zu müssen wie Menschen
sterben ohne Grund, ist das
Schlimmste, was wir erleben
können. Viele in Eurer Partei
ehren und achten Euch für Euer
Engagement, und es ist uns unbegreiflich,
wie deutsche Parlamentarier
Euch in der Debatte, die vordergründig
Antisemitismus meinte, in Wahrheit
aber Eure Einstellung zu Israel
kritisieren wollte, Euch dafür
angegriffen haben. In unseren
Augen ist es ein Ausdruck globalisierter
Humanität, daß auch in diesem
Jahr so viele Menschen wieder
auf Schiffen zu den unter Blockade
lebenden Menschen in Gaza aufbrechen
wollen. Der israelischen Regierung
gefällt das nicht. Sie hat es
in der Hand, die Friedensschiffe
am Auslaufen zu hindern: Sie
braucht nur die Blockade zu
beenden. Dann wäre die Fahrt
nur noch eine glückliche Reise
nach Gaza.
Christine Buchholz ist eine
engagierte Pazifistin und sitzt
für die LINKE im Verteidigungsausschuß.
Wir erlebten sie bei einem ganz
spontanen Besuch bei Firas Maraghy,
der vor der israelischen Botschaft
in Berlin mit einem Hungerstreik
für sein Heimatrecht in Jerusalem
kämpfte - auch dafür danken
wir ihr.
Natürlich seid Ihr nicht allein,
sondern habt gute Mitarbeiter
in Euren Büros; gemeinsam habt
Ihr Euch mit dem Goldstone-Report
befaßt, in der Hoffnung, daß
die Parlamentarier den Inhalt
zur Kenntnis nehmen: Die Aufarbeitung
des dreiwöchigen Überfalls der
israelischen Armee auf Gaza,
Ende Dezember 2008, Anfang Januar
2009, der über 1400 palästinensische
Opfer forderte, darunter viele
Kinder, Jugendliche und Frauen
und über 6000 Verletzte. Die
Straflosigkeit Israels muß ein
Ende haben, das fordert auch
die Europäische Union.
Wir hoffen, daß Ihr standhaft
bleibt und die bösen Sätze nicht
in Eure Herzen fallen und Euch
mutlos machen. Denn wir haben
Euch warmherzig erlebt und wissen,
daß Ihr versucht, mit Eurer
Arbeit zu beweisen, daß "Solidarität
die Zärtlichkeit der Völker"
ist. Natürlich nicht nur für
einen gerechten Frieden in Nahost,
sondern für Frieden überhaupt.
Wir verweisen hier nur deshalb
besonders auf diese Eure Arbeit,
weil sie der eigentliche Grund
für die aktuelle Stunde und
die niederträchtigen Angriffe
gegen Euch war.
Und, liebe Inge Höger, Deiner
Wuppertaler Rede zur politischen
Situation in Israel und Palästina
haben viele Menschen zugestimmt,
sie war ehrlich und angemessen
und kann nur mißverstanden werden,
wenn man sie falsch zitiert.
Wir danken Euch. Erinnert Euch,
mehr als 25 Jahre ist es her,
daß Petra Kelly als eine der
ersten grünen Abgeordneten in
Bonn im Deutschen Parlament
am Rednerpult stand und in Tränen
ausbrach, weil sie auf so viel
haßerfüllte Zwischenrufe von
Abgeordneten anderer Parteien
nicht vorbereitet war. Nun sind
die Grünen eine etablierte Partei
und denken zusammen mit den
anderen Parteien über eine rohstofferhaltende
Bundeswehr nach - und deshalb
seid Ihr jetzt dran, weil Ihr
gegen Krieg und NATO seid.
Erstunterzeichner: Dorothea Hartung Renate und Frank Doerfel
14.6.2011 -
Felicia Langer sagt dem "Das
Palästina Portal" in einem Telefongespräch:
"Der
Beschluss der Linksfraktion vom 7.6.2011
ist für alle, die an Ideale glauben, ein
Schlag ins Gesicht. Das ist eine verabscheuenswerte
Unterwerfung ohnegleichen. Ich stimme den
Ausführungen von
Dr. Moshe Zuckermann völlig zu."
Nicole
Gohlke
und Christine Buchholz.
- Liebe Freundinnen
und Freunde der Friedens-
und Antikriegsbewegung,
Liebe Bündnispartner/innen,
Wahrscheinlich
haben mittlerweile schon
alle von der am letzten
Dienstag gefassten
Erklärung der Linksfraktion
gehört oder gelesen
- viele von Euch
haben uns in den letzten
Tagen angeschrieben
oder angerufen - der
Unmut und die Irritationen,
die dieser Beschluss
ausgelöst hat, sind
beträchtlich. Zu recht.
Die Erklärung ist deswegen
so problematisch und
aus unserer Sicht politisch
falsch, weil er durch
seine Überschrift und
durch seine Kontextualisierung
wichtige Aktivitäten
der Palästina-Solidaritätsarbeit
in den Zusammenhang
mit Antisemitismus stellt.
Der Beschluss wurde
einstimmig gefasst.
Diese "Einstimmigkeit"
kam allerdings nur dadurch
zustande, weil die Zustimmung
indirekt zur Überlebensfrage
der Fraktion gemacht
wurde.
Vor diesem Hintergrund
haben sich diejenigen
Abgeordneten, die zunächst
angekündigt hatten,
gegen die Erklärung
stimmen zu wollen, unterschiedlich
verhalten: einige haben
die Sitzung verlassen
und somit gar nicht
an der Abstimmung teilgenommen,
andere waren zwar anwesend,
haben aber nicht mitgestimmt,
wieder andere
haben zähneknirschend
zugestimmt. Wir haben
uns entschieden, den
Raum zu verlassen.
Während der mehrstündigen
und sehr emotional geführten
Fraktionsdebatte begründeten
die Kritiker/innen der
Erklärung ihre Kritik
damit,
- dass sie eine politisch
verheerende Gleichsetzung
oder zumindest Vermischung
von Antisemitismus und
Israel-Kritik betreibe, - dass die Erklärung
der in Zusammenarbeit
von bürgerlicher Presse
und antideutsch geprägten
Gruppierungen in und
um der LINKEN initiierten
Kampagne gegen die LINKE,
die die Partei als antisemitisch
denunziert, Vorschub
leiste, - dass sie letztlich
den Charakter eines
Unvereinbarkeitsbeschlusses
trage - auch vor dem
Hintergrund, dass auch
die Mitarbeiter/innen
der Fraktion und die
persönlichen Mitarbeiter/innen
der einzelnen MdB aufgefordert
werden, sich entsprechend
zu verhalten,
Wir bedauern und kritisieren
daher, dass und wie
es zu dem Beschluss
gekommen ist. Wir wollen
aber auch gerade Euch
gegenüber betonen, dass
wir froh sind, dass
es so viele kritische
Stimmen in der Fraktion
gab, und dass ohne den
massiven Druck des Vorstandes
die Erklärung so nicht
verabschiedet worden
wäre.
Wie viele andere in
der Fraktion befanden
wir uns in einem taktischen
und politischen Dilemma:
verhindern wir einen
politisch falschen Beschluss
und riskieren wir eine
Spaltung der Fraktion
an einer Frage, in der
die Linke aus der Defensive
heraus agiert, und die
zu einer der wichtigsten
Angriffspunkte der bürgerlichen
Medien und der konkurrierenden
Parteien geworden ist?
Für uns ist weiterhin
richtig, dass die LINKE
die einzige Partei ist,
die sich konsequent
gegen Kapitalismus und
Krieg stellt und so
eine im internationalen
Maßstab einmalige Rolle
spielt. Der Preis, dieses
Projekt an die Wand
zu fahren ist sehr hoch.
Und für uns ist richtig,
dass wir in diesem Sinne
um eine internationalistische
und antikapitalistische
Ausrichtung der LINKEN
kämpfen müssen. Wir
wissen aber auch, dass
es insbesondere die
außenpolitischen Positionen
sind, an denen der Anpassungsdruck
auf linke Parteien im
Sinne der "Regierungsfähigkeit"
am stärksten und als
erstes entsteht, und
dass für uns gelten
muss, unser taktisches
Dilemma aufzulösen,
weil wir uns sonst schlicht
erpressbar machen.
Hierbei ist wichtig
zu wissen:
- Die Mehrheitsverhältnisse
in der Partei sind anders
als in der Fraktion.
Der Verlauf der Programmdebatte,
aber auch viele Aktivitäten
in den verschiedenen
Gliederungen der Partei
machen deutlich, dass
die LINKE unmissverständlich
an der Seite der Friedensbewegung
steht, und dass die
Haltung, keinerlei Kriegseinsätzen
zuzustimmen nicht zur
Disposition steht.
Statt der Aufgabe oder
der Anpassung von politischen
Positionen mit Blick
auf eine mögliche Regierungsbeteiligung
2013 diskutiert die
Mehrheit der Partei
die stärkere Profilbildung
gegenüber den in der
Oppositionsrolle rhetorisch
linker auftretenden
SPD und Grünen.
- Die Fraktion wird
sich in den nächsten
Monaten und Wochen weiter
mit dem Nahost-Konflikt
auseinanderzusetzen
haben, weil absehbar
mehrere Ereignisse der
Palästina-Solidarität
Aufwind verleihen werden:
Der arabische Frühling
verleiht auch dem palästinensischen
Widerstand - auch jenseits
von Fatah und Hamas
- neue Hoffnung. Die
Aktionen des zivilen
Ungehorsams an der Grenze
zu Syrien, die die israelische
Regierung derzeit mit
der grausamen Erschießung
vor allem junger entschlossener
Aktivist/innen beantwortet,
sind ein erstes Zeichen
dafür.
Im September soll ein
palästinensischer Staat
ausgerufen werden. Auf
der selben Sitzung auf
der der oben genannte
Beschluss gefällt wurde,
wurde ein Antrag beschlossen,
in dem wir die Bundesregierung
auffordern, den neuen
Staat anzuerkennen.
Hierfür werden wir streiten.
Zugleich müssen wir
die aufkommenden Probleme
(Weigerung Israels,
weitere Zersiedelung
des Westjordanlands,
etc.) kritisch begleiten,
weil nicht unwahrscheinlich
ist, dass die Staatsgründung
an der Haltung Israels
scheitern wird.
Und nicht zuletzt ist
die internationale Palästina-Solidaritäts-Bewegung
überaus aktiv: Ende
des Monats startet auch
unter Beteiligung Linker
Europa Abgeordneter
eine neue Flotille,
die die Blockade des
Gaza-Streifens durchbrechen
will; am 08. Juli https://freemailng5303.web.de/online/msg/text_popup.htm?si=IxXbnEFE6qaN7DKofv4*070&rv_mid=1307991152134822178&showid=default&indexid=0&sortid=0#
werden internationale
Aktivist/innen versuchen
mit der Aktion "Willkommen
in Palästina" mit gewaltlosem
zivilem Ungehorsam die
Einreise nach Palästina
am Ben Gurion Flughafen
zu erstreiten.
Natürlich werden wir
und viele andere in
der Fraktion weiterhin
dafür streiten, dass
die LINKE hier eine
klare Haltung einnehmen
muss, wenn sie glaubwürdig
bleiben will. Doch nicht
zuletzt brauchen wir
Euch dabei, wenn es
darum geht, die LINKE
als Bündnispartnerin
und Sprachrohr der Friedensbewegung
weiterhin zu etablieren.
Euer Engagement und
Eure Aktivitäten sind
Rückendeckung in der
innerparteilichen Auseinandersetzung
um die Ausrichtung der
Partei. Darum auch ein
Appell an Euch: lasst
die Linksfraktion weiter
wissen, was Eure Anregungen
für das Engagement der
LINKEN für einen gerechten
Frieden in Nahost sind.
Mit solidarischen Grüßen,
Nicole Gohlke und Christine
Buchholz.
Eine kleine
Auswahl
von Reaktionen auf den Fraktionsbeschluss
(aus Leserbriefen, Internetseiten
oder Zuschriften an nahostinfos):
Mit dem gestrigen
Beschluss der Bundestagsfraktion
„Entschieden gegen Antisemitismus“
verliere ich meine politische
Heimat. Wenn in der Partei
DIE LINKE der Kampf für
die Rechte des palästinensischen
Volkes per Beschluss untersagt
wird, dann ist DIE LINKE
nicht mehr die Partei, mit
der ich meine Vorstellungen
vom Kampf um Frieden und
Gerechtigkeit in dieser
Welt verwirklichen kann.
Ich glaube einschätzen zu
können, welche Rolle der
Staat Israel (ausdrücklich
nicht das jüdische Volk)
gegenüber dem palästinensischen
Volk und seinem Recht auf
ein menschenwürdiges Leben
und einen eigenen Staat
spielt. Ich kann es deshalb
nicht verstehen, dass dieser
einstimmige Beschluss der
Fraktion DIE LINKE im Bundestag
gefasst wurde. Die aufgeführten
Verhaltensregelnfür Abgeordnete und
Mitarbeiter haben in meinem
Verständnis nichts mit „Entschieden
gegen Antisemitismus“ zu
tun! Und schon gar nichts
mit dem pluralen Verständnis
in der LINKEN. Ich kenne den Unterschied
zwischen Fraktion und Partei
– weiß aber auch, dass diese
Beschlussvorlagen inhaltlich
von Funktionsträgern der
Partei kommen. Meine Mitgliedschaft in
der Partei DIE LINKE lasse
ich ab heute ruhen. Ich
werde mich informieren,
ob ein ruhendes Mitglied
im Statut vorgesehen ist.
Ich muss mit mir und meinem
Engagement in dieser Linken
selbst ins Reine kommen. Heinz Schneider,
Basisorganisation Erkner/Gosen-Neu
Zittau
Mit großer
Betroffenheit haben wir
den o. g. Beschluß zur Kenntnis
genommen (Wortlaut jw vom
9. Juni d. J.). Wir haben
zeit unseres publizistischen
Wirkens und während unserer
Tätigkeit in Partei, Bürgerbewegungen
und -initiativen, in der
Friedens- und Antifa-Bewegung
uns gegen jede Form des
Antisemitismus gewendet,
regulär im Bunde mit Persönlichkeiten,
die als deutsche und österreichische
Jüdinnen und Juden aus Deutschland
und Österreich vertrieben
worden sind, auch mit Personen
der israelischen Friedensbewegung
und Repräsentanten der israelischen
Hochschullehrerschaft. Anfang
der sechziger Jahre unterstützte
Wolfgang Beutin an der Universität
Hamburg die erste Studentengruppe,
die die Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zu Israel forderte. Uns empört der o. g. der
Beschluß u. a. deshalb,
weil es darin heißt: „Wir
werden uns weder an Initiativen
zum Nahost-Konflikt … beteiligen“
– ja, soll denn die Linke
abseits stehen, wo es um
die Zukunft des Nahen Ostens
geht? Sie muß sich im Gegenteil
an allen Aktivitäten in
Wort und Tat beteiligen,
die den Friedensprozeß in
der Region voranbringen,
und dazu gehört z. B. auch
die Fahrt der Gaza-Flottille. Der Beschluß ist unter jedem
Betracht „ein Skandal sondergleichen“,
als den ihn Fanny-Michaela
Reisin (jw, 9. 6. 11, S.
3) wertet. Wir fordern die sofortige
Zurücknahme des Beschlusses,
um die Partei vor weiterem
Schaden zu bewahren. Heidi Beutin
Kreis- und Fraktionsvorsitzende,
Die Linke / Kreis Stormarn Dr. Wolfgang Beutin,
PD an der Universität Bremen
Mit einem
Beschluss gegen Antisemitismus
hat die Bundestagsfraktion
der LINKEN erklärt, sich
weder an Initiativen zum
Nahost-Konflikt, die eine
Ein-Staaten-Lösung für Palästina
und Israel fordern, noch
an Boykottaufrufen gegen
israelische Produkte noch
an der diesjährigen Fahrt
einer Gaza-Flottille zu
beteiligen. Da ich diese
Abgeordneten gewählt habe,
möchte ich dazu erklären:
Man muss nicht Anhänger
der drei genannten Initiativen
bzw. Ansichten sein. Man
muss aber tolerieren, dass
diese durchaus berechtigte
Themen der internationalen
Diskussion, auch der Linken,
selbst in Israel, sind und
nichts mit Antisemitismus
zu tun haben. Ich bin bereit zu akzeptieren,
dass Abgeordnete der LINKEN
in diesen Fragen anderer
Meinung sind als ich. Ich
bin aber nicht bereit zu
tolerieren, dass Vertreter
der LINKEN berechtigte Kritik
an der aggressiven antipalästinensischen
Politik der herrschenden
Kreise Israels als antisemitisch
diffamieren. Dr. Heinz-Dieter Winter 16792 Vogelsang
In Frankreich
treffen sich über 400 Vertreter
aus dem gesamten linken
Spektrum – einschließlich
des Vorsitzenden der FKP
– um die kommende internationale
Gaza-Flottille mit einem
eigenen Schiff „als politische
Demonstration“ gegen Israels
Blockade zu unterstützen.
Gleichzeitig beschließt
die Linksfraktion eine Resolution,
mit der sie, in den Worten
des israelischen Professors
Moshe Zuckermann „die bürgerlichen
Parteien von rechts überholt“
und die sie „zur Lachnummer
der sich höhnisch die Hände
reibenden deutschen Politszene
verkommen“ lässt. Mit dieser
peinlichen Resolution will
sie auch noch all ihren
Abgeordneten und abhängig
Beschäftigten (!) diktieren,
wie diese sich gegenüber
Israels Politik zu verhalten
haben. Da die LINKE sich
damit aus der wachsenden
internationalen Bewegung
gegen die völkerrechtswidrige
Politik der israelischen
Regierung ausklinkt und
den fortschrittlichen Kräften
Palästinas und Israels in
den Rücken fällt, muss sie
sich die Frage gefallen
lassen: Auf wessen Druck
und in wessen Interesse? Reinhard Röhring 90513 Zirndorf
Das ist kein
Katalog gegen Antisemitismus,
sondern ein untauglicher
Reglementierungsversuch
gegenüber der Linksfraktion,
in der es nie Zweifel darüber
gegeben hat, dass Antisemitismus
in all seinen Formen geächtet
und aktiv bekämpft gehört.
Der jetzige Beschluss folgt
der Staatsräson der Bundesregierung
und entmündigt in bisher
nicht gekannter Form Abgeordnete
einer linken Oppositionspartei,
davon abweichende Haltungen
einzunehmen. Er bedient
Erwartungen all jener, die
meinen, die Deutungshoheit
darüber zu besitzen, was
Antisemitismus ist. Diese
»Antisemitismusverfechter«
haben bisher nichts zur
dauerhaften Sicherheit des
israelischen Volkes und
ebenso wenig zur Einlösung
des legitimen Rechts des
palästinensischen Volkes
auf einen eigenen Staat
geleistet. Der Fraktionsbeschluss
folgt in dieser Frage dem
Mainstream hierzulande und
beschädigt das Ansehen der
Partei. Dr. Andrej Reder 13156 Berlin
Dieser Beschluß
bedeutet: Die Fraktion bezichtigt
Menschen, die gegen die
israelische Staats- und
Regierungspolitik tätig
werden, des Antisemitismus
und Rechtsextremismus, d.h.
daß nach ihrer Meinung Helmut
Schmidt, Richard von Weizsäcker,
Lionel Jospin, Romano Prodi,
Felipe Gonzales, Javier
Solana und 20 andere ehemalige
EU-Staatsmänner Antisemiten
und Rechtsextreme sind,
denn sie dringen auf Sanktionen
gegen Israel! Ebenso unterstützen
der Weltkirchenrat, das
Weltsozialforum in Belém,
die Jüdische Stimme für
einen gerechten Frieden
in Nahost und viele andere
jüdische Organisationen
und Personen in aller Welt
die BDS-Kampagne. Mit diesem Beschluß hat
die Bundestagsfraktion aber
auch die politischen Grundlagen
der Partei verlassen:
DIE LINKE tritt für die
Universalität der Menschenrechte
ein – also nicht nur für
die der Israelis, sondern
ebenso für die der Palästinenser.
DIE LINKE bekennt sich zum
Völkerrecht: Also darf sie
nicht mit zweierlei Maß
messen und die Völkerrechtsbrüche
(zahllose nicht umgesetzte
UNO-Resolutionen gegen die
israelische Politik gegenüber
den Palästinensern) mit
Schweigen übergehen. DIE LINKE steht grundsätzlich
für zivile Konfliktlösungen
und gegen Krieg. Deshalb
kann sie die Bombardierung
der im Gazastreifen eingesperrten
1,5 Mio. Palästinenser nach
dem Bruch des Waffenstillstandsabkommens
durch Israel nicht stillschweigend
hinnehmen und gewaltlosen
Widerstand gegen die rechtswidrige
Besatzungspolitik verurteilen.
DIE LINKE arbeitet in allen
anderen Ländern mit Linken
zusammen, nur im Falle Israel
mit Ultra-Rechten und läßt
die linke Opposition gegen
diese völkerrechtswidrige
Politik, die kein gutes
Ende für Israel nehmen kann,
innerhalb und außerhalb
Israels im Stich! Die Antragsteller/innen
haben ihren Antrag scheinbar
sehr gewitzt im Stile von
„Haben Sie endlich aufgehört,
ihre Frau zu schlagen?“
formuliert, so daß die Abgeordneten
nur die Wahl zwischen zwei
Übeln hatten: ein Ja wie
ein Nein mußten der Partei
großen Schaden zufügen.
Der Schaden ist eingetreten!
Wenn die Fraktion glaubte,
sich nach der unsäglichen
Bundestagsdebatte über ihren
angeblichen Antisemitismus,
die in der Bevölkerung kaum
Eindruck hinterließ, wehren
zu müssen, hätte sie offensiv
auf der Unterscheidung zwischen
israelischer Regierungspolitik
und Antisemitismus bestehen
müssen – wofür sie Unterstützung
bei zahlreichen jüdischen
Persönlichkeiten findet.
Ich fordere Euch auf, den
Beschluß zu korrigieren,
um weiteren Schaden von
unserer Partei und der Fraktion
abzuwenden. Lieber verzichten
wir auf Gysi, Bartsch und
Pau, als unsere Parteipolitik
der Regierung von Netanyahu
und Liebermann zu unterstellen.
Antonie Brinkmann Bremen
Hoffe, dass
sich möglichst viele Linke
an der Gaza-Flotille beteiligen.
Der Beschluss der LINKE
Bundestagsfraktion dazu
ist für mich einfach nur
katastrophal, blamabel und
peinlich. Meine Solidarität
gilt Israel und Palästina,
nicht der Hamas und den
Selbstmordattentätern, nicht
der israelischen Regierung
und ihrer völkerrechtswidrigen
Besatzungspolitik und ihrer
Bombardierung von Zivilisten. Stephan Krüger 22880 Wedel
»Es kommt
nicht darauf an, die Welt
zu interpretieren! – Es
kommt darauf an, sie zu
verändern!« Soweit einer
der Leitsätze der Linken.
Zu dieser Welt gehören Palästina
und Israel. Also verabschieden
wir Linken uns doch bitte
von den alten Feindbildschemen,
wenn wir uns schon wieder
nur mit unseren persönlichen
Bauchschmerzen befassen!
Und vor allem: Lassen wir
die Linken in Israel und
Palästina nicht schon wieder
im Stich? Katrin Wächtler 01069 Dresden
Der nachweislich
agressive und kompromisslose
Netanyahu und seinalsFaschist bekannter
Außenminister Lieberman
führen eine Politik, die
mit dem deutschen Grundgesetz
nicht vereinbar ist. Dennoch
sind "Die Linken" nicht
bereit, diese menschenverachtende
Politik zu benennen und
zu kritisieren - aus Angst,
als antisemitisch bezeichnet
zu werden. Für uns sind
Sie unglaubwürdig und nicht
mehr wählbar. Dr. Said Essaid 10825 Berlin
Wenn man
sich vor Augen führt, wie
Jüdinnen und Juden sich
dagegen wehren, von der
völkerrechtswidrigen, rassistischen
und chauvinistischen Politik
des Staates Israel vereinnahmt
zu werden, sich gegen die
Behauptung wehren, dass
dieser Staat im Namen aller
Jüdinnen und Juden dieser
Welt agiere, und man schaut
sich das derzeitige Agieren
hoher Parteiebenen meiner
Partei (DIE LINKE) an, kann
einen tiefe Scham überkommen.
Es ist anscheinend die Solidarität
zur „politischen Klasse“
des Staates Israel wichtiger,
als die Solidarität linken
Jüdinnen und Juden gegenüber! Andreas Schlüter Berlin
Vor einem
Jahr haben zwei Bundestagsabgeordnete
der LINKEN sowie der frühere
außenpolitische Sprecher
der Linksfraktion an der
Gaza-Flottille teilgenommen.
Diese Aktion hat die Aufmerksamkeit
der Weltöffentlichkeit auf
die unerträgliche Situation
der Bevölkerungdes Gaza-Streifens
gelenkt - ein Erfolg, wie
er humanitären internationalen
Aktionen nur selten in diesem
Ausmaß beschieden ist. Unsere
Partei hat allen Grund,
stolz darauf zu sein, daß
drei unserer prominenteren
Mitglieder durch ihren persönlichen
Einsatz - einschließlich
der Festnahme durch ein
israelisches Militärkommando
- Anteil an diesem Erfolghatten. Ohne unsere
drei GenossInnen hätte es
damals die Bundestagsdebatte
über das "größte Gefängnis
der Welt" (Bischof Desmond
Tutu) und den einstimmigen
Beschluß aller Bundestagsfraktionen
zum sofortigen Ende der
Blockade des Gazastreifens durch israelisches Militär
nicht gegeben. Und nun sollen diese drei
GenossInnen durch den unter
sehr ungewöhnlichen Umständen
zustande gekommenen Fraktionsbeschluß
quasi nachträglich diskreditiert
werden? Dies folgt aus der
Weisung der Fraktion, sich
nicht an der diesjährigen
Gaza-Flottille zu beteiligen,
die im übrigen von vielen
europäischen Linksparteien
aktiv unterstützt wird.
Wir halten Euren Beschluß,
für den nach Zeitungsberichten
noch nicht einmal die Hälfte
der Fraktionsmitglieder
stimmten, für einen fatalen
Fehler. Er sollte schnellstmöglich
und ohne die Wiederholung
massiven psychischen Drucks
korrigiert werden. Wir erkennen die geltenden
Beschlüsse unserer Partei
zur Nahost-Politik an. Was
wir grundsätzlich als Linke
nicht akzeptieren können,
sind Denkverbote. Der Beschluß vom 7.6. verlangt,
daß wir uns nicht an Boykottaufrufen
gegen israelische Produkte
beteiligen. Nach einem Urteil
des Europäischen Gerichtshofs
von vor gut einem Jahr sind
Produkte, die von israelischen
Firmen in den besetzten
Gebieten produziert werden
(wie z.B. die Wassersprudler
der Firma Soda Club) nach
dem Völkerrecht keine israelischen
Produkte. Als Linke halten
wir uns an diese Rechtsprechung
des Europäischen Gerichtshofs.
Wer dazu aufruft, keine
Produkte aus den besetzten
Gebieten zu kaufen, wie
es im übrigen 13 christliche
Bischöfe im „Kairos“-Dokument
tun, ruft damit also nicht
zum Boykott israelischer
Produkte auf. Wir werden auf keinen Fall
aufhören, den seit Jahrzehnten
andauernden Ausbau der illegalen
israelische Siedlungen ausserhalb
der eigenen Grenzen als
Bruch des Völkerrechts zu
kritisieren., und kein vernünftiger
Mensch kann das als Antisemitismus
auslegen. Das Gegenteil
ist richtig: Wer der israelischen
Bevölkerung eine friedliche
Zukunft wünscht, darf zu
der täglich den Frieden
gefährdenden Politik der
Regierung Netanyahu-Lieberman
nicht schweigen. Bundesarbeitskreis Gerechter
Frieden in Nahost Koordinierungskreis i.A. Sönke Wandschneider,
Pastor i.R.
Daraufhin bekam sie
von Wolfgang
Behr einen Leserbrief:
Betrifft
Antizionismus-Debatte in der
Linksfraktion - Liebe Genossin Pau.
Ich habe Deinen recht arroganten Brief
in Deinem Newsletter vom 13.6.11
gelesen. Da möchte ich mit folgendem
Zitat beginnen:
• Pierre Stambul: 1.3.08
Jüd.-franz. Vereinigung für den Frieden
„Was unerträglich ist, das ist die
Straflosigkeit Israels, die fehlende
Empörung der öffentlichen Meinung und
der Regierungen, die nicht Basta! sagen
. Es sind die fehlenden Sanktionen ,die
Tatsache, dass nicht alle Welt auf die
Straße rennt und den israelischen
Führern entgegenbrüllt: "Es reicht, das
lassen wir nicht zu“.
• Ein Staat, der täglich
Verbrechen gegen das Internationale
Völkerrecht, die universalen
Menschenrechte begeht und der eine
extrem asymmetrische Machtausübung
gegenüber dem palästinensischen Volk
ausübt, der alle UNOResolutionen und
NGO-Berichte missachtet, kann nur mit
ebenso asymmetrischen Aktionen wie etwa
der BDS-Kampagne und den Gazaflottillen
gebranntmarkt werden.
Es hätte an den
Politikern gelegen, Israel durch
wirksame Massnahmen Einhalt zu gebieten.
Aber genau wie bei der Linkspartei blieb
es bis heute nur bei kraftlosen Appellen
und Beschwichtigungen, ja einseitig
israelfreundlichen Stellungnahmen
(Merkel).
• Es ist mir völlig egal,
ob Du auf Grund dieser Aktionen (oder
meiner Ausführungen) geistige
Verbindungen zum Antisemitismus
herstellst. Das ist Deine Unterstellung.
Es liegt nicht an den mutigen Akteuren,
aus Rücksicht auf mögliche
Antisemitismus-Vorwürfe ihre Aktionen
einzustellen. Es liegt in erster Linie
an der zionistischen Regierung Israels,
zu solchen notwendigen und berechtigten
Aktionen nicht erst Anlass zu geben. Und
es liegt an der Feigheit bzw.
Unterwürfigkeit deutschen Politiker, die
Linke mit eingeschlossen, durch wirksame
Sanktionen, Israel von seinem
verhängnisvollen Weg abzubringen.
Stattdessen spielen sie das Spiel einer
verderblichen anachronistischen
Ideologie, des Zionismus, mit. Mit
freundlichen Grüssen - W.Behr
An den Vorstand
der Linksfraktion Gregor Gysi - Dietmar
Bartsch - Ulla Lötzer - Ulrich Maurer -
Petra Sitte - Dagmar Enkelmann - Petra Pau
- Gesine Lötzsch - Klaus Ernst - Cornelia
Möhring - Wolfgang Neskovic
10. Juni 2011 - Sehr geehrter Vorstand der
Fraktion DIE LINKE,
die Linke war bislang eine Partei, die den
Spagat ausgehalten hat zwischen der Betonung
israelischer Interessen und dem Eintreten
für die Rechte der Palästinenser. Seit dem
Maulkorberlass ist das nicht mehr so.
Der Fraktionsvorstand hat sich für vermeintlich
israelische Interessen entschieden. Vermeintlich
deshalb, weil Sicherheit und Frieden für
Israel nur über Gerechtigkeit und Frieden
für die Palästinenser erlangt werden können.
Gerade das Anprangern von Menschenrechtsverletzungen
und die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen
sind jetzt erforderlich.
Die Fraktionsführung versucht nun, diejenigen
aus der Partei auszugrenzen, die sich glaubwürdig
gegen die Kollektivstrafe Gaza-Blockade
wenden, indem sie an der Gaza-Flotte teilnahmen,
die gegen die völkerrechtswidrige israelische
Besatzung protestieren, indem sie auf den
Kauf von Siedlungsprodukten verzichten oder
die überlegen, was passiert, falls die Zwei-Staaten-Lösung
scheitert. Durch Anpassung an die Merkel'
sche Staatsräson kann die Partei vielleicht
Konflikten aus dem Weg gehen. Sie verliert
aber an Glaubwürdigkeit, weil sie ihre eigenen
Werte mit dem erbärmlichen Maulkorberlass
untergräbt.
Mit freundlichen
Grüßen Wiltrud Rösch-Metzler, pax christi
Vizepräsidentin - Unterzeichnende per Email:
Hilu Barth, Mitglied der pax christi Nahostkommission
Winfried Belz, pax christi und "Palästina/Nahost-Initiative
Heidelberg" Gabi Bieberstein, Internationaler Versöhnungsbund
- Deutscher Zweig Juliane Bieberstein, Internationaler Versöhnungsbund,
Deutscher Zweig Dr. Sabine Farrouh, IPPNW-Vorstand
Martin Forberg, Vorstandsmitglied der Internationalen
Liga für Menschenrechte Barbara Fuchs, Attac AG Globalisierung und
Krieg Dr. Andreas Grüneisen, EAPPI Netzwerk
Joachim Guilliard, Heidelberger Forum gegen
Militarismus und Krieg Dr. Khaled Hamad, Deutsch-Paläst. Med. Gesellschaft
(DPMG e.V.) Dagmar Kirsche, Deutscher Koordinationskreis
Palästina Israel – für ein Ende der Besatzung und einen gerechten
Frieden (KoPI) Renate Khurdok, Salam und Schalom in Salem
Prof. Dr. Mohssen Massarrat, Osnabrück
Odilo Metzler, Mitglied der pax christi
Kommission Friedenspolitik George Rashmawi, PGD-Deutschland
Ellen Rohlfs, pax christi und Gush Shalom
Prof. Heiner Schmitz, Ruhrpreisträger 2009
für Kunst und Wissenschaft Gisela Siebourg, stellvertretende Vorsitzende
der DPG Barbara Stoller, pax christi und friedens
räume Lindau Peter Strotmann, Redakteur von "Sand im
Getriebe", Newsletter von ATTAC Prof. Dr. Rolf Verleger, ehem. Mitglied
des Zentralrats der Juden in Deutschland,
Buchautor "Israels Irrweg. Eine jüdische
Sicht" Marie-Dominique Vernhes, Mitglied der AG
Palästina von attac Hamburg Marie Voss, Munich American Peace Committee
Rosemarie Zur Nieden, Pfr. i. R., EAPPI-Netzwerk
weitere Unterzeichnende Harald Etzbach, Historiker, Journalist und
Übersetzer Gernot Steinweg, Dokumentarfilmer und Journalist
Dr. Anne Maximiliane Jäger-Gogoll, Marburg
Privatdozent Dr. Johannes M. Becker, Marburg
Gerlef Gleiss, Mitglied im Landesverband
Hamburg Helga Ebel, Sprecherin der LAG GesundheitSoziales
NRW Institut für Palästinakunde e.V., Bonn
Angela Klein, Redakteurin Sozialistische
Zeitung Doris Ghannam, Berlin Michael Marquardt, Stellvertretender Vorsitzender
der Mitarbeitervertretung alsterdorf assistenz west gGmbH
Thies Gleiss, Stellvertretender Landessprecher
DIE LINKE – NRW Inge Jurk-Prommersberger
Souhail Kahla, Palestinan Students for Peace!
Jürgen Jung Ursula Behr- Taubert, Kunstmalerin Berlin,
www.atelier-behr.de Erhard Arendt, Das Palästina Portal
9.6.2011 -
Persönliche
Erklärung zum
Beschluss der Bundestagsfraktion vom
07. Juni 2011 von Annette Groth - Dieser Beschluss wurde von vielen, auch
von mir, nicht mitgetragen und kam nur durch
großen psychologischen Druck zustande.
Ich stelle mich deutlich hinter den Beschluss
des Parteivorstandes vom 21. Mai, in dem
es heißt: „Es gehört zum Bestand linker
Grundpositionen, gegen jede Form von Antisemitismus
in der Gesellschaft vorzugehen. Rechtsextremismus
und Antisemitismus haben in unserer Partei
heute nicht und niemals Platz. (..) Wir
weisen zurück, wenn berechtigte Kritik an
der Politik der israelischen Politik der
israelischen Regierung in Antisemitismus
umgedeutet wird. Ebenso weisen wir Vorwürfe
eines angeblichen Vormarsches antisemitischer
Positionen in der LINKEN zurück.“ Dagegen halte ich den Beschluss der Bundestagsfraktion
aus mehreren Gründen für äußerst problematisch
und gefährlich. Grundsätzlich spreche ich mich gegen Denkverbote
aus und halte den Beschluss schon aufgrund
seines undemokratischen Charakters für unangemessen.
Dass in dem Beschluss von „Meinungsvielfalt“
die Rede ist, ändert nichts daran, dass
dieser Beschluss eben gerade Meinungsvielfalt
verhindert. Ziel des Beschlusses ist es,
Andersdenkende aus der Debatte auszuschließen
und diesen Ausschluss mit dem Stigma des
„Antisemitismus“ zu begründen, ohne diesen
Begriff jedoch zu definieren. Er ist ein
Armutszeugnis an linker Debattenkultur.
In anderen europäischen Ländern sowie in
Israel selbst werden Debatten geführt um
die Frage der Ein- oder Zwei-Staaten-Lösung
und auch um die Frage, ob Boykotte ein wirksames
Mittel sind, um auf israelische Politik
Einfluss zu nehmen. Diese Debatten müssen
wir auch in Deutschland zur Kenntnis nehmen
und diskutieren dürfen. Durch die Erklärung wird ein Sinnzusammenhang
zwischen „Antisemitismus“ auf der einen
Seite und Befürwortung der Einstaatlichkeit
sowie der Unterstützung von Boykottaufrufen
und Teilnahme und Unterstützung der neuen
Gaza Flottille kreiert. Diese Verknüpfung
ist konstruiert und dient dazu, die berechtigte
Kritik an israelischer Besatzungspolitik
zu delegitimieren. Dadurch wird auch der
Eindruck erweckt, dass sich die Fraktion
von unserer Beteiligung an der Gaza-Flottille
2010 distanziert. Für mich ist völlig untragbar, dass die
LINKE mit einem solchen Beschluss implizit
die Vorwürfe des Antisemitismus der anderen
Fraktionen gegen Mitglieder der Fraktion
die LINKE bestätigt anstatt sich offensiv
mit den Vorwürfen auseinander zu setzen
und sich solidarisch hinter GenossInnen
zu stellen. Es wäre absolut notwendig, sich
auch gerade in der Fraktion inhaltlich mit
der Frage „Was ist Antisemitismus ?“ auseinanderzusetzen
anstatt den Begriff „Antisemitismus“ synonym
mit „Kritik an israelischer Besatzungspolitik“
zu verwenden. Der Beschluss ist auch ein falsches Zeichen
angesichts der Teilnahme von Vertretern
der GUE/NGL sowie einer großen linken internationalen
Delegation aus Frankreich, den USA, Kanada,
Großbritannien und Skandinavien an der 2.
Free-Gaza-Flottille Ende Juni. Auch jüdische
Organisationen aus Europa und den USA sowie
zahlreiche linke Israelis sind wieder an
der Flottille beteiligt. Es gibt zahlreiche
israelische Organisationen, die sich hilferufend
an uns gewandt haben.
Sie alle machen auf die wachsende Diskriminierung
und auch Kriminalisierung von linken, oppositionellen
Israelis aufmerksam. Als Linke ist es unsere
Aufgabe, noch aktiver als bisher, linke
Organisationen der Friedens- und Menschenrechtsbewegung
in Israel zu unterstützen. Als Menschenrechtspolitikerin
ist mir die Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen
ein großes Anliegen, überall in der Welt
– auch in Israel. Die Linke stand immer
für internationale Solidarität mit linken
Parteien und Organisationen. Dieser Beschluss
kündigt diese Solidarität in beschämender
Weise auf. Berlin, 09. Juni
Kurz gesagt, man ist - begrüßenswert
- gegen Antisemitismus - schließt
in dies gegen aber auch jede
notwendige Kritik an Israel
ein. Wer die Opfer der Gegenwart
alleine lässt, nicht ihr Führsprecher
ist, ist ein braver LINKER.
Eine "gute" deutsche Tradition....
Wie Klaus Ernst mit der Wahrheitumgeht:
Um ausnahmsweise
Die "Welt" zu zitieren:
"Denn
neben einer Reihe anderer Linke-Politiker
war ausgerechnet die krankgemeldete
Inge Hoeger nicht bei der Fraktionsabstimmung.
Ihre ehemalige Gefährtin Annette
Groth war offenbar anwesend,
hat sich aber zumindest der
Abstimmung entzogen – wie etliche
andere Abgeordnete auch."
Klaus Ernst macht daraus eine
Einstimmigkeit!!!
Hamburg, Kundgebung gegen Palästina-Solidaritätsveranstaltung
vorm Curio-Haus der GEW.
Ein Sonnenbebrillter mit Nazi-Frisur und
einer im grünen Hemd finden, Israel sei
von Vernichtung bedroht, und rufen "Nieder
mit Deutschland".
NeoCon-Video,
17 Minuten. Ist jetzt Deutschland von
Vernichtung bedroht?
Auf dem Video fehlt, wie die NeoCon-Gruppe
von ca. 40 Personen Palästinensern "Nazis
raus!" entgegen gerufen und erklärt hat,
die Palästina-Solidaritätsveranstaltung
sei die "Wannsee-Konferenz".
Die Palästinenser werden nicht nur bedroht:
Täglich werden einige von ihnen verletzt
oder getötet durch die, für die sich die
Nazi-Frisur und das Grünhemd einsetzen.
Die Hamburger Partei Die Linke hat sich
inzwischen von der Palästina-Solidaritätsveranstaltung
distanziert. Sie kann damit rechnen, daß
die Hamburger Friedensbewegung sich nun
ihrerseits von der Partei Die Linke distanziert.
Dann mag die Partei Die Linke mit den Kriegsgrünen
oder mit der Agenda-2010-SPD fusionieren;
am besten mit beiden. Und U-Boote an Israel
verschenken.
Quelle Thomas Immanuel Steinberg
Palästinensische Gemeinde
Deutschland - Kontakt Raif
Hussein -
Presseerklärung der
PGD zu
den Antisemitismusvorwürfen
gegen die Bundestagsabgeordnete
Inge Höger
Die Palästinensische Gemeinde
Deutschland ist entrüstet
und empört über die Vorwürfe
der Israel-Lobby gegen die
Bundestagsabgeordnete Inge
Höger.
Der Vorwurf und die Bezichtigung
des Antisemitismus ist nicht
nur absurd, sondern auch
eine nicht zu akzeptierende
Verharmlosung des Antisemitismus
und dessen Gräueltaten.
Die selbst ernannten Schützer
des jüdischen Staates haben
es sich zur Aufgabe gemacht,
jeden einen Maulkorb zu
verpassen, der auch annähernd
eine Kritik an der Politik
Israels übt.
Inge Höger hat sich wie
tausende Bundesbürger und
Persönlichkeiten zu den
Gräueltaten der israelischen
Besatzungsmacht in Gaza
kritisch geäußert und die
anhaltende Blockade verurteilt.
Sie hat sich über die seit
Jahrzehnten anhaltende Menschenrechtsverletzung
im besetzten Palästina öffentlich
beschwert. Nicht nur, dass
dies ihr demokratisches
Recht ist, sondern es ist
sogar ihre Pflicht als Vertreterin
im Bundestag eines demokratischen
Staates, der internationale
Rechte und Konventionen
achtet und respektiert.
Die Maulkorbpolitik der
Israel-Lobby unterhöhlt
langsam aber sicher die
demokratischen Pfeiler der
Bundesrepublik Deutschland.
Ein Gut, worauf die deutsche
Bevölkerung nicht wegen
der Kritik an einer rassistischen
Regierung und ihrer menschenverachtenden
Politik ganz einfach aufgeben
sollte.
Kritik an der Politik des
Staates Israel ist keinesfalls
einhergehend mit antisemitischen
Gedanken. Mit einer Gleichsetzung
– ein durchaus häufiges
Phänomen dieser Zeit - wird
der Begriff seiner historischen
Grundlage beraubt, verwässert
und vor allem verharmlost.
Die Solidarität Inge Högers
mit dem palästinensischen
Volk und seiner Sehnsucht
nach Freiheit, Ende der
Besatzung und Errichtung
eines palästinensischen
Staates neben dem Staat
Israel in den Grenzen vom
04. Juni 1967 ist ehrenwert.
Sie ist die Stimme vieler
Menschen in der Bundesrepublik
Deutschland, die das Stillschweigen
der Bundesregierungen gegenüber
der Politik des Staates
Israel und der Arroganz
der israelischen Besatzungsmacht,
die seit Jahrzehnten den
Weltfrieden aufs Spiel setzt,
nicht mehr hinnehmen wollen.
Wir vom Vorstand der Palästinensischen
Gemeinde Deutschland stehen
auf der Seite Inge Högers,
wir stehen für die freie
demokratische Meinung und
wir stellen uns gegen die
Maulkorbpolitik der selbsternannten
Schützer des Staates Israel.
Wir appellieren an Inge
Höger und die Tausende von
Menschen, die das Gleiche
denken und sagen: Kämpft
weiter um Freiheit und Menschenrechte.
Denn der Kampf um Freiheit
und Menschenrechte ist ein
ehrenwerter Kampf. So hat
uns Hannah Ahrendt gelehrt,
und das sollte Eckpfeiler
der deutschen Gesellschaft
sein und bleiben.
S
E M I T V E
R L A G
Frankfurter Str.. 92 – 63263
Neu Isenburg – Tel.: 06102-368768
/ Fax.: 06102-368769
Liebe
Genossen, die „Aktuelle
Stunde“ im Bundestag war
furchtbar und wir wissen
noch nicht, ob sie der Höhepunkt
eine Kampagne gegen die
LINKE war oder erst der
Beginn. Wer sich die die
„Debatte“ über den halluzinierten
„Antisemitismus“ in der
Partei DIE LINKE zugemutet
hat, konnte sich nur angewidert
von diesen inkompetenten
Volksvertretern abwenden.
Es ist noch kein Jahr her,
da haben diese Fraktionen
und diese Abgeordneten die
Bundesregierung aufgefordert,
den Appell der Europäischen
Union nach einer sofortigen
Aufhebung der Gaza-Blockade
mit Nachdruck zu unterstützen.
Daraus ist wie wir wissen
nichts geworden. Umso beschämender
ist es, dass man diejenigen
Abgeordneten, alle aus der
Fraktion der Linken, die
doch etwas gemacht haben,
als kriminelle Antisemiten
im Plenum diffamiert und
sogar deren Rauswurf aus
dem Parlament fordert.
Wir von der Jüdischen Stimme
fürchten, dass es noch viel
schlimmer kommen wird, da
wir wissen, dass der Staat
Israel mit allen ihm zur
Verfügung stehenden Mitteln,
versuchen wird, die öffentliche
Meinung in Deutschland,
in Europa und besonders
in den USA zu seinen Gunsten
zu manipulieren.
Wir haben zu dieser wichtigen
und entscheidenden Debatte
eine Sondernummer SEMIT
gemacht, die man allen Bundestagsabgeordneten
in die Hand drücken sollte.
Neben einer genauen Kommentierung
des Protokolls der Sitzung,
schreiben Abraham Melzer,
Prof. Rolf Verleger, Dr.
Hajo Meyer, Iris Hefets,
Dr. Felicia Langer und Dr.
Ludwig Watzal.
Wir werden der Frage nachgehen,
wann Antisemitismus beginnt
und wie wissenschaftlich
die ominöse Arbeit ist,
die herausgefunden haben
will, dass die LINKE antisemitisch
ist.
Wir bitten Euch, diese Sondernummer
finanziell zu unterstützen,
damit sie auch gedruckt
werden kann. Wir können
auch für Spenden steuerabzugsfähige
Quittungen ausstellen.