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Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck ist tot

31. 5. 2016 - Er war Mitgründer der Flüchtlingshilfsorganisation Cap Anamur: Jetzt ist der Journalist und Aktivist Rupert Neudeck im Alter von 77 Jahren gestorben. >>>

 

Anläßlich des Todes von Rupert Neudeck eine Sonderseite >>>

Texte von Rupert Neudeck auf diesen Seiten:

 

Rupert Neudeck ist am 31. 5. 2016 verstorben
Nandino Capovilla - Ein Priester in der Hölle
Wir weigern uns Feinde zu sein
Rezension - Wissenschaft als Herrschaftsdienst - Ilan Pape
Rezension - Buch Dr. Izzeldin Abuelaish
Rezension - Grosser: Von Auschwitz nach Jerusalem.
Rezension - Bettina Marx - "Gaza"
Rezension: The Holocaust Is Over...
Rezension "Checkpoint Huwara"
Zu einem wunderbaren Buch von Viola Raheb
Gaza – Besuch in einem Land, das es nicht gibt
Besprechung engl. Buch Pappe
Ethnische Säuberung Palästinas
PLÄDOYER GEGEN FEIGHEIT

 

Die Jagaktion von Honestly Concerned gegen Rupert Neudeck:

 

Zielperson Rupert Neudeck - Kurz
Zielperson Rupert Neudeck

 

 

 

 


 

 

Rupert Neudeck war ein entschiedener Freund Palästinas. Bei all den Nachrufen haben unsere großen Medien das unterschlagen (warum wohl?)

PLÄDOYER GEGEN DIE FEIGHEIT
Interview mit Rupert Neudeck
geführt im Dezember 2007
Hakam Abdel-Hadi

(...) Frage: In Ihrem neuen Buch befasst sich ein Kapitel mit dem Thema Palästina/Israel mit dem Titel: „Ein Plädoyer gegen die Feigheit“. Um welche Art von Feigheit handelt es sich dabei?
 
Antwort: Um die richtig typisch deutsche Feigheit, die wir möglicherweise herüber getragen haben aus der Zeit des furchtbaren Zusammenbruchs unserer Geschichte im Nationalsozialismus in unsere Zeit. In dieser Zeit sind wir frei geworden, aber wir unterwerfen uns auch  Denkverboten. Ein guter Freund, Paul Östreicher, ein ehemaliger Deutscher, deutscher Jude, der jetzt in Großbritannien als Kanonikus arbeitet, hat mir  gesagt: Ihr Deutschen seid immer merkwürdig! In der Zeit des Nationalsozialismus kannten meine Eltern doch viele Deutsche, die das nicht wollten, was da mit uns geschah und was an Menschenrechtsverletzungen geschah, aber sie hatten Angst, als Philosemiten angesehen zu werden, deshalb haben sie das sein gelassen, was sie tun wollten oder sollten. Und heute ist es genau umgekehrt. Heute denken viele Deutsche, sie dürfen das nicht tun oder denken, weil sie dann Antisemiten sind, also schon wieder Feigheit. Wir müssen uns endlich von diesen Ängstlichkeiten und von dem mangelnden Mut befreien. Wir müssen aufhören, feige zu sein.
 
Frage: Es ehrt Sie als Publizist und Journalist, dass Sie, was den palästinensisch-israelischen Konflikt angeht, kein Feiger sein wollen.
Haben Sie denn Verständnis für die Feigheit deutscher Politiker in dieser Fragestellung?
 
Antwort: Nein, ich habe überhaupt kein Verständnis. Ich habe das wieder jetzt erlebt: Frau Herta Däubler-Gmelin, die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestages, hat es geschafft, mit einer Delegation des Bundestages in den Gazastreifen zu kommen. Sie hat einen sehr dramatischen Bericht über die Notlage dieser Bevölkerung gemacht und musste erleben, dass dieser Bericht eigentlich in den Medien gar nicht  zur Sprache kommt. Ich habe sie beglückwünscht, weil ich davon gehört habe, und sie hat mir geschrieben: ja, das ist eben so in Deutschland, die Medien haben alle Angst, dass sie antisemitisch werden, wenn sie so etwas berichten. Ich möchte aber, dass meine Politiker gerade dann, wenn die Medien ihnen nicht zugetan sind, gerade  dann müssen sie viel lauter schreien und viel beherzter ans Werk gehen als sie das tun bei ganz einfachen Sachen. Also, ich habe überhaupt kein Verständnis für die Feigheit meines Bundestages und meiner Regierung.
 
Frage: Vielleicht sind Sie zu idealistisch. Würden Sie z.B. einem jungen deutschen Politiker, der Kariere machen will, raten, Israel kritisch zu sein?
 
Antwort: Ja, sicher würde ich das tun, und zwar würde ich das jetzt sogar  tun mit einer großen Aussicht, die ich ihm versprechen könnte. Wenn er nämlich einzigartig ist in der Politik und nichts verkehrt macht – er muss es natürlich so machen, dass es vernünftig ist, das würde ich schon verlangen - dann wird er wahrscheinlich in den nächsten Jahren  >>>


Anlässlich des Todes von Rupert Neudeck eine Sonderseite > >>

 

 

 

 

Zur dennoch stattfindenden Pressekonferenz zwischen 19.00 und 19.30 Uhr im Kolpinghaus bei der ev. Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt sind aus dem Raum Frankfurt alle herzlich eingeladen, die für ein Leben in Gerechtigkeit, Menschenwürde und Frieden in Israel und Palästina eintreten.

 

 

Presseerklärung

 

Die Feigheit von uns Deutschen geht weiter

Evangelischer Regionalverband sperrt Kirchenraum für die Lesung aus einem Buch über Recht und Gerechtigkeit in Palästina

 

Frankfurt 20.01.2006

Rupert Neudeck wollte aus seinem 2005 beim Verlag Abraham Melzer Neu-Isenburg erschienenen Buch:

„Ich will nicht mehr schweigen. Recht und Gerechtigkeit in Palästina“ lesen.

Diese Lesung hat der Aufruf von  Dr.h.c. Arno Lustiger an seine Freunde vom 17. Januar 2006 verhindert.

 

Rupert Neudeck erklärt:

 

Zum ersten Mal in meiner Erfahrung der Demokratiegeschichte der Bundesrepublik Deutschland erlebe ich, dass gegen die Lesung aus meinem Buch vorsorglich ohne Kenntnis des Buches so demonstriert werden soll, dass diese Lesung nicht stattfinden soll.

Es ist dieses der Versuch, mich daran zu hindern, zu berichten, was ich gesehen und gehört habe. Dr. h.c. Arno Lustiger und seine Freunde wissen nicht, was ich sagen will, aber sie wollen boykottmäßig verhindern oder stören, dass ich es sage.

Ich komme aus Afghanistan, genauer der altehrwürdigen Stadt Herat. Seit einem Jahr kümmere ich mich, gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt, der gern eine Partnerschaft mit der ebenso geschichtsträchtigen Stadt Köln anstrebt, um den Erhalt der letzten von vier jüdischen Synagogen, die aus der Zeit des Mitlebens der jüdischen Gemeinde in Herat dort noch bestehen. Die Taliban haben diese wunderbaren Gebäude zu ihrer Zeit nicht entdeckt.

 

Ich will nicht so einfach über den tiefsitzenden, unter der politisch-moralischen Gürtellinie gehenden Faustschlag des Dr. h.c. Arno Lustiger hinweggehen, weil ich ihn zeit meines politischen Lebens nicht für möglich gehalten hätte. Ich werde von Arno Lustiger als eine Dunkelmänner-Gestalt, als „eigentümliche Gestalt“ apostrophiert, der man den Mund stopfen muss, bevor er ihn überhaupt aufgemacht hat.

Ich würde - das ist die schlimmste Form der Beleidigung – eine „hasserfüllte Hetzveranstaltung gegen den Staat Israel“ für heute um 19.00 Uhr planen.

Der Evangelische Regionalverband hat uns vorsorglich den Kirchenraum der Heilig Geist Kirche in der Frankfurter Dominikanergasse gesperrt und sich damit mit den Beleidigungen von Herrn Dr.h.c. Arno Lustiger gemein gemacht.

Ich will mit Traurigkeit  wiederholen, was ich mit meinem Buch sagen und ich heute in der Heilig Geist Kirche vortragen wollte:

„Es ist wirklich so, dass ich den Freunden aus und in Israel immer wieder sagen muss, wie tief mich die Feigheit meiner Landsleute trifft“. Heute muss ich hinzufügen, auch die Feigheit der Evangelischen Kirche in Hessen. „Sophie Scholl“ – ich zitiere mein Buch (S. 191), deren bewunderungswürdige Courage und heldenhafte Unbedingtheit jetzt – Anfang 2005 - „wieder in allen deutschen Kinos gezeigt wird, die kann uns schon den Kopf waschen. Wie armselig feige unsere Eltern waren und wir wieder sind.“

Ich habe daraus für mich (geb. 1939) die Konsequenz gezogen: Ich will am liebsten sofort jeden in mir aufkommenden Versuch von Feigheit ausräumen und kappen: Ich werde aus Liebe zu Israel auch für die Palästinenser schreien. Ich habe mit dem Buch einen posthumen Dialog in politischer Absicht geführt, mit dem verehrten Lehrer Martin Buber, der schon 1945-55 die Politik des Staates Israel als brandgefährlich beurteilt hat: Auf Dauer müssen die Israelis die Palästinenser als Nachbarn gewinnen in einem oder zwei Gemeinwesen.

Seit ich mehrmals in der Westbank, im Gaza Streifen und besonders in Hebron war, habe ich mit der dort installierten Ungerechtigkeit gegenüber einer Mehrheitsbevölkerung, der der Atem- und Lebensraum in der Innenstadt wegen weniger Wohnungen orthodoxer Juden verweigert wird, nicht mehr fertig werden können. „Was würden Sie, Martin Buber, sagen, wenn Sie erleben würden, was dort in Hebron von israelischen Soldaten angerichtet wurde? Wenn Sie sehen könnten, dass Unrat von den Wohnungen orthodoxer Juden auf die in den engen Gassen der Altstadt von Hebron herumspazierenden Palästinenser ausgeleert würde?“ (Neudeck: ich will nicht mehr schweigen, Neu Isenburg 2005, S. 190f.)

„Am Israel Chai“, „Lang lebe ISRAEL, das Menschenrechte und VÖLKERRECHT achtet!“

 

Dr. h.c.Lustiger hat die Lesung aus diesem Buch, das weder verboten noch verbietbar ist, unmöglich gemacht. Er hat merkwürdiger weise Recht bekommen. Nicht Recht durch Recht, sondern Recht durch Ankündigung einer störenden Demonstration. Der Evgl. Regionalverband in Hessen ist aus Feigheit zurückgezuckt, die Moschee daneben ebenfalls. Es bleibt dabei. Feigheit ist der Deutschen, meines Volkes, schlimmster Erbteil.

 

Rupert Neudeck

Frankfurt, den 20.01.2006

Rupert Neudeck

ICH WILL NICHT MEHR SCHWEIGEN

Über Recht und Gerechtigkeit in Palästina

Vorwort von Norbert BLÜM

Melzer Verlag Neu Isenburg 2005  ISBN: 3-937389-73-3

304 Seiten - 19.95 Euro   bestellen >>>

 

 Rupert Neudeck hat die zum Teil schmerzlichen Erfahrungen mit israelischer Besatzungspolitik in der Westbank und auf dem Gaza Streifen in ein posthumes Gespräch mit dem großen Philosophen und Pädagogen Martin Buber gegossen. Buber war schon in den 40er Jahren kritisch gegenüber den Versuchen, die Palästinenser auszugrenzen und nicht als Nachbarn anzunehmen.

Das Buch besteht aus mehreren Reiseberichten, die immer wieder von Gesprächen mit Martin Buber unterbrochen sind.

 Das Buch ist dem Musiker, Dirigenten und Meisterpianisten Daniel Barenboim gewidmet,

der Mut hatte gegen alle Hoffnungslosigkeit, und der am 21. August 2005 mit seinem gemischt arabisch-jüdischen Orchester in Ramallah der Welt ein Zeichen gab. Mögen es ganz viele annehmen und daraus eine ganz neue Friedensbewegung machen.

„PEACE NOW, lieber Daniel Barenboim“

  „Wir Deutschen sind in unserem ernsten Bemühen, Schuld abzutragen, immer wieder in die Freundschaftsfalle Israels hineingeraten.

Freundschaft kann man nicht aus der Vergangenheit ableiten. Freundschaft muss etwas sein, das aus der Anstrengungen beider Partner heraus wächst.

 Die Trauer und das Entsetzen über den Holocaust ist das eine. Aber die sklavische Unterstützung der Politik Israels ist etwas anderes. Das eine wird anhalten. Das andere müssen wir möglichst schnell beenden. Dazu waren mir bei meinen Reisen nach Palästina die Bücher des Philosophen Martin Buber ein Vademekum.

 Wir haben die Palästinenser vergessen, haben Israels Urteil über sie angenommen, das oft das Urteil von Verachtung ist. Dieses Volk wird seit nunmehr 39 Jahren durch eine Besatzung gequält. Dieses Besatzung wird auch nicht weniger grausam wenn wir immer wieder auf Soldaten stießen, die sich dessen, was sie tun mussten, schämten.“ 

 

Aus dem Vorwort von Norbert BLÜM:

„Die Gewalt beider Seiten dient nicht der Abschreckung, sondern der Eskalation von Rache. Bei der zu guter Letzt niemand mehr weiß, wer das rad der Gewalt in Bewegung gebracht hat.

 Neudeck will nicht mehr feige sein. Das ist die Antwort auf die Feigheit vieler Väter, die sich einst duckten, die Augen schlossen und sich davonmachten, als Juden in Deutschland deportiert und massakriert wurden. Der Kampf für Menschenrechte ist eine Art von Wiedergutmachung für die Verachtung der Menschenrechte, die sich Vorfahren von uns schuldig gemacht haben“


Rupert Neudeck

 

 

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