Pressemitteilung
DIE LINKE.Bundesarbeitskreis
Gerechter Frieden Nahost
03.04.16
Das Recht auf freie Meinungsäußerung
und gewaltfreien Widerstand
verteidigen!
Wir sind bestürzt
über das jüngste Statement von Omar
Barghouti, Mitgründer der
BDS-Bewegung (Boycott, Divestment
and Sanctions), in dem er die
Drohungen israelischer
Minister*innen gegen
BDS-Aktivist*innen als Aufruf zu
physischer Gewalt wertet.
Insbesondere die jüngste Äußerung
des israelischen
Geheimdienstministers Yisrael Katz,
in der er die „gezielte zivile
Beseitigung“ von BDS-„Führern“
fordert, ist in den Augen Omar
Barghouthis geeignet, als Aufruf zum
Mord verstanden zu werden.
Extremist*innen könnten den Zusatz
„zivil“ dahingehend interpretieren,
dass Zivilist*innen, nicht also
Armee oder Geheimdienste, solche
Morde ausführen sollten.
Die sich häufenden
Drohungen gegen Aktivist*innen der
BDS-Bewegung müssen sehr ernst
genommen werden. Gerade der
Hintergrund, vor dem sie erfolgen,
lässt alle Alarmglocken läuten:
Die israelische
Regierung und die israelischen
Sicherheitsdienste praktizieren
routinemäßig außergerichtliche
Hinrichtungen von
Palästinenser*innen, Siedler*innen
begehen schwerste Übergriffe gegen
und Morde an palästinensischen
Zivilist*innen und sind in den
allermeisten Fällen vor jeglicher
Strafverfolgung „sicher“. Vielmehr
werden sie sogar von den
israelischen Sicherheitsdiensten bei
ihren Verbrechen gedeckt und
unterstützt sowie von
Politiker*innen dazu aufgestachelt.
Die seit vielen Jahren sich
verstärkende Rechtsentwicklung in
Israel sowohl unter der
Zivilbevölkerung als auch unter
Politiker*innen ist erschreckend.
Immer offener und radikaler wird
auch von Mitgliedern des Kabinetts
Netanjahu dazu aufgerufen, die
Palästinenser*innen zu ermorden und
zu vertreiben. Die israelische
Friedensbewegung ist genau wie die
palästinensische Zivilbevölkerung,
wie Flüchtlinge und jegliche
Minderheiten, massiven und brutalen
Übergriffen ausgesetzt. Wer sich
nicht an die Linie der
rechts-religiösen
Regierungskoalition hält, wird als
„Verräter“ für vogelfrei erklärt.
Diejenigen, die natürliche
Partner*innen für jeden, der nach
Frieden im Nahen Osten strebt, sein
müssten, werden von der
internationalen Gemeinschaft
schändlich im Stich gelassen.
Die weltweite
BDS-Bewegung, die 2005 durch einen
Aufruf der palästinensischen
Zivilgesellschaft ins Leben gerufen
wurde, fordert Boykott,
Desinvestitionen und Sanktionen
gegen Israel, bis es sich an das
Völkerrecht hält und den
Palästinenserinnen und
Palästinensern ihr Recht auf
Selbstbestimmung zugesteht. Sie
agiert völlig gewaltlos und macht
lediglich von ihrem Recht auf freie
Meinungsäußerung Gebrauch. Die
BDS-Bewegung bezeichnet sich
explizit als der universellen
Erklärung der Menschenrechte
verpflichtet. Sie lehnt alle Formen
von Rassismus, Diskriminierung und
Antisemitismus ab.
Der Aufruf, zivil
Protestierende anzugreifen oder gar
zu ermorden, darf nicht einfach
hingenommen werden. Es geht hier
nicht mehr darum, wie man zu BDS
steht oder welche Mittel des
Protests man selbst wählen würde
oder nicht. Es geht auch nicht
darum, wie man zum Nahost-Konflikt
steht oder welche Lösungsansätze man
bevorzugt. Jeder Demokrat und jede
Demokratin ist verpflichtet,
aufzustehen, wenn zivil
Protestierende bedroht werden, wenn
das Recht auf freie Meinungsäußerung
mit Füßen getreten wird!
Nicht „nur“ die
israelische Regierung und ihre
radikalsten Vertreter*innen sind
verantwortlich für die grassierende
Gewalt gegen Andersdenkende. Auch
die Bundesregierung und die EU, die
diese Regierung gewähren lassen, die
lediglich folgenlose und zumeist
viel zu zahme Erklärungen abgeben,
tragen eine Mitschuld. Weiterhin
werden Waffen an Israel geliefert,
ernsthafte Konsequenzen haben auch
die radikalsten Scharfmacher nicht
zu befürchten. Die internationale
Gemeinschaft lässt die israelischen
Regierungen schon viel zu lange
gewähren. Anstatt die Aufrufe zu
physischen Übergriffen gegen
BDS-Aktivist*innen genau wie gegen
viele andere Gruppen laut und
deutlich zu verurteilen, beteiligt
sich die Bundesregierung wie auch
andere Regierungen der
EU-Mitgliedstaaten und die
US-Regierung an deren
Kriminalisierung und schränkt das
Recht auf freie Meinungsäußerung
auch hierzulande ein. Sie trägt
eine Mitschuld an jedem in
israelischen Kriegen Getöteten, an
jedem „gezielt“ Hingerichteten und
an jedem von radikalen Siedler*innen
Ermordeten! DIE
LINKE.Bundesarbeitskreis Gerechter
Frieden Nahost
Omar
Barghouti: Israelische Minister
rufen zur „zivilen gezielten Tötung“
von BDS-Aktivisten auf
- 1. April
2016
Nai Barghouti: „Das ist eine
Erklärung meines Vaters, Omar
Barghouti, die er heute Morgen
geschrieben hat:
Einige auf dieser Email-Liste,
einschließlich Journalisten, haben
mir geschrieben, um sich über die
jüngste Drohung eines Ministers der
israelischen Regierung, BDS-„Führer“
und – Aktivisten „gezielt zivil zu
töten„, zu erkundigen oder Ihre
Sorge darüber auszurücken.
Es gibt natürlich gute Gründe,
ernsthaft alarmiert zu sein, wenn
irgendwo Minister einer Regierung
derartige Drohungen gegen
Verteidiger von Menschenrechten
aussprechen. Stellt Euch also vor,
wie ernst derartige Drohungen sind,
wenn sie von einem Regime geäußert
werden, das in zunehmendem Maße ein
Paria-Regime ist, von einem Regime
der Besatzung, des
Siedlerkolonialismus und der
Apartheid, das außergerichtliche
Erschießungen von Palästinensern bei
Straflosigkeit praktiziert, und das
sogar zionistische israelische
Dissidenten für „Verräter“ hält, die
es wagen – selbstzensierte und
ausgewählte – israelische
Kriegsverbrechen aufzudecken. >>>
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- Exekution eines verwundeten
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