Statement der
Kriegsverweigerer International
Wir haben
erfahren, dass Israels massive Bombardierung des Libanon in eine volle
Invasion ausgeartet ist – auf Kosten von Hunderten von Leben ( 650
Libanesen).
Wir, der
internationale Rat der Kriegsverweigerer (WRi), trafen uns (Ende Juli
2006) in Eringerfeld (bei Paderborn) in Deutschland. Dies Treffen
schloss sich der Konferenz „Globalisiert Gewaltlosigkeit“ des WRi an. Es
kamen über 200 Aktivisten aus allen Kontinenten und dem Nahen Osten
zusammen. Wir sind davon überzeugt, dass Israels Zerstörung des Libanon
nicht nur in der Zerstörung des einen endet, sondern in der Zerstörung
von zwei Ländern – dies ist das unvermeidliche Gesetz der Gewalt.
Israels eigene Geschichte beweist dies: 58 Jahre von Gewalt haben Israel
weder Frieden noch Sicherheit gebracht . Dieser letzte angriff wird nur
die Gewaltspirale eskalieren lassen.
Wir sind nicht
mit dem Beschuss Israels durch die Hisbollah einverstanden– aber auch
nicht mit Israels Überfällen auf die Sheba-Farmen im Libanon. Dem Töten
von 8 isr. Soldaten (Im Grenzgebiet) ging einen Monat früher bei
Schießübungen isr. Scharfschützen in den Libanon das Töten von drei
libanesischen Hirten voraus. Hisbollahs Gefangennahme von zwei isr.
Soldaten fand auf dem Hintergrund von Israels andauernder
Gefangenschaft von 10 000 politischen Gefangenen, einschließlich von
palästinensischer Frauen und Kinder als auch einiger libanesischer
Gefangener statt. Es ist klar, dass Israel der Initiator dieses
Konfliktes ist. Trotzdem sind wir absolut gegen Hisbollahs Vergeltung
auf diese Aggression, so wie wir jedes Töten beklagen. Wir weisen die
Logik des Krieges zurück, das vergelten eines Schlages mit einem
Schlag.
Wir unterstützen
die Rechte aller Völker, die unter Besatzung leben und der Besatzung
gegenüber widerstand leisten. Es ist ein Prinzip der Gewaltlosigkeit,
dass man aller Ungerechtigkeit gegenüber Widerstand leisten muss. Wir
von WRi kennen viele Gruppen, die gewaltfrei in dieser Region wirken.
Dies könnte zu gerechten, friedlichen und gewaltfreien Lösungen führen.
Wir fürchten die
Auswirkungen , wenn eine Atommacht ihre ganze militärische Überlegenheit
gebraucht, um den Gazastreifen zu belagern, eine Mauer baut, die das
schon besetzte Palästina noch mehr isoliert und nun ein benachbartes
Land überfällt. Die Ungleichheit der militärischen Kapazitäten zwischen
beiden ländern macht es unmöglich, die Invasion des Libanon einen
gerechten Konflikt zu nennen. Es ist ganz sicher keine
Selbstverteidigung . Uneingeschränkt durch die internatonale
Gemeinschaft oder durch eine vernünftige Kalkulation unvermeidlicher
Folgen für sich selbst, greift Israel den ganzen Libanon an, zerstört
die zivile Infrastruktur mit Hilfe von aus den USA gelieferter
Munition, zerstört und raubt kostbare Ressourcen und tötet Zivilisten.
Das schreckliche
Ausmaß und die umfassende Zerstörung dieser Angriffe bringt uns dahin zu
glauben, Israel habe seit langem geplant den Libanon zu zerstören.
Wichtig ist auch die Frage, inwieweit die USA an diesem Krieg
interessiert sind – im Kontext der augenblicklichen US-Besatzung des
Irak und den US-Statements, die Syrien und den Iran betreffen.
Ohne auf die
Geschichte näher einzugehen – das dringendste wären jetzt
Verhandlungen. „Verhandeln – auch mitten im Krieg – ist nichts, worüber
man sich schämen müsste“, sagte Sheerin al Araj, ein palästinensischer
Teilnehmer der Konferenz. „Tatsächlich sind Verhandlungen der einzige
Weg, mit denen jeder Krieg ein Ende fand.“ Wegen des großen
Unterschiedes der militärischen Macht glauben wir, dass es nötig ist,
Israel besonders zu diesen Verhandlungen zu drängen. Deshalb rufen wir
die US-Regierung auf, die militärische Hilfe für Israel einzustellen und
vor Sanktionen der UN oder dem Völkerrecht zu schützen.
Wir rufen Israel
auf, mit den Angriffen auf den Libanon sofort aufzuhören, die Mauer
einzureißen und die Besatzung Palästinas zu beenden.
Wir rufen all
jene auf, die sich überall für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, dem
libanesischen und palästinensischen Volk humanitäre Hilfe zukommen zu
lassen und jene Gruppen auf allen Seiten unterstützen, die gewaltfrei
für Frieden in der Region kämpfen.
Schließlich
rufen wir alle Völker auf – besonders das Volk in den USA – dass sie
sich gegen die militärischen Profiteure opponieren, die allein aus
diesem Krieg Nutzen ziehen.
(dt. ellen
Rohlfs) |