Inzwischen ist auch Israel selbst "besetztes
Gebiet". Jonathan Cook, der in Nazareth lebt, schreibt, dass das
ganze Gebiet unter Kriegsrecht steht, also alle ausgehenden
Nachrichten kontrolliert werden. Er kann also nur sagen, dass
irgendwelche strategische Einrichtung mit Absicht in der Nähe
arabischer Dörfer und Städte im Norden Israels gebaut wurden, in der
Hoffnung, dass andere Araber dann eher von Angriffen absehen
würden. Die BewohnerInnen dieser Gegend sind also menschliche
Schutzschilde für diese Einrichtungen. Deswegen ist aber Nazareth
unter Beschuss geraten. Der BBC Berichterstatter, den ich gestern
im Fernsehen gesehen habe, erwähnte auch nebenbei, dass es in
Nazareth keine Bunker für die Bevölkerung gäbe. Cook hat vor allem
hervorgehoben, dass die BBC Nazareth als hauptsächlich christliche
Stadt bezeichnet hat (was nicht stimmt, seitdem 1948 viele Moslems
aus umliegenden Dörfern nach Nazareth geflüchtet sind), um Hezbollah
als fanatische Moslems darzustellen, die Christen und Juden
gleichermaßen zerstören wollen.
Interessant. Bei der
Diskussionsveranstaltung, zu der die Deutsch-Israelischen
Gesellschaft in Bremen vor wenigen Tagen eingeladen hat sprach der
Vorsitzende Hermann Kuhn von den Menschen in Haifa, die nun in
Bunkern ausharren müssten. Meine Erwiderung, dass die Arabischen
Orten nicht einmal Bunker hätten hat er einfach als unwahr abgetan.
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Alle EMails aus Israel und Palästina handeln natürlich im Moment von
dem Krieg in Libanon, auch wenn Gewalt und Unterdrückung
unvermindert in Gaza und der Westbank weitergehen. Auch Dorothy
fiel es sehr schwer, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, so z.B.
auf die Vorbereitung für ihr Workshop zu Sanktionen gegen Israel bei
der WRI Konferenz, die heute beginnt. Verständlicherweise! In
unseren Medien ist natürlich auch reichlich darüber zu hören,
manches sogar recht kritisch gegen das unglaubliche Vorgehen
Israels. Ich werde also nur ein paar Punkte aus den Berichten und
Stellungnahmen weitergeben, von denen ich meine, dass ihr sie
vielleicht woanders nicht erfahrt.
z.B. eine Stellungnahme von Paul Craig Roberts, stellvertretender
Finanzminister unter Reagan, der unter der Überschrift "Der Scham,
Amerikaner zu sein" seine Landsleute fragt, ob ihn denn überhaupt
bekannt ist, dass Israel zur Zeit im Libanon eine ethnische
Säuberung durchführen, dass die Menschen aufgefordert, den Süden zu
verlassen und ihre Häuser hinter ihnen, sogar die Menschen selber
auf der Flucht dann bombardiert werden. Dass ein Drittel der Opfer
Kinder sind, laut UN Hilfekoordinator. Natürlich, beantwortet
Roberts die Frage, wissen seine LeserInnen das nicht, da es von den
US Medien alles nicht berichtet wird. Der längere Artikel, der
Bushs Israelpolitik deutlich und vernichtend kritisiert, ist
anscheinend nur im Internet erschienen.
Unter
http://observer.guardian.co.uk/world/story/0,,1821706,00.html)
sind Fotos von den auf der Flucht angegriffen Menschen und
verkohlten Kinderleichen zu sehen.
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Eine Demo gegen den israelischen Angriff in New York - die Stadt mit
der größten jüdischen Bevölkerung der Welt - hat immerhin 1500
Menschen auf die Straße gebracht. Das in dem Land, das inzwischen
fast völlig einer Gehirnwäsche unterzogen wurde. In Sydney wurden
dagegen 10 - 20 000 gestern erwartet.
In Israel selbst wurde von zwischen 1500 und, nach Gila Svirski,
mindestens 5000 DemonstrantInnen in Tel Aviv berichtet, viel davon
Libanesen und arabische Israelis. Die Frauen in Schwarz mussten
ihre regelmäßige Freitagsmahnwache in Haifa wegen eines Angriffs mit
Bomben abbrechen. Sie kehrten allerdings nach 20 Minuten zurück und
beendeten ihre Aktion. Täglich demonstrieren Women Against War vor
dem Außenministerium und ausländischen Pressebüros.
Auch in Bremen haben (leider ohne mein Wissen) etwa 1000 Menschen,
hauptsächlich arabischer Herkunft, demonstriert. Es müssen viel
mehr werden, und überall!
Gruß, Anka
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