Die Ärzte für Menschenrechte in Israel ( PHR-I) waren am 17./ 18.2. in Gaza
Bericht
Letzte Woche wurde zum 1. Mal seit 18 Monaten den
PHR-I die Genehmigung erteilt, den Gazastreifen zu betreten, um medizinische
Dienste anzubieten und die Bewohner, die seit fast vier Jahren unter Blockade
leben, fachärztlich zu beraten. Die Delegation schloss den Koordinator der
mobilen Klinik ein: Salah Haj Yihyeh, Dr. Mustapha Yassin, ein älterer
Orthopäde, Dr. Abdallah Burak und Rafik Masalha, beide Neurologen. Während ihres
48 stündigen Besuches traf die Delegation zusammen mit Gesundheitsexperten…,
untersuchten und diagnostizierten Dutzende von Patienten und führten zwei
Seminare durch, um neue Behandlungsmethoden auf dem Gebiet der Epilepsie und
bei Alzheimer vorzuführen.
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Tag, Donnerstag, 17.2.11
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Um 9 Uhr eine Stunde
Verzögerung am Erez-Übergang, um die nötigen Papiere auszufüllen. Dann
passieren die vier PHR-Mitglieder den Übergang.
Um 10 Uhr wird
die Delegation vom Gesundheitsminister Basem Naim und vier anderen hohen
Fachleuten begrüßt. Dann folgt ein Informationsaustausch über fehlende
Medikamente in den lokalen Krankenhäusern. Die Delegation besuchte erst das
Europäische Krankenhaus in Khan Younis, wo sie von den leitenden Ärzten und dem
Direktor des Krankenhauses begrüßt wurden. Dort untersuchten sie 15 Patienten,
von denen die meisten Operationen benötigen, die aber während des kurzen
Besuches nicht durchgeführt werden konnten. Es fehlte auch an den nötigen
Geräten, um Operationen an der Wirbelsäule auszuführen.
Nach wiederholten Appellen aus drei
Flüchtlingslagern, wo Patienten an fortgeschrittenen orthopädischen und
neurochirurgischen Problemen litten. Man hatte eine provisorische Klinik in
einem Gebäude an der Hauptstraße organisiert, die drei Flüchtlingslager
verbindet. Die PHR-Ärzte untersuchten 70 Patienten, von denen die meisten noch
nie einen Arzt gesehen hatten noch eine Behandlung bekommen hatten.
Ein einzelner Fall:
Ein Patient, 50, litt an einem Bandscheibenschaden, der große Schmerzen
verursachte. Er war schon in Ägypten zur Behandlung doch danach wurde es nur
noch schlimmer. Lähmungserscheinungen traten auf …Die PHR-Ärzte untersuchten
ihn. Er benötigte dringend eine Operation, wozu ein spezielles Mikroskop nötig
wäre und ein entsprechender Fachmann. PHR wollen versuchen, dass ein
entsprechender Arzt die Genehmigung bekommt, um die nötige Operation
durchzuführen…
Die Delegation untersuchte noch 15 Patienten, deren
Zustand verbessert werden könnte, wenn ihnen die richtige Behandlung gegeben
werden könnte. PHR will sich darum bemühen, die richtigen Geräte nach Gaza zu
bekommen, damit sie beim nächsten Besuch die nötigen Operationen durchführen
können.
8 Uhr abends
Shifa-Krankenhaus in Gazastadt, wo sie 10 Patienten untersuchten, die meisten
Frauen … die Ärzte hoffen, ihnen beim nächsten Besuch helfen zu können.
10 Uhr abends
Treffen mit dem Dekan der medizinischen Fakultät der Al-Azhar-Universität und
auch mit dem der Islamischen Universität … Die Delegation und ihre Gastgeber
diskutieren Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung auf dem Gesundheitssektor
und über die Ausbildung von neuem Krankenpflegepersonal entweder durch
tatsächliche Konferenzen oder Konferenzen via Video. Man überlegte gemeinsam,
wie man Medizinstudenten und Krankenschwestern besser ausbilden könne.
1.Uhr nachts traf sich die Delegation mit H.
Muhammad Daher, einen lokalen Vertreter der Weltgesundheitsorganisation, der sie
kurz über den Zustand des Gesundheitssystem in Gaza unterrichtete.
Am 2. Tag: Freitag den 18.
Die PHR-Delegation gab etwa 20 Neurologen und
Internisten eine Darbietung über Epilepsie und neue Behandlungsmethoden, während
Dr. Burat einen Vortag über neue Behandlungsmethoden bei Alzheimer –Erkrankung
gab.
Danach traf sich die Delegation mit lokalen
Vertretern des Gesundheitskomitees Dr. Musa und Dr. Abu Taha, beide Chirurgen in
der Orthopädie. Sie überlegten die Möglichkeit, orthopädische Operationen im
Krankenhaus während eines nächsten Besuches der PHR-Besuches durchzuführen.
12. Uhr 30
passierte die Delegation wieder den Gaza-Erez-Übergang.
Eindrücke:
§ die bei der Operation Cast-Lead (08/09)
beschädigten Gebäude und Straßen
sind noch immer in einem jämmerlichen Zustand, weil
kein Baumaterial in den Gazastreifen gelassen wird.
§ Die Menschen sprechen viel über Armut,
Arbeitslosigkeit, dass die Abwässer durch die Straßen laufen. An Stelle von
Autos sah die Delegation Hunderte von mit Pferden oder Esel gezogene Karren,
die Waren transportierten. Es gibt keine Ersatzteile für Motoren und kaum
Benzin/Dieselbrennstoff.
§ Das Gesundheitsministerium in Gaza berichtet von
180 wichtigen Medikamenten (aus einer Liste von 480), um Krebs und
Nierenerkrankungen und chronische Erkrankungen zu behandeln. Medikamente gegen
Fieber bei Kindern gab es den ganzen Januar nicht.
§ Auch neue Medikamente sind nicht erhältlich :
159 von 470 Ersatzteile für medizinische Apparate sind nicht erhältlich.
Bestimmtes medizinisches Material, das man in Operationsräumen benötigt ist
nicht vorhanden. Die einzige CT-Maschine (?), die es in Nassers
Kinderkrankenhaus gibt, ist seit Monaten nicht mehr im Betrieb
§ Den ganzen Januar konnten keine Bluttests
gemacht werden, weil es in den Krankenhäusern an den nötigen Geräten fehlt.
§ Das Gesundheitsministerium erwähnte den
Mangel an Ärzten und Spezialisten auf den Gebieten der Neurologie, der
Neurochirurgie, der Urologie, der Wirbelsäulen-chirurgie, der Onkologie ua. als
größeres Problem, das die Entwicklung des palästinensischen Gesundheitssystems
und die tägliche Behandlung der Patienten verhindert. Außer diesen anhaltenden
Problemen hinsichtlich medizinischer Ausbildung und Training innerhalb Gazas
wird es für Medizinstudenten zunehmend wegen der Blockade schwierig, den
Gazastreifen zu verlassen, um in der Westbank oder wo anders zu wohnen.
§ Täglich gibt es in Gaza Stromausfälle , etwa 8
Stunden pro Tag, so dass man fast völlig von Generatoren abhängig ist. Aber es
sind nicht genügend Generatoren vorhanden, um die Bedürfnisse der Krankenhäuser
zu decken.
§ Seit Ende Januar 2011 die Unruhe in Ägypten
begann, ist der Rafah-Übergang geschlossen. Patienten warten auf der ägyptischen
Seite, es soll ihnen am 19. Februar erlaubt werden, in den Gazastreifen
zurückzukehren. Aber Patienten ist es noch nicht erlaubt, nach Ägypten zu
passieren.
Die Delegation war Zeuge der extrem herausfordernden
Umstände, denen sich Patienten und das Pflegepersonal gegenübersehen, besonders
was die Bedürfnisse von Gazas junger Generation medizinischer Fachkräfte an
Praxis und engagierter Forschung betreffen. In Anbetracht unseres Besuches,
neben unserer Aufnahme von Fällen … will die PHR weiter versuchen, in den
Gazastreifen zu kommen, um Operationen und Behandlungen durchzuführen, sie will
neue Verbindungen mit lokalen Organisationen und israelischen Krankenhäusern
knüpfen, um geeignetes Training für junge Mediziner zu finden und herausfinden,
welche medizinischen Geräte benötigt werden um viele spezialisierte Behandlungen
durchführen zu können.
(dt. und sehr gekürzt: Ellen Rohlfs)
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