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Meldungen 11. November  Generaldelegation Palästinas in Deutschland

Abschied von Präsident Arafat

Präsident Arafat ist tot. Im militärischen Krankenhaus Percy bei Paris, wo Arafat in der vergangenen Nacht gestorben ist, nahm eine französische Delegation, die vom französischen Präsidenten Jacques Chirac angeführt wurde, Abschied von Präsident Arafat. Präsident Chirac sprach der Familie des Verstorbenen und dem palästinensischen Volk sein Beileid aus und betonte, dass es nun darum gehe, den Friedensprozess zu beschleunigen. "Frankreich wird wie seine Partner in der Europäischen Union mit Entschlossenheit und Überzeugung sein Engagement für zwei Staaten - einen lebensfähigen, friedlichen und demokratischen palästinensischen Staat und den Staat Israel - fortsetzen, die Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben", erklärte er.

 

Ehrenvolle Abschiedszeremonie in Paris

An der Abschiedszeremonie nahmen auf palästinensischer Seite die Gattin des palästinensischen Präsidenten Frau Suha Arafat, der Bürochef Arafats Dr. Ramzi Khoury, der Generaldelegierte Palästinas in Deutschland, Abdallah Frangi als Leiter der palästinensischen Delegation, die Generaldelegierte Palästinas in Frankreich, Leila Shahid, der Außenminister der palästinensischen Autonomiebehörde, Nabil Shaath, der Botschafter Palästinas bei den Vereinten Nationen Nasser Kidwa sowie der islamische Geistliche Scheich Tamimi teil.

Am Freitag ist nach Angaben der PLO-Führung in Kairo eine Trauerzeremonie geplant. Am selben Tag soll Arafat auf dem Gelände seines Hauptquartieres in Ramallah in heiliger Erde vom Gelände der Al-Aksa-Moschee bestattet werden. Zehn Säcke Erde sollen nach Angaben eines Fatah-Sprechers aus Jerusalem nach Ramallah gebracht werden. Arafat solle in einem Steinsarg beerdigt werden, um eine spätere Umbettung nach Jerusalem zu ermöglichen, hieß es. Israel hatte eine Bestattung in Jerusalem abgelehnt. Die Palästinenser haben jedoch erklärt, an ihrem Ziel der Grabstätte in Jerusalem festzuhalten. "Die letzte Ruhestätte wird die Al-Aksa-Moschee sein", sagte Kabinettsminister Sajeb Erakat.

Unter den Palästinensern überall in der Welt löste der Tod tiefe Trauer aus. Die palästinensische Führung in den besetzten Gebieten rief 40 Tage Trauer aus. Vor Arafats Hauptquartier in Ramallah fuhren Autos mit schwarzen Fahnen, während in den Radiosendern aus dem Koran gelesen wurde.

 

Übergangspräsident Fattouh vereidigt

Nach dem Tod des palästinensischen Präsidenten Arafat ist der palästinensische Parlamentspräsident Rauhi Fattouh am Donnerstagmorgen als Übergangspräsident vereidigt worden. Auf einer Sondersitzung des Parlaments in Ramallah wurde die Zeremonie wenige Stunden nach Bekanntwerden der Nachricht vom Tode Arafats vollzogen. Die vorläufige Nachfolge ist in der Verfassung geregelt. Auf Fattouh kommt als Hauptaufgabe zu, Wahlen in den Palästinenser-Gebieten binnen 60 Tagen zu organisieren.

Das Exekutivkomitee der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ernannte den ehemaligen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas (70) zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der Chef der außenpolitischen Abteilung der PLO, Farouk Kaddoumi, wurde zum Vorsitzenden des Zentralkomitees von Al- Fatah ernannt.

 

 

Internationale Würdigung Arafats

Verknüpft mit der Würdigung des verstorbenen palästinensischen Präsidenten Arafat und Beileidsbekundungen für das palästinensische Volk haben Staatsoberhäupter und führende internationale Politiker ihre Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht.

UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich vom Tod des 75-Jährigen "tief berührt". Im Buch der Geschichte werde sich die Welt an Arafat als den Mann erinnern, der die Palästinenser dazu gebracht habe, den Gedanken einer friedlichen Koexistenz mit Israel zu akzeptieren, erklärte Annan in seinem Kondolenz-Schreiben. Zugleich hob er das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung hervor. Es müssten jetzt noch mehr Anstrengungen unternommen werden, dieses Ziel friedlich zu verwirklichen.

Papst Johannes Paul II. würdigte Arafat als einen "Führer von großem Charisma", der sein Volk liebte und es in die nationale Unabhängigkeit führen wollte. Der Vatikan hoffe auf den baldigen Frieden im Heiligen Land, "mit zwei unabhängigen und souveränen Staaten, die sich endlich untereinander ausgesöhnt haben", hieß es. Dafür habe der Papst gebetet, teilte sein Sprecher mit.

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solanasagte, der beste Weg, Arafat zu würdigen sei es, die Bemühungen zur Gründung eines friedlichen und lebensfähigen Palästinenserstaates zu verstärken. Im Namen der EU erklärte der amtierende EU-Ratspräsident, der niederländische Außenminister Bernard Botim, in Arafat habe das palästinensische Volk einen demokratisch gewählten Präsidenten verloren, dessen Hingabe und Engagement für die Frage der palästinensischen Nation nie in Zweifel gestanden habe.

Als großen Verlust für das palästinensische Volk bezeichnet Bundeskanzler Schröder Arafats Tod. Er sei ihm nicht vergönnt gewesen, sein Lebensziel - einen unabhängigen Staat für die Palästinenser - zu vollenden, schrieb Schröder in einem Beileidstelegramm. Bundespräsident Horst Köhler wünschte der palästinensischen Führung "Mut und Weitsicht, entschlossene Schritte auf dem Weg des Friedens und der Reformen zu gehen".

Auch nach Ansicht des britischen Premierministers Tony Blair muss der Frieden im Nahen Osten jetzt "oberste Priorität haben". "Wir müssen ohne zu ermüden daran arbeiten, dass das Ziel eines lebensfähigen Palästinenserstaates neben einem sicheren Israel verwirklicht wird." Blair würdigte Arafat als Symbol der nationalen palästinensischen Bewegung: "Er führte sein Volk zu historischer Anerkennung". Für Großbritannien wird Außenminister Jack Straw zu den Trauerfeierlichkeiten nach Kairo reisen.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin bedauerte den Arafats Tod als "schweren Verlust für das palästinensische Volk" und sprach der Palästinenserführung sein Beileid aus. Das russische Außenministerium forderte Israelis und Palästinenser auf, jetzt gemeinsam gegen "die Feinde des Friedensprozesses" vorzugehen.

 

Erklärung des Bundesaußenministers Fischer zum Tod Arafats

Mit dem Tod von Präsident Yasser Arafat hat das palästinensische Volk seinen historischen Führer verloren. Eine Ära geht mit ihm zu Ende. Unser Mitgefühl und Beileid gelten der Familie des Verstorbenen und dem palästinensischen Volk.

Das Leben Yasser Arafats steht für die wechselvolle und tragische Geschichte des palästinensischen Volkes und des Nahen Ostens insgesamt. In ihm spiegelten sich die Hoffnungen vieler Menschen auf Frieden, immer wieder aber auch ihre Enttäuschungen und Rückschläge wider.

Wir wünschen dem palästinensischen Volk in dieser Stunde die Kraft, seinen Weg zu einem souveränen, unabhängigen und demokratischen Staat weiter zu gehen, der friedlich und in anerkannten Grenzen Seite an Seite mit Israel lebt.

Jetzt muss alles getan werden, um einen geordneten Machtübergang zu erreichen. Von zentraler Bedeutung ist dabei eine durch baldige Wahlen legitimierte Führung, die einer gerechten Friedenslösung verpflichtet bleibt.

 

 

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