Anschlag
von Tel Aviv - Israel zerbricht an seinem
Hass
- Inge
Günther - Nach dem Anschlag von Tel
Aviv rückt das Volk nicht mehr solidarisch
zusammen. Polit-Geschacher und Hetze
im Netz.
Das liberale Tel Aviv war schon immer
das Gegenstück zum religiös konservativen
Jerusalem. Wie sehr die politischen
Überzeugungen auseinanderdriften, zeigt
gerade eine Äußerung des Tel Aviver
Bürgermeisters Ron Huldai einen Tag
nach dem Attentat im Sarona-Viertel,
bei dem Mittwochabend vier Israelis
im Kugelhagel zweier Palästinenser starben.
„Es ist doch unmöglich, Menschen unter
Besatzung zu halten und zu glauben,
dass sie sich damit abfinden, so weiter
zu leben.“
Solchen Klartext sind die Israelis nicht
gewöhnt, erst recht nicht von einem
Politiker, der als langjähriges Mitglied
der Arbeitspartei zum Establishment
zählt. Umso mehr horchten viele auf,
als der 71-jährige Huldai am Donnerstag
in einem Interview mit dem Armeesender
der Regierung die Leviten las. Statt
über palästinensische Hassausbrüche
zu jammern, solle man besser mal nach
dem Warum fragen. „Wir“, so Huldai,
„sind wahrscheinlich das einzige Land,
in dem ein anderes Volk unter Besatzung
lebt.“ 49 Jahre dauere dieser Zustand
schon an, und er, ein ehemaliger Kampfpilot,
habe dabei auch mitgemacht. „Ich kenne
die Verhältnisse und weiß, dass es Führern
mit Mut bedarf, um zu handeln und nicht
nur zu reden … Aber da ist keine Courage,
zu tun, was nötig ist, damit wir ein
Friedensabkommen erzielen.“
Es gab Zeiten, in denen auch andere
Angehörige der Arbeiterpartei über die
Beweggründe für den Terror offen sprachen.
Ehud Barak, einst Premier und später
Verteidigungsminister unter Netanjahu,
bekannte mal, wenn er ein junger Palästinenser
wäre, hätte er sich vielleicht auch
dem bewaffneten Kampf angeschlossen.
Wer heutzutage so spricht, manövriert
sich in Israel leicht ins politische
Abseits. >>>
"Terror
betrifft beide Seiten"
- Kersten
Knipp - Der Terroranschlag gegen israelische
Zivilisten in Tel Aviv zeigt, wie verfahren
der Nahostkonflikt weiterhin ist. Verantwortlich
sind Israelis und Palästinenser gleichermaßen,
meint die Politologin Sylke Tempel.
Frau Tempel, in Israel ist es zu einem
weiteren Terroranschlag gekommen. Was
sind aus Ihrer Sicht die Hintergründe?
Wir wissen derzeit noch nicht, wer die
Attentäter genau sind und ob sie in
irgendeiner Weise organisiert gehandelt
haben. Das war ja in der jüngsten Zeit
nicht immer der Fall. Der große Hintergrund
ist natürlich immer das, was als Kampf
gegen die Besatzung gilt. Hinzu kommt,
dass Israel aus Anlass des Ramadan mehr
Einreisegenehmigungen in sein Kernland
erteilt hat als zu jeglicher Zeit zuvor.
Verschiedene Motive sind denkbar: der
Kampf gegen die Besatzung, der Traum,
ein Held zu sein; auch persönliche Schwierigkeiten
könnten eine Rolle gespielt haben –
das war zuletzt oft der Fall. Auch könnten
die Täter erpresst worden sein, denn
auch das kam vor. Auch Erfahrungen an
einem Checkpoint, wo man mies behandelt
worden ist, könnten eine Rolle gespielt
haben. Bemerkenswert ist allerdings,
dass es zwei Personen gelungen ist,
mit Waffen die Grenze nach Israel zu
passieren.
Wie beurteilen Sie die Fähigkeit und
Bereitschaft der beiden Regierungen
- der israelischen wie der der Autonomiegebiete
-, mit der Herausforderung des Terrorismus
fertig zu werden? >>>
Kommentar
von Wolfgang Pfannekuch - Bürgermeister
von Tel Aviv fordert, Israel solle Besetzung
von Palästina beenden...
-
Danke für diese klaren Worte, Herr Bürgermeister!
Endlich
wieder mal ein hochrangiger israelischer
Politiker, der angesichts des erneuten
Attentats die Gründe für diese
bedauerliche Gewalttat erkennt
und den Mut hat, sie auch zu benennen,
... nämlich die aus der unmenschlichen
Unterdrückungspolitik der Regierung
resultierende Verzweiflung der jeder
Zukunfts-Hoffnung beraubten Palästinenser.
Ron
Juldai hat bewiesen, dass klarer
Kopf und und menschliche Regungen
unter einen Hut zu bringen sind!
Wenn
die Betonköpfe und Falken
in der Regierung noch nicht einmal
auf die entsprechenden warnenden
Stimmen aus dem Militärführung hören,
kann man nur auf ein Umdenken in
der israelischen Bevölkerung und
damit einen demokratischen
Machtwechsel hoffen, damit auch
in Israel wieder die Grundsätze
des Völkerrechts Geltung bekommen.
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