Jerusalem ist ein religiöses
Inferno, das darauf wartet…
Dr. Daud Abdullah
Trotz einer
Nachrichtensperre bestätigen Ereignisse vor
Ort, dass die Schlacht um Jerusalem und die
Al-Aqsa-Moschee in eine neue und gefährliche
Phase geraten sind. In der Vergangenheit
behaupteten Offizielle auf beiden Seiten der
Teilung, dass sich Palästina - Israel gerade
in einem politischen Streitgespräch
befinden. Sie bestehen darauf, dass die
religiöse Überzeugung kein wichtiger Faktor
darin spielt. Dies ist nicht länger der
Fall; das religiöse Erbe und die Rechte
dominieren jetzt das Gespräch und gestalten
den Lauf der Ereignisse.
Wenn Tausende von
Juden letztes Wochenende im besetzten Jerusalem
zusammen kamen, um das zu kennzeichnen, was sie
glaubten: die Zerstörung des Zweiten Tempels durch
die Römer im Jahre 70 nach der Zeitrechnung, so ist
die Botschaft mehr als deutlich. Israels Vertreter
des Verteidigungsminister Eli Dahan bestätigte
seine Absicht: „Wir sind hier, um zu verkündigen,
dass wir nach Jerusalem zurückgekehrt sind und dass
wir unsere Herzen vorbereiten, auch auf den
Tempelberg zurückzukehren, um den Tempel wieder
aufzubauen.“
Als Warnung fügte er
hinzu: „Wir schämen uns nicht dafür: wir wollen den
dritten Tempel auf dem Tempelberg wieder aufbauen“.
Der „Tempelberg“ ist
natürlich der Ort, wo das Noble Heiligtum der
Al-Aqsa steht und der in aller Welt berühmte Dom,
der Felsendom; es ist die dritt-Heiligste Stätte des
Islam.
Dahams Bemerkungen
waren keine Hassrede eines Extremisten. Sie war
eine Überlegung der vorherrschenden Ansicht
innerhalb des politischen Establishments; dass der
Tempel für das jüdische Volk, eine zentrale
Bedeutung hat , ohne den es nicht leben kann. Für
dieses ist die Al-Aqsa ein ungewöhnliches Hindernis
auf dem Weg ihres Unternehmens.
Der verstorbene Meir
Kahane, der die terroristische Kach-Bewegung
gründete und anführte, behauptete, dass es Israels
größter Fehler war, 1967 nicht die Al-Aqsa Moschee
zu zerstören, als Jerusalem im sechs-Tagekrieg
erobert wurde. Demnach wird jetzt für alle Vorhaben
und Absichten, das Problem nun einfach das eines
unvollendeten Geschäfts sein.
Die Arabische Liga
macht sich keine Illusionen über die weitreichenden
Konsequenzen, wenn irgendein Schaden über die
Al-Aqsa-Moschee kommt.
Sein vertretender
Generalsekretär Ahmed Bin Hilli hat vor Israels
illegalen Aktivitäten in Jerusalem gewarnt; dies
würde nur zu mehr Spannungen und Kollisionen führen
und die Türen für einen religiösen Konflikt öffnen
mit dem Ergebnis, dass keiner in der Lage ist,
diesen zu kontrollieren oder festzulegen.
Bis jetzt gibt es
schwache rituelle Verurteilungen von der Liga, der
Palästinensischen Behörde und der Organisation der
Islamischen Kooperation hat es versäumt, die
Israelis von ihrer waghalsigen Politik
abzuschrecken.
Außerdem, warum
sollten sie, wenn Senior-Offizielle aus arabischen
Ländern in der Vergangenheit und Gegenwart Israels
Einladungen akzeptierten, im besetzten Jerusalem zu
feiern. Jeder kann sehen, dass die augenblicklichen
israelischen Drohungen und die Entheiligung der
Al-Aqsa-Moschee eine natürliche Konsequenz solcher
arabischen Beschwichtigungen sind.
Klar ermutigt von
diesen öffentlichen Besuchen fühlte sich Israels
Minister von Jerusalems-Angelegenheiten, Zeev Elkin,
sicher genug, kürzliche Beunruhigungen der
Al-Aqsa von Jordans König Abdulla nur als leere
Worte anzusehen, die nur für öffentlichen
Gebrauch gedacht sind.
Nach dem Friedens-
Abkommen von 1994 zwischen Jordanien und Israel,
stimmte der letzere darin überein, Jordaniens
besondere historische Rolle in der Vormundschaft
der Al-Aqsa zu sehen. Deshalb hat König Abdullahs
Bestätigung in dieser Woche gesagt: „Diese Al-Aqsa
ist muslimisch und deshalb wird es keine Teilung und
gemeinsame Benützung geben.
Es ist unnötig zu
sagen, dass die Situation in Jerusalem eine
offizielle und allgemeine Antwort erfordert, die der
Ernsthaftigkeit der Drohung entspricht. Doch das
Problem mit der jordanischen und den gleich
gesinnten arabischen Behörden ist, dass sie normale
Beziehungen mit Israel haben wollen und die
Besatzung zurückweisen. Sie können allerdings
nicht beide Wege haben und so machen sie die Sache
noch schlimmer; sie haben rücksichtslos den Willen
ihrer Bürger zu diesem Problem missachtet.
Die Völker dieser
Region haben inzwischen schon ihreGefühle mehr als
deutlich gemacht; da muss es keine Normalisierung
mit Israel auf irgendeiner Ebene geben, bis die
Besatzung beendet ist und die palästinensischen
Rechte wieder hergestellt sind.
In Jordanien hat das
Parlament bei verschiedenen Gelegenheiten
abgestimmt, den Wadi Araba (Friedensvertrag) zu
annullieren, um nur vom königlichen Vorrecht
überstimmt zu werden.
Wenn der nächste
Flächenbrand beginnt - da dies unvermeidlich sein
wird, wenn die Dinge so wie jetzt weitergehen –
gibt es andere, die die Schuld teilen müssen. Die
westlichen Regierungen, die vor den Aktivitäten der
sogenannten Wohltätigkeitsorganisationen( die das
israelische Siedler-Netzwerk finanzieren) und den
Philantropisten ein Auge zudrücken; sie sind gleich
schuldig.
Als solcher kann der
Westen nicht ernsthaft genug sein, junge Muslime
daran zu hindern, sich dem Extremismus zuzuwenden,
während ihre Regierungen stillschweigend die
täglichen Gräueltaten zulassen, die von illegalen
Siedlern in der Al-Aqsa-Moschee begangen werden.
Zugegeben dass die
andauernden israelischen Angriffe auf die heilige
Moschee klare Brüche des Internationalen Gesetzes
sind. Das Wenigste, das die westlichen Demokratien
tun können, ist die Aktivitäten der
Wohltätigkeitorganisationen zu beenden, die die
Besatzung finanzieren, wie sie es mit muslimischen
Wohltätigkeitsorganisationen tun , die angeklagt
werden, den „Terrorismus“ zu finanzieren.
Extremismus und
Terrorismus haben keine Farbe, Rasse oder Glauben
und so sollten kollektive Bemühungen sie daran
hindern, blind gegen oberflächliche Unterschiede zu
sein.
Es dauerte fünf Jahre,
die Intifada zu bezwingen, die nach Ariel Sharons
provokativem Streifzug im Noblen Heiligtum im Jahr
2000 ausbrach. Wenn die Welt nicht ernsthaft
Bemühungen macht, um den israelischen Extremismus
aller Arten einzuschränken und seine brutale
militärische Besatzung Palästinas zu beenden, wird
es viel länger dauern, mit den Konsequenzen des
Schadens an der Al-Aqsa-Moschee durch jüdische
Fanatiker fertig zu werden.
Der Autor ist Direktor
des Middle East Monitor (Memo)
(dt. E.Rohlfs)
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