Israelische Akademiker schweigen,
während palästinensische ihrer akademischen Freiheit beraubt
werden
21.03.2017
Israelische Akademiker schweigen,
während palästinensische Studenten und Akademiker leiden und
ihnen die akademische Grundfreiheit von den israelischen
Behörden verweigert wird. "Soldaten sind in den Campus
eingedrungen, haben Tränengasgranaten abgefeuert, Dozenten und
Studenten festgenommen und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt."
Chen Misgav, ein israelischer
Geograf und Städteplaner schrieb nach einer Polizeirazzia im
palästinensischen geografischen Forschungsinstitut in
Ost-Jerusalem und der Festnahme des Institutsleiters, des
Kartografen Khalil Tufakji den folgenden Artikel, der am 21.
März in Ha'aretz erschien.
Hier ein Auszug aus dem
Artikel:
Diese Geschichte ist Teil einer
größeren Geschichte, die israelische Akademiker selbst erzählen,
während sie sich in ihren sicheren, geschützten Elfenbeintürmen
einigeln. Vom Universitätspräsidenten zum flügge werdenden
Forscher glauben sie lieber, dass sie in einem demokratischen,
modernen westlichen System operieren, das die akademische
Freiheit achtet. Die meisten von ihnen ziehen es vor, nicht
darauf zu blicken, wie es ihren palästinensischen Kollegen geht,
die nicht die Privilegien haben, die die Israelis als
selbstverständlich ansehen.
Soldaten sind in
Universitätscampusse eingedrungen, haben Tränengasgranaten
abgefeuert, Dozenten und Studenten festgenommen und die
Bewegungsfreiheit eingeschränkt; jede Menge Frevel sind auf
Universitäten nieder gegangen, die nur eine kurze Autofahrt von
den gepflegten Büros und Universitätsbibliotheken in Jerusalem,
Tel Aviv und Haifa entfernt sind. Aber keine davon hat
israelischen Akademikern seit vielen Jahren den Schlaf geraubt.
Kürzlich ist eine Handvoll
israelischer Akademiker einer neuen Organisation, der Academia
for Equality, beigetreten, deren Ziel es ist, Akademiker dazu zu
bringen, die Unterdrückung ihrer palästinensischen Kollegen
nicht mehr zu ignorieren. Diese Aktivisten, von denen viele jung
sind und noch keine Jobs oder Festanstellung haben, haben
öffentlich protestiert, Briefe an Behörden geschickt und
Solidaritätsbesuche an der Universität in TulKarm organisiert,
der von der Armee wiederholt Ärger bereitet worden ist. Diese
Verbindungen, die auf beiden Seiten die Solidarität im Kampf
gegen die Besatzung und Unterdrückung stärken sollen, sind ein
Lichtstrahl in die Dunkelheit des Schweigens der meisten
Akademiker in Israel.
Die israelischen Akademiker werden
allerdings mit ihrer wachsenden Beunruhigung wegen des
internationalen Boykotts von israelischen Instituten und
Forschern nervös. Das Hauptargument gegen den Boykott ist, dass
das Recht auf akademische Freiheit stärker ist als die Schritte
der Boykottierenden. Aber wie steht es mit der akademischen
Freiheit der palästinensischen Universitäten? Wie um die
akademische Freiheit unserer Forscherkollegen und ihrer
Studenten dort?
Wie ist es möglich, dass niemand
etwas unternimmt, wenn ein Kollege, ein Geograf wegen seiner
Forschungsarbeit verhaftet wird, wenn das von ihm geleitete
kartografische Institut geschlossen und wichtiges Material
beschlagnahmt wird? Und all das geschieht wenige Minuten
Autofahrt von der Hebräischen Universität in Jerusalem entfernt.
Und du kannst nicht sagen, dass akademische Ethik und berufliche
Solidarität an den Strassensperren endet, denn Ost-Jerusalem ist
Teil des Staates, liegt nicht hinter den Strassensperren.
The Palestine Project_
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