Reuven Moskovitz
Liebe Freundinnen
und Freunde!
Aus der Stadt
Jerusalem sende ich euch einen Gruß der Solidarität und der
Dankbarkeit für eure unermüdliche Auflehnung gegen Krieg,
Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form und Ausdruck von
Menschenfeindlichkeit, Unterdrückung und Ungerechtigkeit.
Vor mehr als 2000
Jahren wurde in Jerusalem ein Jüdischer Prophet, eurem
Glaube nach ein Menschgewordener Gott, von der Gewalt und
habgieriger römischer Macht, grausamster Weise gefoltert,
geschunden und erniedrigt gekreuzigt, nur weil er hat sich
gegen Hass, Armut, Gewalt und Heuchelei auflehnte. Seine
schlimmste Sünde war sein Auflehnen gegen was bis heute das
Allerheiligste in der Geld- und gewaltgierigen Welt ist, die
Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel. Damals hat man
den Gerechtigkeits- und Friedensfürsten gekreuzigt.
Heutzutage kreuzigen, meine Machthaber aus Jerusalem zu
meiner Schande und Scham den Frieden und die Gerechtigkeit.
Vor 35 Jahren bin ich zum ersten Mal nach Deutschland
gekommen mit der Frage, ob nur Deutsche im Stande sind,
rasch von der Demokratie zur grausamsten Form von Faschismus
und Diktatur überzulaufen. Die letzten Wahlen in Israel
haben gezeigt, dass auch die geschundensten OPFER des
Nationalsozialismus, wir Juden, nicht gefeit sind gegen
faschistische, kriegerische, rassistische und
menschenfeindliche Züge. Seit über 60 Jahren verweigert mein
Staat Israel, ein einmaliges Wunder in der menschlichen
Geschichte, unseren palästinensischen Nachbarn das Recht,
sich selbst zu bestimmen, und lässt sie heimatlos,
vertrieben, enteignet, eingesperrt, entmenschlicht und
ausgesetzt einer herzlosen Besatzung.
Während meiner
Aufenthalte in Deutschland habe ich die neue Identität der
B.R.D. als ein Rechtstaat und friedensstiftender Faktor in
Europa und in der Welt schätzen gelernt. Die deutschen
Kirchen haben mich beeindruckt durch eine ungewöhnliche
Toleranz anderen Glaubensrichtungen gegenüber und ein
unablässiges Bemühen um Frieden und Versöhnung. Insbesondere
haben mich beeindruckt die Kirchentage mit ihrer
bewundernswerten Offenheit und Friedfertigkeit.
In den letzten
Jahren zeigt sich ein besorgniserregender Umbruch,
insbesondere was die israelische Politik anbelangt. Israel
hat sich rasch entwickelt von der einzigen Demokratie und
einem Frieden suchenden Staat im Nahen Osten zu einer
regionalen Supermacht, die versucht ihre territorialen und
Sicherheits-Ansprüche zu untermauern durch ein atomares
Machtmonopol. Hinter der raffiniert manipulierten
Ausschwitz-Trumpfkarte, hinter Kaltem Krieg und der
Öl-Hysterie der westlichen Staaten hat die Politik Israels
den Mittleren Osten in einen gefährlichen Wirbel von Gewalt
und Gegengewalt verstrickt.
Erstaunlicher- und
bedauerlicherweise hat die B.R.D. diese Politik aktiv
unterstützt mit Waffen, die nicht mehr zu tun haben mit dem
palästinensischen Konflikt sondern mit globalen Strategien.
U-Boote mit atomaren Einrichtungen haben nichts mit
Palästina und Antiterrorkrieg zu tun. Mit der Lieferung von
solchen Waffen hat die B.R.D. nicht nur das Grundgesetz
verletzt sondern den Frieden der Region und auch der Welt in
Gefahr gebracht. In Israel wird schon längst gesprochen von
einem atomaren Angriff auf Iran. Mit dieser Politik stellt
Israel in Frage die eigene Existenz. Das Megaverbrechen in
Gaza ist nur ein Prelude für das, was in den Köpfen der
kriegssüchtigen Regierenden geplant wird.
In dem
Deutschland, das als Ergebnis von Krieg, Rassismus, Arroganz
und Expansionismus und Völkermord vor mehr als 70 Jahre in
Schutt und Asche lag müssen alle friedfertigen Menschen,
insbesondere Christen, sich aktiv auflehnen gegen diese
tödliche Gefahr. Ich rufe euch und alle ehrlichen und
lebenswilligen Menschen auf, sich nicht weiter erpressen zu
lassen mit der Verunglimpfung als Antisemiten. Antisemiten
sind nicht gegen Krieg, Verfolgung und kolossale
Verletzungen von Menschen- und Völkerrechten und freuen sich
darüber, dass manches, was in Israel passiert, auch was die
Korruption der führenden Politiker anbelangt, manche
abscheulichen antisemitischen Vorurteile bestätigt.
Um Gottes willen,
um des Lebens Willen um euer christlichen Liebe für Frieden
und Gerechtigkeit willen, legt ab eure Verlegenheit und
lasst laut hören einen Aufschrei gegen das, was in unsrer
Gegend passiert, schreit auf in die Ohren eurer POLITIKER
UND KIRCHENFÜRSTEN sich abzunabeln von Lippenbekenntnissen
und sich laut und aktiv einzusetzen für Frieden,
Gerechtigkeit und Freiheit für alle unterdrückten Völker und
Menschen.
Erhalten aus
Jerusalem am Karfreitag 2009 von Reuven Moskovitz
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