Aus dem Tagebuch
von Judith Ilany sieben Tage mit
Frauen nach Gaza
-
Seit acht Jahren versuchen
internationale Aktivisten die
israelische Blockade des
Gazastreifens symbolisch zu
durchbrechen. 2008 ließ die
israelische Marine zwei Flotillen
durch. Zwei Jahre später töteten
israelische Kommandos zehn
Aktivisten auf der Mavi Marmara.
Aus dem Tagebuch:
[..] Barcelona ist unglaublich,
schnell vergißt man, wie die Sonne
herunterbrennt. Nicht weil es eine
wunderbare Stadt ist – was sie
wirklich ist - , sondern vor allem
wegen der begeisterten Gruppe von
Aktivisten. Menschen, die dir nicht
nur mit ihren Worten, sondern mit
ihren Aktionen und ihrem Engagement
Hoffnung geben. Das Fest rund um das
Ablegen der Flotille ist mit seinen
Künstlern, Musikern und Darstellern
eine glückliche und lärmende
Mischung von Kunst, Ideologie und
Lebenskunst. Das Publikum ist eine
fantastische Symbiose von
verschiedensten Menschen und
Überzeugungen, auch den einen oder
anderen Turisten, von denen viele
die Stadt zum Eid al-Adha besuchen.
[...]
In Barcelona gibt es eine relativ
bedeutende palästinensische Gemeinde,
die in Zusammenarbeit mit vielen
anderen Gruppen von Aktivisten
Flüchtlingen ihre Arme öffnet [...]
Tag 2 -Die
israelische Presse berichtete
gestern, dass die israelische
Regierung die spanische gebeten hat,
uns daran zu hindern heute den Hafen
von Barcelona zu verlassen. Die
Politiker von Katalonien sehen die
Dinge anders.
Eine Delegation der Frauen nach Gaza
trafen sich heute mit einer
Kommission im Parlament von
Katalonien. In meinem Redebeitrag
vor der Kommission schilderte ich
die extreme Situation, die Gaza
durchmacht, eine lange Liste bloßer
Fakten, die nicht ausreichen, um die
Katastrophe zu beschreiben, unter
der 1,8 Millionen Menschen [...]
leiden.
Israel ist für diese schreckliche
Situation, die sich von Tag zu Tag
verschlechtert, verantwortlich.
Die parlamentarische Kommission (bzw.
Arbeitsgruppe), in der alle Gruppen
repräsentiert sind, hörte sich
unsere Beiträge an und beschloß,
beim Parlament einen Antrag
einzureichen, um Israel aufzufordern
die Blockade des Gazastreifens zu
beenden.
Barcelona unterstützt die Flotille
mit Warmherzigkeit. Das
Abschiedsfest, das Freiwillige von
verschiedenen Gruppen organisiert
haben, ist unglaublich. Die
israelische Presse spricht, soweit
ich gesehen habe, von "anti-israelischer
Propaganda". Ich nehme an, dass mit
dieser Logik jede Aktivität für
Menschenrechte und Gewaltfreiheit
"anti-israelisch" ist. [...]
Tag 5 und 6 auf hoher See -
Die spanischen Behörden machten
viele bürokratische Probleme (offenbar
haben die israelische Behörden
gebeten uns zu stoppen), sodass wir
den Hafen von Barcelona sehr schnell
verlassen mussten; eine Patrouille
der Küstenwache der Guardia Civil
folgte uns, bis wir in Premià del
Mar ankamen. Hätten wir das nicht
gemacht, wären wir in Barcelona über
das ganze Wochenende festgehalten
worden und vielleicht noch länger.
[...]
Unser Schwesternschiff Amal –
Hoffnung hatte am Vorabend abgelegt,
sah sich aber wegen ernsthafter
Probleme mit dem Motor gezwungen
zurückzukehren. [...]
Am Telefon erfahre ich von der
Verhaftung mehrerer Aktivisten von
Balad, einem anderen Szenario, in
dem Israel gegen politische
Aktivisten kämpft und jede Person
delegitimiert, die mit der
herrschenden zionistischen
kolonialen Meinung nicht
übereinstimmt. Ich erfahre auch,
dass Justizministerin Ayelet Shaked
fortfährt BDS-Aktivisten zu
verleumden.
Eine gewaltfreie Strategie wie BDS
mit Terror zu vergleichen,
widerspricht nicht nur jeder Logik,
sondern gefährdet auch die
BDS-Aktivisten selbst.[...]
Quelle
Übersetzung
und Kürzung: K. Nebauer |