Worte wie “Holocaust”
erinnern mich an einen alten Witz, den eine
katholische Freundin erzählt hat, als sie zu
Schülern über Rassismus sprach: “Eine neue
Seele war von Petrus willkommen geheißen und
dann auf einen Rundgang durch die
himmlischen Gefilde geführt. Sie war stark
beeindruckt durch die vielen Wunder, die
offen vor ihrem Blick sah, staunte aber, als
sie an eine hohe Mauer kam. “Was verbirgt
sich denn dahinter?” fragte sie ihren
Führer. “Das sind die Katholiken”,
antwortete er. “Sie glauben, sie wären
alleine hier, und wir wollen sie nicht
kränken.”
Das Denken hinter
Ausdrücken wie “Holocaust” und
“Antisemitismus” sind trennend und
sektiererisch; sie konzentrieren die
Aufmerksamkeit auf eine einzelne Gruppe und
lenken so ab von der größeren Wirklichkeit.
Natürlich haben die Juden
gelitten. Aber auch andere Völker, im Lauf
der Geschichte - Chinese, Schwarze,
eingeborene Amerikaner, die Armenier, die
Zigeuner, usw., die Liste kann man noch sehr
verlängern. Um vom Holocaust und
Antisemitismus als spezifisch jüdische
Phänomene zu sprechen bedeutet, uns (die
Juden) von der restlichen Menschlichkeit zu
trennen, und uns auf eine Ebene zu stellen,
die ihr irgendwie höherstehend ist. Unser
Leid wird schlimmer, entsetzlicher als das
von irgendjemandem anderen.
Wenn wir aber jemals
Phänomene wie den Holocaust und den
Antisemitismus verhindern wollen, müssen sie
für das gesehen werden, was sie wirklich
sind: antimenschlich eher als allein
antijüdische Phänomene. Hatte Hitler
beschlossen das “schwarze Problem” oder das
“gelbe Problem” oder das “Muslimproblem” zu
lösen und Millionen von ihnen statt von
Juden getötet, wäre der Holocaust nicht
weniger schlimm gewesen. Der Holocaust
bedeutet Genozid und ethnische
Säuberung. Antisemitismus ist Rassismus. Wir
müssen im Bereich der Menschheit als ganzes
denken, statt Worte für bestimmte Gruppen zu
erfinden und reservieren. …
Statt uns auf den
Holocaust als streng jüdisches Phänomen zu
konzentrieren, sollten wir lieber fragen,
wie es dazu kam, dass ein Land (Deutschland)
dazu gebracht wurde, sich nicht für den
“Anderen” zu interessieren, sondern den
Horror eines systematischen Genozid zu
verüben, um eine Gesellschaft ethnisch zu
säubern und sie in eine rein arische
Gesellschaft zu transformieren, von
mangelhaften Menschen gereinigt, um eine
perfekte, überlegene Rasse zu schaffen.
In Israel heute wird die
Demographie zur Priorität, unentbehrlich für
die Existenz eines Staates nur für Juden.
Wie (und auf welche Weisen) ist das anders
als einen Staat für eine reine arische Rasse
zu schaffen. Sind es nur die Methoden der
Nazis, die anders waren? Gibt es keine
Ähnlichkeiten?
Wenn die Juden (Israeli
und andere) anfangen könnten zu schauen, wie
es dazu kam und warum, würden sie vielleicht
auch die Ähnlichkeiten und nicht nur die
Unterschiede sehen. Dann würden sie
vielleicht die Art und Weise erkennen, auf
die Israel zu einer Nation wurde, die
gefühllos auf die Leiden der ‘anderen’
reagiert (nicht nur Palästinenser, aber auch
Fremdarbeiter, und sogar Schwarze, die
zufällig Juden sind, d.h. die Äthiopier.
Dorothy Nao