Das
Volk von Gaza braucht Solidarität
nicht Barmherzigkeit
Ewa
Jasiewitz, 10.12.08 in Gaza
Am 10.
Dezember ist der Internationale Tag
der Menschenrechte – und es wird
Zeit, dass wir unsere Rhetorik den
Menschenrechten in der Wirklichkeit
zuwenden. Zusammen mit der „Befreit-Gaza-Bewegung“
gedenke ich dieses Jahr an diesen
Tag im Gazastreifen zu sein, einem
winzigen Landstreifen zwischen
Israel und Ägypten. Es ist die
Heimat von 1,5 Millionen Menschen,
die immer mehr unter einem grausamen
Krieg leiden, der vom israelischen
Staat der zivilen Bevölkerung
auferlegt worden ist.
Wir
bereiteten diese Mission vor, um dem
Volk von Palästina unsere
Solidarität zu zeigen und um auf
die strangulierenden Bedingungen,
die Israel im belagerten Gaza
verursacht, aufmerksam zu machen.
Die unmenschlichen Auswirkungen
dieser Belagerung bedrohen eine
ganze Generation – physisch und
psychisch - wegen Unterernährung,
Terrorisierung, durch
Bombenangriffe, Überfälle und die
Anwendung von Lärmbomben. Aber auch
eine ganze Generation von Studenten,
die Stipendien von akademischen
Instituten in aller Welt erhalten
haben, sie aber nicht ausnützen
können. Dazu kommt der Mangel an
Nahrungsmitteln, Medikamenten,
Strom, Material …
Dies
ist direkte Demokratie – die
Intervention von ganz gewöhnlichen
Menschen, die mit
Solidaritätsaktionen in der Lage
sind, die Welt zu verändern. Vom
Widerstand in den Straßen
Griechenlands gegen die
Staatsbrutalität bis zu den
Arbeitern der Chicagoer
Fensterfabrik, die sich ihren
Arbeitsplatz zurückerobern und zu
den Klima-Aktivisten, die radikal in
Stanstead den CO2-Ausstoß
verringern, so ist FREE-GAZA ein
Teil der Bewegung von Bewegungen,
die einer Konvergenz von Krisen
gegenüberstehen: Klimaveränderung,
.. anhaltende brutale Kriege und
Besetzungen und Kämpfe um Land,
Nahrungsmittel und Wasser. Gegenüber
solchen Unterdrückungen reagieren
Arbeiter, Aktivisten und Akademiker
mit entsprechenden Ideen. Langsam,
schmerzlich und froh, all diesen
Schwierigkeiten beim Organisieren
dieser Bewegungen trotzend, zeigen
wir, dass es möglich ist, Widerstand
zu leisten und zu gewinnen. Der
nicht offizielle Slogan der
FREE-GAZA-Bewegung und vieler
anderer Grassroot-Bewegungen ist –
mit einem ironischen Wink – „Wenn
wir das können, dann könnte jeder
dies tun …“
Abgesehen von der Armut und dem
Mangel, der durch die Blockade
verursacht wird, sind mehr als 700
palästinensische Studenten im
Gazastreifen gefangen. Israel
verhindert ein Menschenrecht, das
jedem Studenten auf der Welt
zusteht, das Recht auf Bildung und
Weiterentwicklung, um der eigenen
Gemeinschaft und den akademischen
Gemeinschaften zu dienen. Sie müssen
frei sein, um ihre ihnen zustehende
akademische Laufbahn zu gehen und zu
den Universitäten zu gelangen, von
denen sie Stipendien erhalten haben.
Auch
wenn wir eine Tonne Medikamente u.ä.
und Babynahrung mit hohem
Proteingehalt auf unserm Schiff
hatten, so ist unsere Aufgabe heute
am Tag der Menschenrechte weniger
die Charitas als die Solidarität mit
dem palästinensischen Volk, um das
Schweigen der Welt über die
andauernde Katastrophe zu
unterbrechen und physisch die
Blockade in einem Akt direkten
Widerstandes gegen die Belagerung zu
durchbrechen. Am Ende schädigt die
Unterdrückung und Demütigung der
Besatzung beide Seiten, den Besatzer
und den Besetzten. Dies darf nicht
länger geduldet werden.
Ewa
Jasiewitz ist Autorin, Journalistin,
Menschenrechtsaktivistin und
Organisatorin. Sie hält sich im
Augenblick als Mitorganisatorin der
FREE-GAZA-Bewegung im Gazastreifen
auf.
www.freegaza.org/print_page.php?id=0cba9c2d8003097dbccb1ffed4589132&o…
(dt.
und geringfügig gekürzt: Ellen
Rohlfs)
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