EAPPI-Newsletter, Jänner/Februar 2009 -
Nr. 27
30. Gruppe Ökumenischer
BegleiterInnen
Eine neue Gruppe von 25 ökumenischen BegleiterInnen (EAs) hat am 1.
Februar ihren dreimonatigen Einsatz begonnen. Mit diesen
Neuankömmlingen sind es inzwischen insgesamt 522 EAs , die an dem
Programm teilnehmen. Die 30. Gruppe besteht aus 16 Frauen und 9
Männern aus sieben verschiedenen Ländern (Kanada, Deutschland,
Norwegen, Schweden , Schweiz, Großbritannien und USA). Neben anderen
Berufen freut sich das EAPPI über fünf StudentInnen, vier Priester,
zwei LehrerInnen, und zwei Krankenschwestern. Eine frühere
Mitarbeiterin kommt zu einem zweiten Einsatz zurück. Die EAs sind an
sechs Orten stationiert: Bethlehem, Hebron, Jayyous, Tulkarem,
Yanoun und Jerusalem. Profile der derzeitigen EAs sind auf der
Website von EAPPI (www.eappi.org) zu finden.
Der israelische oberste Gerichtshof
gestattet die Zerstörung von Khirbet Tana, einem Dorf in der
Westbank.
Am
26. Jänner wies der Israelische Oberste Gerichtshof eine Petition
zurück, die von der Gesellschaft für bürgerliche Rechte in Israel (ACRI)
und den Rabbinern für Menschenrechte in Sachen der palästinensischen
Bewohner von Khirbet Tana eingebracht wurde und erlaubte damit dem
israelischen Staat, alle Häuser des Dorfes mit einer Ausnahme zu
zerstören. Es befindet sich in der Region Nablus und ist als Area C
bezeichnet; Khirbet Tana wird von einigen 200 Leuten bewohnt, die in
Zelten, Betonhütten und mit Wellblech gedeckten Behausungen leben.
Die EAs von Yanoun besuchen das Dorf regelmäßig und bringen den
UN-Agenturen und anderen Menschenrechtsorganisationen die jeweils
neuesten Daten. Einen detaillierten Augenzeugenbericht findet
man auf unserer Website.
Weitere Hauszerstörungen in Jerusalem
Die EAs in Jerusalem sind präsent und beobachten die alarmierend
große Anzahl von Haus-
zerstörungen in und rund um Jerusalem. In den beiden ersten Monaten
2009 hat OCHA über die Zerstörung von 28 Gebäuden berichtet, wodurch
120 Menschen obdachlos wurden und mindestens 170 Menschen durch den
Verlust ihrer Geschäfte teils durch Zerstörung teils durch
Baustellen betroffen waren. Zwei vorübergehende Verfügungen, und
dadurch besonders alarmierende Fälle sind die Al-Bustan
Nachbarschaft von Silvan, wo für 88 Häuser der Demolierungsbefehl
neuerlich erlassen wurde (1500 Personen betroffen) und die Sheikh
Jarrah Nachbarschaft, wo an 28 Familien der Ausweisungsbefehl
verfügt wurde (einer davon war bereits durchgeführt, als man die
Familie Al Kurd im November 2008 ausgewiesen hat.
Augenzeugenberichte
finden sich auf der Website.
Der Krieg in Gaza
Während des israelischen Krieges in Gaza vom 27. Dezember 2008 bis
zum 18. Jänner 2009 blieben die EAs als Beobachter und
Präsenzleistende weiter an ihren Einsatzorten in der Westbank. Sehr
viele EAs wurden von internationalen Medien interviewt oder um
Informationen und Augenzeugenberichte über die Auswirkungen
des Gazakriegs auf die Westbank ersucht. Das Palestine Israel
Ecumenical Forum (PIEF) traf sich in Bethlehem und der
Weltkirchenrat gab kürzlich eine Stellungnahme über den Gaza-Krieg
heraus.
Unter der ständigen Bedrohung der
Vertreibung von Izbat at Tabib leben
Die EAs von Jayyous besuchen regelmäßig das Dorf Izbat at Tabib, ein
kleines Dorf mit 226 Bewohnern, das sich jetzt einer möglichen
Vertreibung gegenüber sieht. Das Dorf liegt in Area C, also unter
voller israelischer Kontrolle, und es wurden keine Baugenehmigungen
durch die israelische Administration erteilt. Eine neue
Umgehungsstraße wird auf dem Land des Dorfes gebaut, um die Siedlung
Alfe Menashe mit Israel zu verbinden, und damit sollen 20 Häuser
zerstört werden und mehr als 100 Bewohner werden obdachlos. Das Dorf
wurde auch durch die Trennungsmauer in Mitleidenschaft gezogen, weil
damit 273 Dunum Land (66 Prozent des Ackerlandes des Dorfes)
konfisziert worden waren. Ein Brief vom Rechtsberater an die
israelische Regierung schlägt vor, die Bewohner sollen in das nahe
Dorf Azzun ziehen – und damit zum zweiten Mal Flüchtlinge werden.
Einen detaillierten Augenzeugenbericht kann man auf der
Website finden.
Der gewaltlose Kampf in Sheikh Jarrah
geht weiter
Immer seit der gewaltsamen Vertreibung von Um und Abu Kamel Al Kurd
aus ihrem Haus in der Nachbarschaft Sheikh Jarrah in Ost-Jerusalem
im November 2008, nach der Abu Kamel tragisch verstorben ist, wurde
Um Kamel ein Symbol für den gewaltlosen Widerstand gegen die
israelische Besatzung. Das Zelt, in dem sie seither wohnt, ist ein
wohlbekannter Treffpunkt für Unterstützer im palästinensischen
Kampf. Der Fall wurde vor Gericht gebracht, wo der Richter zurzeit
entscheidet, ob er in dem Fall eine Entscheidung treffen wird oder
sich dem politischen Druck beugen und beiseite treten wird, um einem
Richter Vortritt zu lassen, von dem angenommen wird, er sei den
Siedlern mehr gewogen. Am 22. Februar wurde Um Kamel’s Zelt zum
fünften Mal beschädigt. Einige Stunden später war ein neues Zelt am
gleichen Ort errichtet worden. Die Botschaft ist klar: Es ist mehr
nötig als ein Bulldozer, um den friedlichen Widerstand gegen die
Besatzung in Sheikh Jarrah zu brechen. Den Augenzeugenbericht
kann man auf der Website lesen.
Besucherdelegationen
Während des Jänner und Februar empfing EAPPI 24 Delegationen –
insgesamt 578 Personen – an den Einsatzstellen. Zu den bedeutenden
Besuchern gehören lutherische Bischöfe aus USA und Kanada (insgesamt
91 Personen) in Hebron, Bethlehem und Jerusalem, eine
rumänisch-orthodoxe und eine katholische Gruppe in Hebron, der
norwegische Christenrat in Hebron und Bethlehem, eine
österreichische kirchliche Gruppe (Anm.: Evangelische Akademie) in
Bethlehem, philippinische Priester in Jerusalem, Pax Christi United
Kingdom in Hebron, die lutherische Studentengemeinde der Universität
von Michigan in Hebron und CAFOD in Yanoun und Hebron. Diese
Delegationen stellen einen wichtigen Teil der Anwaltschaftsarbeit
von EAPPI dar.
Für mehr Information wenden Sie sich
bitte an:
Matilda Svensson, Communications &
Advocacy Officer +972 (0)2 628-9402 (matilda.svensson@eappi.org)
Internationales Büro:
Geneva +41 22 791-6108 (eappi@wcc-coe.org) oder finden Sie die
Website: www.eappi.org
Das Ecumenical
Accompaniment Programme in Palestine and Israel
unterstützt
palästinensische und israelische Friedensarbeiter durch Beobachtung
und Berichterstattung über Verletzungen der Menschenrechte und des
humanitären Völkerrechts und bietet Schutz durch Begleitung lokaler
Gemeinden bei täglichen Aktivitäten und für die Anwaltschaft der
Kirchen für ein friedliches Ende der Besatzung
an. Das Programm hat 2002 angefangen und wird vom Weltkirchenrat
(WCC) koordiniert. WCC ist die Gemeinschaft von 347 Kirchen in mehr
als 100 Ländern in allen Kontinenten und vertritt eigentlich alle
christlichen Traditionen. Sein Büro ist in Genf in der Schweiz;
website: www.oikoumene.org
Übersetzung: Gerhilde Merz
(Pax Christi Austria)
|