Der Chirurg
Mads Gilbert hält eine kraftvolle Rede zu Gaza, nachdem er in seine
Heimat Norwegen zurückgekehrt ist
05 August 2014
Bei seiner Rückkehr nach
Hause, in Tromsö, Norwegen, sagte der norwegische Notfallchirurg, Dr.
Mads Gilbert, der 15 Tage lang Verwundete in Gaza behandelt hatte, in
seiner 25 minütigen engagierten Rede: “Das Herz der Erde schlägt jetzt
in Gaza. Es blutet, aber es schlägt.”
Er fuhr weiter fort: „Der
Widerstand des palästinensischen Volkes in Gaza heutzutage ist
bewundernswert, er ist fair und ein Kampf für jeden von uns. Wir wollen
keine Welt, in der rohe Macht eingesetzt werden kann, um die zu töten,
die für Gerechtigkeit kämpfen.“
Nachfolgend werden die
ersten wenigen Minuten der Rede auf dem Video beschrieben, der in
Englisch untertitelt ist. In einem Aufruf an die norwegischen
Staatsbürger, bittet er sie, sich vorzustellen, wie ihr Land aussehen
würde, wenn sie nicht um ihre Befreiung von der deutschen Besatzung
gekämpft hätten.
„Ich weiß, Sie applaudieren
für Gaza. Ich weiß, Sie applaudieren für diejenigen, die dort sind, die
Helden von Gaza.
Es wird nicht leicht sein,
einen Aufruf zu machen, weil ich mich nun nach Milde, Wärme, Sicherheit,
ohne Bomben, Blut und Toten sehne. Und dann kommt alles, was wir
herunterschlucken mussten, wieder zum Vorschein – so vergeben Sie mir,
wenn ich manchmal unterbreche.
Als ich nach Hause kam und
meine Töchter, Siri und Torbjorn, meinen Schwiegersohn und meine Enkel,
Jenny und Torje, traf, dachte ich, dass es so ein friedliches Land ist,
in dem wir leben.
Es ist so gut, mit einer Art
Menschlichkeit bei allen Beziehungen, weil wir dieses Land wirklich auf
der Achtung vor der Vielfältigkeit, der Achtung vor dem Einzelnen, der
Achtung vor der Würde des Menschen aufgebaut haben.
Versetzen Sie sich zurück in
das Jahr 1945, und ich bitte darum, (richtig) verstanden zu werden, wenn
ich sage, dass ich nicht das deutsche Nazi-Regime mit Israel vergleiche.
Das tue ich nicht.
Aber ich vergleiche
Besatzung mit Besatzung. Stellen Sie sich vor, wir hätten 1945 nicht den
Befreiungskampf gewonnen, hätten den Besatzer nicht hinausgeworfen, wir
könnten nicht in eine glänzende Zukunft blicken oder glauben, dass
unsere Kinder eine Zukunft hätten. Stellen Sie sich vor, der Besatzer
wäre in unserem Land verblieben, nähme es Stück für Stück (ein), seit
Jahrzehnten auf Jahrzehnte hinaus. Und er würde uns in die ärmsten
Gebiete vertreiben, er nähme die Fische aus dem Meer, nähme das Land,
das Wasser und wir würden immer mehr eingeengt.
Und hier in Tromsö wären wir
heute eingesperrt, weil es hier so viel Widerstand gegen die Besatzung
gäbe. Also würden wir sieben Jahre lang eingesperrt, weil wir bei einer
Wahl die Robustesten gewählt hätten, die die Besatzung nicht akzeptieren
würden.
Dann, nach sieben Jahren des
Eingesperrtseins in unserer Stadt, Tromsö, würde der Besatzer beginnen,
uns zu bombardieren, und zwar an dem Tag, an dem wir mit jenen in den
anderen eingeschlossenen Teilen des besetzten Norwegens eine Einheit
gebildet hätten, um zu zeigen, dass wir Norweger uns alle gemeinsam dem
Besatzer widersetzen. Daraufhin würden sie beginnen, uns zu
bombardieren. Sie würden unsere Universitätsklinik, dann das
Medizinische Zentrum bombardieren, dann unser Krankenwagenpersonal töten
und Schulen bombardieren, wo diejenigen versuchten, Zuflucht zu suchen,
die ihr Zuhause verloren hatten. Dann würden sie den Strom abschalten
und unser Elektrizitätswerk bombardieren. Dann würden sie die
Wasserzufuhr absperren. Was hätten wir wohl getan?
Hätten wir aufgegeben, die
weiße Flagge geschwenkt? Nein! Nein, das hätten wir nicht!
Und so ist die Situation in
Gaza. Dies ist kein Kampf zwischen Terrorismus und Demokratie. Die Hamas
ist nicht der Feind, den Israel bekämpft. Israel führt einen Krieg gegen
den Widerstandswillen des palästinensischen Volkes, gegen seine
unumstößliche Entschlossenheit, sich nicht der Besatzung zu unterwerfen!
Es sind die Würde und die
Humanität des palästinensischen Volkes, die nicht zulassen, dass man sie
wie ein dritt-, viert- oder fünfklassiges Volk behandelt.
1938 nannten die Nazis die
Juden „Untermenschen“ (Menschen zweiter Klasse). Heute werden die
Palästinenser in der Westbank, in Gaza und in der Diaspora als
Untermenschen behandelt, die man bombardieren, töten, zu Tausenden
abschlachten kann, ohne dass irgendeiner der Machthaber reagiert.
Nun kehrte ich nach Hause
zurück, in mein freies Land – und dieses Land ist frei, weil wir eine
Widerstandsbewegung hatten, weil wir (uns) sagten, dass besetzte
Nationen das Recht zum Widerstand haben, sogar mit Waffen. Das ist im
internationalen Recht verankert. Sie dürfen den Besatzer bekämpfen,
sogar mit Waffen. Niemand möchte unter einer Besatzung leben!
Niemand möchte unter einer
Besatzung leben! Wo wären wir heute in Norwegen, wenn wir vor dem
Besetzer kapituliert hätten, das dachte ich, als ich aus dem Flugzeug
kam, als ich nach Oslo kam, als ich Sie sah.
Niemand möchte unterdrückt
werden! Niemand möchte unter einer Besatzung leben!
Hamas ist nicht das Problem,
Hamas ist der Vorwand, ein Symbol - und wenn Sie in Haaretz den letzten
Kommentar von Guideon Levy, dem außergewöhnlichen jüdischen Journalisten
bei Haaretz, lesen, der besagt:
„Lesen Sie die zehn
Bedingungen der Hamas für einen Waffenstillstand. Ist eine einzige
Forderung dabei, die nicht vernünftig ist, die wir nicht (alle)
unterstützen würden? Nein!, aktuell keine!
Die Forderungen sind:
·
dass die
Blockade von Gaza aufgehoben wird
·
dass Israel
seine Liquidierungen stoppen soll
·
dass die
Grenze im Süden nach Ägypten
von der UN
beobachtet wird
und auch die im
Norden nach Israel,
·
dass ihre
Häfen geöffnet werden
·
eine
erweiterte Grenze für den Fischfang,
so dass sie
fischen und ihr Volk ernähren können
·
dass ihnen
gestattet wird, an der gesamten Strecke entlang ihrer Grenzen
das Land zu
kultivieren.
Durchaus fundamentale
Voraussetzungen. Und deshalb sagen freidenkende und Gerechtigkeit
liebende Juden in den USA und Israel:
„Dies sind rechtmäßige
Forderungen, weshalb können wir nicht mit ihnen reden?“
Nelson Mandela, Madiba,
sagte: „Wenn ihr Frieden wollt, müsst ihr mit euren Feinden sprechen.“
Der Staat Israel, Netanyahu
und die zionistischen Kolonisten tun das Gegenteil. Sie bombardieren
ihre Feinde, um sie noch weiter fortzustoßen - und finden sogar mehr
Entschuldigungen für Besatzung und Kolonisierung. Was ist geschehen?
Dr. Muhammad Abou-Arab und
ich verbrachten 15 Tage im Al Shifa-Krankenhaus. Ich war im Auftrag drei
Wochen vor diesem letzten Krieg in Gaza. Ich traf Dr. Erik (Fosse)
Montag an der Grenze. Er ist noch in Jerusalem und wartet darauf, nach
Gaza einzureisen. Sie werden ihn nicht hineinlassen.
Es war die Hölle - aber auch
eine großartige Erfahrung. Es war die Hölle von Tod und Horror und eine
Bombardierung von solch einer Brutalität, wie ich sie nie zuvor erlebt
habe. Eine Art blinder, schrecklicher Wut, es wurde immer schlimmer, Tag
und Nacht. und dauert noch an, während wir hier sprechen. Der Vorwand
ist, die „Tunnel und die Terroristen“ zu beseitigen. Wie ich vor der
Kamera auf Kanal 4 sagte, während ich mich um einen 10-jährigen Jungen
kümmerte, der schwer verletzt war; beide Beine waren fast vollständig
abgerissen, sein Gesicht war verbrannt, er war intubiert. Ich sagte:
„Dies ist ein Tunnel, nein! ein Terrorist.“
Nein, dies ist kein
Terrorist! Dies ist ein palästinensisches Kind, das der israelische
Staat und die israelischen Streitkräfte versucht haben, zu töten. Sein
einziges Verbrechen ist, als Palästinenser in Gaza geboren worden zu
sein, als ein stolzer Palästinenser in Gaza in einer von tausenden
Familien, die sich nicht ergeben wollten und nicht unterdrückt werden
wollten.
Gerade erhielt ich den
Bericht vom Gesundheitsministerium. Bis jetzt sind es 7.677 Verletzte
innerhalb von 23 Tagen, wovon 2.307 Kinder sind. Getötete: 1.357, wovon
315 Kinder sind. Jeder vierte Getötete ist ein Kind, jede dritte
verletzte Person ist ein Kind.
Stellen Sie sich selbst eine
Frage und nur eine einzige Frage: „Was hätte die Welt gesagt, was hätte
Obama gesagt, was hätte die EU gesagt, wenn palästinensische Militante
315 – was Gott verhüten möge - 315 israelische Kinder innerhalb von drei
Wochen getötet hätten? Und, was hätte die Welt gesagt, wenn
palästinensische Militante durch ihre Tunnel gekommen wären, um 2.307
israelische Kinder innerhalb von drei Wochen zu verletzen?“
Jeder kennt die Antwort: Es
hätte einen unglaublichen Aufruhr gegeben - und wahrscheinlich, wie die
Palästinenser es selbst sagen, „hätten wir israelische Atomwaffen zu
spüren bekommen“. Das ist ihr Dilemma, ihre pausenlosen Fragen an uns:
„Warum erlaubt die Welt, dass unser Volk, unsere Zivilbevölkerung,
unsere schwangeren Frauen, unsere Alten, unsere Kinder an jedem
einzelnen Tag abgeschlachtet werden?“
Jede Stunde, jeden Tag und
jede Nacht sind dort Bomber, Raketen, Bomben. Insgesamt wurden 8.000
Palästinenser in diesen 23 Tagen verletzt oder getötet - und laut
israelischen Zahlen, denen der israelischen Armee, sind 70% der
Getöteten keine Kämpfer, gehören nicht zum Militär. Die UN sagt 80% -
90%, im Shifa behaupten wir, mit Ausnahme von zweien, die wir sahen,
dass 100% von ihnen grundsätzlich Zivilpersonen sind.
Sind es die Tunnel, hinter
denen sie her sind? Sind es die Terroristen? Nein, es ist das
palästinensische Volk, es ist die palästinensische Familie, es ist der
palästinensische „Sumud“, die Standfestigkeit und das
Durchhaltevermögen. „Wir werden uns nicht dem Besetzer ergeben“, sagen
sie. In einer Pause im Shifa OP diskutieren wir zu viert morgens, grau
vor Erschöpfung - plötzlich erhält einer meiner Kollegen einen Anruf,
dass sein Haus bombardiert wurde und seine Frau und seine drei Kinder
sowie die Großmutter gerade so entkommen konnten. Vernachlässigt er
(deshalb) seine Pflicht? Nein, er bleibt! Er sagt: „Ich habe mein Haus
in Al-Quds aufgegeben, ich habe es für Jerusalem gegeben, ich habe es
für Palästina gegeben, weil es ein Kampf ist, der uns alle angeht.“ „Wir
wollen nicht getötet werden“, sagen sie, aber sie werden sich nicht
ergeben, sich der Besatzung nicht unterwerfen und kein Sklavenvolk
werden. Zerstören sie die Tunnel? Nein, sie töten die Menschen. Fangen
sie Terroristen? Nein, sie töten Kinder und ältere Frauen und Männer.
Bis jetzt wurden zwei israelische Zivilpersonen und 1.357
palästinensische getötet. Das ist ein Verhältnis von 1: fast 700.
Mathematisch ausgedrückt, wie die Palästinenser ihren Wert erfahren: ein
israelisches Leben ist das siebenhundertfache eines palästinensischen
Lebens wert. Und was ist das? Es ist das alte System, das ist Apartheid!
Trennung! Die Mauer in der Westbank ist Apartheid. Lasst uns zwei Völker
trennen. Wir werden die Macht haben, dieses Volk wird von uns beherrscht
werden.
Das hier ist ein
Rassentrennungssystem, das mit einer solchen Brutalität verfolgt wird,
dass es schwer ist, zu begreifen, wie es andauern kann. Gestern, im
Morgengrauen, bombardierten israelische Bomber die UNRWA-Schule in
Jabalya. Die UN hatten der IDF 17 mal die GPS-Position des
UN-Zufluchtorts angegeben. Tausende interner Flüchtlinge versuchten zu
schlafen – ihre Häuser waren zerbombt. Am Morgen bombardierten sie die
Schule, töteten 15 und verletzten mehr als 100 (Personen). Die
Verletzten kamen ins Shifa, das bereits völlig überfüllt war und keine
Bestände mehr hatte. Und kommen sie mit alledem durch? Ja!
Was ist mit Obama? Obama
sagt: „Israel hat das Recht, sich selbst zu verteidigen! Die USA und
Israel haben die Wörter verdreht: „Angriff“ wurde zu „Verteidigung“,
„Verteidigung“ wurde zu „Angriff“. Aus Befreier wurde „Terrorist“, aus
„Terrorist“ wurde „Befreier“.
Wir müssen die Worte jetzt
reklamieren: unsere Sprache auf das richtige Maß bringen, geeignete
Wörter benutzen. Dies ist ein Befreiungskampf, er ist völlig legitim.
Und es ist eine Zivilbevölkerung, die ihr Bestes tut, um sich zu
beschützen vor einer der brutalsten Besatzungsstreitkräfte der Welt. Als
ob das nicht genug wäre: Gestern bombardierten sie den Markt in Shejaiya.
Das ist dort, wo das Massaker stattgefunden hat, es ist plattgemacht,
sieht aus wie Hiroshima. Weitere 7 wurden gestern Nachmittag getötet,
130 verwundet.
Sie zweifeln daran, dass im
Jahr 2009 Gemüsemärkte bombardiert wurden. Doch, ich kann Ihnen
versichern, sie taten es und sie bombardieren immer noch Gemüsemärkte.
Und sie bombardieren mehr: sie bombardieren Krankenhäuser, sie
bombardieren Schulen. Aber jetzt verfolgen sie eine systematische
Bombardierung von Familien, von Häusern. Bis jetzt machten 68 Familien
die Erfahrung, dass drei oder mehr Familienmitglieder bei demselben
Angriff getötet wurden. Dies ist eine Auslöschung gesamter Familien: von
Großeltern, Onkeln und Tanten, Müttern, Vätern und Kindern.
Sie töten eine Familie nach
der anderen, nur um das Rückgrat des Widerstands beim Rest des Volkes zu
brechen: „Wenn ihr Widerstand leistet, töten wir nicht nur euch, sondern
wir werden eure gesamte Familie auslöschen!“ Und nun haben sie erneut
44% des bereits sehr kleinen Gebietes wiederbesetzt. Die israelischen
Streitkräfte sind nun so tief eingedrungen, dass 44% zur Sicherheitszone
erklärt wurde. Gaza bestand aus 360 Quadratkilometern mit 1,8 Millionen
Menschen. Nun müssen diese auf der Hälfte des Gebietes überleben.
Laut UN haben die
Bombardierungen 4.000 Wohngebäude völlig zerstört und weitere 500 Häuser
teilweise zerstört, wodurch 245.000 interne palästinensische Flüchtlinge
in Gaza vertrieben wurden. Dies ist eine künstlich geschaffene
Katastrophe. Kein Erdbeben, kein Tsunami! Dies wurde geplant und dann
ausgeführt mit dem höchstem Grad an Zynismus und Brutalität durch
Israels Armee, durch eine Armee der Regierung. Sie ist weder von Boko
Haram, noch von ISIS. Sie missachtet alle menschlichen Werte. Sie
entführen Schulkinder, bringen jeden um, mit dem sie nicht einverstanden
sind.
Doch immer mehr gleicht es
derselben Taktik: „Diejenigen, die nicht mit uns übereinstimmen (besser:
nicht für uns sind), die sich nicht ergeben, werden wir töten! Und das
internationale humanitäre Recht und die Genfer Konvention kümmern uns
herzlich wenig!“
245 Gazaner suchen derzeit
Zuflucht vor den Bombardierungen, versuchen ihre Kinder zu beruhigen,
versuchen, einen Weg zum Überleben zu finden, selbst wenn sie in einer
von der UN betriebenen und registrierten und beschützten Zufluchtsstätte
schlafen.
Eine Schule, die hellblau
gestrichen wurde, 17 mal wurde bestätigt, dass dies eine Schule ist und
dass diese als Schutzraum dient. Und dann antwortet Obama: „Nun müssen
wir einen Waffenstillstand haben.“ Danach beliefert er Israel mit noch
mehr Waffen, um die Bombardierungen fortzusetzen. Ein krankhafter
Doppelstandard, verabscheuungswürdig und scheinheilig. Ich traf heute
eine respektable Frau, die Israel unterstützt, in Oslo, ihr Name ist
Anne Sender. In der Radiodebatte sagte sie zu mir: „Sie müssen sich
bewusst machen, dass Israels Armee so mächtig und stark ist, dass sie
aktuell die Palästinenser allesamt auslöschen könnte!“ Und ich sagte:
„Verzeihung, was haben Sie gerade gesagt? Sie halten das im Moment für
eine Alternative?“ „Nein, aber sie hätten es tun können.“ Das bedeutet,
sie töteten nicht nur 1.300 und verletzten 7.500, sondern sie hätten
noch viel schlimmer handeln können. Und ich denke: In was für einer
verrückten Welt leben wir heute?
So, meine Freunde, wir sind
wirklich hier, um menschliche Würde zurückzufordern. Wir sind nicht
hier, um über Politik zu diskutieren. Wir sind hier, um zu sagen, wir
wollen Gerechtigkeit für das palästinensische Volk. Wir verlangen
dieselbe Würde für ein palästinensisches Kind, eine Großmutter, einen
Onkel, einen Fahrer, einen Arzt und – ja, auch - für einen politischen
Aktivisten, so wie für jeden anderen Menschen: Würde als menschliche
Wesen. Unser Slogan ist: „Verteidigt das internationale Recht!
Verteidigt die Menschenrechte!“ Israel verdient deutliche und ernsthafte
Reaktionen auf seine Gewalttaten gegen das benachbarte Palästina.
Strafen und Sanktionen sollten andauern und möglicherweise ausgeweitet
werden, bis Tel Aviv seine aggressive und destruktive Politik aufgibt.
Norwegen und der Westen werden demonstrieren müssen, dass es Grenzen
gibt. Seit Monaten versuchen Netanyahu und Israel, sehr bemüht,
Palästina zu destabilisieren.
Aber, wo sind die Sanktionen
gegen Israel? Was soll diese Straffreiheit für Israel? Warum ist Israel
nicht verpflichtet, das internationale Recht zu befolgen? Wie können wir
erlauben, dass das Recht zum Schutz der Zivilbevölkerung, das Recht zum
Schutz von Kranken-häusern, das Gesetz der Verhältnismäßigkeit bei dem
Einsatz von Waffen und der Unterscheidung zwischen Zivil- und
Militärzielen, gebrochen wird? Wie können wir erlauben, dass Israel
gegen all diese Rechte verstößt und dadurch das palästinensische Volk
tötet?
Wir werden das natürlich
keinesfalls akzeptieren!
So, zum Schluss, meine
Freunde, was können wir tun? Nun gut, wir müssen das gesamte große Bild
sehen! Wir müssen verstehen, dass dies ein 70 Jahre anhaltender Kampf
ist - gegen eine der brutalsten Besatzungsstreitkräfte der modernen
Geschichte. Das ist die längste Besatzung der modernen Geschichte, mit
der höchsten Anzahl an UN-Resolutionen dagegen, da sie gegen
Menschenrechte verstoßen, indem sie die Grundregel verletzen, wonach es
einem Besetzer verboten ist, seine eigene Bevölkerung auf dem besetzten
Gebiet anzusiedeln. Erinnern Sie sich an die Kolonien!
Wir müssen das große Bild
sehen, das uns genauso betrifft, wie die Palästinenser. Denn, wenn
Israel damit durchkommt, wenn Israel so weitermachen kann, wer ist der
Nächste?
Wer ist der Nächste, wer ist
der Nächste, wenn das Kriegsrecht, wenn Menschenrechte und das
internationale humanitäre Recht missachtet werden können?
Und ich sage Ihnen, sehr
geehrter Außenminister Borge Brende: Haben Sie alles verlernt, was sie
gelernt haben, als sie der Leiter des Roten Kreuzes waren? Haben Sie
alle die Regeln vergessen, die sie durchgesetzt haben, als sie der
Leiter des Roten Kreuzes waren? Weshalb wurden Sie so schweigsam,
nachdem Sie Außenminister wurden? Wo sind Sie heute, Borge Brende?
Es ist Zeit, aufzuwachen!
Solidarität ist eine mächtige Waffe. Was können Sie tun? Oh ja, Sie
können das tun, was sie heute taten, Sie können sich kümmern,
diskutieren, argumentieren, die Zeitungen lesen, kurzgesagt: „ein Mensch
sein, der in der Welt präsent ist, schlafen Sie nicht, kippen Sie nicht
um, schalten Sie nicht um, sondern erlauben Sie sich, berührt und
ergriffen zu werden. Lassen Sie ihr Herz berührt werden. Das Herz der
Erde schlägt heute in Gaza. Es blutet, aber es schlägt. Und es schlägt
für uns alle.
Der Widerstand des
palästinensischen Volkes derzeit in Gaza ist bewundernswert, er ist fair
und ist ein Kampf für uns alle. Wir wollen keine Welt, in der rohe Macht
angewendet werden kann, um die zu töten, die für Gerechtigkeit kämpfen.
Wir wollen eine solche Welt nicht!
Bei dieser Demonstration
geht es um unsere Solidarität, dass wir realisieren, dass der
palästinensische Kampf ein Kampf für uns alle ist, für Anstand,
Menschenrechte, Freiheit, Unabhängigkeit gegenüber Besatzung.
Organisieren Sie sich,
schließen Sie sich dem Komitee „Norvegian People' s Aid Palestine
Comittee“ an, oder wo auch immer, aber organisieren Sie sich.
Wenn ich Sie ansehe,
erinnert mich das an die internationale Solidarität. Die internationale
Solidarität ist eine der stärksten Mächte in der Welt. Es gab so viele
internationale Demonstrationen für Gaza und Palästina in den letzten 14
Tagen.
Ich habe 7 – 9 Interviews in
südafrikanischen Medien gegeben, die sehr aktiv sind. Sie begreifen,
dass dies ein Kampf ist, den auch sie einst gekämpft und gewonnen haben.
Internationale Solidarität, Solidarität vor Ort, ist eine großartige
Waffe.
Sind wir nicht
Zwillingsstädte, Tromsö und Gaza City?
Sind Sie eingeschlafen?
Alle, die hier sind,
übernehmen Verantwortung, von Mensch zu Mensch, über alle politischen
Grenzen hinaus. Wir wollen solch eine Welt nicht, in der die Waffen
entscheiden, was Recht oder Unrecht ist. Wir möchten, dass Recht und
Unrecht etwas ist, was wir gemeinsam bestimmen können.
Sie können sich an der
Boykott, Desinvestment und Sanktionen-Bewegung beteiligen. In den USA
wird das richtig gut angenommen. Israel ist politisch isolierter als je
zuvor, und das verdient es auch. Israel wird politisch noch isolierter
sein, aufgrund rechtlicher, friedlicher politischer Maßnahmen. Israel
wird gezwungen werden, die Besetzung Palästinas aufzugeben.
Sie sollten gezwungen
werden, dem palästinensischen Volk eine faire Zukunft zu geben, was wir
alle wollen!
Danke für all Ihre
Bemühungen! Lang lebe Palästina, lang lebe die Freundschaft zwischen
Tromsö und Palästina.
Übersetzung ins Deutsche von
Inga Gelsdorf
http://www.palestinechronicle.com/surgeon-mads-gilbert-gives-a-powerful-speech-about-gaza-after-returning-home-to-norway/#.U-5CL2NJ2Um