Israels militärische Rabbiner nehmen zu
Teenagers eines jüdischen Seminars auf der
Westbank reden über die Verbindung von israelischer Armee und Gott
Katya
Adler
Israels Armee verändert sich. Einst stolz säkular, kommen jetzt immer
mehr solche dazu, die glauben, Israels Kriege sind „Gottes Kriege“.
Militärische Rabbiner bekommen immer mehr Macht. In der Religion genau
so trainiert wie
in der
Kriegsführung bedeuten neue Armeeregelungen, dass sie ein Teil der
militärischen Elite sind. Sie erhalten ihre Ausbildung an
Offiziersschulen und operieren eng mit Militärkommandeuren. Eine ihre
Hauptpflichten ist, die Moral und den Tatendrang der Soldaten
anzutreiben, selbst an der Frontlinie.
Ein
israelischer General warnt vor der Gefahr, den Krieg in einen ‚Jihad’ (
heiliger Krieg) zu verwandeln.
Dies
hat einige Kontroversen in Israel ausgelöst. Soll die militärische
Motivation von Gottesmännern kommen oder vom Glauben an den Staat
Israel, um diesen zu sichern?
Die
militärischen Rabbiner sind während Israels Invasion in den Gazastreifen
dieses Jahres in den Vordergrund gerückt.
Einige
ihrer Aktivitäten lässt beunruhigende Fragen über den
politisch-religiösen Einfluss im Militär aufkommen.
Gal
Einav, ein nicht religiöser Soldat, sagt, überall auf der Basis, in den
Baracken und auf dem Schlachtfeld sei religiöses Gerede zu hören
gewesen.
In dem
Augenblick, wo dem Soldaten seine Waffe ausgehändigt wird, wird ihm
auch ein Psalmbuch gegeben. Und als seine Kompanie in den Gazastreifen
steuerte, wurden sie von einem zivilen Rabbiner auf der einen Seite und
einem Militärrabbiner auf der andern Seite begleitet.
„Ich
hatte das Gefühl eines religiösen Krieges, wie ein Kreuzzug. Es
verwirrte mich. Religion und die Armee sollten völlig getrennt von
einander sein,“ sagte er.
‚Söhne des Lichts’
Aber
Militärrabbiner wie Leutnant Shmuel Kaufman heißt diesen Wandel
willkommen.
In den
früheren Kriegen mussten die Rabbiner weit entfernt von der Front
bleiben, sagt er.
In
Gaza hatten sie den Befehl, die Kämpfer zu begleiten.
Es war
unser Job, den Kampfgeist der Soldaten anzufeuern: der ewige jüdische
Geist aus biblischen Zeiten bis zur Ankunft des Messias.
Bevor
unsere Einheit in den Gazastreifen drang, sagte der Kommandeur zu
Rabbiner Kaufman, er solle ins Shofarhorn blasen: „Wie der biblische
Josua, als er das Land Israel eroberte. Es macht den Krieg heiliger.“
Rabbiner verteilten Hunderte von religiösen Pamphleten während des
Gazakrieges.
Als
dies bekannt wurde, verursachte dies riesige Kontroversen in Israel.
Einige Flugblätter nannten die israelischen Soldaten die „Söhne des
Lichts“ und die Palästinenser „Söhne der Finsternis“. Andere verglichen
die Palästinenser mit den Philistern, den bitteren biblischen Feind des
jüdischen Volkes.
Israels Militär hat sich von diesen Veröffentlichungen distanziert, sie
tragen aber den offiziellen Stempel des Militärs.
Noch
immer bestehen die Armeeführer darauf, dass die Rabbiner die
militärische Ethik respektieren und ihre private Überzeugung beiseite
lassen. Sie sagen dasselbe über die neue Welle national-religiöser
Soldaten, die sich Israels Kampftruppen anschließen.
Religiöse Pflicht
Ich
besuchte ein orthodoxes jüdisches Seminar in der Nähe von Hebron. Es
ist eine der immer häufiger werdenden religiösen Schulen, die dazu
ermutigen, die jüdische Bibel mit aufs Schlachtfeld zu nehmen.
Das
Seminar ist in einer jüdischen Siedlung in der besetzten Westbank. Alles
Studenten des Seminars wählen, in einer israelischen Kampfeinheit zu
dienen, während Statistiken darauf hindeuten, dass weniger ideologisch
motivierte Israelis diese meiden würden. Dies machte in Israel
Schlagzeilen.
Die
19Jährigen, mit denen ich in Seminar sprach, sagten mir, die religiösen
Soldaten könnten die Armee besser machen und sie könnte moralischer
werden.
Sie
sind davon überzeugt, es sei ihre religiöse Pflicht, die Bewohner
Israels, den jüdischen Staat, zu schützen. Der HERR befiehlt es, sagten
sie.
Falls
Präsident Obama seinen Willen durchsetzen kann, wird Israel schließlich
die meisten Siedlungen räumen.
Sie
sind nach dem Völkerrecht illegal und die Palästinenser beanspruchen das
Gebiet als einen Teil ihres zukünftigen Staates. Aber für die religiösen
Soldaten ist die Westbank Teil des den Juden von Gott gegebenen/
verheißenen Landes.
Gal
Einar denkt, viele Soldaten werden sich weigern, Siedlungen zu
schließen.
Das
Siedlungsproblem könnte sehr wohl die Armee aus einander reißen, sagt er
mir und fügte noch hinzu, dass die meisten seiner Offiziere jetzt
Siedler wären.
„Wenn
es zu einem Clash zwischen politischen Befehlen der israelischen
Regierung und einer entgegengesetzten Botschaft von den Rabbinern kommt,
dann werden die Siedler und die religiösen Soldaten vom rechten Flügel
den Rabbinern folgen,“ sagte er.
Drohung eines ‚Jihad’
Israels militärische Führer sind streng dagegen. Brigadegeneral Eli
Shermeister ist der Bildungsoffizier der Armee.
Pamphlete wurden verteilt , die die Palästinenser mit den Philistern
verglichen.
Er
gibt zu, es seien in der Vergangenheit einige Fehler gemacht worden,
sagt aber , dass die rechte Balance jetzt mit den Militärrabbinern
gefunden worden sei.
Er
besteht darauf, dass Israels Militärkommandeure die einzigen seien, die
für den Geist der Soldaten die Verantwortung tragen.
„Der
Moral-Kodex von Israels Armee ist klar. Wir beurteilen die Soldaten im
Lichte dieses Kodex. Keiner kann einen anderen Moralkodex schaffen –
(gewiss) keinen Religiösen“.
Aber
Brigadegeneral Shermeisters Vorgänger beschreibt, was er als klare und
Besorgnis erregende Veränderungen beim Militär sieht.
Nach
Brig. General Nehemia Dagan: was in der Armee vor sich geht, ist weit
gefährlicher als sich die meisten Israelis vorstellen können: „Wir
Soldaten waren gewöhnlich in der Lage, unsere eigenen Ideen hinten an zu
stellen, um das zu tun, was wir tun mussten . Egal ob wir religiös waren
oder von einem Kibbuz kamen. Aber das ist nicht mehr der Fall.
„Die
Moral auf dem Schlachtfeld kann nicht von einer religiösen Autorität
kommen. Wenn es dazu kommt, dann ist es ein Jihad. Ich weiß, die Leute
mögen dies Wort nicht, aber das ist es dann, ein heiliger Krieg. Und
wenn es erst einmal ein Heiliger Krieg ist, dann gibt es keine Grenzen.“
Viele
religiöse Juden sind gegen diese Art Predigt, die sie während Israels
letzter Operation im Gazastreifen hörten.
Sie
sagen, dies pervertiert zum einen die wahren Lehren des Judentums und
zum anderen widerspricht es dem israelischen Militärkodex.
Tag um
Tag operiert die israelische Armee hauptsächlich in zivilen Gebieten –
im Gazastreifen , auf der Westbank und in Ostjerusalem.
Die
Einflüsse, denen israelische Soldaten ausgesetzt sind, sind sehr
bedeutsam.
In
welcher Weise sie die hier lebenden Palästinenser sehen, entscheidet
wahrscheinlich, in welcher Weise sie ihre Macht ausüben und ihre Waffen
einsetzen.
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