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ief-aus-Israel]


 

 From: "Angelika Schneider" <anka.sch(at)gmx.net To: <Brief-aus-Israel(at)yahoogroups.de Subject: [Brief-aus-Israel] Aktuelles aus den besetzten Gebieten  

 

Brief aus Israel 4.9.06
 

Liebe FreundInnen,

zunächst ein kurzer Hinweis: unter

http://video.google.com/videoplay?docid=341600202419569830&pr=goog-sl&hl=en

<http://video.google.com/videoplay?docid=341600202419569830&pr=goog-sl&hl=en>

kann man eine 20minütige Videodokumentation über das Massaker von Deir Yassin, bei dem ein ganzes Dorf samt EinwohnerInnen während des Krieges 1948 vernichtet wurde. Dieses Ereignis hat natürlich stark die palästinensische Wahrnehmung der Nakba ('Katastrophe') der Gründung des jüdischen Staates geformt. Der Film ist leider auf English.

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Die Nachrichten aus Gaza bleiben weiterhin erschreckend. Die UN berichtet, dass sie nicht in der Lage ist, die BewohnerInnen ausreichend mit Lebensmittel zu versorgen, zumal Israel jeglichen Verkehr in und aus Gaza auf ein viel zu kleines Minimum beschränkt. So sind viele Familien nicht in der Lage, sich ausreichend zu ernähren, sprich: sie hungern.

Zugleich nimmt die im Medienschatten des Liba 'nonkrieges weiterhin ausgeübt Gewalt gegen die EinwohnerInnen nicht ab. Vor kurzem wurde eine gesamte Familie - Eltern und sieben Geschwister - ausgerottet, außer 2 Brüder von 19 und 20, bei der angeblichen Tötung von 3 'Terroristen'. Der eine Bruder pflegt nun im Krankenhaus den anderen, schwer verletzten, dessen Schicksal von etwa 50 anderen Menschen in Folge dieses Angriffs geteilt wird.

Gideon Levy schreibt dazu: "Gaza ist wieder besetzt worden... Es ist im schlimmsten Zustand seit jemals. Seit der Entführung von Gilat Shalit, und noch mehr seit Ausbruch des Libanonkriegs, wütet die Armee durch Gaza - es gibt dafür kein anderes Wort - tötet und demoliert, bombt und schießt wahllos...

Keiner fragt, warum es geschieht oder wer es beschlossen hat... Außer dem Schutt der Siedlungen ist nichts von der 'Loslösung' und seinen Versprechen mehr übrig. Wie verachtungswürdig erscheint jetzt das hehre und unsinnige Gerede vom "Ende der Besatzung" und "Teilung des Landes". Noch ein Jahr lang wird es nur den halben Strom geben. Da es kein Strom gibt, gibt es kaum Wasser. Gaza ist dreckiger und stinkender als je. Wegen des Embargo der gewählten Autorität werden keine Gehälter gezahlt und Straßenreiniger streiken seit Wochen. Müllhaufen und giftige Gestankswolken strangulieren den Küstenstreifen und verwandeln ihn in Calcutta.

Gaza ist auch ein Gefängnis. Etwa 15 000 Menschen warteten zwei Monate lang um nach Ägypten zu gelangen, manche warten immer noch, darunter auch Kranke und Vereltzte. Etwa 5000 warteten auf der anderen Seite, um nachhause zu kehren. Manche starben während des wartens. Man muss die Szenen in Rafah sehen um zu verstehen, was für eine tiefe menschliche Tragödie hier stattfindet.

Und den Tod, die Zerstörung, den Horror haben wir noch nicht erwähnt. Während der letzten 2 Monate hat Israel 224 PalästinenserInnen getötet... Keine Qassam Zelle, kein Schmugglertunnel rechtfertig solch ausgedehnte Tötung. Israel lässt unzählige Raketen, Kugeln und Bomben auf Häuser fallen und tötet ganze Familien auf dem Weg zu einem weiteren Attentat. Krankenhäuser brechen unter dem Masse zusammen. Im Shifakrankenhaus sah ich ... Kinder, die Gleidmaßen verloren haben, beatmet wurden, gelähmt, für den Rest ihres Lebens verkrüppelt waren... Keine Sicherheitsausrede kann den Kreislauf des Wahnsinns erkären, kein ziviles Argument kann unser aller Schweigen erklären. Ein Horror findet in Gaza statt ...und wird zwangsläufig zu mehr mörderndem Terror führen. Israel wir dann in Selbstgerechtigkeit sagen: "Aber wir haben ihnen doch Gaza zurückgegeben."

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Ein israeli "Refusnik", Yonatan Shapira, sagte bei einem Rundfunkinterview in USA: "Im Geschichtsunterreicht habe ich nichts über die Besatzung gelernt. Ich lernte schöne Lieder über Frieden und Trauer. Ich lernte von den schönen Werten, von Demokratie, Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit, und ich brauchte viele Jahre bis ich verstanden habe, dass zur gleichen Zeit, wie ich im Klassenzimmer saß und von diesen schönen Werten lernte, mein Land, mein Militär Millionen Palästinenser besetzte und unterdrückte, Millionen Menschen, die ohne diese schönen Werte lebten. Wir haben eine sogenannte Demokratie für die Juden und für PalästinenserInnen, die innerhalb der 1967 Grenze leben. Wenn man aber in den besetzten Gebieten lebt, ist es völliger Apartheid." Gefragt, wie er zu dieser Einsicht gekommen sei, sagt er, "Es ist ein langer, langer Prozess, und man leidet darunter.

Man lernt Sachen, die man nicht glauben will." Er beschreibt dann, wie er als Hubschrauberpilot bei einem palästinensischen Attentat verletzte Kinder ins Krankenhaus flog und kurz später erfuhr, dass bei einer gezielten Tötung des Anführers der Hamas in Gaza 14 unschuldige Menschen getötet wurden. Da wurde ihm klar, dass "einem System anzugehören, dass dieses Leiden und Töten unschuldiger Menschen verursacht, genau dasselbe ist wie Terrorist in einer anderen Organisation zu sein; dass die Kinder, die von meinen Kollegen getötet wurden und die, die vom palästinensischen Kämpfer getötet wurden, genau dasselbe sind."

Er hat dann angefangen, unter seinen Kollegen bei der Luftwaffe Unterschriften gegen diese "kriminelle Angriffe" zu sammeln. Als der Kommandant der Luftwaffe, Dan Halutz, ihm die Entlassung aus der Armee mitteilte, erwiderte er, er sei bereit, vor Gericht angeklagt zu werden. "'Klagt uns alle an wegen der Weigerung, legalen Befehlen zu folgen. Wir sind bereit, ins Gefängnis zu gehen wenn man im Gericht beweisen kann, dass diese Befehle, Verdächtige und unschuldige ZivilistInnen zu töten, legal sind.' Und natürlich zogen sie vor, uns gehen zu lassen." Shapira hat dann die Organisation "Kombattanten für den Frieden" mitgegründet.

Shapira erzählt von einem weiteren Gespräch mit Halutz, bei dem dieser auf ein Bericht über ein Attentat in Haifa wies und sagte, er versuche zu verhindern, dass Menschen durch Attentate der Palästinenser umkommen, und dass Shapira mit dem Feine kooperiere. "So fragte ich, wiese dieser junge Rechtsanwalt, dieser Selbstmordattentäter, zu dem Entschluss kam, sein Leben zu opfern und unschuldige Menschen zu töten. 'Glauben Sie nicht, dass wir vielleicht überlegen müssen, dass wir dieses verrückte Gefängnis geschaffen haben, wo die Menschen kein Grund mehr zu leben haben?' Worauf Halutz erwiderte, 'Wissen Sie was, ich will über dies Zeug nicht reden.'

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Soweit für heute und Gruß,

Anka

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