Israel rekrutiert
palästinensische Kinder als Kollaborateure
(Verteidigung der Kinder
–International, Palästinensische Sektion, DCI-IP)
Bericht von DCI-PS, 13.6.05
In den besetzten Gebieten versteht
man unter einem Kollaborateur einen Palästinenser, der mit den
israelischen Sicherheitskräften in den besetzten Gebieten oder in
Israel zusammenarbeitet. Palästinenser als Kollaborateure zu
rekrutieren, wird in den besetzten Gebieten als Teil der
israelischen Politik der Kontrolle über die Gebiete und die
Bevölkerung wahrgenommen. Die meisten Fälle von Kollaboration
werden in den Verhörzentren und Gefängnissen gefunden, wo Gefangene
unter extremen physischen und psychischen Druck gesetzt werden, um
„mitzuarbeiten“. Palästinensische Kinder werden oft so unter Druck
gesetzt.
Der israelische Geheimdienst (Shin
Bet) versucht ständig, Kinder als Informanten zu rekrutieren. Eine
2003 vom DCI-PS durchgeführte Untersuchung vor Ort mit früher
verhafteten Kindern ergab, dass etwa 60% der interviewten Kinder –
manche erst 12 Jahre alt – berichteten, dass sie gefoltert wurden
oder anderen Formen von Zwang oder Überredung unterworfen wurden,
mit dem Versuch, sie zu Zusammenarbeit zu bringen. Bis Ende 2003 gab
es allein in Gaza durchschnittlich 40 Versuche im Monat,
Minderjährige zu rekrutieren.
Kinder, die beschuldigt werden, als
Informanten durch israelische Behörden rekrutiert worden zu sein,
riskieren stigmatisiert, ausgeschlossen und gelegentlich der
Vergeltung ausgeliefert zu sein.
Am 5. Februar 2002 betraten, kurz
nach dem für zwei 17-Jährige Khaled Karmiel und Jihad Karmiel vom
palästinensischen Sicherheitsgericht in Jenin für das Töten eines
Mitgliedes des palästinensischen Sicherheitsdienstes die Todesstrafe
ausgesprochen worden war, zwei bewaffnete Männer den Gerichtssaal
und erschossen die beiden Jungen . Sie waren angeklagt worden, mit
den israelischen Behörden zusammengearbeitet zu haben.
Es wird immer dringender, die
Ausnützung palästinensischer Kinder als Kollaborateure zu verhindern
und die Kinder zu schützen, die angeblich als Kollaborateure von
israelischen Kräften missbraucht worden waren. Die palästinensischen
Behörden und Gemeinden, die religiösen Führer, Schulen, Familien und
palästinensische und internationale NGOs müssen hier eine
Schlüsselrolle bei der Aufgabe von Verhinderung und Schutz spielen.
Etwa 2800 Kinder wurden von den israelischen Behörden zwischen
September 2000 und dem Juli 2004 verhaftet. Zu verschiedenen
Zeitpunkten stellten die palästinensischen Kinder 10% aller
palästinensischen Gefangenen dar. 2002 war ein Fünftel der von
DCI-PS untersuchten Fälle von Kindergefangenen 13 und 14 Jahre alt,
der Rest war zwischen 15 und 17 Jahre alt.
In einem Interview mit DCI-PS, einem
Rechtsberater von PSF (Pal. Sicherheitskräfte) sagte: „Der
israelische Geheimdienst zielt auf junge Kinder, weil sie eine
leichte Beute sind. In diesem Monat verhafteten wir 6
Kollaborateure, 3 von ihnen waren unter 18. Man schätzt, dass von 10
(angeblichen) Kollaborateuren, die wir verhaften und befragen, vier
Kinder sind. Der Jüngste, dem wir begegnet sind, war 12.
Die genaue Zahl der Kollaborateure,
Erwachsene und Kinder, ist unbekannt, aber bei der DCI-PS
Vor-Ort-Untersuchung von 40 früheren Kindergefangenen berichteten 25
Kinder, dass sie gefragt oder unter Druck gesetzt worden waren, mit
der israelischen Besatzungsmacht zusammen zu arbeiten. Nach Aussage
der angeblichen Opfer wurden verschiedene Methoden angewandt:
Schläge, Androhung langer Haftstrafen, Erpressung gegen die Familie,
sexuelle Gewalt und öffentliche Beschämung. Als Belohnung für die
Zusammenarbeit wurde außer frühere Entlassung, Geld, Arbeits- und
andere Genehmigungen und sexuelle Dienste angeboten. Die meisten der
vom DCI-PS interviewten Kinder waren vom Shin Bet gefragt worden.
Die israelische Polizei versuchte zwei Kinder zu rekrutieren, zwei
andere wurden von palästinensischen Kollaborateuren innerhalb des
Gefängnisses unter Druck gesetzt, und in einem isolierten Fall
versuchte ein israelischer Soldat, ein Kind zu rekrutieren.
DCI-PS sammelte Zeugnisse von
Kindern, die bedauerten, dass sie dem Druck nachgegeben hatten, um
Informanten zu werden. Es ist für palästinensische Kinder äußerst
schwierig, die Versuche, sie zu Kollaborateuren zu machen,
anzuzeigen, da von ihnen erwartet wird, dass sie ihren israelischen
„Vorgesetzten“ berichten müssen oder schweren Folgen ausgesetzt
sind.
Auch die palästinensische
Gesellschaft hat mit Kollaborateuren wenig Mitleid, besonders dann,
wenn sie mit ernsten Vorfällen verbunden sind, die zum Tod von
anderen Palästinensern führten oder der nationalen Sache Schaden
zufügten.
( Bericht (PDF) http:/
www.reliefweb.int/library/documents/2005/dcips-opt-20apr.pdf
Links: Defence for Children International – by
Topic: Children)
(dt. Ellen Rohlfs)