Der Chirurg Mads Gilbert hält eine kraftvolle Rede zu
Gaza, nachdem er in seine Heimat Norwegen zurückgekehrt ist
Bei seiner Rückkehr
nach Hause, in Tromsö, Norwegen, sagte der norwegische
Notfallchirurg, Dr. Mads Gilbert, der 15 Tage lang Verwundete in
Gaza behandelt hatte, in seiner 25 minütigen kraftvollen Rede: “Das
Herz der Erde schlägt jetzt in Gaza. Es blutet, aber es schlägt.”
Er fuhr weiter
fort: „Der Widerstand des palästinensischen Volkes in Gaza
heutzutage ist bewundernswert, er ist fair und ein Kampf für jeden
von uns. Wir wollen keine Welt, in der rohe Macht missbraucht werden
kann, um die zu töten, die für Gerechtigkeit kämpfen.“
Nachfolgend werden
die ersten wenigen Minuten der Rede auf dem Video beschrieben, der
in Englisch untertitelt ist. In einem Aufruf an die norwegischen
Staatsbürger, bittet er sie, sich vorzustellen, wie ihr Land
aussehen würde, wenn sie nicht um ihre Befreiung von der deutschen
Besatzung gekämpft hätten.
„Ich weiß, Sie
applaudieren für Gaza. Ich weiß, Sie applaudieren für diejenigen,
die dort sind, die Helden von Gaza.
Es wird nicht
leicht sein, einen Aufruf zu machen, weil ich mich nun nach Milde,
Wärme, Sicherheit, ohne Bomben, Blut und Toten sehne. Und dann kommt
alles, was wir herunterschlucken mussten, wieder zum Vorschein – so
vergeben Sie mir, wenn ich manchmal unterbreche.
Als ich nach Hause
kam und meine Töchter, Siri und Torbjorn, meinen Schwiegersohn und
meine Enkel, Jenny und Torje, traf, dachte ich, dass es so ein
friedliches Land ist, in dem wir leben.
Es ist so gut, mit
einer Art Menschlichkeit bei allen Beziehungen, weil wir dieses Land
wirklich auf der Achtung vor der Vielfältigkeit, der Achtung vor dem
Einzelnen, der Achtung vor der Würde des Menschen aufgebaut haben.
Versetzen Sie sich
zurück in das Jahr 1945, und ich bitte darum, (richtig) verstanden
zu werden, wenn ich sage, dass ich nicht das deutsche Nazi-Regime
mit Israel vergleiche. Das tue ich nicht.
Aber ich vergleiche
Besatzung mit Besatzung. Stellen Sie sich vor, wir hätten 1945 nicht
den Befreiungskampf gewonnen, hätten den Besatzer nicht
hinausgeworfen, wir könnten nicht in eine glänzende Zukunft blicken
oder glauben, dass unsere Kinder eine Zukunft hätten. Stellen Sie
sich vor, der Besatzer wäre in unserem Land verblieben, nähme es
Stück für Stück (ein), seit Jahrzehnten auf Jahrzehnte hinaus. Und
er würde uns in die ärmsten Gebiete vertreiben, er nähme die Fische
aus dem Meer, nähme das Land, das Wasser und wir würden immer mehr
eingeengt.
Und hier in Tromsö
wären wir heute eingesperrt, weil es hier so viel Widerstand gegen
die Besatzung gäbe. Also würden wir sieben Jahre lang eingesperrt,
weil wir bei einer Wahl die Robustesten gewählt hätten, die die
Besatzung nicht akzeptieren würden.
Dann, nach sieben
Jahren des Eingesperrtseins in unserer Stadt, Tromsö, würde der
Besatzer beginnen, uns zu bombardieren, und zwar an dem Tag, an dem
wir mit jenen in den anderen eingeschlossenen Teilen des besetzten
Norwegens eine Einheit gebildet hätten, um zu zeigen, dass wir
Norweger uns alle gemeinsam dem Besatzer widersetzen. Daraufhin
würden sie beginnen, uns zu bombardieren.
Sie würden unsere
Universitätsklinik, dann das Medizinische Zenter bombardieren, dann
unser Krankenwagenpersonal töten und Schulen bombardieren, wo
diejenigen versuchten, Zuflucht zu suchen, die ihr Zuhause verloren
hatten. Dann würden sie den Strom abschalten und unser
Elektrizitätswerk bombardieren. Dann würden sie die Wasserzufuhr
absperren. Was hätten wir wohl getan?
Hätten wir
aufgegeben, die weiße Flagge geschwenkt? Nein! Nein, das hätten wir
nicht!
Und so ist die
Situation in Gaza. Dies ist kein Kampf zwischen Terrorismus und
Demokratie. Die Hamas ist nicht der Feind, den Israel bekämpft.
Israel führt einen Krieg gegen den Widerstandswillen des
palästinensischen Volkes, gegen seine unumstößliche
Entschlossenheit, sich nicht der Besatzung zu unterwerfen!
Es sind die Würde
und die Humanität des palästinensischen Volkes, die nicht zulassen,
dass man sie wie ein dritt-, viert- oder fünfklassiges Volk
behandelt.
1938 nannten die
Nazis die Juden „Untermenschen“ (Menschen zweiter Klasse). Heute
werden die Palästinenser in der Westbank, in Gaza und in der
Diaspora als Untermenschen behandelt, die man bombardieren, töten,
zu Tausenden abschlachten kann, ohne dass irgendeiner der Machthaber
reagiert.
Nun kehrte ich nach
Hause zurück, in mein freies Land – und dieses Land ist frei, weil
wir eine Widerstandsbewegung hatten, weil wir (uns) sagten, dass
besetzte Nationen das Recht zum Widerstand haben, sogar mit Waffen.
Das ist im internationalen Recht verankert.
Sie dürfen den
Besatzer bekämpfen, sogar mit Waffen.
Niemand möchte
unter einer Besatzung leben!
Hier die
Untertitel des Videos in Deutsch:
(...)
Niemand möchte
unter einer Besatzung leben!
Wo wären wir heute
in Norwegen, wenn wir vor dem Besetzer kapituliert hätten, das dachte ich, als
ich aus dem Flugzeug kam, als ich nach Oslo
kam, als ich Sie sah.
Niemand möchte
unterdrückt werden!
Niemand möchte
unter einer Besatzung leben!
Deshalb ist aktuell
im internationalen Recht verankert, dass eine besetzte
Nation Widerstand ausüben kann, sogar durch einen
bewaffneten Kampf.
Hamas ist nicht das
Problem, Hamas ist der
Vorwand, ein Symbol - und wenn Sie in
Haaretz den letzten Kommentar von Guideon Levy, dem
außergewöhnlichen jüdischen Journalisten bei Haaretz, lesen, der besagt: „Lesen Sie Hamas
zehn Bedingungen für einen Waffenstillstand. Ist eine einzige
Forderung dabei, die nicht
vernünftig ist, die wir nicht
(alle) unterstützen würden?
Nein!, aktuell
keine!
Die
Forderungen sind:
·
dass die Blockade von Gaza aufgehoben wird
·
dass Israel seine Liquidierungen stoppen
soll
·
dass die Grenze im Süden nach Ägypten von
der UN beobachtet wird und
auch die im Norden nach Israel,
·
dass ihre Häfen geöffnet werden
·
eine erweiterte Grenze für den Fischfang, so
dass sie fischen und ihr Volk ernähren können
·
dass ihnen gestattet wird, am gesamten Weg
entlang ihrer Grenzen das
Land kultivieren.
Durchaus
fundamentale Voraussetzungen.
Und deshalb sagen freidenkende und
Gerechtigkeit liebende Juden in den USA und Israel: „Dies sind
rechtmäßige Forderungen, weshalb können wir
nicht mit ihnen reden?“
Nelson Mandela,
Madiba, sagte: „Wenn ihr Frieden
wollt, müsst ihr mit euren
Feinden sprechen.“
Der Staat Israel,
Netanyahu und die zionistischen Kolonisten tun das Gegenteil. Sie bombardieren
ihre Feinde, um sie noch weiter
fortzustoßen - und finden sogar
mehr Entschuldigungen für Besatzung und
Kolonisierung.
Was ist geschehen?
Dr. Muhammad
Abou-Arab und ich verbrachten 15 Tage
im Al Shifa-Krankenhaus. Ich war im Auftrag
drei Wochen vor diesem letzten Krieg in Gaza. Ich traf Dr. Erik (Fosse)
Montag an der Grenze. Er ist noch in
Jerusalem und wartet darauf, nach
Gaza einzureisen. Sie werden ihn
nicht hineinlassen. Es war die Hölle - aber auch eine
großartige Erfahrung. Es war die Hölle
von Tod und Horror und eine
Bombardierung von solch einer Brutalität, wie ich sie nie
zuvor erlebt habe. Eine Art blinder,
schrecklicher Wut, es wurde immer
schlimmer, Tag und Nacht. und dauert noch an,
während wir hier sprechen.
Der Vorwand ist,
die „Tunnel und die
Terroristen“ zu beseitigen.
Wie ich vor der
Kamera auf Kanal 4 sagte, während ich mich um
einen 10-jährigen Jungen kümmerte, der
schwer verletzt war; beide Beine waren
fast vollständig abgerissen, sein
war Gesicht verbrannt, er war intubiert.
Ich sagte: „Dies
ist ein Tunnel, nein!, ein
Terrorist.“ Nein, dies ist kein
Terrorist!
Dies ist ein
palästinensisches Kind, das der israelische
Staat und die israelischen Streitkräfte versucht haben, zu
töten.
Sein einziges
Verbrechen ist, als Palästinenser
in Gaza geboren worden zu sein, als ein stolzer
Palästinenser in Gaza in einer von
tausenden Familien, die sich nicht
ergeben wollten und nicht unterdrückt werden wollten. Gerade erhielt ich
den Bericht vom Gesundheitsministerium.
Bis jetzt sind es
7.677 Verletzte innerhalb von 23 Tagen, wovon 2.307 Kinder
sind.
Getötete: 1.357,
wovon 315 Kinder sind. Jeder vierte
Getötete ist ein Kind, jede dritte
verletzte Person ist ein Kind.
Stellen Sie sich
selbst eine Frage und nur eine
einzige Frage: „Was hätte die Welt
gesagt, was hätte Obama
gesagt, was hätte die EU
gesagt, wenn
palästinensische Militante 315 – was Gott
verhüten möge - 315 israelische
Kinder innerhalb von drei
Wochen getötet hätten?
Und, was hätte die
Welt gesagt, wenn
palästinensische Militante durch ihre Tunnel
gekommen wären, um 2.307 israelische
Kinder innerhalb von drei Wochen zu verletzen?“
Jeder kennt die
Antwort: Es hätte einen
unglaublichen Aufruhr gegeben - und wahrscheinlich,
wie die Palästinenser es selbst sagen, „hätten wir
israelische Atomwaffen spüren bekommen“.
Das ist ihr
Dilemma, ihre pausenlosen
Fragen an uns: „Warum erlaubt die
Welt, dass unser Volk, unsere
Zivilbevölkerung, unsere schwangeren Frauen -
unsere Alten,
unsere Kinder - an jedem einzelnen
Tag abgeschlachtet werden?“
Jede Stunde, jeden
Tag und jede Nacht sind dort Bomber,
Raketen, Bomben.
Insgesamt wurden
8.000 Palästinenser in diesen 23 Tagen
verletzt oder getötet - und laut
israelischen Zahlen, denen der israelischen Armee, sind 70% der
Getöteten keine Kämpfer, gehören nicht zum Militär.
Die UN sagt 80% -
90%, im Shifa behaupten wir – mit Ausnahme von
zweien, die wir sahen - dass 100% von
ihnen grundsätzlich Zivilpersonen sind.
Sind es die Tunnel,
hinter denen sie her sind?
Sind es die
Terroristen?
Nein, es ist das
palästinensische Volk, es ist die
palästinensische Familie, es ist der
palästinensische „Sumud“, die Standfestigkeit
und das Durchhaltevermögen.
„Wir werden uns
nicht dem Besetzer ergeben“, sagen
sie.
In einer Pause im
Shifa OP diskutieren wir zu viert morgens, grau
vor Erschöpfung - plötzlich erhält
einer meiner Kollegen einen Anruf, dass
sein Haus bombardiert wurde und seine Frau und
seine drei Kinder sowie die
Großmutter gerade so entkommen konnten.
Vernachlässigt er
(deshalb) seine Pflicht?
Nein, er bleibt!
Er sagt: „Ich habe
mein Haus in Al-Quds aufgegeben, ich habe es für
Jerusalem gegeben, ich habe es für
Palästina gegeben, weil es ein Kampf
ist, der uns alle
angeht.“
„Wir wollen nicht
getötet werden“, sagen sie, aber sie werden
sich nicht ergeben, sich der Besatzung
nicht unterwerfen und kein
Sklavenvolk werden.
Zerstören sie die
Tunnel?
Nein, sie töten die
Menschen.
Fangen sie
Terroristen?
Nein, sie töten
Kinder und ältere Frauen
und Männer.
Bis jetzt wurden
zwei israelische Zivilpersonen und 1.357
palästinensische getötet. Das ist ein
Verhältnis von 1: fast 700.
Mathematisch
ausgedrückt, wie die Palästinenser ihren Wert
erfahren: ein israelisches Leben ist das
siebenhundertfache eines palästinensischen Lebens wert.
Und was ist das?
Es ist das alte
System, das ist Apartheid! Trennung! Die Mauer in der
Westbank ist Apartheid.
Lasst uns zwei
Völker trennen. Wir werden die
Macht haben, dieses Volk wird
von uns beherrscht werden. Das hier ist ein
Rassentrennungssystem,
das mit einer
solchen Brutalität verfolgt wird, dass es schwer ist,
zu begreifen, wie es andauern
kann.
Gestern, im
Morgengrauen, bombardierten israelische Bomber die UNRWA-Schule in
Jabalya. Die UN hatten der
IDF 17 mal die GPS-Position des UN-Zufluchtortes angegeben.
Tausende interner
Flüchtlinge versuchten zu schlafen – ihre Häuser waren zerbombt. Am Morgen
bombardierten sie die Schule, töteten 15 und
verletzten mehr als 100 (Personen).
Die Verletzten
kamen ins Shifa, das bereits völlig
überfüllt war und keine Bestände mehr hatte.
Und kommen sie mit
alledem durch? Ja!
Was ist mit Obama? Obama sagt: „Israel hat das
Recht, sich selbst zu
verteidigen!“
Die USA und Israel
haben die Wörter verdreht: „Angriff“ wurde zu
„Verteidigung“, „Verteidigung“
wurde zu „Angriff“. Aus Befreier wurde
„Terrorist“, aus „Terrorist“
wurde „Befreier“. Wir müssen die
Worte jetzt reklamieren:
-
unsere Sprache kalibrieren,
-
geeignete Wörter benutzen.
Dies ist ein
Befreiungskampf, er ist völlig
legitim. Und es ist eine
Zivilbevölkerung, die ihr Bestes tut,
um sich zu beschützen vor einer der
brutalsten Besatzungsstreitkräfte der Welt.
Als ob das nicht
genug wäre: Gestern bombardierten sie
den Markt in Shejaiya. Das ist dort, wo
das Massaker stattgefunden hat, es ist
plattgemacht, sieht aus wie Hiroshima.
Weitere 7 wurden
gestern Nachmittag getötet,
130 verwundet.
Und der Witz, in „Israel für
Krieg“ (Israel For War) ist es nicht das,
was „IFW“ bedeutet? Israel For War?
(Israel für Krieg)
Sie zweifelten
daran, dass im Jahr 2009 Gemüsemärkte
bombardiert wurden. Doch, ich kann
Ihnen versichern, sie taten es - und – sie
bombardieren immer noch Gemüsemärkte.
Und sie
bombardieren mehr: sie bombardieren Krankenhäuser, sie
bombardieren Schulen. Aber jetzt
verfolgen sie eine systematische Bobardierung von
Familien, von Häusern.
Bis jetzt machten
68 Familien die Erfahrung, dass drei oder mehr
Familienmitglieder bei demselben
Angriff getötet wurden.
Dies ist eine
Auslöschung gesamter Familien: Großeltern, Onkeln
und Tanten, Müttern, Vätern und
Kinder.
Sie töten eine
Familie nach der anderen, nur um das Rückrat
des Widerstands beim Rest des Volkes zu
brechen: „Wenn ihr
Widerstand leistet, töten wir nicht nur euch, sondern wir werden
eure gesamte Familie auslöschen!“
Und nun haben sie
erneut 44% des bereits sehr kleinen Gebietes wiederbesetzt.
Die israelischen
Streitkräfte sind nun so tief eingedrungen, dass 44% zur
Sicherheitszone erklärt wurde.
Gaza bestand aus
360 Quadratkilometern mit 1,8 Millionen
Menschen.
Nun müssen diese
auf der Hälfte des
Gebietes überleben.
Laut UN haben die
Bombardierungen 4.000 Wohngebäude
völlig zerstört und weitere 500
Häuser teilweise zerstört , wodurch 245.000
interne palästinensische Flüchtlinge in Gaza vertrieben
wurden.
Dies ist eine
künstlich geschaffene Katastrophe. Kein Erdbeben, kein
Tsunami! Dies wurde
entworfen, geplant und dann ausgeführt mit dem
höchstem Grad an Zynismus und Brutalität
durch Israels Armee, durch eine Armee
der Regierung.
Sie ist weder von
Boko Haram, noch von ISIS.
Sie missachtet alle
menschlichen Werte. Sie entführen
Schulkinder, bringen jeden um,
mit dem sie nicht einverstanden sind. Doch immer mehr
gleicht es der selben Taktik: „Diejenigen, die
nicht mit uns übereinstimmen, (besser: nicht für uns sind) die sich nicht
ergeben, werden wir töten!
Und das
internationale humanitäre Recht und die Genfer Konvention
kümmern uns herzlich wenig!“
245 Gazaner suchen
derzeit Zuflucht vor den Bombardierungen, versuchen ihre
Kinder zu beruhigen, versuchen, einen
Weg zum Überleben zu finden,
selbst wenn sie in
einer von der UN betriebenen und registrierten
und beschützten Zufluchtstätte schlafen.
Eine Schule, die
hellblau gestrichen wurde, 17 mal wurde
bestätigt, dass dies eine Schule ist und
dass diese als Schutzraum dient.
Und dann antwortet
Obama: „Nun müssen wir
einen Waffenstillstand haben.“ Danach beliefert er
Israel mit noch mehr Waffen, um die Bombardierungen
fortzusetzen.
Ein krankhafter
Doppelstandard,
verabscheuungswürdig und scheinheilig.
Ich traf eine
respektable Frau, die Israel
unterstützt, heute in Oslo ihr Name ist Anne
Sender. In der Radiodebatte
sagte sie zu mir: „Sie müssen sich
bewusst machen, dass Israels Armee so mächtig
und stark ist - dass sie aktuell
die Palästinenser allesamt auslöschen könnte!“
Und ich sagte:
„Verzeihung, was haben Sie
gerade gesagt? Sie halten das im
Moment für eine Alternative?“
„Nein, aber sie
hätten es tun können.“
Das bedeutet, sie
töteten nicht nur 1.300 und verletzten 7.500, sondern sie hätten
noch viel schlimmer handeln können. Und ich denke: „In
was für einer verrückten Welt leben wir heute? -
So, meine Freunde,
wir sind wirklich hier, um menschliche
Würde zurückzufordern. Wir sind nicht
hier, um über Politik zu diskutieren.
Wir sind hier, um
zu sagen, wir wollen Gerechtigkeit für das
palästinensische Volk.
Wir verlangen die
selbe Würde für ein
palästinensisches Kind, eine Großmutter,
einen Onkel, einen Fahrer, einen
Arzt -
und – ja, auch für
einen politischen Aktivisten, so wie für jeden
anderen Menschen, Würde als
menschliche Wesen. Unser Slogan ist:
„Verteidigt das internationale
Recht!, verteidigt die
Menschenrechte!“ -
Ich las in der
heutigen Ausgabe des „Editorial“ (wichtige norweg. Zeitung). Dann änderte ich
die Schlagzeile des Editorial ein wenig, zu lesen war: „Sanktionen gegen
Israel.“ Der Text: „Die EU
und die USA führen neue Sanktionen gegen Israel ein. Norwegen und
Außenminister Borge Brende warnen, dass sie folgen
werden.
Das ist natürlich. Norwegen sollte bei
diesem Thema zu seinen Verbündeten stehen. Israel verdient
deutliche und ernsthafte Reaktionen auf seine
Gewalttaten gegen das benachbarte Palästina. Strafen und
Sanktionen sollten andauern und möglicherweise
ausgeweitet werden, bis Tel Aviv seine
aggressive und destruktive Politik aufgibt.
Norwegen und der
Westen werden demonstrieren müssen, dass es Grenzen
gibt.
Seit Monaten
versuchen Netanyahu und Israel, mühsam, Palästina
zu destabilisieren. Ersetzen Sie nun
selbstverständlich Palästina durch die
Ukraine,
Netanyahu durch
Putin und Israel durch
Russland – und sie haben
(wieder) den aktuelle Editorial.
Aber, wo sind die
Sanktionen gegen Israel? Wie viele Menschen
wurden in der Ukraine getötet, verglichen mit den
Massakern in Gaza?
Was soll diese
Straffreiheit für Israel?
Warum ist Israel
nicht verpflichtet, das internationale Recht zu befolgen? Welcher Art von
Doppelstandard ist das? Wie können wir
erlauben, dass das Recht zum Schutz der
Zivilbevölkerung, das Recht zum
Schutz von Krankenhäusern, das Gesetz der
Verhältnismäßigkeit bei dem Einsatz von
Waffen und der
Unterscheidung zwischen Zivil- und
Militärzielen, gebrochen wird?
Wie können wir
erlauben, dass Israel gegen all
diese Rechte verstößt und dadurch das
palästinensische Volk tötet?
Wir werden das
natürlich keinesfalls akzeptieren!
So, zum Schluss,
meine Freunde, was können wir tun?
Nun gut, wir müssen
das gesamte große Bild sehen! Wir müssen
verstehen, dass dies ein 60 – 70 Jahre
anhaltender Kampf ist - gegen eine der
brutalsten Besatzungsstreitkräfte der modernen
Geschichte.
Das ist die längste
Besatzung der modernen Geschichte, mit der höchsten
Anzahl an UN-Resolutionen dagegen, da sie gegen
Menschenrechte verstoßen, die meiste der
Natur und der Ressourcen des Volkes, das sie besetzen, indem sie die
Grundregel verletzen, wonach es einem Besetzer
verboten ist, seine eigene
Bevölkerung auf dem besetzten
Gebiet anzusiedeln.
Erinnern Sie sich
an die Kolonien. Wir müssen das
große Bild sehen, das uns genauso betrifft, wie die
Palästinenser. Denn, wenn Israel
damit durchkommt, wenn Israel so
weitermachen kann, wer ist der
Nächste?
Wer ist der
Nächste, wer ist der Nächste, wenn das
Kriegsrecht, wenn Menschenrechte und das internationale humanitäre
Recht missachtet werden können?
Und ich sage Ihnen, sehr geehrter
Außenminister Borge Brende: Haben Sie alles
verlernt, was sie gelernt haben, als sie der Leiter des Roten
Kreuzes waren?
Haben Sie alle die
Regeln vergessen, die sie durchgesetzt haben, als sie der Leiter des
Roten Kreuzes waren?
Weshalb wurden Sie
so schweigsam, nachdem Sie Außenminister wurden? Wo sind Sie heute,
Borge Brende? -
Es ist Zeit,
aufzuwachen! Solidarität ist
eine mächtige Waffe.
Was können Sie tun?
Oh ja, Sie können
das tun, was sie heute taten, Sie können sich
kümmern, diskutieren,
argumentieren, die Zeitungen
lesen, kurzgesagt: „ ein
Mensch sein, der in der Welt
präsent ist, schlafen Sie nicht, kippen Sie nicht
um, schalten Sie nicht
um, sondern erlauben
Sie sich, berührt und
ergriffen zu werden. Lassen Sie ihr Herz
berührt werden.
Das Herz der Erde
schlägt heute in Gaza. Es blutet, aber es
schlägt. Und es schlägt für
uns alle.
Der Widerstand des
palästinensischen Volkes derzeit in Gaza ist
bewundernswert, er ist fair und ist
ein Kampf für uns alle.
Wir wollen keine
Welt, in der rohe Mächte
missbraucht werden kann, um die zu töten, die für
Gerechtigkeit kämpfen.
Wir wollen eine
solche Welt nicht!
Diese Demonstration geht um unsere
Solidarität, dass wir
realisieren, dass der palästinensische
Kampf ein Kampf für uns alle ist, für Anstand,
Menschenrechte, Freiheit, Unabhängigkeit
gegenüber Besatzung.
Organisieren Sie
sich, schließen Sie sich
dem Komitee „Norvegian People' s Aid Palestine Comittee“
an, oder wo auch immer, aber organisieren
Sie sich.
Wenn ich Sie
ansehe, erinnert mich das
an die internationale Solidarität. Die internationale
Solidarität ist eine der stärksten Mächte in der Welt.
Es gab so viele
internationale Demonstrationen für Gaza und
Palästina in den letzten 14 Tagen. Ich habe 7 – 9
Interviews in südafrikanischen Medien gegeben, die sehr aktiv
sind. Sie begreifen, dass
dies ein Kampf ist, den auch sie einst
gekämpft und gewonnen haben.
Internationale
Solidarität, Solidarität vor Ort, ist eine großartige
Waffe. So, wo sind Sie … Sind wir nicht
Zwillingsstädte, Tromsö und Gaza City?
Sind Sie
eingeschlafen? Alle, die von Ihnen
hier sind, übernehmen
Verantwortung, von Mensch zu
Mensch, über alle
politischen Grenzen hinaus.
Wir wollen solch
eine Welt nicht, keine Welt, in der
die Waffen entscheiden, was Recht oder
Unrecht ist.
Wir möchten, dass
Recht und Unrecht etwas ist, was wir
gemeinsam bestimmen können, jetzt wollen wir
uns gegenseitig behandeln, uns auf einander
verlassen und darauf, wie die Regeln für
menschliche Beziehungen sein müssen.
Sie können die
wundervolle Initiative von Ingrid Everben aus 2006 unterstützen (…) sich an der
Boykott, Deinvestitionen und Sanktionen-Bewegung beteiligen.
In USA wird das
richtig gut angenommen. Israel ist
politisch isolierter als je zuvor, und das verdient es
auch. Israel wird
politisch noch isolierter sein, aufgrund
rechtlicher, friedlicher politischer Maßnahmen. Israel wird
gezwungen werden, die Besetzung Palästinas aufzugeben.
Sie sollten
gezwungen werden, dem
palästinensischen Volk eine faire Zukunft zu geben, was wir alle
wollen! Danke für all Ihre
Bemühungen!
Lang lebe
Palästina,
lang lebe die
Freundschaft zwischen Tromsö und Palästina.
(Die Übersetzung
ins Deutsche (von Inga Gelsdorf) wurde dem Video angepasst).
Palestine Chronicle, 05 August 2014