Leserbrief zu
"Weil Du Jude bist"
von Verena Mayer
und Thorsten Schmitz - W.Behr - Ich darf einen
Menschen unsympathisch finden, auch wenn er Jude
ist. Ich darf es erst recht, wenn er die im
Allmachtswahn gefangene, brutale und
menschenverachtende Besatzungs- und
Siedlungspolitik Israels in Palästina
unterstützt oder gar bejubelt.
Ich finde ihn dann unsympathisch nicht weil er
Jude ist, sondern weil er das humanitäre
Völkerrecht verachtet. Leider sympathisiert die
Mehrzahl der in Deutschland lebenden Juden mit
dieser Haltung. Das zeigt sich am Deutlichsten
in den Versuchen ihrer Kultusgemeiden, oft mit
Unterstützung der israelischen Botschaft,
israelkritische oder propalästinensische
Veranstaltungen, selbst wenn auf ihnen
prominente jüdische Israelis auftreten, zu
verhindern. So ist es leicht sie mit den
Verbrechen Israels gleichzusetzen.
Bestärkt werden sie darin von nichtjüdischen
rückgratlosen, opportunistischen Bürgermeistern,
Universitätsleitern und Kirchenobersten, die
wieder einmal mithelfen, den Rechtsstaat zu
schädigen.
Frau Mayer und Herr Schmitz sollten sich einmal
genauer mit dem Nahostkonflikt befassen, um zu
verstehen, warum es bei unseren
arabisch/türkischstämmigen Mitbürgern zu solchen
antisemitischen Auswüchsen kommen kann, statt
mit zionistisch-ideologisch aufgeladenen
Begriffen wie „israelbezogener Antisemitismus“
aufzuwarten. Zu jedem Anlass gibt es eben auch
eine Ursache.
Wenn z.B in Hebron palästinensische Kinder auf
ihrem Schulweg durch Steine werfende jüdische
Siedlerkinder behindert werden, ist das ebenso
verwerflich wie das Mobbing des jüdischen
Schülers Paul in Berlin.
Vielleicht sollten Mayer und Schmitz auch einmal
den in Israel grassierenden Rassismus von Seiten
eines Grossteils der Bevölkerung und
israelischer Politiker gegen alles Arabische
einbeziehen. Das führt im besetzten Palästina zu
Auswüchsen, die in Deutschland als
Volksverhetzung strafwürdig wären und zu Formen
von Apartheid, kollektiven Bestrafungen und
ethnischer Säuberung.
Am 3.6. 2017 schrieb Uri Avnery, Korrespondent
der israelischen Zeitung Haaretz: "Vor ein paar
Tagen hat ein Führer der israelisch
faschistischen Rechten, Bezalel Smotrich, ein
vertretender Vorsitzender der Knesset, den
Palästinensern ein Ultimatum gestellt. Smotrich
schlug den Palästinensern drei Möglichkeiten
vor: a) das Land zu verlassen, b) ohne
Bürgerrechte im Land zu leben oder c) sich mit
Waffen erheben - dann 'wüsste die israelische
Armee, was sie mit ihnen tun soll“.'
In einer Arte-Sendefolge sagte ein Siedler das
Gleiche wie Smotrich, allerdings unter Berufung
auf das biblische Buch Josua, und fügte hinzu:
Die dritte Möglichkeit wäre uns am liebsten.
Erst vor wenigen Tagen wurde ein
palästinensisches Mädchen im WJL angeschossen.
Es liegt auf der Straße, die bewaffneten
israelischen Soldaten stehen um sie herum und
schreien eine Menge Schimpfwörter. Das Mädchen
stöhnt vor Schmerzen, dreht und wendet sich und
jammert, während die Soldaten sagen: „Ich hoffe
du stirbst, Tochter einer Hure, „f..ck you“,
„stirb, du Kahbah (marrokanisch Hure). Das
Mädchen stirbt, ohne dass medizinische Hilfe
angefordert wurde.
Könnte es nicht sein, dass hier Antisemitismus
befördert wird ? Nur ist er nicht rassistisch
begründet wie einst in Deutschland, sondern
politisch und eigentlich antiisraelisch.
Ich bin mir bewusst, dass mein Leserbrief wenig
Chancen hat, veröffentlicht zu werden. Aber
seien Sie bitte so freundlich, und reichen sie
meinen Brief an Frau Mayer und Herrn Schmitz
weiter. Vielen Dank im Voraus.
Bezug:
Antisemitismus an Berliner Schule: Weil du Jude
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