Palestine Update Nr. 63 – 13. August 2017 –
Balfour -
Meinung -
„Balfour“ war ein politisches Blutbad: Jetzt
muss UK Buße tun, Kirchen schützen und sich für
Gerechtigkeit einsetzen.
- Ranjan Solomon, Herausgeber - Dieser Brief
erscheint in „Dissident Voice“ – einem radikalen
Newsletter im Kampf für Frieden und
Gerechtigkeit. Stuart Littlewood schreibt an Rt.
Hon. David Mundell MP, Staatssekretär für
Schottland, um auf das „schändliche Erbe von
Balfour zu erinnern: die Regierung der UK muss
sich entschuldigen und christliche Kirchen in
Palästina schützen“.
In
seinem Brief bezieht sich Littlewood pointiert
auf die
„Jerusalem-Deklaration über christlichen
Zionismus“, eine gemeinsame und
voraussehende Stellungnahme der Leiter der
palästinensischen christlichen Kirchen (2006).
Der Brief von Littlewood und diese Stellungnahme
geben parallel hilfreiche Hinweise ab. Die
Leiter der palästinensischen Kirchen hatten vor
etwas mehr als einem Jahrzehnt festgestellt, wie
die christliche zionistische Doktrin als
falscher Lehrinhalt die biblische Botschaft von
Liebe, Gerechtigkeit und Versöhnung korrumpiert.
Diese Lektion gilt heute ebenso wie damals, als
sie aufgeschrieben wurde. Auf vielerlei Art
entfernt sich Littlewood von dem dortigen Ende
der Stellungnahme und eröffnet den Weg zu den
derzeitigen politischen Optionen aus der
historischen Perspektive.
Littlewood schlägt heftig zu bei der
Verurteilung der Balfour Deklaration: „Die
unrühmliche Deklaration war ein Gelübde von
Zionisten in und außerhalb der britischen
Regierung. Effektiv war es ein „Versprechen“ an
die zionistische Bewegung für deren Hilfe, die
USA in den Ersten Weltkrieg zu ziehen; und es
geschah in äußerster Vernachlässigung der
Konsequenzen für die Mehrheit der arabischen
Bevölkerung von Palästina“. Littlewood
unterstreicht, dass sogar damals im Parlament
der einzige Jude im Kabinett, Lord Sydenham,
stark opponiert hat: „Was wir durch Konzessionen
an eine extrem zionistische Sektion – nicht an
das jüdische Volk! – gegeben haben, ist es,
laufenden Schaden im Osten anzurichten, und
niemand kann sagen, wie weit sich dieser Schaden
ausbreiten wird“. Littlewood beurteilt diese
unglückliche Entscheidung: „Gut, heute wissen
wir es. Und es höchste Zeit, dass diese Wunde
endlich geheilt wird“.
Wir
bitten Sie dringend, diesen Protest in der Form
eines Offenen Briefes eines Dissidenten
Journalisten zu lesen und weiter zu verbreiten.
Betrifft:
Balfour’s schändliches Erbe: Die Regierung des
UK muss sich entschuldigen und die Kirchen in
Palästina verteidigen.
-
Offener Brief von Stuart Littlewood
- An RT Hon. David Mundell MP,
Secretary of State for Scotland - By Stuart
Littlewood am 12. August 2017 - Dear Mr. Mundell,
Ich habe
mich sehr gefreut, Sie bei der Dumfries
Agricultural Show zu treffen. Erinnern Sie sich:
Wir haben kurz über den perversen Plan von Mrs.
May gesprochen, 100 Jahre Balfour Deklaration zu
feiern, „mit Stolz“ und Israels Premierminister
Natanyahu zu diesem „Fest der Verhöhnung“
einzuladen.
Die unrühmliche
Deklaration war ein Gelübde von Zionisten in-
und außerhalb der britischen Regierung. In der
Tat war es ein Versprechen an die zionistische
Bewegung für deren Hilfe, die USA in den Ersten
Weltkrieg zu bringen; und es geschah mit
äußerster Vernachlässigung der Konsequenzen für
die Mehrheit der arabischen Bevölkerung von
Palästina. Schlimmer noch, es gipfelte in dem
Verrat unserer arabischen Alliierten und
durchkreuzte ein früheres Versprechen für ihre
Hilfe gegen die Türken. Es gab eine starke
Opposition im Parlament, sogar von Lord Montagu,
dem einzigen Juden im Kabinett. (Hier
scheint eine kleine Verwechslung durch R.S.
vorzuliegen.) Lord Sydenham bemerkte: „Was
wir durch die Konzession nicht an das jüdische
Volk, sondern an eine extremistische
zionistische Sektion getan haben, ist es,
laufenden Schaden im Osten anzurichten, und
niemand kann sagen, wie weit sich dieser Schaden
ausbreiten wird“.
Gut, heute wissen
wir es. Und es ist höchste Zeit, die Wunden
auszuheilen.
Die
Deklaration von Balfour, einem zionistischen
Konvertiten, muss parallel gelesen werden mit
der „Jerusalem
Deklaration über christlichen Zionismus“,
einer gemeinsamen Stellungnahme der
Kirchenleiter der palästinensischen christlichen
Kirchen, worin die Doktrin der zionistischen
Christen verworfen wird als falsche Lehre, die
die biblische Botschaft von Liebe, Gerechtigkeit
und Versöhnung korrumpiert.
Weiter weisen wir
die derzeitige Allianz von
christlich-zionistischen Leitern und
Organisationen mit Elementen in den Regierungen
von Israel und den Vereinigten Staaten (sie
hätten auch UK dazu nehmen können) zurück, die
zurzeit ihre unilateralen präventiven Grenzen
und Beherrschung von Palästina aufzwingen … Wir
weisen das Lehren von christlichem Zionismus
zurück, der diese Praktiken transportiert und
unterstützt, indem er rassische Exklusivität
und Dauerkrieg vorantreibt.
Gerechtigkeitsgruppen drängen die britische
Regierung, die Erinnerung an 100 Jahre Balfour
Deklaration im November durch eine
Entschuldigung wahrzunehmen, anstatt den Plunder
in Champagner zu ertränken. Hier könnte Mrs. May
etwas wirklich Gutes tun. Sie könnte mit einem
Strich helfen, den zerstörerischen Aufruhr im
Mittleren Osten in den Griff zu bekommen, und
anfangen, Britanniens zerfleddertes Image zu
reparieren. Sie könnte sogar neue Handelsrouten
in islamische Märkte öffnen, die lebenswichtig
sind, wenn wir die EU verlassen. Indem sie sich
in unserem Namen für 100 Jahre Agonie
entschuldigt, den wir über liebenswerte Leute in
einem liebenswerten Teil der Welt verbreitet
haben, könnte Mrs. May einen riesigen Schritt
für die Menschheit auf der Weltbühne tun.
Aber nein, sie
macht ein Volksfest. Und ihr wichtigster Gast
ist der skrupellose israelische Premierminister,
der auf einer von vielen gewünschten Liste von
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit steht. In seinem eigenen Land
laufen gegen ihn sogar Untersuchungen wegen
Korruption. Die Pläne von Mrs. May bezüglich
einer Einladung des Premierministers sind also
nicht nur mangelndes Urteilsvermögen sondern
auch wahnsinnig provozierend; erst kürzlich
wurde Israel in einem UN-Bericht als
Apartheid-Regime angeprangert! Ihr Verhalten ist
umso bedauernswerter, wenn man sich mit dem
verzweifelten Hilfeschrei der „Nationalen
Koalition christlicher Organisationen in
Palästina“ auseinandersetzt, die sich vor
einigen Wochen in einem offenen Brief an den
Weltkirchenrat und die ökumenische Bewegung
gewandt hat. Der Brief wurde von mehr als 30
Organisationen in Jerusalem, der Westbank und
Gaza unterzeichnet. Sie können dieses
aufrüttelnde Dokument in Facebook (oder als
Update Nr. 50 in den Aussendungen der
Übersetzerin!) lesen.
Die „nationale
Koalition“ brachte auch vor 10 Jahren einen
ähnlichen Hilfeschrei heraus, aber die Tyrannei
der Besatzungsmacht hat sich von schlimm nach
noch viel schlimmer entwickelt. Ihre letzte
Botschaft ist erschreckend stark:
Die Dinge sind
mehr als dringend. Wir sind am Rande eines
katastrophalen Zusammenbruchs. Der derzeitige
Status-quo ist nicht auszuhalten. Dies könnte
unsere letzte Chance sein, um einen gerechten
Frieden zu erreichen. Als palästinensische
christliche Gemeinde könnte diese unsere letzte
Gelegenheit sein, die christliche Präsenz in
diesem Land zu retten.
„Der Name des
Spiels lautet: Palästina ausradieren“ (Miko
Peled)
Es hat mich
ermutigt zu hören, dass Sie unabhängig das
besetzte Palästina besucht haben, nicht, indem
Sie die übliche Propaganda-Tour von
konservativen „Freunden von Israel“ oder der
israelischen Regierung in Anspruch genommen
haben. Trotzdem: Angaben von CFol (Commercial
Finance online), dass 80 % der konservativen
Parlamentsmitglieder und Mitglieder des
Europaparlaments sich als Mitglieder
eingeschrieben haben, ist alarmierend und stellt
uns fast auf gleiche Höhe mit dem Kongress der
USA , der von der Israel-Lobby durch AIPAC
kontrolliert wird. Es ist lächerlich, dass eine
fremdländische Militärmacht, die keinen Respekt
hat vor internationalem Recht und
Waffen-Konventionen und -Sicherungen, einen
derartigen Einfluss auf die Außenpolitik in den
USA und UK ausübt. Sich mit Israel zu verkuppeln
war immens teuer an Blut und Vermögen und
beschädigt unsere Reputation.
Jeder außerhalb
der Westminster-Blase weiß genau, dass es im
Heiligen Land keinen Frieden geben kann ohne
Gerechtigkeit. Jedermann weiß, dass
internationales Recht und unzählige
UNO-Resolutionen immer noch auf ihre
Durchführung warten. Jedermann weiß, dass Israel
sich nicht fügen wird, wenn keine Sanktionen
durchgesetzt werden. Jedermann weiß, dass die
Belagerung von Gaza nicht aufgehoben wird, wenn
nicht Kriegsschiffe gesandt werden.
Miko
Peled, Sohn eines israelischen Generals,
früherer israelischer Soldat und jetzt eine
führende Stimme im Kampf um die Freiheit
Palästinas, erzählt uns: „1993 hatten die
Israelis ihre Mission erreicht, die Eroberung
der Westbank unumkehrbar zu machen und die
israelische Regierung war sich sicher, dass in
der Westbank kein palästinensischer Staat
eingerichtet werden konnte.“ Was mehr ist:
Jedermann weiß inzwischen, dass die USA kein
ehrlicher Broker ist und dass der Frieden nicht
durch Schein-„Verhandlungen“ zwischen den
Schwachen und den Allmächtigen kommen wird.
Jedermann weiß, wer die wirkliche Bedrohung des
Friedens im Mittleren Osten ist. Und jedermann
weiß, dass Händeringen und leere Wörter von der
Regierung Ihrer Majestät keinen Zweck haben als
die Verlängerung des täglichen Elends und Israel
Zeit gibt einzukaufen, damit es sein
verbrecherisches Konstrukt fertigstellen und die
Besetzung dauerhaft machen kann
Mrs. May lobt
Israel als „vorwärts blickende Demokratie, als
Leuchtfeuer für Toleranz“, wenn dies
offensichtlich nicht so ist. Sie sagt, unsere
beiden Länder teilen „gemeinsame Werte“, was sie
offensichtlich nicht tun; und bei den
unaufhörlichen Verbrechen des israelischen
Regimes gegen die Menschlichkeit und der
Grausamkeit gegenüber den einheimischen
Personen, die es terrorisiert, ist eine solche
Bemerkung ein Schlag gegen alle, die nach
christlichen Werten leben. Sie behauptet sogar,
dass Israel ein Land ist, in dem Menschen aller
Religionen „frei sind und gleich nach dem
Gesetz“, und dass Israel „die Rechte der
Menschen aller Religionen, Rassen und sexuellen
Befindlichkeiten garantiert, und wünscht, dass
jedermann in der Lage sei aufzublühen“. Das ist
ein kompletter Unsinn. Die Dame muss ihre
fehlgeleitete Bewunderung für das Schurkenregime
herunterfahren.
Sie
muss auch alle Versuche, die erfolgreiche
BDS-Kampagne zu kriminalisieren zurückrufen, die
sie falsch nennt und davor warnt, dass ihre
Regierung „nichts zu tun haben will mit denen,
die sie unterschreiben“. Artikel 19 der
Universellen Deklaration der Menschenrechte
verleiht jedermann „das Recht der Meinungs- und
Ausdrucksfreiheit; dieses Recht enthält die
Freiheit, Meinungen zu haben ohne dafür
abgewürgt zu werden, und Informationen und Ideen
zu suchen und zu empfangen und weiter zu geben
über Medien und unabhängig von Grenzen.
Als Staatssekretär
für Schottland, dem wichtigsten hiesigen Mann im
Zentralkomitee und Mitglied des Kabinetts haben
Sie das Ohr des(r) Parlamentsmitglied(er) (MPs)
in schwerwiegenden Staatsangelegenheiten wie
dieser. Ich hoffe, Sie erlauben mir, mich auf
Ihren guten Willen zu berufen (Mein MP Alister
Jack wird informiert). Ich möchte nicht die
übliche Proforma-Antwort aus dem Außenamt über
das Festhalten von UK an der Zweistaaten-Lösung
erhalten – eine wirkungslose Position, wie
jedermann, der die Situation kennt, seit Jahren
weiß. Was ich mir jedoch erhoffe, ist die Angabe
von Gründen, warum
HMG (= Her
Majesty’s Government) immer noch Waffen nach
Israel exportiert, wenn diese gegen die
Palästinenser zum Einsatz kommen, damit die
illegale Besetzung aufrecht erhalten bleibt,
warum
sich nichts bewegt, um die seit 10 Jahren
aufrechte Blockade von Gaza zu beenden, die fast
2 Millionen Bürger an den Rand einer humanitären
Katastrophe bringt, warum HMG dabeibleibt,
Israel für seine anderen niemals aufhörenden
Verbrechen zu loben, seine Verachtung für
internationales Recht, seine Missachtung der
Vorkehrungen in der UNO-Charta und seine
ständigen Brüche des EU-Israel-Abkommens. Und
warum Mrs. May versucht, gegen die jüngste
Entscheidung des Gerichtshofes aufzubegehren,
mit der unser Recht, Israel zu boykottieren,
verteidigt wird. Realisiert sie nicht, dass die
Passivität des HMG der Zivilgesellschaft keine
Wahl lässt, als zu BDS Zuflucht zu nehmen?
Im Besonderen
möchte ich bitte (etwas) erfahren über die
Reaktion von Mrs. May auf den verzweifelten
Hilferuf der christlichen Kirchen im Heiligen
Land, und ich hoffe sehr, dass Sie sie
aufmerksam machen auf diesen Brief an den
Weltkirchenrat, wenn sie ihn noch nicht gesehen
hat. Sie trägt ihr Christentum an ihrem Ärmel,
wird regelmäßig in der Kirche gesehen usw., aber
ihre Glaubwürdigkeit ist infrage zu stellen,
wenn sie den Inhalt dieses Briefes ignoriert.
Ob die hier
gestellten Fragen wie gewöhnlich als unangenehm
weggesteckt werden oder ob sie die Beachtung
finden, die sie verdienen, die Geschichte wird
weite Verbreitung finden. Daher wird diese
Anfrage als „Offener Brief“ verbreitet.
Stuart
Littlewood bringt regelmäßig Beiträge in der
englischen Website von Al Arabiya und ist
der Autor des Buches für Radio Free Palestine
Andere Artikel von Stuart Littlewood - Dort
wird mehr über die Not der Palästinenser
berichtet.
Übers.:
Gerhilde Merz |