Eine
unhaltbare Europäisierung der Erpressung mit
(dem Vorwurf des) Antisemitismus
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Union Juive Francaise pour la Paix -
07.06.2017 - Am 1.
Juni stimmte das Europäische Parlament mit einer
sehr großen Mehrheit für eine neue Resolution
zum Antisemitismus. Und das ohne wieder einmal
zu bedauern, dass der Antisemitismus gegenüber
anderen Formen des Rassismus besonders
hervorgehoben wird. Zu diesen anderen kein Wort,
z.B. dazu dass die Islamophobie überall um sich
greift und die Romaphobie tödlich ist. Aber es
ist viel schlimmer. Wenn man genauer hinsieht,
geht es gar nicht so sehr um Antisemitismus als
um eine Einschränkung der freien
Meinungsäußerung und die Kriminalisierung
jeglicher Kritik an Israel.
Die Resolution
übernimmt mit Paragraph 2 die von der
ultra-zionistischen Internationalen Allianz für
die Erinnerung an den Holocaust (IHRA)
vorgeschlagenen Kriterien für die Definition von
Antisemitismus. Während Antisemitimus der Hass
auf Juden als Juden ist, bleibt die Definition
nicht dabei stehen. Somit fällt auch unter die
Definition, "wenn man dem jüdischen Volk (sic!)
sein Recht auf Selbstbestimmung abspricht, z.B.
mit der Behauptung die Existenz des Staates
Israel sei ein rassistisches Unterfangen".
Ebenso "die Anwendung doppelter Standards, indem
man (von Israel) ein Verhalten fordert, das man
von anderen demokratischen (sic!) Staaten nicht
erwartet und nicht verlangt". Antisemitismus?
Das Vereinigte Königreich und Österreich haben
vor kurzem diese Definition übernommen, die
katastrophalen Folgen haben sich bald bemerkbar
gemacht. In diesem Umfeld wurde die für Anfang
Juli geplante Palestine Expo 2017 in London so
gut wie abgesagt.
In Frankreich
verbindet dieser Refrain die
letzte Kritik an Israel und/oder dem Zionismus
mit den non-stop Antisemitimus-Spielen. Kein
Bedarf für die Definition der IHRA in
Frankreich!
Auch wenn die
Abstimmung für diese Resolution im Europäischen
Parlament nicht rechtlich bindend ist, trägt sie
zur Stärkung des verdorbenen Klimas bei, in dem
Kritik und Israel im selben Satz zum Schweigen
gebracht und kriminalisiert werden. Die
Abstimmung stellt einen hinterhältigen Angriff
auf (das Recht auf) freie Meinungsäußerung über
das Medium der einzigen demokratischen
Institution in der Europäischen Union dar.
Mit der
bemerkenswerten Ausnahme der Europäischen
Vereinten Linken/der Nordischen Grünen Linken
und einiger Grüner haben alle parlamentarischen
Gruppierungen den Klagen der hyperaktiven
pro-Israel-Lobbys (an erster Stelle die IHRA und
der Europäische Jüdische Kongress) mehr oder
weniger ehrfürchtig zugehört; sie haben so nach
einer langen und kostspieligen Kampagne
schließlich gewonnen. Aber wir lassen uns nicht
täuschen: die Resolution hat nur unter Druck
gewonnen. Es ist eine Abstimmung aufgrund von
Überredung. (Die Resolution) wurde von einer
großen Mehrheit angenommen, die aus einer
Allianz besteht, die nicht so vielfältig ist,
wie sie auf den ersten Blick erscheint: vom
rechten Flügel der Sozialdemokraten bis zu den
Nationalisten und den Antisemiten der extremen
Rechten – alle haben mit sehr wenigen Ausnahmen
für die Resolution gestimmt.
Ohne eine
stillschweigende weltanschauliche Verbindung zur
Islamophobie, die im Grund für
selbstverständlich gehalten wird, und die
unermüdliche strategische Unterstützung durch
die Neokonservativen von Israel wäre eine solche
Koalition undenkbar. Man muss nur an der
Oberfläche der "guten Absichten" dieser
Resolution kratzen, um ihre raison d'etre
zu erkennen, die überdies wenig mit der
Situation des europäischen Judentums zu tun hat.
Es ist nötig zu betonen, dass es in Europa
keinen offiziell geduldeten Antisemitismus gibt,
und dass diese Abstimmung eindeutig nicht darauf
abzielt einen genuinen Antisemitismus
abzuwenden, sondern vielmehr die legitime
politische Kritik am Staat, seiner Politik und
seinem Charakter.
Die Abstimmung
über diese Resolution erinnert uns daran, das
hier und in Europa das Recht Israel zu
kritisieren, sich prinzipiell auf (das Recht
auf) Freiheit auf politische Meinungsäußerung
gründet, eine Erwerbung, die so kostbar und
fragil ist, dass wir sie unbedingt verteidigen
müssen.
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
An
Intolerable Europeanization of ‘Antisemitism’
Blackmail - 7. 6. 2017 - Union Juive Française
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