Wie zu
erwarten war, entschied sich das Kabinett der großen
Koalition zur Entsendung eines großen Marineverbands
an die libanesische Küste. Sogar die Fraktion von
Bündnis 90/Die Grünen stimmte zu, sodass nur die FDP
und die Fraktion Die Linke ihrer Oppositionsrolle
entsprechend dagegen votiert haben.
Damit entsteht
zum wiederholten Mal eine Situation, in der die
gewählten Vertreter des deutschen Volks in
eklatanter Weise gegen den Mehrheitswillen der
Bevölkerung entschieden haben. Denn laut einer
Emnid-Umfrage im Auftrag des Nachrichtensenders N24
lehnen 64 Prozent der Befragten die Libanon-Mission
ab; nur 32 Prozent sprechen sich dafür aus. Und
dafür gibt es gute Gründe.
Die
UN-Resolution 1701 stellt ein Mandat für einen
typischen Blauhelmeinsatz dar. Die von 2000 auf bis
zu 15 000 Soldaten aufzustockende UNIFIL-Streitmacht
soll in erster Linie die »blaue Grenze«, das heißt
die international vereinbarte Grenze zwischen Israel
und Libanon sichern – gegen Grenzverletzungen von
beiden Seiten! »Wir können uns nicht heraushalten«,
sagt Frau Merkel einseitig, wenn es um die Existenz
Israels geht. Entsprechend einseitig wird aus der
UN-Resolution nur der Auftrag heraus gelesen, den
Waffenschmuggel an die Hisbollah zu unterbinden. Und
das Kabinett war erst bereit, sich militärisch zu
engagieren, als auch ein »robustes« Mandat
zugesichert wurde. Die deutsche Marine kann und wird
also bei Bedarf ihre Waffen einsetzen – und zwar
ausschließlich gegen die »Feinde Israels«. Von
Solidarität kann keine Rede sein.
Der »robuste«
Einsatz zur Bekämpfung des Waffenschmuggels wird
sein Ziel verfehlen. Die Entscheidung des Kabinetts
macht die Entsendung von bis zu 3000 Soldaten ins
Mittelmeer möglich. Da Deutschlands ultimativer
Forderung, ein »robustes Mandat« zu erhalten und
auch küstennah (innerhalb der Sieben-Meilen-Zone vor
Libanons Küste) zu operieren, von Beirut entsprochen
wurde, ist zu erwarten, dass der Waffenschmuggel nun
gar nicht mehr über das Meer, sondern nur noch über
Landwege erfolgen wird. Diese Transportwege lassen
sich nicht schließen.
Wer
Waffenlieferungen unterbinden will, darf selbst
keine liefern. Ein Ende der Hochrüstung im Nahen
Osten ist viel leichter (und billiger) zu erreichen,
wenn sich die Staaten, die sich jetzt an der
UN-Mission beteiligen, verpflichten würden, ihre
Waffenlieferungen in die Region einzustellen.
Der Nahe Osten
zählt heute zu den explosivsten Regionen der Erde.
Verantwortlich dafür sind die großen Waffen
exportierenden Staaten, zu denen neben Russland und
den USA auch Frankreich, Deutschland, Großbritannien
gehören. Sogar Israel gehört dazu, das zum Beispiel
Ersatzteile in den Iran liefert.
Wer einen
Kampfeinsatz gegen Waffenschmuggel an die Hisbollah
beschließt und munter fortfährt, atomwaffentaugliche
U-Boote oder gepanzerte Fahrzeuge vom Typ »Dingo« an
Israel zu liefern, sollte nicht vom Frieden im Nahen
Osten reden. Vielmehr beteiligt er sich an der
weiteren Hochrüstung der Region.
Nicht
vergessen darf man schließlich den größeren
Zusammenhang, in dem der deutsche Militäreinsatz
steht, denn er verstärkt damit die US-amerikanische
Drohkulisse gegen den Iran. Sollten die USA den Iran
angreifen, wird sich die deutsche Marine der
Forderung nach »Flankenschutz« kaum entziehen
können.
Anfang
September wurde in Bremen die zweite von insgesamt
fünf neuen Korvetten des Typs K130 getauft. Die
neuen Korvetten sind besonders geeignet zum Einsatz
»vor fremden Küstengewässern« zum Landbeschuss. Zur
Ausrüstung gehören pro Schiff vier Marschflugkörper
mit 200 Kilometer Reichweite. Diese Korvetten werden
aber erst ab dem kommenden Jahr in Dienst gestellt.
Da der Libanoneinsatz vermutlich auf längere Zeit
angelegt ist, könnten diese nagelneuen Kriegsschiffe
dann im Nahem Osten zum Einsatz kommen.
Frau Merkel
wäre, als sie noch nicht Bundeskanzlerin war, gern
beim US-Krieg gegen den Irak mitmarschiert. Ob ihr