Christen in Bethlehem von Frau
Merkel enttäuscht
von Maher Fakhoury
Die Medienberichte über die
Nahostreise der
Bundeskanzlerin
Angela Merkel zeichneten ein Bild ihrer Erfolge, sie
verloren kein Wort über die Enttäuschungen der
Palästinenser.
In Israel
bekam Frau Merkel
in Jerusalem die Ehrendoktorwürde
der "Hebrew University" verliehen. Aber leider fand
sie nicht die Zeit, den Ostteil Jerusalems zu
besuchen. (Ein Truppenbesuch war wohl wichtiger). In
Ostjerusalem kämpfen die Palästinenser seit der
Besetzung der Stadt im Jahre 1967 für ihr
Bleiberecht. Israel als Besatzungsmacht versucht mit
allen Mitteln, die arabischen Bewohner aus der Stadt
zu vertreiben und versucht, den arabischen Charakter
dieser Stadt zu zerstören.
Frau
Merkel hat ein Treffen mit den Bischöfen der
verschiedenen Kirchen von Bethlehem abgelehnt. Die
Bundeskanzlerin hätte mit einem Besuch Bethlehems
vor Ostern Solidarität mit ihren christlichen
Geschwistern im Heiligen Land gezeigt. Als
Bundeskanzlerin, als Parteivorsitzende der
Christlichen Partei in Deutschland und als
Ratsvorsitzende der EU hätte sie damit die
christlichen Bewohner ermutigt, ihre Stadt nicht zu
verlassen. Gleichzeitig hätte Frau Merkel selbst
einen Eindruck von der Apartheidmauer um Bethlehem
gewinnen und besser beurteilen können, ob der
„antiterroristische Schutzwall“ mehr Frieden für
Israel oder als Apartheidmauer mehr Elend für die
Palästinenser bringt. Gewöhnlich zeigt sie sich in
Deutschland doch als eine leidenschaftliche
Kritikerin von staatlich errichteten Trennmauern.
Bisher
setzte sich wohl EU-Politiker, der die Region
besuchte, mit den Vertretern der
Nichtregierungsorganisationen in Palästina an einen
Tisch. Aber die derzeitige
EU-Ratsvorsitzende hatte dafür
keine Zeit.
Woher auch die
Zeit für die Palästinenser und ihre Probleme unter
der israelischen Besatzung nehmen, wenn man drei
Tage lang mit den israelischen Politikern verbringen
muss. Da blieben für die Palästinenser nur drei
Sunden, einschließlich der Zeit für ein Mittagessen.
Mehr als zwei Stunden sprach die
EU-Ratsvorsitzende über die
Sorgen Israels und über den inhaftierten
israelischen Besatzungssoldat gesprochen, aber sie
verlor kein Wort über die mehr als 11.000
Palästinenser in den israelischen Gefängnissen. Der
Familie des Besatzungssoldaten wurde ein
Solidaritätsbesuch zuteil. Für die Tausende Familien
palästinensischer Gefangener gab es nicht einmal ein
Wort der Solidarität. Das Leid der einen
israelischen Familie wiegt für sie schwerer als der
Leid des gesamten palästinensischen Volkes.
Kaum
Palästinenser hat von der deutschen Bundeskanzlerin,
die aus ihrer leidenschaftlichen Liebe zum Staat
Israel keinen Hehl macht, eine Kritik der
israelischen Besatzung und der Apartheidmauer
erwartet. Aber alle Palästinenser hatten erwartet,
dass die
EU-Ratsvorsitzende nicht so einseitig auftreten
würde. Wenn Frau Merkel den Wunsch der Palästinenser
nach Gerechtigkeit und Frieden so sehr missachtet,
wie wird sie sich für das Völkerrecht und den
Frieden in der ganzen Welt einsetzen?
Ob unsere Freunde in Palästina
und in der arabischen Welt erkennen, dass jede
Enttäuschung auch solche Enttäuschung, die Befreiung
von einer Selbsttäuschung sein kann?
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