"Aber wen kümmert das, solange diese Leute Israel
unterstützen"
Marcell Pott.

Der Antisemitismusbeauftragte
unter Judenfeinden? - Felix Klein soll für die Bundesregierung
Antisemitismus bekämpfen. Warum demonstriert er mit christlichen
Fundamentalisten, die von einer Bekehrung der Juden träumen?
- Armin Langer - 5. Juni 2018
Er ist die Antwort der Regierung auf die judenfeindlichen Vorfälle
der vergangenen Monate: Der Diplomat Felix Klein wurde am 11.
April zum ersten Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung
nominiert. Allerdings erscheint es zweifelhaft, ob er sich mit
allen Facetten von Judenfeindlichkeit auskennt.
Denn genau eine Woche später, am 18. April, nahm Klein am sogenannten
Marsch des Lebens in Berlin teil. 400 Menschen zogen mit israelischen
Fahnen den Kurfürstendamm entlang – laut Selbstdarstellung gegen
Antisemitismus, Rassismus und Israelhass. Felix Klein lief in
der ersten Reihe mit, wie Fotos belegen. Die Initiative Marsch
des Lebens veranstaltet seit 2007 Gedenkmärsche an Orten des
Holocausts in Deutschland. Seitdem haben nach Angaben der Initiative
mehr als 350 Märsche stattgefunden.
Der Marsch des Lebens scheint auf den ersten Blick unproblematisch
zu sein. Veranstalter sind allerdings Jobst und Charlotte Bittner
und ihr TOS Dienste Deutschland e. V. (bis 2010 Tübinger Offensive
Stadtmission), eine neupfingstlich-charismatisch geprägte Gemeinde,
die 1987 gegründet wurde und zur christlich-fundamentalistischen
Szene in Deutschland gehört. Heute ist sie auch in Leipzig,
Ueckermünde, Albstadt-Tailfingen und Halle an der Saale vertreten.
So wie viele andere christlich-fundamentalistische Organisationen
steht die TOS-Gemeinde für ein homophobes Weltbild. Laut der
NDR-Doku Die Schwulenheiler sollen in der Gemeinde mit Handauflegung
und Gebet Homosexuelle geheilt werden. Der Beitrag des NDR zeigt
mit versteckter Kamera Aufnahmen von einem Heilungsgottesdienst
in Tübingen.
Wenn man genauer schaut, was hinter der proisraelischen Haltung
dieser Gemeinde und den Marsch-des-Lebens-Veranstaltungen steckt,
erkennt man, dass sie nicht nur im Bezug auf Homosexualität
eine extremistische Position vertreten. In ihrem Buch Mission
Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland zitieren
die Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars den TOS-Mitgründer
und Veranstalter der Märsche für das Leben, Jobst Bittner. Bittner
fordere eine Trennung vom "säkularen griechisch-philosophischen
Erbe". Er erwarte, dass es einen "Gebetskampf um die Zukunft
Israels" geben werde, und bestehe darauf, das Evangelium sei
"ein absoluter Anspruch auf das Leben jedes Menschen", schreiben
die Autoren. Dabei ist es doch genau dieses christliche Evangelium,
an das die Juden nicht glauben, dessen Anspruch sie sich also
nicht unterwerfen wollen.
>>>
,,Nach der theologischen Überzeugung
dieser Christen müssen alle Juden aus der
Diaspora
nach Palästina zurückkehren, um
dort einen jüdischen Staat auf dem Boden der
biblischen
Lande zu errichten. Nur so ist
die zweite Erscheinung Christi möglich. An diesem MessiasGlauben
halten sie unverbrüchlich fest. Allerdings verbergen
die Evangelisten gerne, was als nächstes kommt. Denn
vor oder nach der Rückkehr der Juden ins Heilige Land
müssen diese zum Christentum übertreten. jene, die das
nicht tun, werden in der Schlacht von Armageddon in
einem gigantischen
Holocaust untergehen. Das ist im Grunde eine antisemitische
Lehre. Aber wen kümmert das, solange diese Leute Israel
unterstützen.,,,,"
aus: Marcell Pott.
Schuld und Sühne im Gelobten Land. 2002. S. 99-107
Gershom Gorenberg
drückt das in einem Artikel in der
"Jerusalem Post" so aus: "Die ‚Liebe' der
konservativen Christen wurzelt in ihrer
Theologie. Klassischer antijüdischer
christlicher Doktrin folgend, betrachten sie
Juden als geistlich blind, weil sie Jesus
ablehnen. Aber sie betrachten Israels
Existenz auch als Zeichen der Endzeit - in
der die Juden sterben oder sich zu Jesus
bekehren werden." Josh Ruebner, einer der
Gründer der Washingtoner Gruppe "Jews for
Peace in Palestine and Israel" (JPPI - Juden
für Frieden in Palästina und Israel) drückte
sich grober aus und nannte die Allianz
zwischen christlichen Evangelikalen und
amerikanischen Juden zur Unterstützung
Israels "widerlich". Er sagte: "Die meisten
der rechtsaußen-Elemente, die die Christian
Coalition ausmachen, sind im Inneren
wahrlich antisemitisch." Sie verdienen
dieses Attribut, weil sie "glauben, dass
jüdische Seelen nicht in den Himmel kommen
können und dass Juden vor dem Ende der Zeit
bekehrt werden müssen", so Ruebner gegenüber
einem Reporte der Religion News Service im
letzten Monat.
Quelle
|
Dokumentation - Die christlichen
"Freund" Israels - geschätzt im Kampf gegen Israelkritik
>>>
Nur um daran
zu erinnern, wie der Herr "Israel verteidigen" Beauftragte ansonsten
noch agieren will
??? Antisemitismusbeauftragter will Demonstrationsverbote erleichtern
??? - Felix Klein hat ein strengeres Demonstrationsrecht gefordert.
Kundgebungen, bei denen antisemitische Äußerungen absehbar seien,
müssten leichter verboten werden können. - 6. Juni 2018 - (...)
Das Demonstrationsrecht in Deutschland sollte nach Meinung des
Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein,
strenger gehandhabt werden. "Es sollte nach meinem Dafürhalten
künftig leichter möglich sein, Demonstrationen zu untersagen,
bei denen von vornherein klar ist, dass antisemitische Inhalte
verbreitet werden und das Existenzrecht Israels infrage gestellt
wird", sagte Klein.
>>>

|
Palestine
Update Nr. 141 - 22. Mai 2018 - Meinung - Ranjan Solomon
-
Was Israel tut, hat in der Geschichte
Parallelen - Dr. Firoz Osman, Arzt von Beruf
aus und respektierter südafrikanischer Kommentator der zionistischen
Besetzung von Palästina, der im „Middle East Monitor“ schreibt,
fand im März dieses Jahres
sehr kräftige Worte
„Zionistische Drohworte gegen das herausfordernde A-Wort müssen sich jetzt
zufrieden geben mit dem gemeinen G-Wort. Darüber, dass Israel
ein Apartheid-Staat ist, gibt es keine Diskussion, wo internationale
Institutionen und Akademien es zu einem Verbrechen gegen die
Menschlichkeit erklären. Zunehmend muss jedoch die klare Tatsache
gesehen werden, dass die Palästinenser sich einem Genocid aus
den Händen der israelischen Kolonisten gegenübersehen.
Die
Erschaffung des Staates Israel im Mai 1948 war ein Siedler-
Kolonialisierungs-Unternehmen, durch das Palästinenser durch
eine überlegene Politik von Terror und ethnischer Säuberung
vertrieben wurden, um Platz zu machen für fremde Kolonisatoren,
die großenteils aus Europa und Nordamerika kamen. Der Zionismus
unterscheidet sich von anderen europäischen Kolonialunternehmen
jedoch in seinen viel ehrgeizigeren Absichten; er setzte sich
nicht nur in Bewegung, um die einheimische Bevölkerung auszubeuten
und ihre Ressourcen zu stehlen, sondern auch, um sie zu verjagen
und Juden im gestohlenen Land anzusiedeln … Von außen hielt
der Zionismus, die Ideologie, die Israel untermauerte, den Terrorismus
für eine der unverzichtbaren Waffen zur Erreichung einer Heimat
der Juden in Palästina. Unschuldige palästinensische Zivilisten
wurden massenhaft massakriert, und auch die Angestellten des
britischen Mandats wurden angegriffen“.
Es ist möglich, wenn auch unpopulär, Befürworter der zionistischen
Apartheid mit anderen grausamen Kriegsverbrechern und die israelische
Armee und ihre Vorgesetzten mit anderen zu vergleichen, die
darauf aus sind, alles auszulöschen, was zwischen sie und ihren
Wunsch zu töten, … Waffen für Massenzerstörungen anzuhäufen,
Land zu stehlen, und die Palästinenser zu destabilisieren, tritt.
Israel ist kompliziert und geht auf eine Selbsttäuschung zu.
Es macht sich vor zu glauben, dass seine Nachbarn primitiv sind
und unzivilisiert. Es bildet sich ein, es hätte die moralischste
Armee der Welt. Es träumt, es praktiziere Methoden der Demokratie,
die es unterscheidet von den Diktaturen, mit denen viele seiner
arabischen Nachbarn regieren. Es fantasiert gern, dass es entwickelt
und technologisch fortschrittlich sei. Israel irrt in allen
seinen Vorstellungen.
Zionisten,
deren Unkenntnisse in Geschichte offensichtlich sind, realisieren
nicht, dass gläubige Muslime schnell eine neue und dynamische
Zivilisation gegründet hatten, die Jahrhunderte lang der einzige
Lichtblick in einer ansonsten kulturell und intellektuell stagnierenden
Welt war. In der Tat: Während Europa seine dunklen Zeiten durchlief,
war die arabisch-islamische Zivilisation auf ihrem
Höhepunkt.
Die arabische Welt vom 7. bis zum 13. Jahrhundert war eine große
kosmopolitische Zivilisation. Sie war ein riesiges vereinendes
Unternehmen, eines, das die Völker von Spanien und Nordafrika
im Westen mit den Völkern der antiken Länder Ägyptens verband.
Die Juden in Israel sind verzweifelt bemüht, eine authentische
Identität in der in vielen Hinsichten dünnen Luft zu
konstruieren.
Der bedeutende Historiker Shlomo Sand beleuchtet seine eigene
Identität als Jude: „Mir ist klar, dass ich in einer der am
meisten rassistischen Gesellschaften in der westlichen Welt
lebe. Rassismus gibt es bis zu einem gewissen Grad überall,
aber in Israel existiert er tief in der Seele seiner Gesetze.
Er wird in den Schulen und Colleges gelehrt, in den Medien verbreitet
und über allem und am furchtbarsten ist, dass die Rassisten
in Israel nicht wissen, was sie tun, und daher fühlen sie sich
in keiner Weise verpflichtet, sich zu entschuldigen. Diese Abwesenheit
der Notwendigkeit einer Selbstrechtfertigung hat Israel zu einem
besonders gepriesenen Bezugspunkt für viele Bewegungen der Ultrarechten
weltweit gemacht, Bewegungen, deren vergangene Geschichte von
Antisemitismus allzu bekannt ist. Sand argumentiert, dass wahrscheinlich
die Ahnen der meisten zeitgenössischen Juden meistens von außerhalb
des Landes Israel kamen, und dass eine Nation-Rasse von Juden
mit einem gemeinsamen Ursprung niemals existiert hat, und ebenso
wie die meisten Christen und Muslime die Nachkommen von Übergetretenen
sind und nicht von den ersten Christen und Muslimen abstammen,
so sind auch die Juden Nachkommen von Konvertiten.
Gemäß Sand war die Geschichte vom Exil ein Mythos, der von frühen
Christen verbreitet wurde, um Juden für den neuen Glauben zu
gewinnen. Diese stellten dieses Ereignis dar als die göttliche
Strafe für die Juden für die Zurückweisung des christlichen
Evangeliums. Nach der arabischen Eroberung von Palästina im
7. Jahrhundert konvertierten viele einheimische Juden zum Islam
und wurden von den arabischen Eroberern assimiliert.
Sand zieht den Schluss, dass diese Konvertiten die Vorfahren
der gegenwärtigen Palästinenser sind.
Sand glaubt, dass die Idee, die Juden seien verpflichtet, aus
dem Exil in das Versprochene Land zurückzukehren, dem Judentum
vor der Geburt des Zionismus fremd war, und dass die Heiligen
Stätten als Plätze der Sehnsucht gesehen wurden, nicht, um darin
zu leben. Im Gegenteil: 2000 Jahre lang blieben die Juden Jerusalem
fern, weil ihre Religion ihnen verbat, zurückzukehren, bevor
der Messias käme.
Molly
Roberts, Herausgeberin, Autorin und Produzentin der Abteilung
„Opinion“ in „The Post“ sagt, junge amerikanische Juden seien
aufgefordert, sich einer Seite zuzuwenden –
der Seite der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Sie beobachtet,
dass viele Amerikaner es sogar hart fanden, die kaltblütigen
Morde an Bewohnern von Gaza mit todbringenden Waffen zu verurteilen,
ob diese Steine mit sich hätten oder Autoreifen oder behelfsmäßige
Bomben oder gar nichts. Israel schwört, dass die Protestierer
bewaffnete Milizangehörige seien. Die Menschen aus Gaza schritten
voran mit ihren wirkungslosen Geräten zum Widerstand und wussten,
dass ihre einzige Garantie Zeit im Gefängnis sei. Ihre Frage:
Was wäre der Unterschied, in jedem Fall? Gaza fühlt sich an
wie ein Gefängnis, in jedem Fall.
„Die Kirche“ findet, dass jüngere Amerikaner sich mehr distanzieren
von Israel als frühere Generationen. Einige haben sich dafür
ausgesprochen und sogar Organisationen gegründet, um konservative
Kräfte zu missachten, wie American Israel Public Affairs Committee
(AIPAC). Roberts notiert traurig, dass „es einfach genug ist
zu sagen, wir sind Pro-Israel aber nicht Pro-Besetzung oder
die Wahrheit anzusprechen, dass es keine einfache Lösung gibt
– als Entschuldigung dafür, dass man unangenehme Verwicklungen
vermeiden will“. Diese Ungenauigkeit hat „Israels Führer ermutigt,
sich auf Straffreiheit einzustellen. Jedoch, da sich die US-Regierung
näher mit Israel verbindet, hat die heranwachsende Generation
von jüdischen Amerikanern bereits begonnen, sich weiter weg
zu bewegen. Die kürzlichen Angriffe auf Gaza werden das noch
verstärken“. Ranjan Solomon
Israels
neue Ideologie vom Genocid - Der/die Schreiber/in
dieses Artikels*), Amitai Ben-Abba, ist in West-Jerusalem geboren
und ist ein israelischer Schriftsteller und Dissident, und lebt
in der Bay Area (Metropolregion im Norden von Kalifornien –
Bucht von San Franciscus). Am 16. Mai wurde er zusammen mit
17 anderen Aktivisten der JCC (Jewish Claim Conference) von
San Francisco wegen des Protestes gegen israelische Kriegsverbrechen
arretiert. Amitai Ben-Abba führt einen
Blog:
und nimmt teil an Protesten und Direktaktionen mit Ta’ayush,
Yasamba und „Anarchisten gegen die Mauer“. Als jüdisch-israelischer
Nachkomme von Überlebenden des Holocaust, ist er der Ansicht,
dass der Vergleich der Bedingungen in Palästina mit denen, die
der Shoa vorausgegangen sind, nicht nur gerechtfertigt ist sondern
auch notwendig. Israel ist ideologisch vorbereitet, gerade jetzt
einen Genocid gegenüber den Palästinensern durchzuführen. „Wenn
wir jetzt nicht handeln“, argumentiert er, „wird er in seine
neue entscheidende Phase übergehen – mit bis zu 6 Millionen
Palästinenser oder mehr.“
Ich studiere und schreibe „spekulative“ Romanliteratur. Eine
Menge meiner Arbeiten beschäftigt sich mit der Zukunft Israels
und betrachtet erfundene brutal groteske Szenarien als eine
Art Warnung für meine Kultur. Aber dieser Tage, wenn ich eine
andere Periode an das Ende eines neuen Kapitels anhänge, bleibt
mir das Empfinden für die Ausführung stehen angesichts einer
Realität, die meine Phantasie weit überragt. Kein Autor könnte
einen solchen Wahnsinn vorhersagen wie die zweigeteilte Szenerie
auf der Direktübertragung im israelischen TV am 14. Mai: auf
der einen Seite Netanyahu und Trump blässlich lächelnd, auf
der anderen palästinensische Demonstranten, die ihre Toten vorübertragen
– in dieser Nacht weinten die Menschen in Gaza über ihre Toten
und zehntausende Israelis tanzten singend auf dem Rabin Square
„Ich bin
nicht dein Spielzeug.
In dem Roman, an dem ich zurzeit arbeitet, überlege ich, wie
wohl ein voll ausgewachsener Genozid (und Widerstand dagegen)
mit den Augen eines Schuldigen und eines Opfers gesehen ausschauen
würde. Aber während ich dieses Projekt anfing und die Bedingungen
erfand, unter denen eine solche Situation stattfinden könnte,
fand ich zu meinem Schrecken heraus, dass es in der israelischen
Gesellschaft bereits am Reifen waren. Ich bin aufgewacht mit
einer Situation, in der eine erschreckende Zukunft sich beschleunigt
anschickt, Wirklichkeit zu werden, und ich kann nicht „Pause“
schreien und vor dem Sturm her- schreiben. Die Welt ist im Spiel
steckengeblieben, selbst die Nachrichten schieben Erfrischendes
nach – und unerbittlich fließt Blut. Ich erlebe eine
besondere, namenlose Angst, indem ich Zeugin einer Zukunft bin,
die zu viel der Vergangenheit gleicht und in die Gegenwart herüberkriecht.
Die blutende Spitze unter israelischen Politikern – Member of
Knesset
Smotrich
Erziehungsminister Bennet;
Bürgermeister Barkat
von Jerusalem und ihre Freundschaft befürworten jetzt eine Richtung
eines sogenannten „entscheidenden“ Stadiums des Israel/Palästina-Konflikts.
Der Übergang vom Status quo zu einem dauerhaften Frieden (zufällig
der Titel von Netanyahus einzigem Buch): eine Endlösung für
die palästinensische Frage. Diese Vision à la Smotrich ist dem
Buch Josua entnommen, wo die einfallenden Israeliten einen Genocid
ausführen gegenüber den einheimischen Kanaanitern, „bis keine
einzige Seele zum Atmen übriggeblieben ist“, um Rabbi Maimonides
zu paraphrasieren. Nach dem Midrasch gab es für diese Operation
drei Stufen: Zuerst sandte Josua den Kanaanitern einen Brief,
indem er ihnen riet wegzulaufen. Dann würden jene, die blieben,
untergeordnete Bürgerschaft in Anspruch nehmen. Zuletzt würden
jene, die blieben, zermalmt werden. Smotrich hat diesen Plan
öffentlich dargestellt als den Wechsel zu einem entscheidenden
Stadium des Konflikts. Wenn die Palästinenser nicht weglaufen
und sich weigern, eine untergeordnete Bürgerschaft anzunehmen,
wie alle würdevollen Personen tun würden, „weiß der IDF, was
zu tun ist“, sagte er.
Ja,
wie in Margaret Atwoods Buch „The Handmaid’s Tale“ (Geschichte
der Magd) beschrieben, schlagen israelische Politiker jetzt
Praktiken auf der Basis von „Vorgaben aus der Schrift“ vor.
In ihrer reaktionären Theologie ignorieren sie Gebote wie „Tikkun
Olam“ („die Welt wieder gutmachen“, eine Anleitung für den Kampf
um Gerechtigkeit und Gleichheit), „ve’ahavta“ („liebe deinen
Nächsten wie dich selbst“, die Idee, mit der Rabbi Hillel die
ganze Torah gelehrt hat), und talmudische Konzepte wie „Shiv‘im
panimla’tora“ (die sieben Gesichter der Torah, die Ansicht,
dass dutzende Lebensanleitungen aus jedem Vers abgeleitet werden
können.
Wie zwischen den Türken und Armeniern, den Hutu und Tutsi, den
Deutschen und Juden, ist Genocid aus den Gründen gerechtfertigt,
dass es sich um ein Nullsummenspiel handelt, bei dem nur eine
Seite triumphieren kann. Die Palästinenser wollen uns ins Meer
werfen, behaupten die Zionisten, und „haba le-horgecha, hashkem
le-horgo“ („Wenn einer kommt, um dich zu töten, steh‘ früh auf
und töte ihn zuerst“). In seinem Buch, das er manchmal benutzt,
um seine Reden zu schreiben – wie seine Assistenten bezeugen
– sieht PM Netanyahu die „Palästinenser“ (er stellt sie bewusst
unter Anführungszeichen) als eine „Phantom-Nation“ (S.56) und
leugnet ihre Existenz als Volk mit einer eigenständigen Kultur
und Geschichte. Er sieht sie als ein Werkzeug im Nullsummenspiel
zwischen Islam und dem Westen.

Der prominente israelische Historiker Benny Morris, der die
zionistischen Verbrechen, wie Vergewaltigung, Mord und ethnische
Säuberung 1948 akribisch beschrieben hat, sieht die Vertreibung
von nur 750.000 Palästinensern in diesem Krieg als den größten
Fehler von Ben Gurion. Seiner Ansicht nach hätte Ben
Gurion seinen Job beenden sollen, und genau das wollen
die leitenden israelischen Staatsmänner heute. (https://facebook.us14.list-manage.com/track/click?u=70813d3d15ac4637582781b8e&id=bf929e7edc&e=267525e738)
Es gibt in der israelischen Gesellschaft offenbar keine Kräfte,
die in der Lage sind, diese Tendenz zu betonen. Israelische
Soldaten, wie sie der Welt gezeigt werden beim Jubel über
Scharfschützen in Gaza, werden instruiert, alle Palästinenser
als todeswürdige Bedrohungen der Sicherheit zu sehen.
Die israelischen Massen
feiern die frühzeitige Entlassung überführter Mörder, so
lange als die Opfer Araber sind. Die israelische Menge singt:
„verbrennt sie, erschießt sie, tötet sie“, während die US-Botschaft
in Jerusalem geöffnet wird. Vom einfachen Soldaten bis zum Stabsoffizier,
von den fahnenschwingenden Leuten auf der Straße bis zu den
akademischen Größen ist Israel ideologisch vorbereitet, eine
palästinensische Shoa in die Wege zu leiten.
Einige Juden werden sich ducken, während sie diese Worte lesen.
„Asur le-hashvot“ (Vergleichen ist verboten) ist jetzt ein hebräisches
Sprichwort. Es ist verboten, jüdisches Leiden mit dem anderer
zu vergleichen, und ich habe einige solche Vergleiche angestellt.
Aber, als ein jüdisch-israelischer Nachkomme von Holocaust-Überlebenden
ist dieser Vergleich, denke ich, nicht nur gerechtfertigt sondern
lebenswichtig. Die israelische Gesellschaft ist ideologisch
vorbereitet, gerade jetzt einen Genocid auf Palästinenser durchzuführen,
und wenn wir diesen Vergleich nicht anstellen und dementsprechend
handeln, marschiert Israel in die entscheidende Phase mit bis
zur sechsten Million Palästinenser und darüber.
Bei seinem eigenen Vergleich stellt der israelische Minister
Gil’ad Erdan die getöteten Palästinenser den Nazis gegenüber,
indem er sagt: „Die Anzahl der Getöteten (sic) zeigt nichts
an – ebenso wie die Anzahl der Nazis, die im Weltkrieg gestorben
sind, über den Nazismus nichts aussagt, was man erklären oder
verstehen kann.“ Also: Die Toten zu zählen wird nicht helfen,
die Israelis über die Grausamkeit ihrer Aktionen aufzurütteln.
Nur nach dem Fall ihres Systems werden sie dieses mit Schrecken
feststellen – wie auch die weißen Südafrikaner den Verlust der
Apartheid bedauern. Um den schwebenden Genocid zu stoppen müssen
die Führer dieser Welt aufhören mit ihren Gesprächen, und Aktionen
starten. Waffenembargo, wirtschaftliche Sanktionen und Festnahme
von reisenden Kriegsverbrechern sind längst überfällig zu starten.
Alles, was kürzer greift, ist Einverständnis. Als Israelin sind
mir die Konsequenzen, die diese Maßnahmen auf mein Leben und
auf das Leben meiner Lieben haben können, klar. Diese sind aber
alle winzig gegenüber den Konsequenzen des Angriffs auf die
Rechte der Palästinenser. Das wird weltweit zu spüren sein,
besonders von den Menschen am Rande, fürchtet Ann Coulter,
wenn sie sich das Erschießen von palästinensischen Protestierern
anschaut und sagt: „Können wir das tun?“
75 % der israelischen Militärindustrie werden für den Export
produziert: Erwarten Sie, dass israelische Tränengas-Drohnen
über den nächsten Standing Rock oder eine Pariser Revolte niedergehen;
erwarten Sie, dass Heckenschützen mexikanische Migranten niederschießen;
erwarten Sie, dass der Sturm losbricht, bevor Sie ihn überhaupt
bemerkt haben.
In meiner Dichtung wird die palästinensische Shoa während des
Krieges mit einer lokalen Muslim Power stattfinden. Israel wird
den Massenmord mit seinem Recht, sich zu verteidigen, rechtfertigen.
Es wird die Bewohner von Gaza nicht in Züge verfrachten oder
Auslöschungslager für sie bauen, es wird sie mit Bomben in den
Tod bringen. Ironischerweise wird die Gegenwart der Siedler
de facto ein menschliches Schutzschild darstellen, das es notwendig
macht, unterschiedliche Methoden der Auslöschung und Vertreibung
für die Palästinenser in der Westbank, in Ostjerusalem und für
Palästinenser mit israelischem Bürger-status anzuwenden. Wenn
die Welt es versäumt, die Palästinenser durch ihren wirksamen
Eintritt zu unterstützen, wird das der Gipfel der Nakba, der
Katastrophe, des Prozesses der Versklavung sein, der vor 140
Jahren begonnen hat.
Quelle
(Übers.: Gerhilde Merz)
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