Jordanien
fordert von Israel die Kontrolle über die
palästinensische Wirtschaft aufzugeben
- 14.04.2017 - Die jordanische Regierung
verlangt, dass Israel das Pariser Protokoll über
wirtschaftliche Beziehungen stoppt (freeze), das
Teil der Oslo-Abkommen der 1990er Jahre ist und
die palästinensische Wirtschaft schwer
eingeschränkt hat, um jordanische Exporte in die
palästinensischen Märkte auszuweiten, sagte laut
Berichten der jordanische Industrie, Handels-
und Versorgungsminister Yarub Qudah am
Donnerstag.
Das Protokoll von
1994 sollte ein Fünf-Jahres-Abkommen zwischen
Israel und der Palästinensischen
Autonomiebehörde sein; es hat Israel fast die
vollständige Kontrolle über die Wirtschaft des
besetzten palästinensischen Territoriums
gegeben, einschließlich der Kontrolle aller
Grenzen dieses Territoriums sowie die Erhebung
aller Importzölle und V.A.-Gebühren auf alle
Produkte, die Verwendung ausschließlich des
israelischen Shekel in der palästinensischen
Wirtschaft erzwungen und alle palästinensischen
Produkte – auch die, die in ein Drittland gingen
– der israelischen Kontrolle und Regulierung,
sowie anderen Beschränkungen unterstellt.
Die
arabisch-sprachige Zeitung Alghad berichtet am
Donnerstag, dass Qudah vor einigen Tagen in
Diskussionen mit jordanischen Geschäftsleuten
gesagt habe, das jordanische Industrie- und
Handelsministerium habe begonnen, sich um
wachsende jordanische Exporte in
palästinensische Märkte zu bemühen. Qudah sagte,
die israelischen Behörden hätten trilaterale
Verhandlungen zwischen Palästinensern,
Jordaniern und Israelis verlangt. Die
jordanische Regierung hätte jedoch weiterhin
darauf bestanden, dass vor Beginn jeglicher
Verhandlung über den Handel das gesamte
Protokoll gestoppt wird. Qudah bemerkte, die
israelischen Exporte in palästinensische Märkte
hätten 3,8 Milliarden Dollar überschritten,
während die jordanischen Exporte in das
Territorium auf weniger als 100 Mio Dollar
geschätzt werden.
Laut der
israelischen Rechtsgruppe B'Tselem haben
palästinensische Führer das Protokoll
unterzeichnet, weil es eine Vereinbarung
enthielt, die palästinensischen Arbeitern
erlaubte weiterhin in Israel zu arbeiten und die
PA zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage war,
Beschäftigung für die zehntausenden
Palästinenser zu schaffen, die noch von ihrer
Jobs in Israel abhängig waren. "Diese Art von
Beziehung war – anders als eine wirtschaftliche
Trennung oder die Schaffung einer
Freihandels-Zone – für Israel günstig, da es
keine wirtschaftliche Grenze zur PA einrichten
wollte, etwas, was einen eindeutigen Geschmack
von Souveränität gegeben und einen bindenden
Präzedenzfall am Vorabend des Endstatus
geschaffen hätte", sagte B'Tselem inbezug auf
die stark kritisierten Oslo-Friedens-Abkommen.
Das Protokoll hat
die palästinensische Wirtschaft für mehr als
zwei Jahrzehnte drastisch gedrosselt und hatte
im palästinensischen Territorium auch auf
politischer Ebene weitreichende Auswirkungen.
Israels Erhebung der Zölle, die auf
palästinensische Importe und Einkommen gelegt
werden, hat dazu geführt, dass die
Steuerabrechnungen (tax clearance) der größte
Teil der palästinensischen Wirtschaft wurde: die
UNO bemerkte, dass 2014 die Steuerabrechnungen
durch Israel 75% der palästinensischen
Staatseinnahmen ausmachten.
Das
Wirtschaftsprotokoll hat Israel laut B'Tselem
ermöglicht, "die Überweisung der Steuern, die es
für die PA erhoben hatte, zu verzögern oder mit
der Verzögerung der Überweisung der Gelder zu
drohen, als Druckmittel oder zur Strafe", was
Israel seit der Unterzeichnung des Abkommens
mehrmals aus verschiedenen Gründen gemacht hat,
auch zur Strafe dafür, dass Palästina dem
Internationalen Strafgerichtshof beigetreten
ist.
Seit die Steuern
(und Zölle) einen so großen Brocken der
palästinensischen Wirtschaft ausmachen, können
die israelischen Behörden das besetzte
Territorium in kürzester Zeit in ein
finanzielles Chaos als effektives Mittel zur
politischen Kontrolle stürzen.
Quelle
Übersetzung: K.
Nebauer |