Einleitung - Vita |
Opfer nicht Täter
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Der "Fall" Karsli
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Jamal Karsli in Israel
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Das Buch "Maulkorb für Deutschland"
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Start
Maulkorb für
Deutschland
Fakten, Analyse, Aufklärung zur Antisemitismusdebatte.
Sie finden hier auch einige
Ausschnitte aus dem Buch von Jamal Karsli
Die
zweite überarbeitete und erweiterte Auflage des Buches "Der Fall
Karsli" ist nun unter dem Titel "Maulkorb für Deutschland"
erschienen und im Buchhandel erhältlich.
Ein Buch das umfassend dokumentiert wie die öffentliche Meinung im
"Fall" Möllemann, Karsli manipuliert wurde. Eigentlich ist es ein
Fall Spiegel und Friedman
Felicia Langer schreibt am 07.06.2003 in einem
Vorwort zu seinem Buch:
Das Buch „Der Fall Karsli. Eine
Antisemitismusdebatte“ ist eine Art Anatomie der Verleumdung und der
Hetzkampagne, der Unterdrückung von Meinungen und ein Beleg dafür,
wie man jede Kritik an Israels völkerrechtswidrigem Verhalten im
Keim erstickt, in dem man sie als Antisemitismus diffamiert.
Die politische und gesellschaftliche Demontage und
Ausschaltung des Kritikers sind obligatorisch, um ein abschreckendes
Beispiel zu statuieren, unter dem Motto: „Wehe denjenigen, die es
wagen!...“
Empörend, manchmal auch traurig, aber nicht
entmutigend, weil der „Fall Karsli“ als Beweis dient, dass man allem
zum Trotz, nicht jeden mundtot machen kann.
Eine wichtige Lektüre!
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Auf der Seite 4 schreibt Jamal Karsli: Ich
schreibe dieses Buch aus zwei Gründen:
Erstens möchte
ich den sogenannten „Fall Karsli“ einmal so berichten, wie er sich
tatsächlich zugetragen hat und somit das verdrehte Zerrbild, das von
den Medien transportiert wurde, korrigieren.
Zweitens halte
ich es für außerordentlich wichtig, die weitreichende Tabuisierung
des Themenkomplexes rund um die deutsch-israelischen Beziehungen zu
durchbrechen, die wie ein verstaubter, schwarzer Schleier auf
unserem Lande liegt.
Ich halte es
grundsätzlich für außerordentlich gefährlich, wenn die Handlungen
eines Landes, ganz gleich, was es tut, außerhalb jeglicher Kritik
stehen. Dies kann in niemandes Sinne sein, der eine demokratische
und liberale Haltung vertritt. Ich weiß von vielen Israelis, dass
sie Bürger eines ganz normalen Staates sein wollen, der behandelt
und kritisiert werden muss wie jeder andere Staat.
Ich möchte das
Tabu brechen, da ich der Überzeugung bin, dass man sich die Dinge,
die man bekämpfen möchte – wie in diesem Fall den Antisemitismus –
gründlich anschauen und besprechen muss, anstatt ein Redeverbot über
sie zu verhängen. Tabuisierung bedeutet die Verhinderung von
Aufklärung und Aufarbeitung. Der Grund dafür, dass ich diese
Diskussion in Gang bringen möchte, ist, dass ich kein Anhänger,
sondern ein Gegner des Antisemitismus bin.... |
Sein Abschied von den Grünen lässt sich mit folgender
Aussage begründen: ....Ich
sah im arabischen Fernsehen täglich die oben beschriebenen
schrecklichen Bilder aus Palästina, in denen die Menschen unablässig
gedemütigt, wie Tiere zusammen gepfercht und getötet wurden. Der
dringende Wunsch, hier aktiv zu werden, die Stimme gegen diese
menschenverachtende Politik Israels zu erheben, verpuffte bei meinen
Parteifreunden im Nichts. Ich konnte einfach nicht verstehen, dass
noch vor ein paar Jahren, 1995 beim Massaker in Srebrenica
(Bosnien), die Grünen in vorderster
Front ein militärisches Eingreifen gefordert hatten. Und nun, im
Falle Palästinas, wo täglich neue schreckliche Bilder die Brutalität
der Besatzungsmacht dokumentierten - nichts, keine Reaktion bei den
Grünen. Immer wieder veröffentlichte ich Pressemitteilungen zu dem
Thema, engagierte mich auf Demonstrationen, hielt Reden – weiterhin
ohne jede Resonanz. .... Seite 35 |
Durch ihr Schweigen duldeten die
Grünen die Menschenrechtsverletzungen in Palästina jedoch nicht nur,
nein, sie förderten sie sogar: Statt des von mir geforderten Stopps
der Waffenlieferungen beharrte Außenminister Fischer darauf, Israel
weiterhin mit der Lieferung von Militärgütern zu unterstützen. Und
das, obwohl das Land sich eindeutig in einer Krisenregion befindet,
in die nach den Rüstungsexportlichtlinien der Bundesregierung keine
Waffen geliefert werden dürften. Diese Richtlinien legen in den
Punkten 4 und 5 folgendes fest:
„- Genehmigungen für Exporte
nach KWKG (Kriegswaffenkontrollgesetz) und/oder AWG
(Außenwirtschaftsgesetz) kommen nicht in Betracht, wenn die innere
Lage des betreffenden Landes dem entgegensteht, z.B. bei bewaffneten
internen Auseinandersetzungen und bei hinreichendem Verdacht des
Missbrauchs zu innerer Repression oder zu fortdauernden und
systematischen Menschenrechtsverletzungen. Für die Frage spielt
die Menschenrechtssituation im Empfängerland eine wichtige Rolle.
- Die Lieferung von Kriegswaffen und
kriegeswaffennahen sonstigen Rüstungsgütern wird nicht genehmigt in
Länder,
- die in
bewaffnete Auseinandersetzungen verwickelt sind
oder wo eine solche droht,
- in denen
ein Ausbruch bewaffneter Auseinandersetzungen droht oder
bestehende Spannungen und Konflikte durch den
Export ausgelöst, aufrechterhalten oder verschärft würden.“
Wenn
die Menschenrechtssituation eine wichtige Rolle bei der Zulassung
von Waffenlieferungen spielt und sogar einen Indikator für die
Versagung einer Genehmigung darstellt, warum wurden dennoch Waffen
und Ersatzteile an Israel geliefert?....
Der weitere Verlauf des Buches dokumentiert sehr
deutlich, wie sehr bei dem "Fall" Karlsi, Möllemann
Parteitaktik, die Angst vor der Antisemismuskeule eine Rolle
gespielt hat, wie kritiklos die deutsche Politik auf die
Menschenrechtsverletzungen Israels eingeht.
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Dieses Buch dokumentiert sehr ausführlich wie sehr, erschreckend,
sich Politik und Medien in unserer Gesellschaft verändert haben.
Versuche durch öffentliche Kampangen Mensche zu diffamieren gab es
immer wieder, immer dann gab es auch eine kritische Presse, die dies
aufdeckte. (Strauß-Spiegel, CDU und die rote Socken Kampange) Der
große Einklang an Feigheit, den neuen Rufen der Demagogie zu
widerstehen ist erschreckenswert.
Mit einigen Zitaten und Textabschnitten möchte ich auf die
Bedeutung des Buches über den "Fall" Karsli hinweg hinweisen.
Was hier geschehen ist, zeigt in Deutschland schon eine neue
Dimension von öffentlicher Diffamierungen und Verunglimpfung. Das
Buch dokumentiert wie weit unsere Medienlandschaft, unsere Politiker
gehen um ihre Macht zu festigen. Bei allem Verständnis für sicher
vorhandenen Antisemitismus in unserer Gesellschaft, dagegen müssen
wir alle kämpfen. Genauso erschreckend ist es, wie Menschen die
unbeliebte Tatsachen sagen, die Recht Recht, Unrecht Unrecht nennen
gejagt, gehetzt werden.
Es ist sicher gut nachvollziehbar, warum Möllemann Selbstmord
begann, merkwürdig, das all die scheinbaren Moralapostel schwiegen,
schweigen.
Erschreckende Dimensionen zeigen sich auf, wenn man erlebt, das von
den eigenen Glaubensbrüdern, die Millionen Opfer des 3. Reiches
missbraucht werden. Ehrenmänner werden Brandstifter und es ist keine
Entschuldigung wenn man sag: "Sie wissen nicht was sie tun"
Unrechtmäßig benutzt man sie als Waffe. Wie sehr muss man doch im
Unterbewusstsein von der Schuld der israelischen Regierung wissen um
ein solch grausames Spiel zu machen seine eigenen Toten zu
missbrauchen. Dann noch das Schweigen der Medien, wo sind die
kritischen Journalisten. Hat der Sturz Möllemanns, Karslis alle
mundtot gemacht. Bis der Tod uns scheidet. Eine große Feigheit zieht
durchs Land.
Hat den keiner aus
unserer grauenvollen Vergangenheit gelernt. Wann sind wir bereit uns
auf die Seite der Opfer zu stellen und zu sagen: NEIN, NIE WIEDER.
Die Vergangenheit ist vergessen, verdrängt nicht bewältigt worden
und Männer die mit Frauenhändlern ihr Geschäft machen wagen es
ehrbare, mutige Männer zu verleumden, in den Tod zu treiben.
Wieder einmal haben
die Deutschen gezeigt, das sie keine Lehre aus der Vergangenheit
gezogen haben. Wieder einmal hat die Politik nicht nur versagt
sondern schmutzige Hände.
Weiterhin muss ein
Volk die Palästinenser leiden, eigentlich währen es Tage gewesen wo
hätte sagen sollen: "Es ist genug, nicht noch einmal".
Auf dieser Seite
können Sie einige Ausschnitte aus dem Buch von Jamal Karsli lesen,
die demonstrieren, das J. Karsli eher das Opfer, als der Täter ist.
Auf der Seite
"Opfer nicht Täter" finden
Israelis, Juden, Menschen aus alle Welt die Fürsprecher für J.
Karsli sind. Da die Medien dies Verschweigen, ist die alles noch
nicht bei der deutschen Bevölkerung angekommen, deswegen auch diese
Seiten. |
..... Die
Herren Spiegel und Friedman müssten sich zu Israel nicht äußern.
[...] Wenn Spiegel und Friedman es aber tun, wenn sie zudem die
Politik Israels verteidigen, dann tragen sie dazu bei, dass Juden
mit Israel identifiziert und die Grenzen zwischen einer begründbaren
antiisraelischen Haltung und einem gefährlichen Antisemitismus
verwischt werden.[...]
Thomas Rotschild zitiert auf der Seite 117 |
Ich enthalte mich, J.
Karsli aus seinem Buch heraus zu zitieren, obwohl in seinem Buch
wahrnehmenswerte Aussagen sind. Es gibt genug
die das
gleiche sagen wie er, die unverdächtig sind, weil sie
z.B. Juden sind:
Von
Tikva Honig-Parnass
Lieber Jamal Karsli,
Ihre
Stellungnahme bezüglich der israelischen brutalen Unterdrückung des
palästinensischen Befreiungskampfes kann ich nur sehr unterstützen.
Im heutigen Deutschland ist vielleicht noch mehr als in der
Vergangenheit Courage und Redlichkeit – wie die Ihrige - , nötig, um
der israelischen Propagandamaschine und den Attacken der
israelischen Gemeinde entgegenzuwirken. Sie sind es, die den
jüdischen Holocaust und den Antisemitismus manipulieren, um Israels
Kriegsverbrechen zu rechtfertigen.
Natürlich verwendet Israels Armee Methoden, die von der deutschen
Armee wie von jeder anderen Kolonialmacht angewandt wurden. Was aber
am ehesten mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen ist, sind
weniger die genauen und konkreten Praktiken, die bisher von der
israelischen Armee ausgeübt wurden. Diese sind vielmehr das Ergebnis
der zionistischen Ideologie und des Wertesystems, nach dem die
Menschenrechte dem Staat und dessen „Sicherheit“ untergeordnet sind.
Die irreführende Behauptung, die israelische kolonialistische Armee
kämpfte für das nackte Überleben Israels, und außerdem die totale
Dehumanisierung der Palästinenser und infolge davon – auch der
Israeli selbst – ebnen verdammterweise den Weg für noch mehr
Nazimethoden, einschließlich Massenvertreibung („transfer“) des
palästinensischen Volkes.
Machen Sie weiter in
dem wichtigen Kampf!
Tikva Honig-Parnass |
Der einzige (noch lebende) deutsche
Politiker, der den Mut hat Verbrechen Verbrechen zu nennen ist
Norbert Blüm, J. Karsli zitiert ihn in seinem Buch:
Herr Blüm,
[...] halten Sie die Wortwahl Ihrer Kritik an Israel wirklich für
angemessen? »Vernichtungskrieg« ist Nazi-Jargon.
Ich
streite mich nicht um Wortwahl, sondern über Tatsachen, welche die
Worte zu beschreiben suchen. Ich lass mich dabei von niemand zum
Nazisprecher machen. In Israel/Palästina findet ein Kampf statt, bei
dem offenbar keine Regeln und humanitären Rücksichten gelten, auch
nicht die des Kriegs-Völkerrechts. Auf beiden Seiten herrschen
entfesselte Rachegelüste, und die machen bekanntlich blind.
Rechtfertigen die palästinensischen Terrorattentate das Beschießen
von Krankenwagen? Palästinenser müssen ihre Toten in Löchern vor der
Haustüre verscharren, weil man sie nicht auf den nahen Friedhof
lässt. Dann werden von Israel 5000 Olivenbäume in palästinensischem
Gebiet vernichtet. Der Stein vom Kölner Dom auf einem Platz in
Bethlehem, der für Städtepartnerschaft stand, wurde von israelischen
Panzern - vorwärts, rückwärts - zermalmt. Was hat das mit Kampf
gegen den Terrorismus zu tun? Das alles ist blind-wütig - ein
anderes Wort fällt mir hierfür nicht ein.
Dieses ist noch kein Vernichtungskrieg.
Die
Israelis kümmern sich einen Dreck um das, was die UN beschließen.
Rückzug ihrer Truppen - abgelehnt. Eine UN-Untersuchungskommission
nach Jenin - kommt nicht infrage. Keine neuen Siedlungen mehr - seit
dieser Abmachung sind Tausende Siedler hinzugekommen, und das größte
Siedlungsprojekt wird ausgerechnet jetzt in Gang gesetzt. Wie wollen
wir da die moralische Autorität der UN zum Beispiel gegen Saddam
Hussein einsetzen? Saddam wird lachen und sagen: Setzt erst mal die
Beschlüsse gegen euren Freund Israel durch.
Ist Ihnen das Wort Vernichtungskrieg
nicht nur rausgerutscht?
Ich
habe nach einem Wort gesucht, das diese blindwütige Rache ausdrückt,
mit der Israels Premier Sharon vorgeht. Nicht alle Israelis billigen
diese Politik. Ich beziehe das Wort ausdrücklich auf ihn. Sharon
versteht etwas vom Kriegshandwerk, vom Frieden offenbar nichts. Sein
Marsch auf den Tempelberg war eine folgenschwere provokative
Kraftmeierei. Wenn die deutsche Vergangenheit dazu benutzt wird, uns
jede Kritik zu verbieten, dann wäre die deutsche Schuld mit einer
Form von Denkverbot verbunden. Provokative Kritik ist geboten, sonst
kommt man nie raus aus dem Teufelskreis von Selbstmordattentaten,
die ich verabscheue, und maßloser Vergeltung Israels, bei der
ebenfalls der Tod von Kindern in Kauf genommen wird. Diplomatisches
Zureden hilft da nichts. Die Israelis müssen begreifen: Rache
schafft nur Hass, und auf Hass lässt sich keine Sicherheit aufbauen.
Seite 148 |
Ehrenwerte
Isralis haben schon frühzeitig ihre politischen Führern sehr viel
deutlicher als J. Karsli die Wahrheit gesagt, Warnungen
ausgesprochen. Als Beispiel zitiert Karsli auf der Seite 45 einen
Brief, den Gidon Levy an den Außenminister Shimon Peres schrieb:
Sag die Wahrheit,
Shimon Peres!
Ein Weggefährte fordert Israels
Außenminister auf, die Regierung von Ariel Sharon zu verlassen
Von Gideon Levy
In den vierundzwanzig
Jahren unserer Bekanntschaft (vier davon war ich dein Mitarbeiter)
schreibe ich dir heute zum dritten Mal einen offenen Brief. Das
erste Mal war 1989, als du Finanzminister unter Yitzhak Shamir warst
und die erste Intifada wütete. Seinerzeit schrieb ich, dass du
"nichts mehr zu verlieren hast - bis auf die Aussicht, dich in Luft
aufzulösen". Das war eine Reaktion auf dein Schweigen zum Verhalten
der israelischen Armee während der Intifada und Israels hartnäckiger
Weigerung, die PLO als Vertretung der Palästinenser anzuerkennen.
Damals glaubte ich, du dächtest anders als Shamir und Yitzhak Rabin
und seiest bloß nicht kühn genug, die Stimme zu erheben.
Elf Jahre später, im
Jahr 2000, schrieb ich den zweiten offenen Brief. Das war nach Oslo
und der Ermordung Rabins und nachdem du abermals eine Wahl verloren
hattest, diesmal die Wahlen zum Amt des Staatspräsidenten. Ich
schrieb: "Für viele Israeli verkörperst du jetzt die Hoffnung auf
etwas anderes." Und heute, da ich dir erneut schreibe, muss ich
sagen: Du verkörperst keinerlei Hoffnung mehr.
Die Regierung, der du
als Außenminister angehörst, ist nicht mehr bloß eine
Notstandsregierung in unserer Geschichte von Notstandsregierungen -
diese Regierung ist eine Regierung des Verbrechens. Und Komplize
sein ist etwas völlig anderes. Es ist nicht länger möglich, dich
freizusprechen, dir Oslo zugute zu halten und zu ahnen, dass dich
die Ereignisse quälen, du dich aber einfach scheust, laut und
deutlich die Stimme zu erheben, vor allem aber zu handeln.
Du bist ein Komplize
Nein, Shimon, für dein
Schweigen und deine Untätigkeit gibt es keine Entschuldigung mehr:
Du bist ein Komplize. Die Tatsache, dass dir das im Grunde deines
Herzens vielleicht klar ist und du hin und wieder sogar ein paar
kraftlose Worte der Kritik äußerst, die Tatsache, dass du nicht der
Ministerpräsident bist und dass Amerika Israel freie Hand lässt, die
Tatsache, dass es sinnlos wäre auszusteigen - all diese Ausreden
ändern überhaupt nichts. Du bist trotzdem Minister in einer
Regierung, an deren Händen Blut klebt, einer Regierung, die tötet
und einsperrt und demütigt, und bei alldem machst du mit. So wie der
Außenminister der Taliban zum Taliban-Regime gehörte, so gehörst du
zum Sharon-Regime. Deine Verantwortung ist kaum geringer als die des
Ministerpräsidenten.
[...] Nach den
Häuserzerstörungen in Rafah hast du dir auf die Lippe gebissen und
geschwiegen. Man konnte annehmen, dass auch die Zerstörung des
palästinensischen Rundfunksenders nicht nach deinem Geschmack war.
Aber du trägst die furchtbare Verantwortung für diese Maßnahmen, die
nichts anderes sind als Kriegsverbrechen. Frag deinen Schwager,
Professor Rafi Walden, den Chef der Chirurgie im Sheba Medical
Center, der gelegentlich mit den "Ärzten für Menschenrechte" in die
besetzten Gebiete fährt. Er wird dir erzählen, welcher
Mittäterschaft du dich schuldig machst. Er wird dir von den
hochschwangeren Frauen erzählen, die von unserer Armee brutal daran
gehindert werden, ins Krankenhaus zu fahren, und deren Babys
unmittelbar nach der Entbindung sterben. Er wird dir von den
Krebspatienten erzählen, die zur Behandlung nicht einmal nach
Jordanien reisen dürfen - aus "Sicherheitsgründen".
Er wird dir von den
Krankenhäusern in Bethlehem erzählen, die unsere Armee mit Granaten
beschossen hat. Oder von den Dialysepatienten, die dreimal in der
Woche stundenlange, verzweifelte Odysseen unternehmen müssen, um die
lebensrettende Maschine zu erreichen. Er wird dir von den Patienten
erzählen, für die es auf Grund der Abriegelungen keine medizinische
Versorgung mehr gibt, und von den Krankenwagen, die an den
Checkpoints nicht durchgelassen werden, selbst wenn sie schwer
Kranke befördern. Er wird dir von den Menschen erzählen, die an
diesen Checkpoints starben oder schon zu Hause, weil sie Angst
hatten, sich den Checkpoints zu nähern - den Panzern, die bedrohlich
auf der Straße stehen, und den Betonblöcken, an denen niemand
vorbeikommt, nicht einmal ein Sterbenskranker.
Eingesperrtes Volk
Seit mehr als einem
Jahr sperrst du ein ganzes Volk ein - mit einer in der Geschichte
der israelischen Besetzung beispiellosen Brutalität. Deine Regierung
unterdrückt drei Millionen Menschen, verweigert ihnen auch nur die
Andeutung eines normalen Lebens. Kein Marktbesuch mehr, keine Fahrt
zur Arbeit, zur Schule, kein Besuch bei kranken Verwandten, nichts.
Niemand darf hinaus, niemand kommt herein. Tag und Nacht.
Eine ganze Nation hatte
die Hand schon friedlich ausgestreckt, nicht weniger als wir - das
weisst du sehr wohl. Das Volk hat genug gelitten - von der
Staatsgründung Israels 1948 über die Besetzung 1967 bis zu den
Abriegelungen 2002 - und es will genau dasselbe, was die Israeli für
sich haben wollen: ein wenig Sicherheit, ein wenig Würde. Jeder Tag
bringt diesem Volk aufs Neue Arbeitslosigkeit, Entbehrungen und
abgrundtiefe Verzweiflung. Und am Ende der Strasse stehen nun die
Panzer.
Früher wurde dir derlei
stets verziehen - jetzt ist das nicht mehr möglich. Wer einer
Regierung angehört, die jede palästinensische Bemühung um eine
Waffenruhe gezielt torpediert, einer Regierung, welche die
palästinensische Führung zutiefst demütigt, einer Regierung, die
sich nur von dem Gedanken an Vergeltung leiten lässt und die die
Blindheit und allgemeine Erstarrung nach dem 11. September zynisch
nutzt, um sich endlich auszutoben, kann nicht mehr mit Nachsicht
rechnen. Gewiss, du bist nicht mit allem einverstanden, was diese
Regierung will, aber spielt das eine Rolle? Als Koalitionspartner
bist du ein Komplize. [...]
Ist dir klar, dass du
verantwortlich bist für das, was dort [in Palästina, Anm.d.A.]
passiert? [Du] könntest [...] nach Yamoun fahren und mit Heira Abu
Hassan und Amiya Zakin sprechen, die vor drei Wochen ihre Babys
verloren, als israelische Soldaten die beiden hochschwangeren Frauen
nicht passieren ließen. Hör dir ihre furchtbaren Geschichten an. Was
wirst du ihnen antworten? Dass es dir leid tut? Dass es nicht hätte
passieren dürfen? Dass dies zum Krieg gegen den Terrorismus gehört?
Und was wirst du zum Verhalten unserer Soldaten sagen? Dass sie
Israels Sicherheit verteidigen? Dass die Palästinenser schuld sind?
Oder Arafat? In Wahrheit bist du, Shimon, für den Tod dieser beiden
Babys verantwortlich. Weil du geschwiegen hast. Weil du dieser
Regierung angehörst.
Es sind schreckliche
Zeiten. Aber es wird noch schlimmer kommen. Die Spirale von Gewalt
und Hass hat noch längst nicht ihren Höhepunkt erreicht. Alles
Unrecht, das wir den Palästinensern angetan haben, wird eines Tages
auf uns zurückfallen. Ein Volk, das jahrelang derart gedemütigt
wird, wird in eine fürchterliche Empörung ausbrechen, die noch
schlimmer ist als das, was wir heute erleben. Aber unsere Soldaten
gehen derweil in den Rundfunksender, bringen Sprengladungen an und
jagen das Gebäude in die Luft - ohne auch nur eine einzige Frage
nach dem Warum zu stellen.
Diese Soldaten bringen
Unheil, nicht nur für die Opfer, sondern auch für ihre Auftraggeber.
Soldaten, die Dutzende armseliger Häuser von Flüchtlingsfamilien
zerstören, ohne einen Moment zu zögern, sind keine guten Soldaten,
nicht einmal für ihr eigenes Land. Piloten, die Ziele in dicht
bevölkerten Städten bombardieren, Panzerbesatzungen, die die
Geschützrohre auf hochschwangere Frauen richten, sind ein schlechtes
Zeichen. Sie alle lassen jenen Mangel an Disziplin erkennen, der aus
völliger Orientierungslosigkeit herrührt. Ja, wir sind auf dem
Holzweg. Du hast dich mit einem Ministerpräsidenten zusammengetan,
der Israels größter Kriegstreiber ist, und niemand weiß, was deine
Absichten sind. Und angesichts einer unkritischen Öffentlichkeit,
die mit erschreckender Uniformität spricht, hast du es leicht. Seit
Ehud Barak das Friedenslager zerschlug, kannst du tun, was du
willst. Die Armee untersucht keine Kriegsverbrechen mehr, und die
Justiz billigt jede Ungerechtigkeit, die im Namen der Sicherheit
verübt wird. Die ganze Welt ist eifrig dabei, den Terror zu
bekämpfen, die Presse hält sich die Hände vors Gesicht, und die
Öffentlichkeit will nichts hören, nichts sehen und nichts wissen.
Sie will nur
Vergeltung. Und im Schutze dieser Dunkelheit und mit der Billigung
eines Politikers deiner Statur ist aus der Besetzung eine
Maschinerie von Verbrechen und Unrecht geworden. [...]
Stell dir vor, du wärst
aufgestanden und hättest mit lauter Stimme deinen Rücktritt
verkündet und der Weltöffentlichkeit erklärt, wie es in dir
(vielleicht) aussieht. Der Nobelpreisträger klagt die Verbrechen der
Regierung Sharon an. Stell dir vor, du wärst nach Ramallah gegangen
zu Arafat, der dort unter Hausarrest steht, und ihr wärt gemeinsam
auf die Strasse gegangen, vor die israelischen Panzer hingetreten
und hättet deren Abzug und eine Waffenruhe gefordert. Gewiss, das
hätte die Situation nicht schlagartig verändert, aber im
politisch-moralischen Fundament dieser gegenwärtig immunen Regierung
hätten sich erste konkrete Risse aufgetan. Stell dir vor, du hättest
gesagt: Ja, die Häuserzerstörungen sind ein Kriegsverbrechen. Ja,
ein Staat, der Listen mit den Namen der zu liquidierenden Personen
führt, ist kein Rechtsstaat. Ja, die Errichtung von Checkpoints, an
denen Menschen sterben, ist ein Terrorakt. Nein, die Palästinenser
sind nicht als Einzige für diese Blutorgie verantwortlich. Ja, wir
haben einen Ministerpräsidenten, der immer nur besetzen, rächen,
töten, vertreiben will, sonst nichts. Sind das deine Gedanken? Wenn
ja, dann sprich sie um Himmels willen aus. Wenn nicht, dann ist dein
Platz tatsächlich in dieser Regierung, und wir, die wir an dich
geglaubt hatten, haben uns furchtbar geirrt. Die Zeit ist knapp,
Shimon. Für dich, für uns alle. Wir stehen am Abgrund. Wenn du
wartest, bis Benjamin Ben-Eliezer, Ephraim Sneh und so weiter
abermals mit einem wahltaktischen Rückzug aus dem Kabinett drohen,
könnte es sein, dass sie dich ein für alle Mal in die Wüste
schicken. Und selbst, wenn du deine Stimme jetzt erhebst, ist es
vielleicht schon zu spät.
Beziehe Stellung! [...]
Sag die Wahrheit,
Shimon!
(23. Januar 2002) |
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