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Gewaltlosigkeit muss unterstützt werden
Amos Gvirtz
Das Phänomen ist
allgemein bekannt: jemand arbeitet an einem speziellen Platz und
entdeckt, dass ein Kollege korrupt ist und berichtet dies an die
verantwortliche Stelle der Firma. Wenn diese nicht reagiert, wendet
er sich an andere externe Stellen, wie z.B. die Polizei oder die
Medien. Gewöhnlich reagiert die Öffentlichkeit gegenüber dem Petzer
positiv. Denn Korruption schädigt die Allgemeinheit und Kampf gegen
die Korruption ist gleichzeitig ein Kampf gegen das Verbrechen. Aber
hier taucht ein erstaunliches Phänomen auf: die meisten andern
Kollegen betrachten den, der die Korruption aufdeckt, als Verräter.
Er hat interne Angelegenheiten der Firma nach außen getragen. Immer
wieder begegnen wir Fällen, in denen Leute, die Korruption
aufgedeckt haben, ihren Arbeitsplatz verlieren.
Ein ähnliches
Phänomen ereignet sich in Israel auf dem Gebiet der Menschenrechte.
Yesh Gvul, das Komitee gegen Hauszerstörungen (ICAHD) und andere
Menschenrechts- und Friedensgruppen wenden sich an nur jede mögliche
Behörde in Israel, einschließlich der israelischen Öffentlichkeit
und behaupten, dass die Sicherheitskräfte – unter dem Deckmantel des
Krieges gegen den Terror – Handlungen begehen, die gegen die Ethik
der Kriegsführung, gegen das israelische Gesetz und gegen das
Völkerrecht sind. Nachdem weder Polizei, Militärbehörden noch der
Staatsanwalt oder die Gerichte reagieren und auf solche Behauptungen
antworten, wenden sich diese Gruppen an ausländische Institutionen,
um die Probleme schwerer Menschenrechtsverletzungen vorzubringen.
Seit Jahren sind
Menschenrechtsprobleme universal gewesen, was in Ordnung ist. An
Israels Intervention in Sachen Menschenrechte in bezug auf Juden in
der früheren Sowjetunion kann man sich noch gut erinnern. Und heute
interveniert Israel zu Recht und zu jeder Zeit, wenn in irgendeinem
Staat die Menschenrechte jüdischer Bürger verletzt werden.
Nun aber nennen
hier viele die lokalen Menschenrechtsorganisationen Verräter und
werden beschuldigt, gegen den Staat Israel zu arbeiten. Das
folgenschwerste Beispiel ist ein Vorschlag des Knessetmitglieds
Yuval Steinitz ( Likud), jeder der Soldaten oder Offizielle wegen
Kriegsverbrechen im Ausland verklagt , soll bestraft werden.
Alle die darüber
zornig sind, sollten die Konsequenzen ihrer Worte und Taten
einsehen. In dem Fall, in dem es um Aufdeckung von Korruption am
Arbeitsplatz geht, entsteht ein Konflikt zwischen Loyalität, Moral
und Gesetz. Tatsächlich wird von uns im Namen der Loyalität
gegenüber der Firma oder dem Staat verlangt, dass wir unser
moralisches Bewusstsein und unsere moralische Beurteilung aufgeben.
Tatsächlich sagen Kritiker, wenn Israel kriminelle Akte begeht ,
dann müssen sie verteidigt werden. Aber Loyalität darf keine
Verbrechen legitimieren. Die an verschiedensten Orten in aller Welt
begangenen schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind
im Namen der Loyalität begangen worden. Grausamen Herrschern in
aller Welt ist es gelungen, ihre Verteidigungskräfte zu überzeugen,
Genozid und Massenmord im Namen der Loyalität zu begehen.
Die Evakuierung
der jüdischen Siedlungen im Gazastreifen hat Israelis die Bedeutung
des Verlustes des eigenen Hauses, des Landes und des Wohnortes
bewusst gemacht. Aber die meisten Israelis weigern sich, außerdem
über die mehr als 5000 Häuser, die Israel im Laufe der letzten 5
Jahre der Intifada zerstört hat, informiert zu werden. Mehr als 45
000 Palästinenser haben als Folge davon ihre Wohnungen verloren –
und kein einziger hat eine Entschädigung erhalten ; Zehntausende von
Dunum Land sind gestohlen oder glatt gewalzt worden; Zehntausende
palästinensischer Familien haben ihr Einkommen wegen
Ausgangssperren, Absperrungen, den Mauerbau und die Straßensperren
verloren. Es genügt, dass nur ein kleiner Prozentsatz derjenigen,
die durch den Krieg der IDF gegen die zivile palästinensische
Bevölkerung betroffen war, an uns Rache geübt hat für das, was die
Armee und die Siedler ihnen getan haben – es genügt, damit wir
verstehen, warum es solch schreckliche Attacken des Terrors uns
gegenüber gibt.
Der von
Palästinensern gegen Zivilisten ausgeführte Terror ist kriminell.
Die Frage ist nur, welche Alternativen haben Palästinenser zu ihrer
Verfügung in ihrem Kampf für ihre Rechte und gegen den unendlichen
Schaden, der ihnen von den IDF und den Siedlern zugefügt wurde. In
Bil’in - und vorher an vielen anderen Orten - hat sich ein Muster
eines in erster Linie gewaltlosen Kampfes der gesamten Bevölkerung
zusammen mit Israelis und ausländischen Menschenrechtsaktivisten
herausgebildet. Dieser Kampf ist eine Alternative zum Terror.
Weite Kreise der
palästinensischen Gesellschaft, einschließlich der Führung der
palästinensischen Behörde, denken, dass der Terror den
Palästinensern nur schadet. Sie sind dafür, dass man zu einem
populären gewaltfreien Kampf übergeht. Klar ist, dass ein
gewaltfreier palästinensischer Kampf auch im Interesse von Israels
Bürgern ist. Zu unserer Überraschung jedoch reagieren die
Sicherheitskräfte hart gegen das ganze Dorf und gegen gewaltlose
Demonstranten, einschließlich gegen Israelis. Viele von ihnen wurden
geschlagen, verletzt, verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Doch
keiner von denen, die die Menschenrechtsorganisationen Verräter
nennen, hat einen Stopp der Verletzungen und Unterdrückung des
gewaltfreien Kampfes gefordert.
Wollen sie denn
lieber, dass die Palästinenser einen gewalttätigen Kampf fortsetzen?
Der Autor ist im Vorstand des
Israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (ICAHD)
(dt. Ellen
Rohlfs)
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