Liebe Leute,
eine so verrückte Idee, dass sie vielleicht wirklich gut ist,
jedenfalls
will ich sie euch nicht vorenthalten:
Eine stehende Stigmatisierung der Apartheid
von Peter Harley
Könnte die Mauer so ein schlimmes Ding sein, dass sie etwas Gutes
ist?
Ich glaube, Israel hat für sich eine Last geschaffen, die durch
keine
Öffentlichkeitsarbeit zu verkaufen ist. Darüber hinaus hat Israel
ein
Ziel für friedlichen Protest geschaffen, das so teuer werden wird,
sowohl an öffentlicher Unterstützung, wie auch an
Wiederaufbaukosten,
dass die Mauer schließlich erkannt wird, als etwas, das nicht stehen
bleiben darf.
Die Mauer ist ein Symbol, und je länger es sie gibt desto deutlicher
wird das im Bewusstsein der Welt. Sie ist ein Symbol der Apartheid,
des
Landraubs, des Hasses und der Gettoisierung. Sie wird höchst
wahrscheinlich das Ende der Besetzung beschleunigen.
Natürlich ist das Hauptargument Israels für die Mauer die
'Sicherheit',
aber die Mauer als Sicherheitsmaßnahme zu bezeichnen ist
offensichtlich
grotesk, da sie palästinensische Orte und Gebiete durchschneidet und
Palästinenser auf beiden Seiten lässt.
Nach zwei Monaten in den besetzten Gebieten und Israel kann ich
bestätigen dass es schwierig ist, ob durch Fotos oder Worte, die
Hässlichkeit der Mauer zu vermitteln. Sicher, es gibt Bilder genug:
wie
sie Häuser durchschneidet, mitten auf Straßen entlangläuft, DorfbewohnerInnen von ihrem Land trennt usw. Aber bis man selbst in
seinem tödlichen Betonschatten steht und seine industrielle
Gleichgültigkeit menschlichem Wohlergehen gegenüber, bis man die
hohe,
verabscheuungswürdige Wirklichkeit der Zerstörung der Natur auf
endlose
Kilometer, kann man nicht voll nachvollziehen, wie entsetzlich sie
ist.
Glücklicherweise gibt es kleine Löcher auf dem Rand der meisten ineinanderfassenden vertikalen Scheiben aus denen sie
zusammengesetzt
ist. Diese Löcher wurden gebraucht von den Kränen, die die Scheiben
getragen und aufgestellt haben. Dieselben Löcher dienen vorzüglich
dazu
als Punkte, in denen man Stahlseile einhaken kann und ziehen: nach
außen
oder nach innen, von palästinensischen oder israelischen
Friedensgruppen. Ein LKW oder ein Traktor auf einer Seite der Mauer
kann eine ganze Anzahl Betonscheiben hinlegen und im Fernsehen als
eine
Kraft zum Guten gezeigt werden.
Es müsste aber einen Plan geben. zunächst muss angesagt werden, dass
die Mauer von beiden Seiten zugleich angegriffen wird, wann es den
Angreifern passt. Das wird die israelische Regierung einiges an
zusätzlicher Beobachtung kosten. Zweitens muss dargestellt werden,
dass
es ein gewaltfreier Angriff wird, der keinen Menschen schaden soll.
Diese Behauptung wird dazu führen, die Schuld für persönliche
Verletzungen oder Tode klar Israel zu geben. Es sollte Videokameras
die
Angriffe filmen und den Nachrichtensendern die wahre Geschichte
zeigen.
Idealerweise würde es schon vorher einen Fond geben um die Leute zu
unterstützen die festgenommen werden oder Ausrüstung verlieren.
Schließlich sollte es eine intensive Bemühung geben, die Prozesse
von
Festgenommenen zu begleiten und ihre Anwälte sollten sich öfter auf
das
Urteil des Internationalen Gerichtshofs gegen die Mauer berufen.
Die Mauer ist lang und kann wahrscheinlich nicht physisch verteidigt
werden. Sie ist erst recht nicht moralisch zu verteidigen. Während
Aktivisten sie immer wieder abreißen wird Israel zunächst versuchen
sie
zu bewachen und wieder aufzubauen, das wird aber schwierig sein,
weil
der Wiederaufbau normalerweise teuerer ist als die Zerstörung.
Die Mauer ist bereits ein Fokus für israelische und palästinensische
Friedensgruppen und stellt als solches eine verbindende Kraft dar
unter
Menschen, die sie dem Frieden und der Gerechtigkeit in beiden
Nationen
widmen. Während die Mauer aber im Bewusstsein der Welt an Gestalt
gewinnt, wird sie dazu führen die Kräfte zum Guten in allen Ländern
zu
vereinen. Und wenn die Mauer fällt, wird die Besetzung zum Teil
zuende
sein.
Es ist einem meiner liebsten Hoffnungen und Erwartungen, dass fast
jeder
diese Monstrosität für das erkennen wird, was sie ist. Die Mauer ist
ein monumentaler Irrtum und ein Monument an den Irrtum. Möge sie
bald
ausradiert werden.
Peter R. Harley lebt in Neufundland.
Er ist zu erreichen bei pharley(at)nl.rogers.com
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Mittlerweile geht der menschenverachtende Bau und gehen die Proteste
in
Palästina und weltweit allerdings weiter. z.B. ein Aufruf in
Schottland, ein Kricketspiel zu boykottieren, an dem Israel
teilgenommen
hat. . Ein Aufruf, Produkte der Firma Agrexco,der größte israelische
Lebensmittelexporteur an die EU, zu 50% dem Staat gehörend, die
Produkte
aus den Siedlungen verkauft, zu boykottieren. In England wurden 7
Protestler festgenommen, die den gesamten Verkehr in die
Firmenniederlassung in Middlesex am 11. Nov. vorigen Jahres
angehalten
haben. Sie stehen in diesen Tagen vor Gericht. Sie werden sich auf
die
Illegalität der Siedlungen nach internationalem Recht berufen.
In Ha'aretz hat zum ersten Mal ein Leitartikel die Aufmerksamkeit
auf
die fortdauernden Proteste in Bil'in gerichtet. Es wurde vor allem
der
Unterschied angekreidet, zwischen den Handlungen der Soldaten
gegenüber
Demonstranten bei der Räumung der Gaza Siedlungen und ihr Vorgehen
gegen
Demonstranten in Bil'in - trotz Verurteilungen durch drei
verschiedene
Richter. Der Artikel schließt mit den Worten: "Die offensichtlichste
Lektion durch den Abbau der Gaza Siedlungen ist, dass sie niemals
hätten
errichtet werden dürfen. Der Erfolg der Siedlungen zu einer zeit
kann
an einem anderen Tag ein politischer und Sicherheits- Mühlstein
werden.
Der Versuch, noch mehr Territorium zu annektieren, noch mehr
Siedlungen
zu bauen und noch mehr Hass unter denen zu schüren, deren Land
konfisziert wird, ist überflüssig."
Ein Gruß euch allen, Anka
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