|
|
Dies ist Apartheid -
Der Bericht von B'Tselem - deutsche Übersetzung
In englischer Sprache:
B’Tselem: Regime der jüdischen Vorherrschaft zwischen Jordan und
Mittelmeer - Das ist Apartheid
Palästinensische Mission - 5.01.2021
In einem neuen
Bericht beschreibt die NGO B’Tselem die harte Realität zweier
Systeme zwischen Jordan und Mittelmeer, basierend auf dem
israelischen Prinzip der Organisation und gestützt durch die
israelische Gesetzgebung. In der Hoffnung, die dokumentierten
Ungerechtigkeiten und Praktiken Israels zu bekämpfen, ruft die
NGO abschließend dazu auf, sich der Apartheid entgegenzustellen.
Mehr als 14 Millionen Menschen, darunter die Hälfte Juden und
die andere Hälfte Palästinenser, leben unter einem einzigarten
Rechtssystem zwischen Jordan und Mittelmehr. Zwei getrennte
Systeme, die durch die sog. Grüne Linie voneinander getrennt
sind, bestehen nebeneinander. Zum einen gibt es ein System im
Staat Israel mit einer Bevölkerung von etwa neun Millionen
Bürgern, allesamt israelische Bürger und ein anderes System in
den von 1967 von Israel besetzten palästinensischen Gebieten.
Etwa fünf Millionen Menschen müssen hier unter einer
Militärbesatzung leben, der endgültige Status der besetzten
Gebiete soll bei künftigen Verhandlungen festgelegt werden.
In seinem Bericht kritisiert die NGO scharf, dass sich im Laufe
der Zeit die Unterscheidung der beiden Systeme von der Realität
gelöst hat. Dieser Zustand besteht nun seit mehr als 50 Jahren,
d.h. doppelt so lange, wie der Staat Israel ohne es existierte.
Heute leben Hundertausende jüdische Siedler dauerhaft in
Siedlungen östlich der Grünen Linie. Sie leben so, als wären sie
westlich davon. Ost-Jerusalem wurde offiziell dem Hoheitsgebiet
Israels angegliedert und die Westbank de facto annektiert. All
dies dient einem einzigen Prinzip, nämlich der Festigung der
Vorherrschaft einer Gruppe – der Juden – über die andere – die
Palästinenser. Es handelt sich nicht um zwei parallele Systeme,
sondern um ein System, das das gesamte Gebiet mit den darin
lebenden Menschen regiert, basierend auf einem einzigartigen
Prinzip der Organisation.
Als die NGO B’Tselem im Jahr 1989 gegründet wurde, beschränkte
sie ihren Fokus auf die Westbank mit Ost-Jerusalem und den
Gaza-Streifen. Menschenrechte in dem von 1948 gegründeten Staat
Israel waren nicht Bestandteil der Arbeit, auch nicht einen
umfassenden Ansatz zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer zu
suchen. Dies hat sich inzwischen geändert, denn in den
vergangenen Jahren hat sich das Prinzip der Organisation
geändert und an Sichtbarkeit gewonnen. Dazu beigetragen hat etwa
das Nationalstaatgesetz Israels im Jahr 2018, aber auch die
offene Ankündigung der formellen Annexion von Teilen der
Westbank im vergangenen Jahr. Damit kann das, was in den
besetzten Gebieten passiert, nicht länger als das durch Israel
kontrollierte Gebiet behandelt werden. Auch sind Begriffe, wie
„anhaltende Besatzung“ oder „Ein-Staaten-Realität“, die bisher
verwendet wurden, nicht länger treffend.
B’Tselem analysiert in seinem Bericht, wie die israelische
Regierung tätig wird, um seine Ziele in dem von ihm
kontrollierten Gebiet voranzutreiben. Dabei werden Grundsätze
vorgestellt, die das Regime leiten und zeigen, wie es diese
umsetzt. B'Tselem formuliert eine sich daraus ergebene
Schlussfolgerung, wie dieses Regime definiert werden sollte und
was es für die Menschenrechte bedeutet.
Quelle
Israel wurde als "Apartheid-Regime" bezeichnet -
dies wird für gewöhnliche Palästinenser keine Neuigkeit sein
Das von B'Tselem veröffentlichte Positionspapier muss die
Debatte über die Realität der Situation in Israel/Palästina
angesichts einer orchestrierten Schweigekampagne eröffnen
Dr. Rafeef Ziadah - 12 1. 2021 - Übersetzt mit
DeepL
"Ein Apartheid-Regime" - so lautet das Fazit eines neuen
Positionspapiers der israelischen Menschenrechtsorganisation
B'Tselem, das die Auswirkungen und das Ziel der israelischen
Politik und Gesetze gegenüber den Palästinensern zwischen Jordan
und Mittelmeer zusammenfasst.
Das Positionspapier stellt fest, dass von israelischer Apartheid
zu sprechen, "keine exakte Kopie des früheren südafrikanischen
Regimes bedeutet". Das ist wahr - Israel zeigt nicht die
offensichtlichen Formen der kleinlichen Apartheid, die es in
Südafrika gab, wie z.B. Schilder, die eine grobe Segregation im
öffentlichen Raum erzwingen.
Aber das ist nur so, weil Israel ein weitaus ausgefeilteres
System der Diskriminierung und Kolonisierung durch eine Matrix
von Vorschriften und Infrastrukturen perfektioniert hat, die
jeden Aspekt des palästinensischen Lebens regeln. Die Praktiken
sind nicht weniger verwerflich oder entmenschlichend als die
kleinliche Apartheid.
Ihre Ursprünge liegen in der ethnischen Säuberung Palästinas in
den Jahren 1947-1948, die zur Flucht von mehr als drei Vierteln
der palästinensischen Bevölkerung führte. Dies ist nicht einfach
eine schmerzhafte historische Erinnerung; es bleibt eine
andauernde gelebte Realität.
Sie zeigt sich heute in der Segregation der Palästinenser im
Westjordanland und im Gazastreifen, in verstreute
Bevölkerungszentren, die durch israelische Siedlungen,
militärische Kontrollpunkte und ausschließlich israelische
Autobahnen getrennt sind. Diejenigen Palästinenser, die auf
ihrem Land blieben und israelische Staatsbürger wurden, sind
gezwungen, als Menschen zweiter Klasse in einem Staat zu leben,
der auf der Zerstörung ihrer nationalen Identität aufgebaut ist.
Palästinensischen Flüchtlingen wird das Recht auf Rückkehr
verweigert, während die Staatsbürgerschaft und die Ansiedlung
für jeden jüdischer Abstammung beschleunigt wird.
Die Aufrechterhaltung dieser Kontrolle über die Palästinenser
und die Privilegierung der jüdischen Bevölkerung geschieht nicht
willkürlich, sondern ist durch Gesetz und Praxis verankert. Das
kann man deutlich daran sehen, wie die palästinensische
Wirtschaft in einem Zustand des kontrollierten Zusammenbruchs
gehalten wird. Jahrzehntelange Rückentwicklungspolitik hat die
produktive Basis des besetzten Westjordanlandes und des
Gazastreifens zerstört; militärische Angriffe zerstören die
Infrastruktur; die Militärpolitik zementiert sowohl die
geographische als auch die wirtschaftliche Fragmentierung.
Eine Reihe von Barrieren teilt das Westjordanland in
unzusammenhängende Inseln, die von etwa 600 militärischen
Kontrollpunkten, Toren und anderen Hindernissen kontrolliert
werden, sowie von Straßen, die für israelische Siedler gebaut
wurden. Die palästinensische Wirtschaft ist über eine Zollunion
an die israelische gebunden, die keinen Raum für eine
unabhängige Politik lässt - was die Palästinenser als eine
gefangene Wirtschaft beschrieben haben.
Bitte geben Sie Ihre Email-Adresse einBitte geben Sie eine
gültige Email-Adresse einBitte geben Sie eine gültige
Email-Adresse ein
The Independent würde Sie gerne per E-Mail über Angebote,
Veranstaltungen und Updates informieren. Bitte markieren Sie das
Kästchen, wenn Sie kontaktiert werden möchten
Darüber hinaus kassieren die Behörden in Israel im Auftrag der
Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Gewerbesteuereinnahmen,
die sie eigentlich weiterleiten sollen, aber als Druckmittel
regelmäßig zurückhalten. Fast alle palästinensischen Importe und
Exporte laufen über israelische Häfen und Grenzübergänge, an
denen Verzögerungen und Sicherheitsmaßnahmen die Kosten in die
Höhe treiben können.
Zusammen mit dem Verlust von Land und natürlichen Ressourcen
durch die Siedlungsexpansion im Westjordanland befindet sich die
Wirtschaft des Gazastreifens in einem katastrophalen Zustand.
Nach 13 Jahren Belagerung sind nun über 80 Prozent der
Bevölkerung auf Hilfe angewiesen, und die Arbeitslosigkeit, vor
allem unter der akademisch gebildeten Jugend, schießt in die
Höhe.
Die israelischen Restriktionen, z.B. welche Gegenstände und
Technologien frei in das Westjordanland und den Gazastreifen
eingeführt werden dürfen, betreffen alle Bereiche des
palästinensischen Lebens, einschließlich des Gesundheitssektors.
Viele Experten haben die nachteiligen Auswirkungen der
israelischen Politik analysiert, wenn es um die Fähigkeit der
Palästinenser geht, die Covid-19-Pandemie zu bekämpfen,
einschließlich der Ungleichheiten, die durch Israels
Impfprogramm aufgedeckt werden.
Die Schlussfolgerung des Positionspapiers von B'Tselem ist für
Palästinenser keine Neuigkeit. Es ist etwas, was
palästinensische und südafrikanische Gelehrte und Aktivisten
seit Jahrzehnten sagen. Die Bedeutung der Publikation liegt
jedoch darin, die Debatte über die Realität der Situation in
Israel/Palästina angesichts einer orchestrierten
Schweigekampagne zu eröffnen, die versucht, die Debatte
abzuschotten, bevor sie überhaupt begonnen hat. In diesem Sinne
ist es von Bedeutung, dass eine israelische
Menschenrechtsorganisation ausgesprochen hat, was Palästinenser
seit Jahren behaupten.
Jenseits der Benennung des Problems stellt sich jedoch die
dringlichere Frage, wie diese Ungerechtigkeit behoben werden
kann. Zwei Jahrzehnte nach den Osloer Verträgen und vielen
Lippenbekenntnissen zur Idee einer Zwei-Staaten-Lösung sieht die
Situation für die Palästinenser düster aus. Es ist klar, dass
der Trump-Plan keine Rücksicht auf die Palästinenser nahm und
darauf abzielte, mit wirtschaftlichem Druck eine Duldung einer
beschnittenen Autonomie zu erzwingen. Die Europäische Union hat
mit ihrem Schweigen oder ihrer kleinmütigen Kritik an Israels
Menschenrechtsverletzungen nur dazu beigetragen, den Status quo
aufrechtzuerhalten, während sie großzügige wirtschaftliche und "Sicherheits"-Partnerschaften
verfolgt.
Inspiriert von der südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung und
jahrzehntelangem palästinensischem Graswurzel-Aktivismus hat die
palästinensische Zivilgesellschaft daher zu internationaler
Solidarität in Form von Boykott, Desinvestition und Sanktionen
(BDS) aufgerufen. Die BDS-Kampagne ermöglicht es
Studentengruppen, Gewerkschaften, kulturellen und religiösen
Organisationen und lokalen Gemeinschaften, eine populäre
Weigerung zu demonstrieren, sich an den Strukturen der
Rassendiskriminierung und Unterdrückung zu beteiligen und diese
aufrecht zu erhalten. BDS hält das einfache Prinzip aufrecht,
dass die Palästinenser Anspruch auf die gleichen Rechte haben
wie der Rest der Menschheit.
Ein Apartheid-Regime erfordert Rechenschaft - und wir
Palästinenser können uns keine israelische Straffreiheit mehr
leisten.
VIDEO -
Israel ist keine Demokratie, sondern ein "Apartheid Regime",
sagt eine Menschenrechtsgruppe
Sam Kiley, leitender internationaler Korrespondent,
CNN - 12. Januar 2021 - Übersetzt mit DeepL
Israel ist nicht
länger eine Demokratie, sondern ein "Apartheid-Regime", das sich
der Zementierung der Vorherrschaft der Juden über die
Palästinenser verschrieben hat, sagte die bekannteste
Menschenrechtsgruppe des Landes in einem am Dienstag
veröffentlichten Bericht.
B'Tselem, die ihre Arbeit bisher auf die Untersuchung von
Menschenrechtsfragen in den palästinensischen Gebieten
beschränkt hat, hat nun beschlossen, auch das, was sie Israels
"Regime" zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer nennt, zu
betrachten.
"Mehr als 14 Millionen Menschen, etwa die Hälfte von ihnen Juden
und die andere Hälfte Palästinenser, leben zwischen dem Jordan
und dem Mittelmeer unter einer einzigen Herrschaft", so B'Tselem
in einer neuen Analyse mit dem Titel: "Ein Regime jüdischer
Vorherrschaft vom Jordan bis zum Mittelmeer: Das ist Apartheid."
Die Menschenrechtsgruppe sagt, dass die traditionelle Sichtweise
Israels als eine Demokratie, die Seite an Seite mit einer
temporären israelischen Besatzung in den Gebieten operiert, "die
etwa fünf Millionen palästinensischen Untertanen auferlegt wird
... von der Realität abgekoppelt ist."
"Am wichtigsten ist, dass die Unterscheidung die Tatsache
verschleiert, dass das gesamte Gebiet zwischen dem Mittelmeer
und dem Jordan nach einem einzigen Prinzip organisiert ist: die
Förderung und Zementierung der Vorherrschaft einer Gruppe - der
Juden - über eine andere - die Palästinenser", so B'Tselem in
seiner kontroversen Analyse.
Jahrelange Ungerechtigkeit gegen Palästinenser, die in Gesetzen
gipfelte, die die Diskriminierung verfestigt haben, bedeuten,
dass "die Messlatte für die Bezeichnung des israelischen Regimes
als Apartheid erreicht ist", so B'Tselem.
Die Behauptung, Israel sei ein "Apartheidstaat", wurde von
rechten Israelis und ihren Unterstützergruppen oft als
antisemitisch abgetan. Aber dieses Argument wird nun schwieriger
zu machen sein, da Israel von einer so angesehenen israelischen
Institution so bezeichnet wurde, auch wenn diese in ihrem
Heimatland nur eine Minderheitenunterstützung genießt.
Israels Botschaft in London wies den Bericht als "nicht auf der
Realität basierend, sondern auf einer verzerrten ideologischen
Sichtweise" zurück.
"Die Tatsache, dass B'Tselem den Bericht nicht der israelischen
Regierung zur Stellungnahme vorgelegt hat, beweist, dass es sich
um nichts anderes als ein Propagandawerkzeug handelt. Israel
weist die falschen Behauptungen in dem sogenannten Bericht
zurück ... Israel ist eine starke und lebendige Demokratie, die
allen ihren Bürgern volle Rechte zugesteht, unabhängig von
Religion, Rasse oder Geschlecht. Die arabischen Bürger Israels
sind in allen Zweigen der Regierung vertreten - im israelischen
Parlament, in den Gerichten (einschließlich des Obersten
Gerichtshofs), im öffentlichen Dienst und sogar im
diplomatischen Korps, wo sie den Staat Israel in der ganzen Welt
vertreten."
Während des letzten Jahrzehnts gab es zunehmende Bedenken unter
Israels traditionellen Verbündeten, besonders in Europa, dass
der unerbittliche Verlust palästinensischen Territoriums an
jüdische Siedlungen im Westjordanland, die nach internationalem
Recht illegal sind, nicht nur einen langfristigen
Friedensprozess, sondern auch Israels moralisches Ansehen
untergraben würde.
Diese Bedenken wurden mit der Verabschiedung des "Grundgesetzes"
im Jahr 2018 in den Mittelpunkt gerückt: Israel - der
Nationalstaat des jüdischen Volkes" - das Israel dauerhaft als
jüdischen Staat in seiner Verfassung verankert - und durch
Versprechen von Israels Politikern, insbesondere von
Premierminister Benjamin Netanjahu, große Gebiete der Westbank
einseitig zu annektieren, verstärkt.
Israel hat das Westjordanland und den Gazastreifen 1967 erobert
und besetzt. Die Osloer Verträge zwischen Israel und der
Palästinensischen Befreiungsorganisation, von denen der erste
1993 unterzeichnet wurde, sollten zu einer "Zwei-Staaten-Lösung"
führen, die einen unabhängigen palästinensischen Staat an der
Seite Israels etablieren sollte.
Achtundzwanzig Jahre später gibt es keine Anzeichen für dieses
Ergebnis.
B'Tselem argumentiert, dass Israel stattdessen die
Diskriminierung von Nicht-Juden in den von ihm kontrollierten
Gebieten verfestigt hat.
Dazu gehören weniger Rechte für in Israel lebende Palästinenser
mit israelischer Staatsbürgerschaft (17% der Bevölkerung). Das
offensichtlichste Beispiel, sagt B'Tselem, ist die Tatsache,
dass Nicht-Juden nicht nach Israel auswandern können.
Palästinenser, die einen Israeli heiraten, brauchen eine
offizielle israelische Erlaubnis, um nach Israel zu ziehen.
Im Westjordanland werden ständig jüdische Siedlungen gebaut,
während eine Baugenehmigung für Palästinenser in Gebieten, die
offiziell unter israelischer Sicherheitskontrolle stehen, fast
unmöglich zu bekommen ist und "illegale" Bauten häufig mit
Bulldozern niedergewalzt werden.
Auch die Versammlungs- und Meinungsfreiheit sei für
Palästinenser im Westjordanland stark eingeschränkt,
argumentiert die Menschenrechtsgruppe, während sie für Juden
weitgehend ungehindert möglich sei.
B'Tselem-Exekutivdirektor Hagai El-Ad: "Israel ist keine
Demokratie, der eine vorübergehende Besatzung angehängt ist: Es
ist ein einziges Regime zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer,
und wir müssen das Gesamtbild betrachten und es als das sehen,
was es ist: Apartheid. Dieser ernüchternde Blick auf die
Realität muss nicht zur Verzweiflung führen, sondern ganz im
Gegenteil. Er ist ein Aufruf zur Veränderung. Schließlich haben
die Menschen dieses Regime geschaffen, und die Menschen können
es ändern."
Zwischen 1948 und 1994 war Südafrikas Apartheidsystem der
Rassentrennung und "getrennten Entwicklung" darauf ausgerichtet,
Nicht-Weiße in "selbstverwaltete Bantustans" zu sperren, sie
ihrer Staatsbürgerschaft zu berauben und sie unter die
Verwaltung von Marionettenregimen zu stellen, die
unzusammenhängenden Tintenklecksen auf einer Landkarte glichen.
Die Palästinensische Autonomiebehörde, die unter Oslo gegründet
wurde, verwaltet die Mehrheit der Palästinenser im
Westjordanland, aber sie sind größtenteils auf städtische
Gebiete beschränkt, die durch Gebiete unter israelischer
Kontrolle getrennt sind, und meist daran gehindert, auf Straßen
zu fahren, die überwiegend für jüdische Siedler und andere
Israelis bestimmt sind.
B'Tselem-Vertreter sagten, dass sie wollen, dass die
internationale Gemeinschaft wegen Israels Politik gegenüber den
Palästinensern "etwas unternimmt".
Aber sie weigerten sich, sich dazu zu äußern, ob "Maßnahmen"
Forderungen nach internationalen wirtschaftlichen und
kulturellen Sanktionen beinhalten, wie sie gegen das
Apartheid-Südafrika verhängt wurden, bevor es mit einer Reihe
von Schritten, die zur Wahl von Nelson Mandela 1994 führten, die
Freiheit erlangte.
Quelle
Führende Menschenrechtsgruppe nennt Israel einen
"Apartheid"-Staat
Von Joseph Kraus - 12. 1. 2021
Eine führende
israelische Menschenrechtsgruppe hat damit begonnen, sowohl
Israel als auch die von ihm kontrollierten palästinensischen
Gebiete als ein einziges "Apartheid"-Regime zu bezeichnen und
dabei einen brisanten Begriff zu verwenden, den die israelische
Regierung und ihre Unterstützer vehement zurückweisen.
In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht sagt B'Tselem,
dass die Palästinenser zwar unter verschiedenen Formen der
israelischen Kontrolle im besetzten Westjordanland, im
blockierten Gazastreifen, im annektierten Ost-Jerusalem und
innerhalb Israels selbst leben, aber im gesamten Gebiet zwischen
Mittelmeer und Jordan weniger Rechte haben als Juden.
"Einer der Schlüsselpunkte in unserer Analyse ist, dass dies ein
einziges geopolitisches Gebiet ist, das von einer Regierung
regiert wird", sagte B'Tselem-Direktor Hagai El-Ad. "Das ist
nicht Demokratie plus Besatzung. Das ist Apartheid zwischen dem
Fluss und dem Meer."
Die Tatsache, dass eine angesehene israelische Organisation
einen Begriff verwendet, der lange Zeit sogar von vielen
Kritikern Israels als Tabu angesehen wurde, deutet auf eine
breitere Verschiebung in der Debatte hin, da die ein halbes
Jahrhundert andauernde Besatzung des vom Krieg gewonnenen Landes
anhält und die Hoffnungen auf eine Zwei-Staaten-Lösung
schwinden.
Peter Beinart, ein prominenter jüdisch-amerikanischer Kritiker
Israels, verursachte letztes Jahr eine ähnliche Aufregung, als
er sich für einen einzigen binationalen Staat mit gleichen
Rechten für Juden und Palästinenser aussprach. B'Tselem nimmt
keine Position dazu ein, ob es einen Staat oder zwei geben
sollte.
Israel präsentiert sich seit langem als eine blühende
Demokratie, in der die palästinensischen Bürger, die etwa 20%
der 9,2 Millionen Einwohner ausmachen, gleiche Rechte haben.
Israel hat im Krieg von 1967 Ost-Jerusalem, das Westjordanland
und den Gazastreifen erobert - Gebiete, in denen fast 5
Millionen Palästinenser leben und die die Palästinenser für
einen zukünftigen Staat wollen.
Israel zog 2005 seine Truppen und Siedler aus dem Gazastreifen
ab, verhängte aber eine Blockade, nachdem die militante
Hamas-Gruppe dort zwei Jahre später die Macht übernommen hatte.
Es betrachtet das Westjordanland als "umstrittenes" Gebiet,
dessen Schicksal in Friedensgesprächen geklärt werden sollte.
Israel annektierte Ost-Jerusalem im Jahr 1967 in einem
international nicht anerkannten Schritt und betrachtet die
gesamte Stadt als seine vereinigte Hauptstadt. Die meisten
Palästinenser in Ost-Jerusalem sind israelische "Einwohner",
aber keine Bürger mit Wahlrecht.
B'Tselem argumentiert, dass Israel durch die Aufteilung der
Gebiete und die Verwendung verschiedener Mittel zur Kontrolle
die zugrunde liegende Realität verschleiert - dass etwa 7
Millionen Juden und 7 Millionen Palästinenser unter einem
einzigen System mit sehr ungleichen Rechten leben.
"Wir sagen nicht, dass der Grad der Diskriminierung, den ein
Palästinenser ertragen muss, der gleiche ist, wenn man Bürger
des Staates Israel ist oder wenn man in Gaza belagert wird",
sagte El-Ad. "Der Punkt ist, dass es keinen einzigen
Quadratzentimeter zwischen dem Fluss und dem Meer gibt, in dem
ein Palästinenser und ein Jude gleich sind."
Israels schärfste Kritiker verwenden seit Jahrzehnten den
Begriff "Apartheid", der an das System der weißen Herrschaft und
Rassentrennung in Südafrika erinnert, das 1994 beendet wurde.
Der Internationale Strafgerichtshof definiert Apartheid als ein
"institutionalisiertes Regime der systematischen Unterdrückung
und Beherrschung durch eine rassische Gruppe."
"Es gibt kein Land auf der Welt, das seine Apartheidpolitik
deutlicher macht als Israel", sagte Nabil Shaath, ein
hochrangiger Berater des palästinensischen Präsidenten Mahmoud
Abbas. "Es ist ein Staat, der auf rassistischen Entscheidungen
basiert, die darauf abzielen, Land zu konfiszieren, die
einheimische Bevölkerung zu vertreiben, Häuser abzureißen und
Siedlungen zu errichten."
In den letzten Jahren, als Israel seine Herrschaft über das
Westjordanland weiter gefestigt hat, haben israelische
Schriftsteller, desillusionierte ehemalige Generäle und
Politiker, die gegen die rechtsgerichtete Regierung sind, den
Begriff zunehmend übernommen.
Aber bis jetzt hatte B'Tselem, das 1989 gegründet wurde, ihn nur
in bestimmten Zusammenhängen verwendet.
Israel lehnt den Begriff vehement ab und sagt, die
Beschränkungen, die es im Gazastreifen und im Westjordanland
verhängt, seien vorübergehende Maßnahmen, die für die Sicherheit
notwendig seien. Die meisten Palästinenser im Westjordanland
leben in Gebieten, die von der Palästinensischen
Autonomiebehörde verwaltet werden, aber diese Gebiete sind von
israelischen Kontrollpunkten umgeben und israelische Soldaten
können sie jederzeit betreten. Israel hat die volle Kontrolle
über 60% des Westjordanlandes.
Itay Milner, ein Sprecher des israelischen Generalkonsulats in
New York, wies den B'Tselem-Bericht als "ein weiteres Werkzeug
für sie, um ihre politische Agenda voranzutreiben" zurück, die,
wie er sagte, auf einer "verzerrten ideologischen Sicht"
basiere. Er wies darauf hin, dass arabische Bürger Israels in
der gesamten Regierung, einschließlich des diplomatischen Korps,
vertreten sind.
Eugene Kontorovich, Direktor für internationales Recht beim in
Jerusalem ansässigen Kohelet Policy Forum, sagt, die Tatsache,
dass die Palästinenser ihre eigene Regierung haben, mache jedes
Gerede von Apartheid "unzutreffend" und nennt den
B'Tselem-Bericht "schockierend schwach, unehrlich und
irreführend".
Die palästinensischen Führer stimmten der gegenwärtigen
territorialen Aufteilung in den Osloer Verträgen in den 1990er
Jahren zu, und die Palästinensische Autonomiebehörde wird von
Dutzenden von Nationen als Staat anerkannt. Das, so Kontorovich,
sei weit entfernt von den Gebieten, die für schwarze
Südafrikaner unter der Apartheid bestimmt waren - bekannt als
Bantustans - mit denen viele Palästinenser die von der PA
verwalteten Gebiete vergleichen.
Kontorovich sagte, dass die Verwendung des Wortes "Apartheid"
stattdessen darauf abzielt, Israel auf eine Art und Weise zu
dämonisieren, die "mit rassistischen Empfindlichkeiten und
Debatten in Amerika und dem Westen in Einklang steht".
Alon Pinkas, ein ehemaliger israelischer Generalkonsul in New
York, lehnt den Begriff ab. "Besatzung, ja. Apartheid, absolut
nicht."
Aber er räumte ein, dass Kritiker Israels, die den Begriff nicht
benutzt hatten oder ihn benutzt hatten und angegriffen wurden,
"jetzt bequemerweise sagen werden: 'Hey, wisst ihr, die Israelis
sagen es selbst.'"
Rabbi Rick Jacobs, Leiter der Union für Reformjudentum, die ihre
Reichweite auf mehr als 1,5 Millionen Menschen in 850 Gemeinden
in ganz Nordamerika schätzt, sagt, die Situation im
Westjordanland und Gaza sei ein "moralischer Schandfleck" und
eine "Besatzung", aber keine Apartheid.
"Was damit einhergeht, ist, dass viele in der internationalen
Gemeinschaft sagen, dass Israel deshalb kein Recht hat zu
existieren", sagte er. "Wenn der Vorwurf Apartheid lautet, ist
das nicht nur eine starke Kritik, sondern eine existenzielle
Kritik."
El-Ad verweist auf zwei jüngste Entwicklungen, die das Denken
von B'Tselem veränderten.
Die erste war ein umstrittenes Gesetz, das 2018 verabschiedet
wurde und Israel als den "Nationalstaat des jüdischen Volkes"
definiert. Kritiker sagen, es degradiere Israels
palästinensische Minderheit zur Bürgerschaft zweiter Klasse und
formalisiere die weit verbreitete Diskriminierung, der sie seit
der Gründung Israels 1948 ausgesetzt sind. Befürworter sagen,
dass es lediglich Israels jüdischen Charakter anerkennt und dass
ähnliche Gesetze in vielen westlichen Ländern zu finden sind.
Das zweite war Israels Ankündigung im Jahr 2019, bis zu einem
Drittel des besetzten Westjordanlandes zu annektieren,
einschließlich aller jüdischen Siedlungen, in denen fast 500.000
Israelis leben. Diese Pläne wurden als Teil eines
Normalisierungsabkommens, das letztes Jahr mit den Vereinigten
Arabischen Emiraten erreicht wurde, auf Eis gelegt, aber Israel
hat gesagt, die Pause sei nur vorübergehend.
B'Tselem und andere Rechtsgruppen argumentieren, dass die
Grenzen zwischen Israel und dem Westjordanland schon vor langer
Zeit verschwunden sind - zumindest für israelische Siedler, die
frei hin- und herreisen können, während ihre palästinensischen
Nachbarn eine Genehmigung benötigen, um Israel zu betreten.
Seit mehr als einem Jahrzehnt hat es keine substanziellen
Friedensgespräche mehr gegeben. Die Besatzung, vor der Kritiker
seit langem gewarnt haben, dass sie unhaltbar ist, hält seit 53
Jahren an.
"Fünfzig Jahre plus, das ist nicht genug, um die Dauerhaftigkeit
der israelischen Kontrolle über die besetzten Gebiete zu
verstehen?" sagte El-Ad. "Wir denken, dass die Menschen in der
Realität aufwachen müssen und aufhören müssen, in der Zukunft
über etwas zu reden, das bereits geschehen ist."
Quelle
Der Bericht von B'Tselem
Ein Regime der jüdischen Vorherrschaft vom Jordan
bis zum Mittelmeer:
Das ist Apartheid
12. Januar 2021 - Übersetzt mit DeepL
Mehr als 14
Millionen Menschen, etwa die Hälfte davon Juden und die andere
Hälfte Palästinenser, leben zwischen dem Jordan und dem
Mittelmeer unter einer einzigen Herrschaft. Die gängige
Wahrnehmung im öffentlichen, politischen, rechtlichen und
medialen Diskurs ist, dass in diesem Gebiet, getrennt durch die
Grüne Linie, zwei getrennte Regime nebeneinander agieren. Das
eine Regime, innerhalb der Grenzen des souveränen Staates
Israel, ist eine permanente Demokratie mit einer Bevölkerung von
etwa neun Millionen, alles israelische Staatsbürger. Das andere
Regime, in den Gebieten, die Israel 1967 übernommen hat und
deren endgültiger Status in zukünftigen Verhandlungen festgelegt
werden soll, ist eine vorübergehende militärische Besatzung, die
etwa fünf Millionen palästinensischen Untertanen auferlegt
wurde.
Im Laufe der Zeit hat sich die Unterscheidung zwischen den
beiden Regimen von der Realität entfremdet. Dieser Zustand
besteht seit mehr als 50 Jahren - doppelt so lange, wie der
Staat Israel ohne ihn existierte. Hunderttausende von jüdischen
Siedlern leben heute in permanenten Siedlungen östlich der
Grünen Linie und tun so, als ob sie westlich von ihr wären.
Ost-Jerusalem wurde offiziell dem souveränen Territorium Israels
angegliedert, und die Westbank wurde in der Praxis annektiert.
Am wichtigsten ist, dass diese Unterscheidung die Tatsache
verschleiert, dass das gesamte Gebiet zwischen Mittelmeer und
Jordan nach einem einzigen Prinzip organisiert ist: die
Vorherrschaft einer Gruppe - Juden - über eine andere -
Palästinenser - zu fördern und zu zementieren. All dies führt zu
der Schlussfolgerung, dass es sich nicht um zwei parallele
Regime handelt, die einfach zufällig das gleiche Prinzip
hochhalten. Es gibt ein Regime, das das gesamte Gebiet und die
darin lebenden Menschen regiert, basierend auf einem einzigen
organisierenden Prinzip.
Als B'Tselem 1989 gegründet wurde, beschränkten wir unser Mandat
auf das Westjordanland (einschließlich Ost-Jerusalem) und den
Gazastreifen und verzichteten darauf, die Menschenrechte
innerhalb des 1948 gegründeten Staates Israel zu thematisieren
oder einen umfassenden Ansatz für das gesamte Gebiet zwischen
dem Jordan und dem Mittelmeer zu wählen. Doch die Situation hat
sich geändert. Das Organisationsprinzip des Regimes hat in den
letzten Jahren an Sichtbarkeit gewonnen, was sich im Grundgesetz
widerspiegelt: Israel - der Nationalstaat des jüdischen Volkes,
das 2018 verabschiedet wurde, oder das offene Gerede über die
formelle Annexion von Teilen des Westjordanlandes im Jahr 2020.
Zusammen mit den oben beschriebenen Tatsachen bedeutet dies,
dass das, was in den besetzten Gebieten geschieht, nicht mehr
als getrennt von der Realität im gesamten Gebiet unter
israelischer Kontrolle behandelt werden kann. Die Begriffe, die
wir in den letzten Jahren verwendet haben, um die Situation zu
beschreiben - wie "verlängerte Besatzung" oder eine
"Ein-Staat-Realität" - sind nicht mehr angemessen. Um die
Menschenrechtsverletzungen weiterhin effektiv zu bekämpfen, ist
es unerlässlich, das Regime, das das gesamte Gebiet beherrscht,
zu untersuchen und zu definieren.
Dieses Papier analysiert, wie das israelische Regime arbeitet,
um seine Ziele in dem gesamten Gebiet unter seiner Kontrolle
durchzusetzen. Wir geben keinen historischen Rückblick oder eine
Bewertung der palästinensischen und jüdischen Nationalbewegungen
oder des früheren südafrikanischen Regimes. Dies sind zwar
wichtige Fragen, aber sie liegen außerhalb des Aufgabenbereichs
einer Menschenrechtsorganisation. Vielmehr stellt dieses
Dokument die Prinzipien vor, die das Regime leiten, zeigt auf,
wie es sie umsetzt und weist auf die Schlussfolgerung hin, die
sich aus all dem ergibt, wie das Regime zu definieren ist und
was das für die Menschenrechte bedeutet.
Teilen, trennen, herrschen - KarteIm gesamten Gebiet
zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan setzt das israelische
Regime Gesetze, Praktiken und staatliche Gewalt ein, die darauf
abzielen, die Vorherrschaft einer Gruppe - der Juden - über eine
andere - die Palästinenser - zu zementieren. Eine
Schlüsselmethode bei der Verfolgung dieses Ziels ist die
unterschiedliche Gestaltung des Raums für jede Gruppe.
Jüdische Bürger leben so, als wäre das gesamte Gebiet ein
einziger Raum (mit Ausnahme des Gazastreifens). Die Grüne Linie
bedeutet so gut wie nichts für sie: Ob sie westlich davon,
innerhalb des souveränen Territoriums Israels, oder östlich
davon, in Siedlungen, die nicht formell an Israel angegliedert
sind, leben, ist für ihre Rechte oder ihren Status irrelevant.
mehr >>>
In ‘watershed’ moment, B’Tselem labels Israel
‘apartheid regime' >>>
Top Israeli rights group breaks "apartheid"
taboo >>>
7. 7. 2015
Understand the
Israeli – Palestinian Apartheid In 11 Images
- Ahmed Naguib >>>
|
Das
Positionspapier
von B’Tselem zum
Thema:
Ein Regime der jüdischen
Vorherrschaft vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer:
Das ist Apartheid
Der Text in voller Länge,
übermittelt von Erhard Arendt „Das Palästina-Portal“)
21. Jänner 2021
Übersetzt von Gerhilde Merz
Mehr als 14 Millionen Menschen - ungefähr
die Hälfte Juden und die Hälfte Palästinenser –
leben zwischen dem Jordan und dem
Mittelmeer unter einer einzigen Herrschaft. Die gewöhnliche
Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, im politischen, legalen
und Medien-Diskurs sagt, dass zwei Regime Seite an Seite in
diesem Gebiet leben, getrennt durch die Grüne Linie. Ein
Regime innerhalb der Grenzen des souveränen Staates Israel
ist eine dauerhafte Demokratie mit einer Bevölkerung von
ungefähr 9 Millionen Menschen, alle Bürger von Israel. Das
andere Regime in den Gebieten, die Israel im Laufe von 1967
übernahm, soll in zukünftigen Verhandlungen seinen Endstatus
erreichen und ist zurzeit unter militärischer Okkupation,
die einigen 5 Millionen palästinensischen Untertanen
aufgezwungen wurde.
Im Laufe der Zeit hat sich die
Unterscheidung der beiden Regime von der Wirklichkeit
getrennt. Dieser Zustand der Dinge existiert seit 50 Jahren
– doppelt so lang wie der Staat Israel ohne sie existiert
hat. Hunderttausende jüdische Siedler wohnen jetzt in
Dauer-siedlungen östlich der Grünen Linie, als wären sie im
Westen von dieser. Ostjerusalem wurde offiziell an das
souveräne Land Israel annektiert, und die Westbank wurde in
der Praxis annektiert. Sehr wichtig: diese Unterscheidung
verdunkelt die Tatsache, dass das ganze Gebiet zwischen dem
Mittelmeer und dem Fluss Jordan nach einem einzigen Prinzip
organisiert ist: Vorantreiben und Verfestigen der
Vorherrschaft einer Gruppe – der Juden – über eine andere –
die Palästinenser. Alles das führt zu dem Schluss, dass
diese keine parallelen Regime sind, die zufällig einfach das
gleiche Prinzip hochhalten. Da ist das eine Regime, das über
das ganze Gebiet und die Leute, die dort wohnen, herrscht,
nach einem einzigen Organisationsprinzip.
Als B’Tselem 1989 gegründet wurde,
begrenzten wir unser Mandat auf die Westbank (einschl.
Ostjerusalem) und den Gazastreifen, und zogen uns zurück vom
Ansprechen der Menschenrechte innerhalb des Staates Israel,
der 1948 errichtet wurde, oder von einer stärkeren
Annäherung an das ganze Gebiet zwischen dem Jordan und dem
Mittelmeer. Aber die Situation hat sich verändert. Das
Organisationsprinzip wurde in den vergangenen Jahren
sichtbar, wie im Grundgesetz (Basic Law) beschrieben: Israel
– der Nationalstaat des jüdischen Volkes - kam 2018 zuwege,
oder, das offene Gespräch über eine formelle Annexion von
Teilen der Westbank kam 2020 zustande. Zusammengenommen mit
den oben beschriebenen Fakten heißt das, was in den
Besetzten Gebieten passiert, kann nicht länger getrennt von
Wirklichkeit im ganzen Gebiet unter israelischer Kontrolle
behandelt werden. Die Bezeichnungen, die wir in den
vergangenen Jahren benutzt haben, um die Situation zu
beschreiben – wie „verlängerte Okkupation“ oder
„Einstaat-Wirklichkeit“ – entsprechen nicht mehr. Um wirksam
fortzufahren, gegen die Verletzungen der Menschenrechte
anzukämpfen, ist es wesentlich, das Regime zu prüfen und zu
definieren, das das ganze Gebiet beherrscht.
Dieses Papier analysiert, wie das
israelische Regime arbeitet, um seine Ziele im ganzen Gebiet
unter seine Kontrolle zu bringen. Wir bieten keinen
historischen Überblick an oder eine Evaluierung der
palästinensischen und jüdischen nationalen Bewegungen, oder
des früheren Regimes in Südafrika. Obwohl dieses wichtige
Fragen sind, liegen sie doch jenseits des Auftrages einer
Menschenrechtsorganisation. Eher stellt dieses Dokument die
Prinzipien
dar, die das Regime anleiten, zeigt, wie
es sie ausstattet und weist hin auf die Schlussfolgerung,
die aus allem diesen hervorgeht, wie auch, wie dieses Regime
definiert werden soll, und was das für die Menschenrechte
bedeutet.
Warum ist dieses Apartheid? Kurze
– leider hier nicht – Erklärung
Teilen – trennen – herrschen
Im ganzen Gebiet zwischen dem Mittelmeer
und dem Jordanfluss führt das israelische Regime Gesetze
ein, Praktiken und staatliche Gewalt, die darauf
hinauslaufen, die Überlegenheit einer Gruppe – der Juden –
über die andere – die Palästinenser zu zementieren. Eine
Schlüsselmethode zur Erreichung dieses Zieles ist es, den
Raum für jede der Gruppen anders aufzubauen.
Jüdische Bürger leben, als wäre das ganze
Gebiet ein einziger Raum (ausgenommen der Gazastreifen). Die
Grüne Linie bedeutet fast gar nichts für sie: Ob sie
westlich davon leben, innerhalb Israels souveränen Gebiet,
oder östlich davon in Siedlungen, die nicht formell von
Israel annektiert sind, ist für ihre Rechte und ihren Status
irrelevant.
Wo Palästinenser leben, ist es
andererseits kritisch. Das israelische Regime hat das Gebiet
in verschiedenen Einheiten geteilt, die es verschieden
definiert und regiert, je nach den verschiedenen Rechten der
Palästinenser darin. Diese Teilung bezieht sich nur auf
Palästinenser. Der geographische Raum, der für Juden eine
Nachbarschaft ist, ist ein zerstückeltes Mosaik für die
Palästinenser:
·
Palästinenser, die auf einem Land
leben, das 1948 als souveränes israelisches Gebiet (manchmal
Arabische Israelis) definiert wurde, sind israelische Bürger
und betragen bis zu 17 % der Bürgerschaft. Während dieser
Status ihnen viele Rechte gewährt, genießen sie nicht die
gleichen Rechte wie die jüdischen Bürger nach dem Gesetz und
in der Praxis – wie in diesem Papier im Detail beschrieben
ist.
·
Grob geschätzt leben 350.000 Palästinenser in
Ostjerusalem, das aus einigen 70.000 Dunams besteht (1 Dunam
= 1.000 Quadratmeter), welche Israel 1967 in sein souveränes
Gebiet annektierte. Sie werden als ständige Bewohner von
Israel definiert, einem Status, der ihnen gestattet, in
Israel ohne eine spezielle Erlaubnis zu leben und zu
arbeiten, soziale Zuwendungen und Gesundheitsvorsorge zu
erhalten und bei städtischen Wahlen zu wählen. Jedoch kann
der Begriff „ständiger Wohnsitz“ unabhängig von der
Bürgerschaft jeder Zeit nach Willkür des Innenministers
rückgängig gemacht werden. Unter gewissen Umständen kann die
Bezeichnung auch auslaufen.
·
Obwohl Israel die Westbank niemals formell annektiert
hat, behandelt es das Gebiet als sein eigenes. Mehr als 2,6
Millionen palästinensischer Untertanen leben in der Westbank
in Dutzenden nicht miteinander verbundener Enklaven, unter
rigiden militärischen Regeln und ohne politische Rechte. In
etwa 40 % des Landes hat Israel einige zivile Funktionen an
die PA übergeben. Jedoch ist die PA noch Israel unterworfen
und kann seine begrenzte Macht nur nach Zustimmung durch
Israel ausüben.
·
Der Gazastreifen ist die Heimat von etwa 2 Millionen
Palästinenser, auch ohne politische Rechte. 2005 zog Israel
seine Streitkräfte aus dem Gazastreifen ab, trug die
Siedlungen ab, die es dort gebaut hatte und legte jede
Verantwortung für das Schicksal der palästinensischen
Bevölkerung nieder. Nachdem Hamas 2007 die Regierung
übernommen hatte, richtete Israel seine Blockade um den
Gazastreifen auf, die bis heute besteht. Während aller
dieser Jahre hat Israel von außen her seine Kontrolle über
fast jeden Teil des Lebens fortgeführt.
Israel gibt an jeden einzelnen dieser
Teile einen anderen Rechtsanteil – alle davon sind jedoch
geringer als die Rechte im Vergleich zu jenen, die für
jüdische Bürger angewandt werden. Das Ziel der jüdischen
Vorherrschaft wird in jeder Einheit unterschiedlich
gehandhabt, und die sich daraus ergebenden Formen der
Ungerechtigkeit sind verschieden: Die gelebte Erfahrung der
Palästinenser im Gaza unter Blockade ist anders als die der
palästinensischen Untertanen in der Westbank, den ständigen
Bewohnern von Ostjerusalem oder palästinensischen Bürgern
innerhalb des souveränen israelischen Gebietes. Jedoch sind
das nur Varianten der Tatsache, dass alle Palästinenser
unter israelischer Regierung in ihren Rechten und ihrem
Status niedriger eingestuft sind als Juden, die in demselben
Gebiet leben.
Nachstehend befinden sich Angaben über
die vier wesentlichen Methoden des israelischen Regimes, die
dazu dienen, die jüdische Vorherrschaft voranzubringen. Zwei
davon werden ähnlich im ganzen Gebiet angewandt: Ortswechsel
durch Nicht-Juden und Übernahme von palästinensischem Land,
um darauf Gemeinden „nur für Juden“ zu bauen, während man
die Palästinenser in kleine Enklaven verweist. Die beiden
anderen werden besonders in den Besetzten Gebieten
angewandt: drakonische Bewegungsbeschränkungen für
Palästinenser, die keine Bürger sind, und Verweigerung ihrer
politischen Rechte. Die Kontrolle aller dieser Lebensaspekte
liegt ohne Ausnahme in israelischen Händen: in dem ganzen
Gebiet hat nur Israel die Macht über die Registrierung der
Bevölkerung, über Landzuteilung, Wähler-verzeichnisse, und
das Recht (oder die Verweigerung) zu reisen innerhalb des
eigenen Gebietes, sowie Ausreise oder Einreise in ein
anderes.
A ) Einwanderung - nur für Juden:
Jeder Jude, jede Jüdin der Welt und seine
oder ihre Kinder, Enkelkinder und Ehegatten sind berechtigt,
jeder Zeit nach Israel einzuwandern und die israelische
Staatsbürgerschaft zu erhalten mit allen damit verbundenen
Rechten. Sie erhalten diesen Status, sogar wenn sie
vorziehen, in einer Siedlung in der Westbank zu leben, die
nicht formell von Israels souveränem Gebiet annektiert ist.
Im Gegensatz dazu haben Nicht-Juden kein
Recht auf einen rechtlichen Status in von Israel
kontrollierten Gebieten. Den Status zu gewähren hängt von
der fast vollständigen Verfügungsfreiheit der (jeweiligen)
Beamten ab, dem Innenminister (innerhalb des souveränen
Israel) oder dem Militärkommandanten (in den besetzten
Gebieten). Trotz dieser offiziellen Unterscheidung bleibt
das Prinzip der Organisation das gleiche: Palästinenser, die
in anderen Ländern leben, können nicht in das Gebiet
zwischen Mittelmeer und Jordanfluss einwandern, auch, wenn
ihre Eltern oder Großeltern dort geboren sind und dort
gelebt haben. Der einzige Weg für Palästinenser, um in
Gebiete einzuwandern, die von Israel kontrolliert werden,
ist, einen Palästinenser /eine Palästinenserin zu heiraten,
der/die bereits dort wohnt, als BürgerIn, BewohnerIn oder
UntertanIn – und einer Reihe von Bedingungen und der
Zustimmung Israels zu entsprechen. ..
Israel behindert nicht nur die
Immigration von Palästinensern, sondern bremst auch die
Übersiedlung der Palästinenser zwischen den Einheiten, wenn
diese Bewegung – nach Ansicht des Regimes – ihren Status
höher bewertet. Zum Beispiel: Palästinensische Bürger von
Israel oder Bewohner von Ostjerusalem können leicht in die
Westbank übersiedeln (obwohl sie durch dieses Vorgehen ihre
Rechte und ihren Status riskieren). Palästinenser in
den besetzten Gebieten können die
israelische Staatsbürgerschaft nicht erhalten und in
israelisches souveränes Gebiet übersiedeln, außer unter sehr
seltenen Umständen, die von der Zustimmung durch israelische
Beamte abhängen.
Israels Politik zur
Familienzusammenführung illustriert dieses Prinzip.
Jahrelang hat das Regime Familien zahlreiche Hindernisse in
den Weg gestellt, wenn jeder der beiden Ehegatten in einer
anderen geographischen Einheit lebte. Über die Zeit hinweg
hat dieses behindert und oft verhindert, dass
PalästinenserInnen ein/e PalästinenserIn aus einer anderen
Einheit den Status in jener Einheit erlangen. Als Ergebnis
dieser Politik waren zehntausende Familien nicht in der
Lage, zusammen zu leben. Wenn ein Ehegatte ein Bewohner des
Gaza-streifens ist, erlaubt Israel der Familie, dort
zusammen zu leben, wenn aber der/die andere ein/e BewohnerIn
der Westbank ist, verlangt Israel, dass sie auf immer nach
Gaza übersiedelt.
2003 gab die Knesset einen zeitlich
limitierten Befehl heraus (noch in Kraft), der die
Verleihung der israelischen Staatsbürgerschaft oder des
permanenten Wohnrechts für Palästinenser aus den Besetzten
Gebieten, die Israelis heiraten, verbat – ungleich Bürgern
aus anderen Ländern. In Ausnahmefällen – genehmigt vom
Innenminister – können Palästinenser aus der Westbank, die
Israelis heiraten, den Status in Israel gewährt bekommen,
aber dieser ist nur zeitlich limitiert und berechtigt die
Person nicht zu sozialen Vorteilen.
Israel unterminiert auch das Recht der
Palästinenser in den Besetzten Gebieten – einschließlich
Ostjerusalem – dort weiter zu leben, wo sie geboren sind.
Seit 1967 hat Israel den Status von einigen 250.000
Palästinensern in der Westbank (einschließlich Ostjerusalem)
und im Gazastreifen widerrufen, in einigen Fällen aus dem
Grund, dass sie länger als drei Jahre im Ausland gelebt
hatten. Das betrifft auch tausende Bewohner von
Ostjerusalem, die nur wenige Meilen nach Osten von ihren
Stadtwohnungen in Teile der Westbank übersiedelten, die
nicht offiziell annektiert sind. Alle diese Personen wurden
ihres Rechts beraubt, zu ihren Häusern und Familien zurück
zu kehren, wo sie geboren wurden und aufgewachsen sind.
B) Land für Juden bereitstellen –
während Palästinenser in Enklaven zusammengepfercht werden.
Israel praktiziert eine Politik der
„Judaisierung“ des Gebietes mit der Einstellung, dass Land
eine Ressource ist, die fast zur Gänze gemeint ist, um dem
jüdischen Publikum Gutes zu tun. Land wird benutzt, um
existierende jüdische Gemeinden zu entwickeln und
auszudehnen, und um neue zu bauen, während die Palästinenser
enteignet werden und eingepfercht in kleine, übervölkerte
Enklaven. Diese Politik wurde in Bezug auf das Land
innerhalb des souveränen Gebietes seit 1948 praktiziert und
auf die Palästinenser in den Besetzten Gebieten seit 1967
angewandt. 2018 wurde das darunter liegende Prinzip im
Grundgesetz festgehalten: Israel ist der Nationalstaat des
jüdischen Volkes, das mitbedenkt, dass „der Staat die
Entwicklung der jüdischen Siedlungen als einen nationalen
Wert betrachtet und sich dafür einsetzt, zur Errichtung und
Verstärkung solcher Siedlungen zu ermutigen und sie in die
Wege zu leiten.“
Innerhalb seines souveränen Gebietes hat
Israel diskriminierende Gesetze in die Wege geleitet,
besonders anzuführen ist das Absentee Property Law (Gesetz
über das Eigentum Abwesender), das erlaubt, weite Strecken
von Land, das Palästinensern gehört, darunter Millionen
Dunam in Gemeinden, deren Bewohner 1948 vertrieben wurden
oder geflohen sind, und daran gehindert wurden
zurückzukehren, zu enteignen. Israel hat auch die Gebiete
signifikant reduziert, die für örtliche
Gemeindeverwaltungen vorgesehen waren; dadurch haben diese
nur 3 % des Gesamtgebietes des Landes. Das meiste des
bezeichneten Landes ist bereits verbaut. Als Resultat sind
heute mehr als 90 % des Landes auf dem souveränem Gebiet
Israels unter staatlicher Kontrolle.
Israel hat dieses Land genutzt, um
hunderte Gemeinden für jüdische Bürger zu bauen – jedoch
keine einzige für palästinensische Bürger. Die Ausnahme ist
eine Handvoll Städte und Dörfer, die gebaut wurden, um die
Beduinen-Gemeinschaft zu konzentrieren, der man die meisten
ihrer Eigentumsrechte weggenommen hatte. Das meiste Land,
auf dem Beduinen zu leben pflegten, wurde enteignet und als
Staatsland registriert. Viele Beduinengemeinschaften wurden
als „nicht anerkannt“ definiert, und ihre Bewohner als
„Invasoren“. Auf dem Land, das in geschichtlicher Zeit von
Beduinen eingenommen war, hat Israel Gemeinden nur für Juden
gebaut.
Das israelische Regime schränkt das Bauen
und die Entwicklung des wenigen Landes der palästinensischen
Gemeinden innerhalb ihres souveränen Gebietes schwer ein. Es
weigert sich auch, Masterpläne herzustellen, die das für die
Bevölkerung Notwendige aufzeichnen, und hält diese
gemeindeeigenen Gebiete praktisch unverändert fest trotz des
Wachstums der Bevölkerung. Das Ergebnis sind kleine,
übervölkerte Enklaven, wo den Bewohnern nichts anderes
übrigbleibt, als ohne Erlaubnis zu bauen.
Israel hat auch ein Gesetz erlassen, das
Gemeinden mit Zulassungskomitees – von denen es hunderte im
ganzen Land gibt – palästinensische Ansuchende auf Grund von
„kultureller Unverträglichkeit“ abzuweisen haben. Das
hindert palästinensische Bürger wirkungsvoll, in Gemeinden
zu leben, die für Juden vorgesehen sind. Offiziell kann
jeder israelische Bürger in jeder Stadt des Landes wohnen;
in der Praxis tun das nur 10 % der palästinensischen Bürger.
Und sogar dann werden diese gewöhnlich in getrennte
Nachbarschaften abgeschoben, in denen es keine Bildungs-,
religiösen und sonstigen Einrichtungen gibt, die Kosten für
einen Hauskauf in anderen Teilen der Stadt unerschwinglich
sind, oder diskriminierende Praktiken bei Land- und
Hausverkäufen betrieben werden.
Das Regime hat die gleichen
Organisationsprinzipien in der Westbank (plus Ostjerusalem)
seit 1967 verwendet. Hundertttausende Dunam, Bauern- und
Weideland eingeschlossen, wurden palästinensischen
Untertanen unter verschiedenen Vorwänden weggenommen und
u.a. benutzt, um Siedlungen zu errichten und zu erweitern,
darunter auch Regierungsbauten, Anbaugebiete und
Industriezonen. Alle Siedlungen sind gesperrte Militärzonen,
die Palästinenser nicht ohne Permit betreten dürfen. Bis
jetzt hat Israel mehr 280 Siedlungen in der Westbank
(einschl. Ostjerusalem) gebaut, die jetzt Wohnungen sind für
mehr als 600.000 Juden. Und mehr Land wurde weggenommen, um
hunderte Kilometer Umgehungsstraßen für Siedler zu bauen.
Israel hat ein getrenntes Planungssystem
für Palästinenser in der Westbank eingerichtet,
hauptsächlich, um Bautätigkeit und Entwicklung zu
verhindern. Große Teile des Landes sind für Bautätigkeit
unverkäuflich, weil sie zum Staatseigentum erklärt wurden,
zur Feuerzone, zum Naturreservat oder für einen
Nationalpark. Die Behörden weigern sich auch, einen
entsprechenden Masterplan zu erstellen, der den
gegenwärtigen und zukünftigen Bedarf der palästinensischen
Gemeinde auf dem kleinen Land, das übrig geblieben ist,
darstellt. Das besondere Planungssystem baut auf der
Zerstörung von Bauten, die ohne Bewilligung errichtet wurden
– hier auch, weil es keine andere Wahl gab. Alles dieses
hält Palästinenser zu Dutzenden fest in dicht bevölkerten
Enklaven, außerhalb von denen entwickelt wird: für
behördliche oder öffentliche Zwecke –
einschließlich der Infrastruktur – von der sie fast
vollständig verbannt sind.
C) Einschränkung der Bewegungsfreiheit
der Palästinenser
Israel erlaubt seinen jüdischen und
palästinensischen Bürgern und Bewohnern, frei in der ganzen
Gebietseinheit zu reisen. Ausnahmen sind das Verbot, den
Gazastreifen zu betreten, der als „feindliches Gebiet“
betrachtet wird und das – meistens formelle – Verbot,
Gebiete zu betreten, die sich angeblich in der Verantwortung
der PA befinden (Area A). In seltenen Fällen dürfen
palästinensische Bürger oder Bewohner Gaza betreten.
Israelische Bürger können auch das Land
jederzeit betreten oder verlassen. Im Gegensatz dazu
besitzen die Bewohner von Ostjerusalem keine israelischen
Pässe, und längerfristige Abwesenheit kann zur Rücknahme des
Status führen.
Israel beschränkt routinemäßig die
Bewegung von Palästinensern in den Besetzten Gebieten und
verbietet ihnen eine Bewegung zwischen den Einheiten.
Palästinenser aus der Westbank, die Israel, Ostjerusalem
oder den Gazastreifen besuchen wollen, müssen bei den
israelischen Behörden darum ansuchen. Im Gazastreifen, der
seit 2007 unter Blockade steht, ist die gesamte Bevölkerung
eingesperrt, weil Israel fast jede Bewegung hinein oder
heraus verbietet – außer in seltenen Fällen, die es als
„humanitär“ bezeichnet. Palästinenser, die Gaza verlassen
möchten oder Palästinenser von anderen Einheiten, die
einreisen wollen, müssen auch spezielle Ansuchen um ein
Permit bei den israelischen Behörden vorlegen. Die
Erlaubnisscheine werden zögerlich ausgegeben, und können nur
erhalten werden nach einem strengen und willkürlichen
Mechanismus oder Permit-Regime, dem Transparenz und klare
Regelungen fehlen. Israel behandelt jedes Permit, das einem
Palästinenser ausgestellt wird, eher als einen Gnadenakt als
den Vollzug eines erworbenen Rechts.
In der Westbank kontrolliert Israel alle
Wege zwischen den palästinensischen Enklaven. Das erlaubt
dem Militär, „fliegende“ Checkpoints aufzustellen, nahe
außerhalb den Zugängen zu Dörfern, Straßenblockaden und
Kontrollpunkten durch Checkpoints nach Gutdünken. Außerdem
baute Israel die Trennmauer innerhalb der Westbank und
bezeichnete palästinensisches Land, Bauernland inklusive,
das eingezwängt ist zwischen der Mauer und der Grünen Linie
als „die seam zone“ (= Grenzzone oder Niemandsland?)
Palästinenser in der Westbank sind ausgesperrt vom Zugang zu
dieser Zone, unterworfen dem gleichen Permit-Regime.
Palästinenser in den Besetzten Gebieten
brauchen auch die israelische Erlaubnis, um ins Ausland zu
fahren. In der Regel gestattet ihnen Israel nicht, den
internationalen Flughafen Ben Gurion zu benutzen, der
innerhalb ihres souveränen Gebietes liegt. Palästinenser von
der Westbank müssen durch den internationalen Flughafen in
Jordanien reisen – aber nur, wenn Israel ihnen erlaubt, die
Grenze nach Jordanien zu überschreiten. Jedes Jahr
verweigert Israel tausende Ansuchen zum Grenzübertritt –
ohne Erklärung. Palästinenser aus Gaza müssen durch das von
Ägypten kontrollierte Rafah Crossing reisen – vorausgesetzt,
es ist offen; die ägyptischen Behörden lassen die Reisenden
durch und sie können die lange Reise über ägyptisches Gebiet
unternehmen. In seltenen Ausnahmsfällen erlaubt Israel
Gazaern die Reise durch sein souveränes Gebiet in einem
begleiteten Shuttle-Bus, um die Westbank zu erreichen und
von dort nach Jordanien zu fahren und weiter zu dem
angestrebten Ziel.
D) Verweigerung des Rechts auf
politische Teilhabe für Palästinenser
Wie ihre jüdischen Gegenspieler können
auch palästinensische Bürger von Israel politisch aktiv
werden, um ihre Interessen zu fördern, einschließlich
Wahlrecht und Bewerbung für ein Amt. Sie können
Repräsentanten wählen, Parteien gründen und bestehenden
beitreten. Das bedeutet, palästinensische gewählte
Offizielle werden ständig verunglimpft – ein Gefühl,
das von politischen Schlüsselfiguren
propagiert wird – und das Recht der palästinensischen Bürger
zur politischen Teilhabe wird ständig angegriffen.
Die ungefähr 5 Millionen Palästinenser,
die in den Besetzten Gebieten wohnen, können nicht teilhaben
am politischen System, das ihr Leben regiert und ihre
(jeweilige) Zukunft bestimmt.
Theoretisch sind die meisten
Palästinenser wahlberechtigt, um bei den PA-Wahlen zu
wählen. Aber weil die Macht der PA beschränkt ist, würde das
israelische Regime dennoch das Leben der Palästinenser
beherrschen, auch wenn regelmäßig Wahlen in Palästina
abgehalten werden (die letzten waren 2006 – neue sind in
Vorbereitung), weil es die wichtigen Fragen der Regierung in
den Besetzten Gebieten für sich zurückbehält. Dazu gehören
die Kontrolle über die Einwanderung, die
Bevölkerungsregistrierung, Planung und Landpolitik, Wasser,
Infrastruktur für Kommunikation, Import und Export, und die
militärische Kontrolle über Land, Meer und den Luftraum.
In Ostjerusalem sind die Palästinenser
gefangen zwischen einem Felsen und einem harten Platz. Als
ständige Bewohner von Israel können sie bei Lokalwahlen der
Stadt wählen, aber nicht für das Parlament. Andererseits
macht es ihnen Israel schwierig, an den PA-Wahlen
teilzunehmen.
Politische Teilhabe umfasst mehr als
wählen oder für ein Amt kandidieren. Israel verweigert den
Palästinensern auch politische Rechte wie Redefreiheit und
Versammlungsfreiheit. Diese Rechte befähigen Personen,
Regime zu kritisieren, gegen politische Praktiken zu
protestieren, Gruppen zu bilden, um ihre Ideen vorwärts zu
bringen, und allgemein zu arbeiten, um sozialen und
politischen Wechsel herbeizuführen.
Eine Wendung in der Gesetzgebung, wie das
Boykott-Gesetz und das Nakba-Gesetz haben die Freiheit der
Israelis begrenzt, Politiken zu kritisieren, die sich im
ganzen Gebiet auf die Palästinenser beziehen. Palästinenser
in den Besetzten Gebieten sehen sich sogar härteren
Einschränkungen gegenüber: Sie dürfen
nicht demonstrieren; viele Gruppen wurden gebannt; und fast
jede politische Stellungnahme wird als Anstiftung
betrachtet. Diese Einschränkungen werden von den
Militärgerichten emsig geahndet, die hunderttausende
Palästinenser hinter Gitter gebracht haben und ein
Schlüsselmechanismus sind zur Aufrechterhaltung der
Okkupation. In Ostjerusalem arbeitet Israel daran, jegliche
soziale, kulturelle oder politische Aktivität zu verhindern,
die irgendwie mit der PA zusammenhängt.
Die Aufteilung der Räume behindert auch
einen gemeinsamen Kampf der Palästinenser gegen die
israelische Politik. Die Variation in Gesetzen, Verfahren
und Rechten innerhalb geografischer Einheiten und die
drakonischen Beschränkungen der Bewegung haben die
Palästinenser in bestimmte Gruppen aufgeteilt. Diese
Fragmentierung hilft nicht nur Israel die jüdische
Vorherrschaft weiter zu treiben, sie hintertreibt auch
Kritik und Widerstand.
NEIN zur Apartheid: Das ist unser
Kampf
Das israelische Regime, das das ganze
Gebiet zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer
kontrolliert, versucht die jüdische Vorherrschaft in dem
ganzen Gebiet voran-zutreiben und zu zementieren. Um das zu
erreichen, hat es das Gebiet in etliche Einheiten geteilt,
jede mit einer anderen Auflage von Rechten für Palästinenser
– immer schlechter als die der Juden. Als Teil dieser
Politik werden Palästinensern viele Rechte vorenthalten,
eines davon das Recht auf Selbstbestimmung.
Diese Politik ist in verschiedener Weise
vorangeschritten. Israel bastelt demographisch den Raum um
durch Gesetze und Verordnungen, die es jedem Juden in der
ganzen Welt oder seinen Verwandten gestattet, die
israelische Staatsbürgerschaft anzunehmen, jedoch den
Palästinensern diese Möglichkeit fast vollständig
verweigert. Es hat das ganze Gebiet physisch umgeformt,
indem es Millionen Dunum Land übernommen und Gemeinden „nur
für Juden“ eingerichtet hat, während es die Palästinenser in
kleine Enklaven vertrieben hat. Die Bewegung ist in Fahrt
gekommen durch Restriktionen auf palästinensische
Untertanen, und die politischen Basteleien schließen
Millionen Palästinenser aus von der Teilhabe an den
Prozessen, die ihr Leben und ihre Zukunft bestimmen, während
man sie unter militärischer Okkupation hält.
Ein Regime, das Gesetze, Praktiken und
organisierte Gewalt anwendet, um die Vorherrschaft einer
Gruppe über die andere zu zementieren, ist ein
Apartheid-Regime. Israelische Apartheid, die die
Vorherrschaft von Juden über Palästinenser vorantreibt,
wurde nicht an einem Tag geboren oder durch eine einzige
Rede. Sie ist ein Prozess, der schrittweise mehr
institutionalisiert und explicit gewachsen ist, mit
Mechanismen, die im Laufe der Zeit in Gesetz und Praxis
eingeführt wurden, um die jüdische Vorherrschaft
voranzutreiben. Diese gehäuften Maßnahmen, ihr Durchdringen
in Gesetzgebung und politischer Praxis, und die öffentliche
und rechtliche Unterstützung, die sie erhalten – formen alle
die Basis für unsere Schlussfolgerung, dass die Schranke,
das israelische Regime als Apartheid zu bezeichnen, erreicht
wurde.
Wenn sich dieses Regime im Laufe vieler
Jahre entwickelt hat, warum dieses Papier 2021
herausbringen? Was hat sich verändert? Die vergangenen Jahre
haben eine Zunahme der Motivation und Willigkeit von
israelischen Offiziellen und Institutionen gesehen, die
jüdische Vorherrschaft im Gesetz aufzubewahren und ihre
Absichten offen darzulegen. Die gesetzliche Verfügung:
Grundgesetz: Israel – Nationalstaat des jüdischen Volkes
und der erklärte Plan, formell Teile der Westbank zu
annektieren, haben die Fassade erschüttert, an der Israel
jahrelang gearbeitet hat, um sie zu aufrecht zu halten.
Das Grundgesetz des Nationalstaates, 2018
herausgebracht, fixiert das Recht des jüdischen Volkes zur
Selbstbestimmung mit Ausschluss aller anderen. Es macht
fest, dass das Unterscheiden von Juden in Israel (und in der
ganzen Welt) von Nicht-Juden grundsätzlich und legitim ist.
Basierend auf dieser Unterscheidung erlaubt das Gesetz eine
institutionalisierte Diskriminierung zugunsten von Juden in
Siedlungen, beim Wohnen, der Landentwicklung,
Staatsbürgerschaft, Sprache und Kultur. Es ist wahr, dass
das israelische Regime diesen Prinzipien im Großen und
Ganzen schon vorher gefolgt ist. Jetzt jedoch wurde die
jüdische Vorherrschaft im Grundgesetz festgemacht und damit
zu einem verbindlichen Prinzip in der Konstitution gemacht –
ungleich gewöhnlichem Gesetz oder Praktiken durch Behörden,
die hinterfragt werden können. Dieses signalisiert allen
staatlichen Institutionen, dass sie die jüdische
Vorherrschaft in dem ganzen Gebiet unter israelischer
Kontrolle nicht nur befördern können, sondern müssen.
Israels Plan, Teile der Westbank zu
annektieren, überbrückt auch das Loch zwischen dem
offiziellen Status der Besetzten Gebiete, der begleitet wird
durch leere Rhetorik über zukünftige Verhandlung und dem
Faktum, dass Israel seit langem den größten Teil der
Westbank annektiert hat. Israel hat seine Deklarationen über
eine formelle Annexion nach dem Juli 2020 nicht weiter
verfolgt, und verschiedene Offizielle haben seither
widersprechende Stellungnahmen über den Plan herausgegeben.
Egal, wie und wann Israel
eine formelle Annexion in der einen oder
anderen Art durchbringt, seine Absicht, die dauerhafte
Kontrolle über das ganze Gebiet zu erzielen, wurde von den
höchsten Offiziellen des Staates bereits erklärt.
Der Leitplan des israelischen Regimes und
die Maßnahmen, um ihn durchzuführen, sind vorher bereits vom
südafrikanischen Regime versucht worden, das die
Vorherrschaft der weißen Bürger erhalten wollte, teilweise,
indem es die Bevölkerung in Klassen und Unterklassen
unterteilte und jeder besondere Rechte gab. Es gibt
natürlich Unterschiede zwischen den Regimes. Zum Beispiel
gründete sich die Teilung in Südafrika auf Rasse und
Hautfarbe, während es in Israel um Nationalität und
Ethnizität geht. Die Segregation in Südafrika manifestierte
sich im öffentlichen Raum in Form einer von der Polizei
überwachten, formellen und öffentlichen Trennung zwischen
Menschen aufgrund der Hautfarbe – einem Grad der
Sichtbarkeit, die Israel gewöhnlich vermeidet. Jedoch im
öffentlichen Gespräch und im Völkerrecht bedeutet Apartheid
nicht eine genaue Kopie des früheren südafrikanischen
Regimes. Kein Regime wird je identisch sein. „Apartheid“ war
lange ein unabhängiger Terminus, eingebaut in
internationales Brauchtum, der sich auf das
Organisationsprinzip eines Regimes bezog: systematisches
Hervorheben der Dominanz einer Gruppe über die andere, und
daran zu arbeiten, dieses zu zementieren.
Das israelische Regime muss sich nicht
selbst als Apartheidsystem deklarieren, um als ein solches
definiert zu werden, so wenig wie relevant ist, dass
Repräsentanten des Staates diesen breit als Demokratie
deklarieren. Was Apartheid definiert, sind nicht
Stellungnahmen sondern die Praxis. Wenn Südafrika sich 1948
zu einem Apartheidregime erklärt hatte, ist es unvernünftig
zu erwarten, dass ihm andere folgen nach den historischen
Zurückweisungen. Wahrscheinlicher ist die Antwort der
meisten Länder auf Südafrikas Apartheid, zu leugnen, dass
sie ein ähnliches Regime verfolgen. Es ist auch klar, dass
das, was 1948 möglich war, heute nicht mehr geht, sowohl
nach dem Gesetz als auch in der öffentlichen Meinung.
Wie schmerzlich es sein mag, der Realität
ins Auge zu blicken, ist es noch schmerzlicher, unter einem
Stiefel zu leben. Die hier beschriebene harte Realität mag
sich weiter verschlechtern, wenn neue Praktiken angewendet
werden – mit oder ohne begleitende Gesetz-gebung. Nichts
desto Trotz: Menschen haben dieses Regime geschaffen und
Menschen können es noch schlimmer machen – oder daran
arbeiten, es zu ersetzen. Diese Hoffnung ist die treibende
Kraft hinter diesem Positionspapier. Wie können Menschen
Ungerechtigkeit bekämpfen, wenn sie nicht benannt ist?
Apartheid ist ein Organisationsprinzip, dieses zu erkennen
heißt jedoch nicht aufzugeben. Im Gegenteil: Es ist ein Ruf
nach Veränderung.
Um eine Zukunft zu kämpfen, die auf
Menschenrechte, Freiheit und Gerechtigkeit aufgebaut ist,
ist jetzt besonders wichtig. Es gibt verschiedene politische
Wege hier zu einer gerechten Zukunft zwischen dem Tal des
Jordanflusses und dem Mittelmeer, aber was wir zu allererst
wählen müssen ist
Nein zu Apartheid
Israels Okkupationsregime ist
untrennbar an Menschenrechtsverletzungen gebunden. B’Tselem
drängt darauf, die Okkupation zu beenden, weil das der
einzig Weg vorwärts ist zu einer Zukunft, in der
Menschenrechte, Demokratie, Freiheit und Gleichheit allen
Menschen sicher ist, beiden, Palästinensern und Israelis,
die zwischen Jordan und Mittelmeer leben.
Hagai El-Ad
Executive Director of B‘Tselem
|
|