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„1984“ dank israelischer Cyber-Software“

Die Produkte von Israels Sicherheitsindustrie sind eine Bedrohung von Demokratie und Menschenrechten / Jeff Halper warnte schon vor Jahren

Arn Strohmeyer - 20.07.2021

Die Gefahr, die von Israels „Sicherheitspolitik“ und seinen Überwachungstechnologie-Produkten ausgeht, ist seit langem bekannt. Mehr als 350 Firmen sind in Israel – in enger Zusammenarbeit mit dem Staat – auf diesem Gebiet tätig und exportieren in die ganze Welt. Neben der Herstellung von Kriegswaffen aller Art ist Israel einer der führenden Produzenten von Sicherheitssystemen und Kontrolltechniken weltweit. Den Vorsprung auf den Rüstungs- und Sicherheitsmärkten verschafft dem zionistischen Staat die Besatzung über die Palästinenser. Ohne alle moralischen Skrupel benutzen die israelischen Hersteller von Waffen- und Überwachungstechnologie die in den Besatzungszonen eingeschlossenen Palästinenser als Labor, um ihre Produkte zu testen und sie dann als „kampferprobt“ auf den globalen Märkten anzubieten. Alle natürlich – so wird versichert – zur Bekämpfung des Terrorismus!

Wenn jetzt nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die israelische Firma NSO, die den Trojaner „Pegasus“ für Smartphones herstellt, in Deutschland und der EU laute Empörung geäußert wird, dann muss man das wohl als schliche Heuchelei abtun. Denn die EU-Staaten – ganz besonders Deutschland – arbeiten mit der israelischen Sicherheitsindustrie auf das engste zusammen. Die wirtschaftliche, militärische und wissenschaftlicher Verflechtung ist so intensiv, dass man sagen kann: Die EU und Deutschland sind ein wesentlicher Stützpfeiler der israelischen Waffen-, Sicherheits-, Kontroll- und Überwachungsindustrie und damit auch der Besatzung über die Palästinenser.

Schon ihm Jahr 2017 schrieb der israelische Anthropologe Jeff Halper: „Israel exportiert mehr als nur Waffen, Sicherheits- und Überwachungssysteme, Aufstandsbekämpfungs- und Antiterrorinstrumente, Modelle der Bevölkerungskontrolle oder Polizeitaktiken. Israel verkauft und wirbt für etwas, was viel weiter geht und viel gefährlicher ist: einen Sicherheitsstaat, der Sicherheit über alles stellt und der Demokratie und Menschenrechte in einer Welt des Terrors als ‚liberalen Luxus betrachtet (und dabei wird jeder Widerstand, ganz gleich, ob er sich gegen die Unterdrückung oder gegen kapitalistische Ausbeutung richtet, schnell unter der Rubrik ‚Terrorismus‘ eingeordnet).“

Halper warnte damals schon, dass der von Israel propagierte Sicherheitsstaat lediglich eine Form des Polizei- und Überwachungsstaates sei („1984“ lässt grüßen!), in dem die Bevölkerung mit Leichtigkeit durch eine Obsession von Sicherheit manipuliert werden könne. Halper schrieb weiter: „Es ist ein Staat, der von der Logik des permanenten Krieges, der Logik einer absoluten Sicherheit getrieben ist, die wichtiger ist als alle Garantien demokratischer Rechte. Wenn Deutschland dazu gebracht werden kann, dieses kurzsichtige Verständnis von Sicherheit zu übernehmen, wird es für Israel sowohl ein wichtiger Markt für Sicherheitstechnologien als auch ein verlässlicher Verbündeter sein, der sich außerdem Israels eigennützigen Verfolgungswahn zu eigen macht.“

Israels Sicherheitskonzept, das vor allem auf Technik beruht, ist kein „Modell für die Zukunft“ (der frühere israelische Ministerpräident Netanjahu), sondern eine Bedrohung für die ganze Welt, soweit ihr Demokratie und Menschenrechte noch etwas bedeuten.


Pegasus (Spyware) – Wikipedia  mehr >>>


 

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Überwachungstechnik aus Israel – Hintergrund zur Pegasus-Software der NSO Group

Benjamin Hammer - 18.7.2021

Weltweit sind offenbar Journalisten und Oppositionelle mit einer mächtigen Spionagesoftware ausgespäht worden. Das zeigt eine internationale Recherche, an der auch NDR, WDR, Süddeutsche Zeitung und DIE ZEIT beteiligt waren.

Schon vorher berichteten wir in SWR2 Wissen darüber: Israels Cyber-Unternehmen knacken selbst verschlüsselte Handy-Kommunikation. Die Firmen gelten als führend in dieser Technik und verkaufen sie weltweit. Sie hilft, Terroranschläge zu vereiteln – aber auch, Oppositionelle zu überwachen.

 Die Betreiber der großen Smartphone-Betriebssysteme – Apple und Google – werben damit, dass sie ihre Systeme vor Cyber-Angriffen schützen.

In einem Bürogebäude in Herzliya nördlich von Tel Aviv dürften die Mitarbeiter über diese Aussage schmunzeln.

Die „NSO-Group“ hat „Pegasus“ entwickelt. Mit der Software kann ein Handy gehackt werden. Weitgehend unbemerkt vom Nutzer können Daten ausgelesen, Telefonate ausgelauscht oder Fotos gemacht werden. Das Unternehmen wendet sich nach eigenen Angaben verstärkt an Sicherheitsbehörden von demokratischen Staaten. Es gehe etwa um die Vereitlung von Terroranschlägen. Hacking-Tools "Made in Israel" werden missbraucht Aber immer wieder gibt es Berichte, dass die „Hacking-Tools made in Israel“ missbraucht werden. Von Diktaturen, die Regimegegner überwachen. Von Politikern, die unliebsame Journalisten aushorchen wollen. Von mehr >>>

Macron im Visier

Christian Baars, Florian Flade und Georg Mascolo -  20.07.2021

Auch hochrangige europäische Politiker waren offenbar Ziel der Spionagesoftware "Pegasus", darunter der Präsident und Mitglieder der Regierung Frankreichs sowie EU-Ratspräsident Michel. Auftraggeber war womöglich Marokko.

In der Liste von Telefondaten, die Journalisten im Rahmen des "Pegasus-Projekts" einsehen konnten, finden sich Nummern mehrerer hochrangiger Politiker in Europa. Sie waren den Recherchen zufolge mögliche Ausspäh-Ziele, die von Kunden der israelischen Spionagefirma NSO ins Visier genommen wurden. Mit der NSO-Software "Pegasus" können Mobiltelefone unbemerkt ausgespäht und etwa als Wanze missbraucht werden.

Eine von mindestens zwei Handy-Nummern, die der französische Präsident Emmanuel Macron verwendet, ist in den Daten aus dem Jahr 2019 aufgeführt. Nach Information der Zeitung "Le Monde" nutzt er diese Nummer seit 2017. Er war auch in den vergangenen Tagen darüber zu erreichen. Darüber hinaus steht eine Nummer aus seinem direkten Umfeld auf der Liste: die seines früheren Leibwächters Alexandre Benalla.

Zudem sollten offenbar im Jahr 2019 auch der damalige Premierminister Édouard Philippe sowie mehrere Ministerinnen und Minister in Frankreich ausgespäht werden, unter ihnen die noch amtierenden  mehr >>>

 

Spionage-Software außer Kontrolle

Christian Baars, Florian Flade und Georg Mascolo - 20.07.2021

In Mexiko ist die Spionagesoftware "Pegasus" wohl exzessiv zum Einsatz gekommen. Mehrere Tausend Handys waren im Visier, darunter Nummern von Journalisten und aus dem Umfeld des heutigen Präsidenten.

Kaum ein Land - abgesehen von Kriegsgebieten wie Syrien, Afghanistan oder Libyen - ist für Journalisten gefährlicher als Mexiko. Alleine im vergangenen Jahr wurden dort neun Journalisten ermordet, drei wurden innerhalb nur eines Monats erschossen. Für viele der Attentate werden Drogenkartelle verantwortlich gemacht. Zahlreiche Morde sind jedoch bis heute nicht aufgeklärt.

Zu den Opfern zählt der mexikanische Journalist Cecilio Pineda Birto. Am 02. März 2017 wartete er auf sein Auto, das in der Waschanlage nebenan gereinigt wurde, als die Mörder kamen. Sie erschossen den 38-jährigen freischaffenden Reporter und verschwanden unerkannt. Sein Handy tauchte nie wieder auf. >>>

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Export von Überwachungs-Software
Pegasus ist kein Einzelfall

Christian Rath • 20. Juli 2021

Mit einer Spähsoftware wie Pegasus kann auch die Kontrolle von Smartphones übernommen werden
Die Enthüllungen des „Pegasus-Projekts“ haben ein hohes Maß an Menschenrechtsverstößen zum Vorschein gebracht. Die EU muss jetzt nachschärfen: Exportinteressen dürfen nicht über die Menschenrechte gestellt werden.

Die Spähsoftware Pegasus ist für Polizei und Geheimdienst äußerst attraktiv. Mit ihr kann auch verschlüsselte Kommunikation überwacht werden. Und mit ihr kann der Staat die Kontrolle von Smartphones übernehmen, meist ohne das Betroffe auch nur einen falschen Link anklicken müssen.
Software gegen Oppositionelle, Journalist*nnen und Aktivist*innen

Auch autoritäre Regime wie Saudi-Arabien und Aserbeidschan nutzen Pegasus, die Spähsoftware der israelischen Firma NSO. Und wie nun ein internationales Medien-Konsortium herausfand, wird die Software nicht nur zur Aufklärung und Verhinderung von Terrorismus und Kindesmissbrauch eingesetzt, sondern auch gegen Oppositionelle, unter anderem gegen kritische Journalist*nnen und Aktivist*innen.

Es ist zunächst einmal die Verantwortung der israelischen Firma und der israelischen Regierung, mit wem NSO Geschäfte macht und machen darf und wie dies kontrolliert wird. Zwar macht auch die Polizei in Saudi-Arabien normale Verbrechensbekämpfung. Aber die Annahme, dass eine Spähsoftware gegen nur „Terroristen“ und „Kriminelle“ eingesetzt wird, kann niemand beruhigen. Schließlich sind Diktaturen schnell bei der Hand, ihre Gegner zu Terroristen und Kriminellen zu erklären.
Exportinteressen vor Menschenrechte gestellt?

Erforderlich wäre ein internationales Exportverbot von Sicherheitstechnik an Unrechts-Regime.    mehr >>>

 

„Die Infrastruktur für Pegasus ist auch in Deutschland da.


Die Software „Pegasus“ soll Kriminalität bekämpfen. Doch das ist einigen Staaten offensichtlich nicht genug: Sie spähen auch Medien und Opposition damit aus.

Selina Bettendorf Judith Langowski Sebastian Christ - 20. 7. 2021

Überrascht war Adrien Beauduin nicht, als er vor zwei Monaten vom Investigativteam der „Pegasus Papers“ die Bitte erhielt, sein Telefon analysieren zu lassen. Beauduin, 35 Jahre alt, ist einer der über 300 Personen, die Ungarn von der Spionagesoftware „Pegasus“ überwachen lassen wollte. Zumindest befand sich seine Nummer auf der Liste.

Beauduin ist belgischer Doktorand in Prag und arbeitet nebenberuflich als Journalist für die belgische Zeitung „Le Soir“. Er hatte zuvor in Ungarn studiert, an der Central European University in Budapest. 2018 war er dort als Teilnehmer auf einer regierungskritischen Demonstration und wurde festgenommen. Die Anklage, Gruppengewalt gegen Polizisten, wurde nach zwei Jahren fallengelassen. Beauduin hatte Glück, bei der Überprüfung seines Telefons wurde keine Spionage festgestellt.

Internationalen Recherchen zufolge wurde die hochentwickelte Cyberwaffe „Pegasus“ von der israelischen Firma NSO Group von zahlreichen Regierungen dazu missbraucht, Journalist:innen und Menschenrechtsaktivist:innen auszuspähen und abzuhören.

Das Recherchenetzwerk „Pegasus Papers“ konnte eine Liste mit 50.000 Telefonnummern einsehen, eine davon ist Beauduins. Allein in Frankreich sind mindestens 30 Medienschaffende betroffen, 15.000 Nummern stammen aus Mexiko. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen nannte die Vorkommnisse „komplett inakzeptabel“, sollten sich die Vorwürfe der Spitzelei gegen Journalisten in Europa bestätigen.


Pegasusähnliches System in Deutschland möglich
- In Deutschland sind bisher keine betroffenen Personen bekannt. Aber auch hier könnten ähnliche Systeme eingesetzt werden. „Die vor wenigen Wochen in Deutschland per Gesetz ausgeweitete Quellen TKÜ kann im Prinzip fast das, was Pegasus auch kann“, sagt Jochim Selzer vom Chaos Computer Club. „Wir haben damit einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der es uns ermöglicht, zur Bekämpfung von Kriminalität ein pegasusähnliches System einzusetzen.“

Pegasus gilt unter Fachleuten als das derzeit technologisch fortgeschrittenste und leistungsfähigste Spähprogramm für Handys. Es kann infiltrierte Smartphones in Echtzeit ausspähen und die Verschlüsselung von Chatprogrammen wie WhatsApp oder Signal umgehen.  mehr >>>

VIDEO - Die Meinung von Christian Baars, NDR, zur "Pegasus"-Software

19.07.2021 ∙ ARD Sondersendung ∙
 

VIDEO - "Pegasus": Recherchenetzwerk deckt Spähangriff mit umstrittener Software auf

19.07.2021

Sie sind offenbar ins Visier von Geheimdiensten und Polizeibehörden rund um den Globus geraten: Hunderte Journalist:innen, Menschenrechtsaktivist:innen, Anwält:innen und Politiker:innen, unter ihnen auch Staatspräsident:innen. Ihre Mobiltelefone sollen ausgewählt worden sein, um sie mit einer Spionagesoftware zu überwachen.

Das legen Recherchen eines internationalen Journalistenkonsortiums nahe, an dem auch NDR, WDR, "Süddeutsche Zeitung" und die Wochenzeitung "Zeit" beteiligt sind.

Gemeinsam mit der Organisation Forbidden Stories und Amnesty International haben die Journalist:innen einen Datensatz von mehr als 50.000 Telefonnummern ausgewertet.

Es handelt sich dabei um eine Liste von potenziellen Ausspähzielen, die von Kundinnen und Kunden der israelischen Firma NSO Group ausgewählt wurden. NSO gehört zu den führenden Herstellern kommerzieller Spionagesoftware.
 

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

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